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Ralph Stefan Solecki 15 Oktober 1917 in Brooklyn New York City 20 Marz 2019 in Livingston New Jersey war ein US amerikanischer Archaologe und Professor fur Anthropologie an der Columbia University In Fachkreisen wurde er international bekannt aufgrund seiner Ausgrabungen in Shanidar einer vor rund 50 000 Jahren von Neandertalern bewohnten Hohle im heutigen Irak 1 Ralph Solecki Statue unweit der Shanidar HohleBlick zur Hohle Inhaltsverzeichnis 1 Forschung 2 Ehrungen 3 Trivia 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 BelegeForschung BearbeitenRalph Solecki war der Sohn polnischer Einwanderer in die USA Sein Vater Casimir Solecki verkaufte Versicherungen seine Mutter Mary geborene Tarnowska war Hausfrau Sein von den Eltern gewahlter Geburtsname war Stefan Rafael wahrend seiner gesamten wissenschaftlichen Laufbahn war er jedoch als Ralph und in Fachveroffentlichungen als Ralph S Solecki bekannt 1931 kauften seine Eltern in Cutchogue Suffolk County Bundesstaat New York ein Haus in dessen Umgebung der damals 14 Jahrige Pfeilspitzen und andere Artefakte der Indianer aufsammelte Solecki besuchte die Newtown High School in Elmhurst Queens und nach deren Abschluss von 1936 bis 1942 das City College of New York wo er den Bachelor Grad im Fach Geologie erwarb Bereits wahrend seiner Studentenzeit begann er in der Nahe seines Elternhauses nach dem ehemaligen Fort Corchaug zu suchen einem befestigten indianischen Fort aus den 1630er Jahren dessen genaue Lage in Vergessenheit geraten war Tatsachlich fand er 1936 erste Uberreste und von 1946 bis 1948 konnte er die Lage des Forts endgultig rekonstruieren Wahrend des Zweiten Weltkriegs war Solecki von 1942 bis 1945 als Soldat in Europa eingesetzt und wurde verwundet Nach Kriegsende kehrte er in die USA zuruck wo er ab 1946 an der Columbia University das Fach Anthropologie studierte Seine Masterarbeit verfasste er 1950 in der Arbeitsgruppe des Archaologen William Duncan Strong 1899 1962 uber das Fort Corchaug Bereits ab 1948 befasste er sich zudem im Rahmen von Erhebungen uber Wassereinzugsgebiete der Smithsonian Institution die der Vorbereitung von geplanten Staudammen dienten mit der Kartierung von ehemaligen Indianersiedlungen 1951 wurde Solecki von der Smithsonian Institution als stellvertretender Kurator fur Archaologie angestellt trat diese Stelle jedoch nicht an weil er ein Jahr zuvor von George G Cameron eingeladen worden war an einer Forschungsreise in den Nahen Osten teilzunehmen Nach deren Abschluss blieb er ab 1951 im Irak und begann auf eigene Faust mit Ausgrabungen in der Fundstatte Shanidar Hierzu erhielt er die Genehmigung von der irakischen Antikenbehorde und Forschungsgelder von dieser sowie von der Smithsonian Institution Seine zweite Grabungsperiode dauerte von Mai bis August 1953 die dritte von Oktober 1956 bis Juni 1957 Nachdem es im Sommer 1958 einen Staatsstreich im Irak gegeben hatte verschob er die geplante vierte Grabungsperiode ins Jahr 1960 Danach verzichtete er auf die weitere Erforschung von Shanidar da es im September 1961 zu einem Aufstand der Kurden im Nordirak gegen die Zentralregierung und danach zu einer militarischen Offensive der irakischen Armee gegen die kurdische Autonomiebewegung gekommen war nbsp Schadel und Knochen von Shanidar I nbsp Knochen von Shanidar IISoleckis Ausgrabungen in der Shanidar Hohle forderten Artefakte aus vier Kulturschichten hervor die eine Zeitspanne von rund 100 000 Jahren abdecken Wahrend der zweiten Grabungsperiode schickte er Holzkohleproben von Feuerstellen an den United States Geological Survey der die Funde mit Hilfe der neu entwickelten Radiokarbonmethode datierte Die bedeutendsten Funde aus der Hohle waren jedoch die Uberreste von Neandertalern Erster Fund war das zerdruckte Skelett eines Sauglings das am 22 Juni 1953 entdeckt wurde und heute als Shanidar VII bezeichnet wird Knochen von drei weiteren Neandertalern wurden im April und Mai 1957 geborgen heute bezeichnet als Shanidar I II und III Im August 1960 wurden die Uberreste von Shanidar IV und V freigelegt sowie weitere Knochen von Shanidar III Die Fossilien Shanidar VI VIII und IX wurden ebenfalls 1960 geborgen jedoch erst spater als hominin katalogisiert Verwahrort der Funde ist mit einer Ausnahme das Irakische Nationalmuseum in Bagdad Das Fossil Shanidar III wurde dem National Museum of Natural History der Smithsonian Institution in Washington D C ubergeben 1958 erwarb Solecki an der Columbia University den Grad eines Doktors der Philosophie nach Vorlage seiner Doktorarbeit die den Titel tragt The Baradostian Industry and the Upper Palaeolithic in the Near East 2 Abgehandelt werden in ihr die archaologischen Funde aus Schicht C der Shanidar Hohle Die wissenschaftliche Beschreibung der Neandertaler Fossilien ubernahm zunachst Thomas Dale Stewart 1901 1997 3 Direktor des National Museum of Natural History und ab 1976 Erik Trinkaus 4 Gleichfalls 1958 hatte Solecki die Position des Kurators fur Archaologie an der Smithsonian Institution inne wechselte aber bereits 1959 auf eine Professur fur Anthropologie an der Columbia University wo er bis zur Pensionierung im Jahr 1988 blieb und zahlreiche Forschungsaufenthalte im Nahen Osten durchfuhrte Er war seit 1955 mit der promovierten Anthropologin Rose Muriel Lilien verheiratet die bis 1988 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung fur Anthropologie der Smithsonian Institution angestellt war und mit ihrem Ehemann wahrend ihrer beider gesamten Laufbahn eng zusammenarbeitete 1990 akzeptierten beide einen Ruf als ausserplanmassige Professoren an die Texas A amp M University von dem sie sich erst im Jahr 2000 zuruckzogen Im Bereich der Fundstelle von Shanidar IV wurde eine ungewohnlich hohe Konzentration von Blutenpollen nachgewiesen was Ralph Solecki 1975 als Uberreste von Blumen interpretierte die als Grabschmuck der Leiche gedient hatten 5 6 gelegentlich wurde dies zudem als Beleg fur Schamanismus und ritualisierte Bestattungen interpretiert 7 Bereits 1999 wurde gegen das vermutete Blumenbegrabnis eingewandt die Bluten konnten von den dort haufig vorkommenden Persischen Rennmausen Meriones persicus in die Hohle verschleppt und in den Bestattungshorizont eingegraben worden sein 8 2023 wurde schliesslich berichtet dass in den zusammen mit Shanidar IV geborgenen Pollenklumpen die Pollen unterschiedlicher Pflanzenarten enthalten sind und dass diese Pollen von Arten stammen die zu ganz unterschiedlichen Zeiten im Jahr bluhen Diesen Befunden zufolge wurden also keine Blumen in der Hohle abgelegt sondern Pollen von Solitarbienen in Bodennester geschleppt Hinweise auf solche Nester haben sich in Sedimenten aus der Neandertalerzeit erhalten 9 Ehrungen BearbeitenDas Center for Archaeology der Columbia University vergibt seit 2009 The Ralph and Rose Solecki Award an einen Studenten der im jeweils vorherigen Jahr besondere Beitrage im Fachgebiet Archaologie geleistet hat 10 Trivia BearbeitenAngeregt durch die Forschungsarbeiten von Ralph Solecki in der Shanidar Hohle verfasste die US amerikanische Schriftstellerin Jean M Auel ihren ersten historischen Roman The Clan of the Cave Bear der 1980 veroffentlicht wurde deutsche Fassung Ayla und der Clan des Baren 11 Ayla und der Clan des Baren war basierend auf dem Roman auch der Titel eines Spielfilms der am 15 Mai 1986 in den deutschen Kinos anlief Schriften Auswahl BearbeitenNotes on Soil Analysis and Archaeology In American Antiquity Band 16 Nr 3 1951 S 254 256 doi 10 2307 276788 Shanidar Cave a Paleolithic site in Northern Iraq In Smithsonian Annual Report 1954 S 389 425 Practical Aerial Photography for Archaeologists In American Antiquity Band 22 Nr 4 1957 S 337 351 doi 10 2307 276132 Shanidar Cave In Scientific American Band 197 Nr 5 November 1957 S 58 65 JSTOR 24941969 Meyer Rubin Dating of Zawi Chemi an Early Village Site at Shanidar Northern Iraq In Science Band 127 Nr 3312 1958 S 1446 doi 10 1126 science 127 3312 1446 a Prehistory in Shanidar Valley Northern Iraq Fresh insights into Near Eastern prehistory from the Middle Paleolithic to the Proto Neolithic are obtained In Science Band 139 Nr 3551 1963 S 179 193 doi 10 1126 science 139 3551 179 A Copper Mineral Pendant from Northern Iraq In Antiquity Band 43 Nr 172 1969 S 311 314 doi 10 1017 S0003598X00107525 Shanidar The First Flower People Knopf New York 1971 Shanidar The Humanity of Neanderthal Man Allen Lane London 1971 Contemporary Kurdish winter time inhabitants of Shanidar cave Iraq In World Archaeology Band 10 Nr 3 1979 S 318 330 doi 10 1080 00438243 1979 9979740 mit Dwight B Demeritt Jr An American Revolutionary War Relic from Brooklyn New York In Journal of Field Archaeology Band 7 Nr 3 1980 S 269 278 doi 10 2307 529591 mit Rose L Solecki und Anagnostis P Agelarakis The Proto Neolithic Cemetery in Shanidar Cave Texas A amp M University Press 2004 Literatur BearbeitenArcheologist Ralph Solecki Recalls His Neanderthal Cave Discovery Uncovering a Neanderthal skeleton in Iraq s Shanidar Cave In The Wall Street Journal vom 11 Juli 2013 Weblinks BearbeitenIn Memory of Ralph Solecki 1917 2019 Nachruf vom 11 Mai 2019 auf dem Server der Columbia University Archeologist Ralph Solecki remembered as pioneer of North Fork history In The Suffolk Times vom 29 Marz 2019 Shanidar continues to be a part of my life Ralph Solecki s son Memento vom 19 Februar 2023 im Internet Archive Im Original publiziert auf kurdistan24 net vom 25 Dezember 2022 Remembering Ralph S Solecki Who Discovered the Shanidar Neanderthals the Hessian Hat Plate and Ancient Maspeth Auf curtinarch com vom 14 April 2019 Belege Bearbeiten Matthew R Goodrum Ralph Solecki 1917 2019 In Biographical Dictionary of the History of Paleoanthropology The University Library at Virginia Tech with Virginia Tech Publishing 2022 Volltext Ralph S Solecki The Baradostian Industry and the Upper Palaeolithic in the Near East Dissertation Faculty of Political Science Columbia University 1958 Thomas Dale Stewart The Neanderthal Skeletal Remains from Shanidar Cave Iraq A Summary of Findings to Date In Proceedings of the American Philosophical Society Band 121 Nr 2 1977 S 121 165 JSTOR 986524 Erik Trinkaus The Shanidar Neandertals Academic Press New York 1983 ISBN 978 1 48327647 2 Ralph S Solecki Shanidar IV a Neanderthal Flower Burial in Northern Iraq In Science Band 190 Nr 4217 1975 S 880 881 doi 10 1126 science 190 4217 880 Ralph S Solecki Shanidar The First Flower People Knopf New York 1971 Robert Adler One of the family In New Scientist Nr 2789 4 Dezember 2010 S 35 Jeffrey D Sommer The Shanidar IV Flower Burial a Reevaluation of Neanderthal Burial Ritual In Cambridge Archaeological Journal Band 9 Nr 1 1999 S 127 129 doi 10 1017 S0959774300015249 Chris O Hunt et al Shanidar et ses fleurs Reflections on the palynology of the Neanderthal Flower Burial hypothesis In Journal of Archaeological Science Online Vorabveroffentlichung vom 28 August 2023 105822 doi 10 1016 j jas 2023 105822 Das Blumengrab von Shanidar war wohl doch keins Auf spektrum de vom 29 August 2023 The Ralph and Rose Solecki Award Memento vom 31 August 2023 im Internet Archive Im original publiziert auf dem Server der Columbia University Stand vom 31 August 2023 Ralph Solecki Who Found Humanity in Neanderthals Dies at 101 Memento vom 11 April 2019 im Internet Archive Im Original publiziert in New York Times vom 11 April 2019 Normdaten Person GND 1074971191 lobid OGND AKS LCCN n97863858 VIAF 22388395 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Solecki RalphALTERNATIVNAMEN Solecki Ralph S Solecki Ralph Stefan Solecki Stefan Rafael Geburtsname KURZBESCHREIBUNG US amerikanischer ArchaologeGEBURTSDATUM 15 Oktober 1917GEBURTSORT Brooklyn New York CitySTERBEDATUM 20 Marz 2019STERBEORT Livingston New Jersey Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ralph Solecki amp oldid 237132196