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Als Ramsachkircherl wird die barocke Kirche St Georg bei Ramsach sudlich von Murnau am Staffelsee am Nordrand des Murnauer Mooses im oberbayerischen Landkreis Garmisch Partenkirchen bezeichnet 1 Sie ist ab dem 14 Jahrhundert nachweisbar im Kern spatgotisch und weist heute eine barocke Fassung nach grosseren Umbauten im 15 und 17 Jahrhundert auf Aussenansicht des RamsachkircherlsDie Kirche gegen das winterliche Murnauer Moos Inhaltsverzeichnis 1 Bauwerk 2 Geschichte 3 Ausstattung 4 Legende 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBauwerk BearbeitenDie Georgskirche ist ein einfacher Saalbau mit einem rechteckigen Grundriss und Satteldach Uber der Ostwand sitzt ein Dachreiter mit zunachst quadratischem Querschnitt auf dem ein achteckiges Turmchen steht das in einer spitzen Zwiebelhaube endet Die zwei Fenster je Langsfassade sind Rundbogen der einfache und niedrige Eingang von Westen ist ein Spitzbogen Um diese Tur ist ein barockes Prunkportal aufgemalt die Fenster und die kleinen Simse unter Traufe und Giebel sowie die Gebaudekanten sind mit Faschen farbig gefasst und teilweise mit einfachen Ornamenten geschmuckt An der Sudmauer ist das Fundament aus Findlingen sichtbar die unbehauenen Steine weisen wie der Spitzbogen auf den mittelalterlichen Ursprung des Baus hin Der Innenraum ist architektonisch schlicht die einzige Gliederung sind drei Stufen zum Altarraum Ein Chor ist nicht abgetrennt Im Westen befindet sich eine kleine Empore unter der ein Gitter den Vorraum abschliesst Die heute erhaltene Bauform wurde mutmasslich im 15 und im 17 Jahrhundert durch grossere Umbauten bestimmt Die barocke Kirche liegt auf einem kleinen Hugel der sich in den Hang des Molasse Ruckens einfugt durch den das Murnauer Moor nach Norden begrenzt wird Sie ist umgeben von einem heute aufgelassenen Friedhof Kirche und Kirchhof sind von einer Mauer mit mittelalterlichem Zugang eingefriedet Westlich der Kirche steht der ehemalige Hof Ramsach ein Blockbau mit Flachsatteldach und Zierbund aus dem 18 Jahrhundert heute ein Wirtshaus mit Biergarten Kirche und Wirtshaus sind auf der Denkmalliste von Murnau eingetragen Geschichte BearbeitenDie altesten baulich nachweisbaren Teile der Kirche von Ramsach weisen in das 14 Jahrhundert Dazu passt die erstmalige Erwahnung in einer Urkunde aus dem Jahr 1332 laut der die Kirche aus dem Eigentum des Klosters St Mang in Fussen an das Kloster Ettal ubertragen wurde 1444 tauschte Abt Johann von Ettal drei Hofe darunter Ramsach einschliesslich der dortigen Kirche gegen einen anderen Hof mit der wohlhabenden Murnauer Katharinenstiftung Ettal behielt aber zunachst die kirchliche Zustandigkeit bis diese 1453 im Einvernehmen mit den Burgern Murnaus auf die Kirche St Michael auf der Insel Worth uberging die nur indirekt Ettaler Aufsicht unterstand In dieser Urkunde ist erstmals St Georg als Patron des Ramsachkircherls nachweisbar wobei der Drachentoter Georg in Zusammenhang mit den Ortslegenden um den Lindwurm von Murnau steht der im Murnauer Marktwappen festgehalten ist Als 1744 Murnau zur Pfarrei erhoben wurde ging St Georg bei Ramsach als Filialkirche an die neue Gemeinde uber Die Burger Murnaus hatten bereits seit einigen Jahren den Unterhalt der Kirche getragen und Baumassnahmen bezahlt was durch erhaltene Rechnungen nachgewiesen ist So wurde 1739 das Dach repariert und wohl eine neue Zwischendecke eingezogen und der ortsansassige Maler Augustin Bernhard fuhrte einen neuen Aussenanstrich durch Im folgenden Jahr wurden neue Fensterscheiben eingebaut das Kirchengestuhl erneuert und Maler Bernhard malte die Decke aus Die damals entstandene Fassung der Kirche ist bis heute erhalten und wurde mehrmals restauriert zuletzt zwischen Herbst 2005 und Mai 2007 als der Innenraum der Kirche und die Ausstattung vollstandig restauriert die Kirche elektrifiziert und eine Alarmanlage installiert wurden Ausstattung Bearbeiten nbsp Das Deckengemalde nbsp Das Kircheninnere nbsp Handgeschmiedete eiserne GlockeDas Deckengemalde des ortsansassigen Malers Augustin Bernhard aus dem Jahr 1740 fullt die gesamte Deckenflache aus Die Decke ist flach mit einer kleinen Hohlkehle Der Maler tauscht eine wesentlich aufwandigere Architektur vor in dem er die Kehle mit einer scheinbaren Balustrade ausmalt Die Scheinarchitektur setzt sich uber die Flache der Decke in Form von Aufsatzen Simsen Friesen und Profilen fort Ausserdem werden Ornamente aus Stuck und Draperien aus Stoff in der Ausmalung vorgetauscht Die Gestaltung ist nicht perfektionistisch angelegt sondern bricht an vielen Stellen mit der Illusion So erweckt das zentrale Feld der Deckenmalerei einerseits den Eindruck eines Durchbruchs in dem eine Person auf der vermeintlichen Mauerkante sitzend dargestellt ist Andererseits ist das Bild in das der Sitzende schaut als flaches Tafelgemalde ohne jeden Ansatz einer passenden Perspektive gestaltet Kunsthistoriker fuhren das nicht nur auf die an einigen Stellen erkennbaren mangelnden Fahigkeiten des Malers aus der Provinz zuruck sondern sehen darin einen gewollten Bruch wie er fur das suddeutsche Spatbarock und dann das Rokoko typisch ist 1 Das Deckenbild zeigt in mehreren Feldern Legenden aus dem Leben des heiligen Georg und gipfelt in seiner Hinrichtung im zentralen Feld In den Gebaudeecken sind Allegorien der Christlichen Tugenden dargestellt Altaraufbau und Altarbild sind alter als die Ausmalung Die Jahreszahl 1663 sowie die Initialen F P des Stifters sind daran angebracht Das Bild stellt die bekannteste Legende aus dem Leben des heiligen Georgs dar es zeigt ihn als Ritter zu Pferde wahrend er mit seiner Lanze den Drachen totet Im Hintergrund der flachen Fluss oder Moorlandschaft vor Bergen steht klein die Prinzessin die Georg aus Todesgefahr rettet In den Altar sind wesentlich altere Figuren integriert die vermutlich von einem Vorgangeraltar stammen Links und rechts des Bildes stehen spatgotische Statuen aus dem 15 Jahrhundert Sie stellen Johannes den Taufer und die heilige Katharina dar Letztere verweist auf die wohlhabende Katharinenstiftung in Murnau die seit Mitte des 15 Jahrhunderts Eigentumerin der Kirche war Der Johannes konnte auf ein alteres Patrozinium vor St Georg verweisen Im Altaraufbau oberhalb des Bildes wurde eine Nische vorgesehen in der die alteste Statue der Kirche sitzt Eine Madonna aus dem 14 Jahrhundert mit dreifacher Krone und dem Apfel als Attribut An den Seitenwanden stehen auf Konsolen weitere Statuen An der Sudwand vorne ein eher kleiner spatgotischer Georg um 1500 an der Nordwand ein ebenfalls spatgotischer Christus der zeittypisch als Schmerzensmann dargestellt ist Im hinteren Bereich der Sudwand steht eine Gliederpuppe des heiligen Josef Weitere Ausstattungsobjekte der Kirche sind zwei Glasluster 18 Jahrhundert aus der schon lange nicht mehr existierenden Glashutte des Klosters Ettal die sich im nahen Grafenaschau befand Auch die aus Glas geblasenen roten Federblumen zwischen den Altarleuchtern stammen aus dieser Glashutte die holzerne Kanzel mit Schalldeckel teilweise 17 und 18 Jahrhundert mit biblischen Motiven Christus als guter Hirte eine in den Wind gestellte Getreideschaufel die symbolisiert wie Gott die Spreu vom Weizen trennt und der durre Feigenbaum dem Gott immer wieder zu Leben verhilft Neben dem Altar hangt in einem eigens dafur angefertigten Gestell eine etwa 60 cm hohe aus Eisenblech geschmiedete und vernietete Handglocke Sie geht auf Formen zuruck die seit der Romerzeit in Verwendung waren die Schulterlappen entsprechen einem Typ der bis in das Kloster Iona in Schottland zuruckverfolgt werden kann 2 Darauf geht die lokale Legende zuruck die Glocke stamme aus der Mitte des 8 Jahrhunderts und ware von iro schottischen Wandermonchen nach Oberbayern gebracht worden Sie ist nicht glaubhaft die Glocke wird vielmehr mit Kirche und Kloster St Michael auf der Insel Worth im Staffelsee in Verbindung gebracht Zudem gibt es einen Hinweis dass bis ins Jahr 1750 eine nicht naher beschriebene Glocke aus dem 10 bis 12 Jahrhundert im nahe gelegenen Obereglfing verwahrt wurde deren weiterer Verbleib dort nicht bekannt ist Die Glocke von St Georg wird dennoch als eine der altesten erhaltenen Kirchenglocken Europas bezeichnet Legende BearbeitenEine Grundungslegende verweist auf einen Vorgangerbau der Kirche aus der Mitte des 8 Jahrhunderts wie in einer Deckeninschrift festgehalten Er ist archaologisch jedoch nicht nachweisbar und gilt aufgrund der Siedlungsgeschichte in der Region als unwahrscheinlich Als Grunder nennt die Legende in verschiedenen Varianten sowohl Bonifatius als auch den Heiligen Mang Magnus von Fussen Letzteres gilt als Ruckprojektion der belegten Eigentumssituation des Klosters St Mang in Fussen an der Kirche als diese im 14 Jahrhundert urkundlich fassbar wird Aufgrund dieser Legende gilt St Georg in Ramsach vor Ort als das alteste Gotteshaus der Region und wird von Einheimischen auch s Ahndl genannt also Ahnin der anderen Kirchen Literatur BearbeitenKlaus Kratzsch Stefan Winghart Das Ramsachkircherl am Murnauer Moos Kunstverlag Josef Fink 2 Auflage Weiler im Allgau 2012 ISBN 978 3 89870 554 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ramsachkircherl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Katholische Pfarreiengemeinschaft Murnau St Georg im Murnauer Moos teils irrefuhrende Darstellung auf der Basis von LegendenEinzelnachweise Bearbeiten a b Soweit nicht anders angegeben stutzt sich die Beschreibung auf Gerhard R Koschade Marion Hruschka Kirchliche Kunst Filialkirche St Georg in Ramsach In Markt Murnau am Staffelsee Beitrage zur Geschichte Herausgegeben vom Markt Murnau am Staffelsee EOS Verlag St Ottilien 2002 Stefan Winghart Eine fruhchristliche Eisenglocke aus der Ramsachkirche bei Murnau a Staffelsee In Lech Isar Land 2002 Seiten 87 9247 666117 11 185541 Koordinaten 47 39 58 N 11 11 7 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ramsachkircherl amp oldid 238850610