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Raummode von englisch room mode dort von lateinisch modus Plural Raummoden ist ein Fachbegriff der Akustik Er beschreibt Eigenschaften stehender Schallwellen mit einer Eigenfrequenz in geschlossenen Raumen wobei vor allem die Auswirkung auf den Horeindruck der darin befindlichen Menschen von Interesse ist Raummoden zwischen zwei harten Wanden An den Wanden muss dabei immer maximaler Schalldruck herrschen was an den dortigen Druckbauchen zu erkennen ist Eine Raummode ist eine den Raum ausfullende Eigenform der Luft wahrend sie mit einer von mehreren Eigenfrequenzen schwingt Die Schwingung pendelt dabei zwischen zwei gegensatzlichen Auslenkungszustanden Die Raummoden zeigen also wo im Raum sich Schwingungsknoten und bauche bei bestimmten Eigenfrequenzen ausbilden Fur den Beobachtungszeitraum wandert die Welle nicht mehr durch den Raum sondern hat feste Amplituden Maxima und Minima Die Schwingungsknoten sind Nullstellen der Amplitude d h an der Stelle an der ein Knoten auftritt gibt es keine Auslenkung In der Praxis bedeutet dies dass sich z B fur Wohnraume mit Hifi Anlagen der Horeindruck mit der Position der Person im Raum andert Abhangig von der Raumakustik bilden sich speziell bei ublichen Wohnraumabmessungen einige Wohnraummoden im tiefen Frequenzbereich aus die sehr storend wirken konnen Von vorrangiger Bedeutung sind jene Moden die am starksten ausgebildet sind Bei Raumen gibt es sechs Freiheitsgrade fur Eigenschwingungen was zu einer mehrdimensionalen Zusammensetzung der moglichen Eigenfrequenzen und deren Schwingungsformen fuhrt Grundsatzlich wird die Anzahl der maximal moglichen Freiheitsgrade durch die herrschenden Zwangsbedingungen wieder reduziert Wenn man die ganzzahligen Harmonischen ausklammert gibt es je Freiheitsgrad eine Eigenschwingung Die Freiheitsgrade fur Moden in Raume lassen sich fur Berechnungen in guter Naherung auf drei begrenzen Inhaltsverzeichnis 1 Anregung von Eigenformen 2 Schroderfrequenz 3 Berechnung 4 Ordnungszahl 5 Minimierung der Auswirkungen 5 1 Sound Systeme 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAnregung von Eigenformen BearbeitenWahrend kleine Raume ausgesprochen diskrete Eigenfrequenzen aufweisen uberlagern sich bei grossen Raumen wie bei Kirchen alle Moden zu einem Kontinuum es tritt verstarkt Hall auf Bei Raumen spiegeln die Raummoden wie der Klang eines Raums verfarbt wird weil bestimmte Tone besonders hervortreten und eine ungleichformige Energieverteilung innerhalb des Raums haben Treten diskrete Resonanzfrequenzen auf so sind diese auffalliger als wenn mehrere Resonanzen gleichmassig im Spektrum verteilt sind Eine bestimmte Resonanzfrequenzverteilung ist eine physikalische Eigenschaft des Raumes die von seinen Abmessungen abhangt Nur bestimmte Frequenzen werden angeregt Bei diesen Resonanzeffekten spielen sowohl der erhohte Pegel als auch die zeitliche Fortdauer des Tons eine Rolle Die Amplitude einer akustischen Mode hangt von der Position im Raum ab Der Grad der Klangverfarbung ist daher von Ort zu Ort verschieden nbsp Eine stehende Welle An den Enden den Raumbegrenzungen erscheint jeweils ein Druckbauch als Maximum Schroderfrequenz BearbeitenKennt man die Nachhallzeit T displaystyle T nbsp eines Raumes in Sekunden und sein Volumen V displaystyle V nbsp in m 3 displaystyle mathrm m 3 nbsp so kann mit Hilfe folgender Zahlenwertgleichung die Schroderfrequenz oder Grossraumfrequenz f s displaystyle f text s nbsp bestimmt werden die bei den meisten Raumen um 300 Hz liegt 1 f s 2000 T V Hz 1 p c S 3 T V c S r H p displaystyle f text s 2000 sqrt frac text T text V text Hz approx frac 1 pi sqrt frac c S 3 T V frac c S r H pi nbsp Nahezu das Gleiche ergibt sich wenn man die Schallgeschwindigkeit cS bzw den Hallradius rH einsetzt und das Ergebnis durch p teilt Unterhalb der Schroderfrequenz konnen akustische Moden des Raums wahrnehmbare Klangverfarbungen bewirken Da diese besonders die tiefen Tone betreffen werden sie als Drohnen Booming oder Ein Noten Bass empfunden Oberhalb dagegen verursachen sie in Wohnraumen keine horbaren Verzerrungen der Wiedergabe weil die Moden in Form von dichten Reflexionen und Nachhall ineinander ubergehen Berechnung BearbeitenVorrangig werden drei Arten stehender Moden berechnet die in einem typischen quaderformigen Horraum vorkommen Dieses sind axiale longitudinale tangentiale und diagonale Moden auch Oblique oder Schragmoden genannt Die axialen Moden dominieren deutlich Die Raummode erster Ordnung tritt bei einer Frequenz auf deren halbe Wellenlange dem Abstand zwischen den beiden Wanden entspricht Die Eigenfrequenzen f n displaystyle f text n nbsp des vom betrachteten Wandpaar eingeschlossenen eindimensionalen Raumes berechnet sich aus f n c 0 n 2 d displaystyle f text n frac c 0 cdot n 2 cdot d nbsp Dabei ist c 0 displaystyle c 0 nbsp die Schallgeschwindigkeit d displaystyle d nbsp der Abstand zwischen den beiden Wanden und n displaystyle n nbsp die Ordnung der Raummode die auch gleichzeitig der Anzahl der Schalldruckminima entspricht Die an zwei parallelen Wanden angestellten Uberlegungen lassen sich auf dreidimensionale quaderformige Raume ubertragen Dabei treten zusatzlich zu den beschriebenen als axial bezeichneten Moden zwischen zwei gegenuberliegenden Wandpaaren auch Moden auf deren Pfade sich in zwei und drei Dimensionen des Raumes bewegen Man bezeichnet diese im zweidimensionalen Fall als tangentiale und im dreidimensionalen Fall als oblique Moden Die Berechnung aller Eigenfrequenzen f n x n y n z displaystyle f mathrm n x n y n z nbsp eines quaderformigen Raumes kann mit der bereits 1896 von John William Strutt 3 Baron Rayleigh beschrieben Formel erfolgen f n x n y n z c 0 2 n x l x 2 n y l y 2 n z l z 2 displaystyle f mathrm n x n y n z frac c 0 2 sqrt left frac n text x l text x right 2 left frac n text y l text y right 2 left frac n text z l text z right 2 nbsp Dabei ist wiederum c 0 displaystyle c 0 nbsp die Schallgeschwindigkeit l x l y displaystyle l text x l text y nbsp und l z displaystyle l text z nbsp sind die Abmessungen des Raumes also Lange Breite und Hohe und n x n y displaystyle n text x n text y nbsp und n z displaystyle n text z nbsp bezeichnen die Ordnungen der Moden in den jeweiligen Richtungen Aus der Uberlagerung aller Moden eines Raumes setzt sich die raumliche Schalldruck Schallschnelle Verteilung und damit das dreidimensionale Feld komplexer Schallfeldimpedanzen zusammen Raummoden sind resonanzfahige Systeme Stefan Weinzierl 2 Ordnungszahl BearbeitenDie Frequenzen und Eigenschwingungsformen werden nach ihrer Ordnungszahl Nummer benannt also Die erste Eigenschwingungsform oder Grundform stellt sich bei einer Schwingung mit der ersten Eigenfrequenz der Grundfrequenz ein Die zweite Eigenschwingungsform schwingt mit der zweiten Eigenfrequenz usw Ist die Zusammensetzung der Eigenfrequenzen komplexer etwa bei Raumen so wird die Ordnungszahl mehrstellig oder durch Komma getrennt in Klammern angegeben Minimierung der Auswirkungen BearbeitenEin Raum mit harten Wanden zeigt markante Spitzen bei bestimmten Raumresonanzfrequenzen Durch Massnahmen zur Schallabsorption kann das geandert werden Je nach Menge und Position der absorbierenden Materialien in einem Raum werden diese markanten Auspragungen gemindert Es gibt inzwischen eine Vielfalt an akustischen Absorbermaterialien die geeignet sind bestimmte Frequenzbereiche bevorzugt zu dampfen Mikroperforierte Deckenpanele Spezialfolien mit Perforationen und konventionelle Absorberpanele konnen verwendet oder kombiniert werden um Raumakustik fur den jeweiligen Einsatzbereich zu optimieren Fur Abhangehohen zwischen 200 und 600 mm wie sie in der Praxis haufig vorkommen liegt das Wirkungsmaximum dieser neuartigen Akustik Decke im so wichtigen Frequenzbereich zwischen 125 und 500 Hz wo bei der heute ublichen kargen Moblierung mit durchweg schallharten Oberflachen die Schallabsorption der Decke dringend benotigt wird Bei Frequenzen zwischen 500 und 2000 Hz wo die Decke weniger stark schluckt ist i a Schallabsorption durch Teppiche Vorhange und die Personen selbst vorhanden Dies fuhrt zu einer relativ ausgeglichenen Nachhallzeit uber der Frequenz und einem geringeren Schallpegel in den Raumen 3 Auch passive und aktive Resonanzabsorber kommen zum Einsatz Besteht die Moglichkeit die Raumgeometrie in der Planungsphase zu andern so kann man gunstige Proportionen erreichen 4 In Kombination mit geeigneten Schalldammungsmassmahnen kann die Raumakustik fur den Anwendungsbereich weiter optimiert werden Auch die Art der Wandkonstruktion hat Einfluss auf die Raumakustik Leichtbauweise fuhrt meist zu einem geringeren Bedarf an zusatzlichen Massnahmen Teppichboden oder schwere Vorhange verandern die Raumakustik jedoch in einen Bereich der nicht unbedingt gedampft werden soll Auf tiefe zum Raumdrohnen fuhrende Raummoden haben diese so gut wie keinen Einfluss Sound Systeme Bearbeiten Einige Anbieter bieten seit 1990 aufwendige sog Raumkorrektursysteme mit Messmikrofonen und nutzen aktuelle Moglichkeiten digitaler Filterung um den notwendigen Ausgleich fur Raummoden zu implementieren Angesichts der hohen Kosten fur diese Systeme gibt es eine Kontroverse uber den relativen Wert der Verbesserung in normalen Raumen Optimale Nutzung erfordert Grundkenntnisse der akustischen Zusammenhange vom Betreiber und eine umfangreiche Datenerfassung am Aufstellungsort die automatisiert in der Einstellungsphase der Gerate vorgenommen werden muss Die Kompensation und Entzerrung uber den Frequenzgang des verwendeten Sound Systems sind von begrenztem Nutzen da zeitlich ablaufende Vorgange nicht beeinflusst werden wie die Nachhallzeit und Ein Ausschwingvorgange Die Entzerrung passt nur fur eine bestimmte Horposition und kann bei falscher Anwendung dazu fuhren dass andere Horpositionen sogar verschlechtert werden Weder die Lautsprecher noch die Messmikrofonplatzierung darf in einem Knotenpunkt erfolgen denn die akustisch bedingte Ausloschung einer Frequenz kann nicht durch erhohte Verstarkung derselben Frequenz kompensiert werden Eine solche Uberkompensation wurde die Lautsprecher ohne nennenswerten Nutzeffekt ubersteuern Raumkorrektursysteme erfassen den Ist Zustand Frequenzgang am Messort der Benutzer kann meist eine Zielkurve auswahlen oder selbst gestalten und das Korrektursystem generiert eine Entzerrungskurve die die Differenz von Zielkurve und Messkurve ausgleichen soll Die Gestaltung der Zielkurve erfordert Kenntnisse und Beachtung der lokalen Gegebenheiten eine vereinfachend eingesetzte linealgerade Frequenzgang Vorgabe ware ein typischer Anfangerfehler Wenn auch ein im reflexionsfreien Raum gemessener Lautsprecher noch einen linearen Frequenzgang zeigte ist beim praktischen Einsatz in Raumen neben den Raumresonanzen auch mit Reflexionen an Boden Decke und Seitenwanden zu rechnen die zeitverzogert eintreffen Der resultierende gemessene Frequenzgang kann nicht mehr linear sein weil das Zeitfenster der Messung gross genug sein muss um den Aufbau der Raumresonanzen nicht auszuschliessen Ein alternativer Kompromiss ist die bekannten Raumresonanzfrequenzen moglichst vollstandig durch den Einsatz digitaler Kammfilter oder Kerbfilter bei der Beschallung des Raumes zu unterdrucken Eine weitere Moglichkeit ist die Anzahl der Tieftonlautsprecher und Verstarkerkanale zu erhohen und diese uber aufwendige digitale Verarbeitung gezielt bei den betroffenen Resonanzfrequenzen gegenphasig und unter Berucksichtigung der Signallaufzeiten durch den Raum anzusteuern und somit Reflexionen zum Teil auszuloschen wobei der Aufstellungsort der Lautsprecher im Raum von besonderer Bedeutung ist Damit gelingt zum Teil bei grosseren Raumen und unter Vernachlassigung der Raummoden in tangentialer und diagonaler Ausrichtung eine Verbesserung der Wiedergabe Siehe auch BearbeitenNormalschwingung ShuntimpedanzLiteratur BearbeitenJ Kruger M Leitner P Leistner PC Instrumente zur Messung und Prufung akustischer Parameter In IBP Mitteilung Band 331 Nr 25 1998 fraunhofer de PDF H V Fuchs C Hausler X Zha Kleine Locher grosse Wirkung In Trockenbau Akustik 14 Nr 8 1997 S 34 37 H V Fuchs M Moser Schallabsorber In Gerhard Muller Taschenbuch Der Technischen Akustik Springer 2003 ISBN 3 540 41242 5 S 247 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche H Kuttruff E Mommertz Raumakustik In Gerhard Muller Taschenbuch Der Technischen Akustik Springer 2003 ISBN 3 540 41242 5 S 331 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Weblinks BearbeitenRaumeigenmoden Rechner Fur rechteckige Raume ermittelt dieser Rechner die Raumeigenmoden mit den 20 niedrigsten Eigenfrequenzen und stellt sie in aufsteigender Reihenfolge dar Berechnung der drei Raummoden von Rechteck Raumen Stehende Wellen Berechnung Umfassender Raummoden Rechner 3D Ansicht der Druckverteilung jeder Mode Audio Wiedergabe Bonello Diagramm Bolt area Schroderfrequenz in Abhangigkeit von der Nachhallzeit uva Der Unterschied zwischen den Moden als Schalldruckverteilung in Raumen und den Moden der Saitenschwingungen Vorgehensweise bei der Raumakustikanalyse Praktische Anweisungen zum Feststellen der Raumakustik Simulation der Anregung kleiner Raume bei tiefen Frequenzen IBP Fraunhofer Institut Bauphysik Memento vom 11 August 2011 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Gorne Tontechnik 2008 ISBN 3 446 41591 2 S 72 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Stefan Weinzierl Handbuch der Audiotechnik 2008 ISBN 3 540 34300 8 S 284 285 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Raumakustik Forschungsrichtung Mikroperforierte Metallkassetten als Unterdecke Memento vom 21 Oktober 2012 im Internet Archive Fraunhofer Institut fur Bauphysik Geeignete Raumdimensionen Abgerufen am 27 Marz 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raummode amp oldid 228168471