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Unter Reassortment oder Reassortierung versteht man in der Virologie die Vermischung oder Neuverteilung genetischer Information zwischen zwei ahnlichen Viren Meist handelt es sich um Varianten oder Subtypen einer Virusspezies oder um nahe verwandte Spezies innerhalb einer Virusgattung Ein Reassortment ist unter naturlichen Bedingungen nur moglich wenn die beiden Virustypen sich in derselben infizierten Zelle vermehren und ihr Genom aus mehreren Segmenten besteht Prozess des Reassortments am Beispiel von Influenzaviren Die erste Bedingung kann nur erfullt werden wenn beide Viren auch den gleichen Wirt infizieren konnen da sich nur dann ihre Genome in einer Zelle befinden konnen Viren die nicht auf einen einzigen Wirt festgelegt sind also eine niedrige Wirtspezifitat haben oder sich haufig durch Varianten an einen neuen Wirt anpassen konnen reassortieren haufiger weil ihnen mehr Wirte und damit mehr Viren zum Reassortment zur Verfugung stehen Die zweite Bedingung ist nur bei einigen Virusfamilien erfullt die durch ein segmentiertes Genom charakterisiert sind Man unterscheidet zwischen dem Reassortment bei Viren mit segmentierten Genom wie bei den Influenzaviren bei der die einzelnen Nukleinsaurestrange unverandert bleiben und der homologen Rekombination innerhalb eines solchen Segments wie es auch bei Viren mit unsegmentierten Genom moglich ist wie bei den Coronaviren 1 Die erste Moglichkeit entspricht bei Eukaryoten inklusive des Menschen der Meiose Reifeteilung und spaterer sexueller Verschmelzung der Zellkerne der mutterlichen und vaterlichen Gameten die zweite dem Crossing over Inhaltsverzeichnis 1 Ergebnis eines Reassortments 2 Reassortment bei vertebralen Viren 3 Reassortment bei nicht vertebralen Viren 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseErgebnis eines Reassortments Bearbeiten nbsp Reassortierung von Influenzavirus A seit 1918Das Ergebnis eines Reassortments ist das plotzliche Auftauchen einer genetisch sehr abweichenden Variante die Segmente von beiden vermischten Virusgenomen enthalt Wenn das Reassortment die Segmente fur die Oberflachenproteine oder bei unbehullten Viren die Kapsidproteine eines Virus durchmischt hat so resultiert auch eine plotzliche Veranderung der Epitope auf der Virusoberflache Dieses Phanomen als Resultat des Reassortments nennt man Antigenshift englisch antigenic shift Reassortments sind wegen der notwendigen gleichzeitigen Infektion eines Wirtes mit zwei Viren in naturlichen Biotopen eher selten Auch ist das Ergebnis eines Reassortments in den meisten Fallen Viren die nicht oder nur eingeschrankt vermehrungsfahig sind oder Nachkommenviren produzieren die mit ihren neuen Oberflachenproteinen die Zielzelle nicht mehr erkennen und somit nicht mehr infizieren konnen Die Wahrscheinlichkeit fur ein Reassortment steigt dann signifikant an wenn ein oder zwei Populationen z B Menschen und Schweine oder Huhnervogel mit verschiedenen Virusvarianten in grosser Zahl und Dichte die Moglichkeit zur gegenseitigen Infektion haben Bei einer Reassortierung finden schlagartig grossere Anderungen der Sequenz der viralen Erbinformation und somit auch der daraus codierten viralen Proteine statt Dadurch werden diese neuen Varianten der viralen Proteine nicht so gut von Gedachtniszellen des Immunsystems erkannt und es tritt eine Immunevasion auf die eine Herdenimmunitat unterlaufen kann und somit eine neue Epidemie ermoglichen kann Im Labor kann ein Reassortment verhindert werden indem die Verpackungssignale von mindestens zwei Segmenten vertauscht werden 2 Reassortment bei vertebralen Viren BearbeitenReassortment bei Viren die Wirbeltiere Vertebrata infizieren konnen gibt es ausschliesslich bei RNA Viren und zwar bei den folgenden Familien Reoviridae z B Gattung Rotavirus mit 10 12 Segmenten Bunyaviridae z B die Gattung Hantavirus mit 3 Segmenten Arenaviridae z B Lassa Virus mit 2 Segmenten Orthomyxoviridae Gattung Influenzavirus A als bekanntestem Beispiel mit 6 bis 8 Segmenten Reassortment bei nicht vertebralen Viren BearbeitenNeben den oben genannten Virusfamilien gibt es noch weitere Familien oder Gattungen mit segmentiertem Genom die jedoch nur Bakterien Pflanzen Pilze oder Insekten anstelle von Wirbeltieren wiss Vertebrata infizieren Auch bei diesen wurde ein Reassortment beschrieben Diese sind Gattung Nanovirus Pflanzenviren Fam Nanoviridae 6 9 Segmente ssDNA Familie Cystoviridae Bakteriophagen 3 Segmente dsRNA Familie Chrysoviridae Pilzviren 4 Segmente dsRNA Gattung Varicosavirus Pflanzenviren Negarnaviricota Haploviricotina Monjiviricetes Mononegavirales Fam Rhabdoviridae 2 Segmente ssRNA Gattung Tenuivirus Pflanzen und Insektenviren Negarnaviricota Haploviricotina Ellioviricetes Bunyavirales Fam Phenuiviridae 3 4 Segmente ssRNA Gattungen Sadwavirus und Cheravirus Pflanzenviren Picornavirales Fam Secoviridae 2 Segmente ssRNA Unterfamilie Comovirinae Pflanzenviren Picornavirales Fam Secoviridae 2 Segmente ssRNA Gattungen Tobravirus und Furovirus Pflanzenviren Fam Vigaviridae 2 Segmente ssRNA Gattungen Hordeivirus 3 und Pomovirus Pflanzenviren Fam Vigaviridae 3 Segmente ssRNA Familie Bromoviridae Pflanzenviren 3 Segmente ssRNALiteratur BearbeitenDavid M Knipe Peter M Howley et al Hrsg Fields Virology 4 Auflage Philadelphia 2001 ISBN 0 7817 1832 5 J R Gentsch A R Laird B Bielfelt D D Griffin et al Serotype diversity and reassortment between human and animal rotavirus strains implications for rotavirus vaccine programs In The Journal of Infectious Diseases 192 Suppl 1 1 September 2005 S S146 S159 Review R N Charrel J J Lemasson M Garbutt R Khelifa et al New insights into the evolutionary relationships between arenaviruses provided by comparative analysis of small and large segment sequences In Virology 317 2 20 Dezember 2003 S 191 196 T Yanase T Kato M Yamakawa K Takayoshi et al Genetic characterization of Batai virus indicates a genomic reassortment between orthobunyaviruses in nature In Archives of Virology 151 11 November 2006 S 2253 2260 M I Nelson L Simonsen C Viboud M A Miller et al Stochastic Processes Are Key Determinants of Short Term Evolution in Influenza A Virus In PLoS Pathog 2 12 1 Dezember 2006 S e125 PMID 17140286 B Schweiger L Bruns K Meixenberger Reassortment between human A H3N2 viruses is an important evolutionary mechanism In Vaccine 24 44 46 10 November 2006 S 6683 6690 Siehe auch BearbeitenRekombination Genetik Weblinks BearbeitenAnimierte Graphik eines ReassortmentsEinzelnachweise Bearbeiten Maciej F Boni Philippe Lemey Xiaowei Jiang Tommy Tsan Yuk Lam Blair W Perry Todd A Castoe Andrew Rambaut David L Robertson Evolutionary origins of the SARS CoV 2 sarbecovirus lineage responsible for the COVID 19 pandemic in Nature Microbiology vom 28 Juli 2020 doi 10 1038 s41564 020 0771 4 Main Q Gao P Palese Rewiring the RNAs of influenza virus to prevent reassortment In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 106 Nummer 37 September 2009 S 15891 15896 doi 10 1073 pnas 0908897106 PMID 19805230 PMC 2747214 freier Volltext SIB Hordeivirus auf ViralZone Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reassortment amp oldid 220675812