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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Ratsche Begriffsklarung aufgefuhrt Ratsche oder Ratsche zu mittelhochdeutsch ratzen klappern 1 verwandt mit neuhochdeutsch rasseln 2 auch Schnarre sowie Schnurre Rappel Rappel Riartel und Knarre ist ein holzernes Larm und Effektinstrument Nach der Hornbostel Sachs Systematik ist es ein Schraprad das den Schrapinstrumenten also den mittelbar geschlagenen Idiophonen zugeordnet wird Hierbei spannen die Zahne eines sich drehenden Rades eine oder mehrere elastische Zungen die bei der weiteren Drehung entlastet werden zuruckschlagen und so ein prasselndes Gerausch ergeben Die ebenfalls mittelbar durch eine Schwingbewegung angeregte Klepper gehort nicht zu den Schrapinstrumenten sondern zu den Aufschlagidiophonen und ahnelt den Klappern Karfreitagsratsche aus Rottenburg am Neckar 19 Jahrhundert source source Der Klang von sechs Kastenratschen Thundorf in Unterfranken Ratsche oder SchnarreRatscheEinsatz von Ratschen zur Warnung vor Gasangriffen im Zweiten Weltkrieg Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 2 Geschichtlicher Hintergrund 3 Sonstiges 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFunktionsweise BearbeitenDie Ratsche wird durch das schwungvolle Drehen eines schmalen Holzrahmchens mit einem Holzfederblatt um eine in der Hand gehaltene Achse an der ein Zahnrad befestigt ist in Bewegung gesetzt Das Federblatt rattert um das feststehende Zahnrad und erzeugt dabei je nach Drehgeschwindigkeit ein lautes knatterndes Gerausch Ratschen haben ublicherweise eine bis drei parallele Holzblattfedern ubereinander Der Rahmen einer Drehratsche besteht aus Birkenholz die gezahnte Walze aus Buchenholz Durch eine seitliche Kurbel wird die Walze betatigt Die dunnen Blatter der Ratsche sind aus Fichtenholz und erzeugen beim Drehen von Zahn zu Zahn den Schall Geschichtlicher Hintergrund BearbeitenIn verschiedenen mitteleuropaischen Regionen Suddeutschland Osterreich Bohmen wurden Schnarren oder Ratschen spatestens seit dem 18 Jahrhundert in der Fastnacht und bei Karfreitagsprozessionen benutzt In katholischen Gegenden zogen und ziehen teilweise noch heute Kinder mit Ratschen durch die Gemeinde um mittels des Ratschens die Kirchenglocken zu ersetzen die in der Zeit vom Gloria der Messe vom letzten Abendmahl am Grundonnerstag bis zur Feier der Osternacht nicht lauten 3 Sie sind in der Schweiz auch als Rafelen Rare Ratschi Radelen Radelen Rallen Ratsche Karfreitagsklapper und weiteren Begriffen bekannt Die Schnarre oder Flugelratsche ist heute auch ein beliebtes Instrument auch bei kulturellen und sportlichen Grossveranstaltungen auf Demonstrationen sowie als Spielzeuginstrument Die Ratsche hebraisch רעשן ra schen spielt auch eine Rolle beim judischen Purimfest Fruher zogen Bettelmusikanten mit einer Schnarre durch die Strassen wovon sich die Bezeichnung Schnorrer jiddisch שנא רער ableitete Curt Sachs zufolge waren Ratschen einst auch bei der Mullabfuhr von Amsterdam im Einsatz Auch die stadtischen Nachtwachter hatten fruher eine Schnarre bzw Schnurre als Alarmsignal im Mittelhochdeutschen bedeutete snurre das Schnurren Summen Ratschen wurden uberdies im Weinbau verwendet um gefrassige Vogel von den traubenbehangenen Weinstocken zu vertreiben 4 Die Verwendung war nicht allein auf Europa beschrankt ahnliche Instrumente waren auch in Bengalen zu finden Verschiedene Komponisten sehen in ihren Werken die Benutzung einer Knarre vor z B Leopold Mozart in der ihm zugeschriebenen Kindersinfonie Carl Orff in den Carmina Burana und Richard Strauss in seiner sinfonischen Dichtung Till Eulenspiegels lustige Streiche Sonstiges BearbeitenDas Wort Ratsche bezeichnet regional beispielsweise in der Deutschschweiz auch die Hanf und Flachsbreche 5 Im Volksmund ist die Ratsche oder Ratsche auch ein Gesperr eine Knarre oder ein Drehmomentschlussel Im alemannischen 6 und bairischen Sprachraum wird damit uberdies eine schwatzhafte Person vorwiegend weiblichen Geschlechts Die ist eine Ratschn oder auch Die ist ein rechte Ratschkathl bezeichnet wobei das Ratschn am ehesten dem Klatsch entspricht Literatur BearbeitenBrigitte Bachmann Geiser Die Volksmusikinstrumente der Schweiz Atlantis Zurich u a 1981 Handbuch der europaischen Volksmusikinstrumente Serie 1 4 ISBN 3 7611 0606 8 Curt Sachs Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens Zugleich eine Einfuhrung in die Instrumentenkunde 2 Auflage Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter Berlin u a 1923 Handbucher der Staatlichen Museen zu Berlin Nachdruck Olms Hildesheim 1983 ISBN 3 487 07352 8 S 49 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ratschen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Ratsche Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Larmbrauche in den Alpenlandern www zillich com Der Ratschenbauer Youtube Video Reportage von landwirt com vom 15 Marz 2012 Herstellung verschiedene Formen Einzelnachweise Bearbeiten Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache Bearbeitet von Elmar Seebold 25 durchgesehene und erweiterte Aufl De Gruyter Berlin Boston 2011 S 747 Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 18 Aufl bearb von Walther Mitzka Walter de Gruyter Berlin 1960 S 584 f Siehe etwa Schweizerisches Idiotikon Bd 6 Sp 1843 Artikel Ratsch II Bed 1 Schweizerisches Idiotikon Bd 6 Sp 1846 Artikel Vogelratscheⁿ Schweizerisches Idiotikon Bd 6 Sp 1844 Artikel Ratsch II Bed 2 Schweizerisches Idiotikon Bd 6 Sp 1845 Artikel Ratsch II Bed 5 Normdaten Sachbegriff GND 4467641 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ratsche amp oldid 223930678