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Unter einer Pseudozyanose versteht man eine blauliche oder grau blauliche Verfarbung der Haut und oder der Schleimhaute die im Gegensatz zur Zyanose nicht auf einen verminderten Sauerstoffgehalt des Blutes Hypoxamie oder eine verminderte Durchblutung sondern meist auf Pigmentablagerungen zuruckgeht Ursachlich infrage kommen Medikamentennebenwirkungen oder die Aufnahme bestimmter Metalle und Metallverbindungen Daruber hinaus konnen einige Erkrankungen zum Bild einer Pseudozyanose fuhren Eine Pseudozyanose ist immer dann wahrscheinlich wenn eine Herz Kreislauf Erkrankung als Ursache auszuschliessen ist und die Veranderung auf Fingerdruck nicht abblasst 1 Histologie eines Hautbioptates bei Pseudozyanose Ablagerungen eisenhaltigen Pigmentes in Dermis und basalen Epidermislagen Berliner Blau Reaktion Als Pseudozyanose werden gelegentlich auch die dunkelrotlichen Hautveranderungen bei einer Polycythaemia vera bezeichnet 2 Inhaltsverzeichnis 1 Medikamentos induzierte Pseudozyanose 1 1 Amiodaron 1 2 Minocyclin 1 3 Chlorpromazin und Thioridazin 1 4 Imipramin und Clomipramin 1 5 Chloroquin und Hydroxychloroquin 1 6 Clofazimin 2 Pseudozyanose durch Metalle und Metallverbindungen 2 1 Silber 2 2 Gold 3 Pseudozyanose als Krankheitssymptom 3 1 Hamochromatose 3 2 Morbus Addison 3 3 Malignes Melanom 3 4 Neonatale Pseudozyanose 4 Ungewohnliche Formen der Pseudozyanose 4 1 Lebensmittelfarbe 4 2 Textilfarbe 4 3 Haarfarbemittel 4 4 Infektiose Pseudochromhidrose 5 EinzelnachweiseMedikamentos induzierte Pseudozyanose BearbeitenAmiodaron Bearbeiten Nach langfristiger Einnahme des zur Behandlung von Herzrhythmusstorungen eingesetzten Medikamentes Amiodaron wird haufiger eine Photosensibilisierung der Haut und selten eine blau graue Pigmentierung beobachtet Nach gangiger Lehrmeinung ist hierfur eine lichtinduzierte Bildung von Lipofuszin in dermalen Makrophagen verantwortlich die sich nach Absetzen der Medikation wieder langsam zuruckbildet In einer neueren Studie konnte allerdings keine Lipofuszin sondern intradermale Ablagerungen des Medikaments selbst nachgewiesen werden 3 Minocyclin Bearbeiten Auch das haufig in der Akne Therapie eingesetzte Antibiotikum Minocyclin aus der Gruppe der Tetracycline kann bei langerfristiger Anwendung zu einer abnormen Pigmentierung fuhren Im Bereich der Haut werden drei Formen unterschieden Beim Typ I kommt es zu einer blauschwarzen oder grauen Pigmentierung des Gesichts speziell in Arealen in denen eine Akne bedingte Vernarbung oder Entzundung vorliegt Typ II manifestiert sich an der Haut von Schienbeinen oder Unterarmen als blau graue Pigmentierung Eine diffuse schmutzig braune Verfarbung in sonnenexponierten Arealen wird beim Typ III beobachtet Das extrazellular in der Dermis und in dermalen Makrophagen abgelagerte Pigment der Typen I und II zeigt eine Positivitat im histochemischen Eisennachweis Berliner Blau Farbung erweist sich immunhistochemisch aber auch als Melanin positiv Beim Typ III zeigt sich eine Melanin positive Pigmentierung in basalen Keratinozyten sowie in dermalen Makrophagen Die pathobiochemischen Ursachen der Pigmentierung sind unbekannt moglicherweise spielen polymerisierte Metabolite oder unlosliche Chelationsprodukte des Medikaments eine Rolle Die Pigmentierung bei den Typen I und II sind ruckbildungsfahig beim Typ III irreversibel 4 Chlorpromazin und Thioridazin Bearbeiten Das in der Therapie der Schizophrenie sowie bipolarer affektiver Storungen eingesetzte Neuroleptikum und Phenothiazin Derivat Chlorpromazin kann offenbar bereits nach kurzfristiger Einnahme zu abnormen Pigmentierungserscheinungen im Sinne einer Pseudozyanose fuhren Diese betrifft bei chronischer Therapie 1 3 der hospitalisierten Patienten und manifestiert sich in sonnenexponierten Hautarealen Zur Reversibilitat der Veranderungen finden sich in der Literatur widerspruchliche Angaben 5 Der Pigmentierung zugrunde liegt vermutlich eine Bindung des Medikaments an Phaomelanin und einer prolongierten Retention in pigmentierten Zellen der Haut 6 Auch fur das Phenothiazin Derivat Thioridazin ist die Nebenwirkung einer lokalisierten verstarkten Hautpigmentierung beschrieben 7 Imipramin und Clomipramin Bearbeiten Eine unerwunschte Nebenwirkung des trizyklischen Antidepressivums Imipramin ist die Hyperpigmentierung sonnenexponierter Hautareale durch Ablagerungen eines goldbraunen granularen Pigmentes in der oberflachlichen Dermis Atiologisch zugrunde liegt vermutlich die Deposition eines Komplexes aus einem Imipraminmetaboliten mit Melanin 8 Entsprechend zeigt das Pigment eine starke Positivitat in der Fontana Masson Farbung wahrend der Eisennachweis negativ ausfallt 9 Ahnliche Veranderungen werden auch als Nebenwirkung der Einnahme des trizyklischen Antidepressivums Clomipramin beschrieben 10 Chloroquin und Hydroxychloroquin Bearbeiten Abnorme blauschwarze Pigmentierungen der Haut werden im Zusammenhang mit einer Therapie mit dem Antimalariamittel Chloroquin gesehen Die chemische Zusammensetzung des innerhalb der Dermis verteilten Pigmentes ist hierbei nicht vollstandig geklart Histochemisch besteht eine Positivitat in der Eisenfarbung der Versilberung und der Mallory Farbung 11 Auch das Derivat Hydroxychloroquin kann bei langfristiger Anwendung zur Ablagerung eines grobgranularen gelbbraunen Pigmentes in der oberflachlichen Dermis fuhren das teilweise in der Fontana Masson Farbung jedoch nicht in der Eisenfarbung nach Perl darstellbar ist Sowohl fur Chloroquin wie auch Hydroxychloroquin wird angenommen dass die Substanzen sich mit Melanin verbinden 12 Clofazimin Bearbeiten Clofazimin ist ein roter Phenazin Farbstoff der in der Therapie des Rhinoskleroms des Lupus erythematodes der Lepra und anderen mykobakteriellen Infektionen eingesetzt wird Regelmassig entwickeln die behandelten Patienten eine rotliche Haut und Bindehautverfarbung die bei chronischer Anwendung in eine violett braunliche Tonung ubergeht Histologisch finden sich Ablagerungen des Medikamentes in Makrophagen sowie langfristig eine verstarkte epidermale Melaninpigmentierung sowie Lipofuszindeposite Die Veranderungen sind nach Absetzen des Medikamentes reversibel 13 Pseudozyanose durch Metalle und Metallverbindungen BearbeitenSilber Bearbeiten Progressive blaugraue Verfarbungen der Haut werden nach chronischer Aufnahme von Silberverbindungen z B Silbernitrat Silberiodid bzw kolloidalem Silber beobachtet Man unterscheidet generalisierte Argyrie und lokalisierte Argyrose Formen Bevorzugt sind auch hier lichtexponierte Hautareale betroffen Lichtmikroskopisch zeigen sich kleine rundliche braunschwarze granulierte Ablagerungen im Bereich der Basalmembran des Haarfollikelepithels 14 Gold Bearbeiten Goldverbindungen werden unter anderem in der Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt Chrysotherapie Bei chronischer Einnahme kann es zu Ablagerungen von Gold in Form von braunschwarzem Pigment in dermalen Makrophagen kommen 15 Pseudozyanose als Krankheitssymptom BearbeitenHamochromatose Bearbeiten Bei der Hamochromatose handelt es sich um eine haufige genetische Erkrankung die mit einer pathologisch hohen intestinalen Eisenaufnahme einhergeht und zur Ablagerung von Eisen in parenchymatosen Organen wie auch in der Haut fuhren kann 16 Morbus Addison Bearbeiten Die primare Nebennierenrindeninsuffizienz Morbus Addison kann durch eine vermehrte Sekretion der Hypophysenhormone MSH Melanozyten stimulierendes Hormon und ACTH adrenokortikotropes Hormon zu einer langsam einsetzenden progredienten generalisierten Hyperpigmentierung der Haut fuhren 17 Malignes Melanom Bearbeiten In seltenen Fallen kann ein klinisch unerkanntes malignes Melanom zu einer diffusen schiefergrauen Pigmentierung Melanose der Haut fuhren die als Zyanose missgedeutet werden kann Die Pigmentierung ist hierbei ein sekundares Phanomen das auf das Vorhandensein von Melaninmetaboliten in der Zirkulation und in dermalen Makrophagen zuruckgeht oder auf einer diffusen Einzelzellmetastasierung beruht 18 Neonatale Pseudozyanose Bearbeiten Selten kann bei Neugeborenen eine blau graue Verfarbung der Haut gesehen werden die wahrscheinlich im Zusammenhang mit vorgeburtlichen Kontusionen etwa bei einem disproportionalen Verhaltnis der Korpergrosse des Fetus und des mutterlichen Beckens stehen kann Zugrunde liegen hierbei nach Blutungen auftretende Hamosiderinablagerungen innerhalb der Haut 19 Ungewohnliche Formen der Pseudozyanose BearbeitenLebensmittelfarbe Bearbeiten Ein Fallbericht beschreibt das Auftreten einer Pseudozyanose nach exzessiver Aufnahme blauer Lebensmittelfarbe Brillantblau FCF Die Aufnahme des synthetischen Farbstoffes erfolgte hierbei im Rahmen einer kunstlichen Ernahrung wobei die Substanz der Sondennahrung zugesetzt wurde um eine mogliche Aspiration von Mageninhalt besser erkennen zu konnen 20 Textilfarbe Bearbeiten Plotzliche blauliche Hautverfarbungen durch Textilfarbe sind in einer Reihe von Fallberichten dokumentiert Die Veranderungen werden klinisch initial nicht selten als echte Zyanose missgedeutet Anamnestische Angaben und das haufig mogliche Abwaschen der Farbe fuhren hier letztendlich meist zur richtigen Diagnose 21 22 Haarfarbemittel Bearbeiten Ein Einzelfallbericht beschreibt eine pseudozyanotische Verfarbung der Hande nach Anwendung einer Haartonung Bei der Patientin handelte es sich um eine altere Frau die sich gewohnheitsmassig am Kopf kratzte 23 Infektiose Pseudochromhidrose Bearbeiten Hierunter versteht man eine seltene Erkrankung bei der es zu einer Farbveranderung der Haut durch die Absonderung pigmenthaltigen Schweisses kommt Ursachlich zugrunde liegt eine Vermehrung pigmentproduzierender Bakterien wie Bacillus spp blaue Farbe oder Pseudomonas aeruginosa blaugrune Farbe 24 Einzelnachweise Bearbeiten A Baernstein K M Smith J G Elmore Singing the blues is it really cyanosis In Respir Care 53 8 Aug 2008 S 1081 1084 PMID 18655745 Peter Reuter Springer Lexikon Medizin Springer Berlin u a 2004 ISBN 3 540 20412 1 A Ammoury S Michaud C Paul C Prost Squarcioni F Alvarez L Lamant F Launay J Bazex N Chouini Lalanne M C Marguery Photodistribution of blue gray hyperpigmentation after amiodarone treatment molecular characterization of amiodarone in the skin In Arch Dermatol 144 1 Jan 2008 S 92 96 PMID 18209173 A N Geria A L Tajirian G Kihiczak R A Schwartz Minocycline induced skin pigmentation an update In Acta Dermatovenerol Croat 17 2 2009 S 123 126 PMID 19595269 S Loganathan Chlorpromazine induced skin pigmentation with short term use in a patient with bipolar disorder a case report In Prim Care Companion J Clin Psychiatry 9 4 2007 S 316 317 PMID 17934561 U Mars B S Larsson Pheomelanin as a binding site for drugs and chemicals In Pigment Cell Res 12 4 Aug 1999 S 266 274 PMID 10454295 H Berger Pigmentation after thioridazine In Arch Dermatol 100 4 1969 S 487 PMID 5358114 M E Ming J Bhawan C M Stefanato T H McCalmont L M Cohen Imipramine induced hyperpigmentation four cases and a review of the literature In J Am Acad Dermatol 40 2 Pt 1 Feb 1999 S 159 166 PMID 10025739 M L D Agostino J Risser L Robinson Bostom Imipramine induced hyperpigmentation a case report and review of the literature In J Cutan Pathol 36 7 Jul 2009 S 799 803 PMID 19519613 Z Tunca M I Tunca A Dilsiz U Bayol M Hancioglu Clomipramine induced pseudocyanotic pigmentation In Am J Psychiatry 146 4 Apr 1989 S 552 553 P Marriott P F Borrie Pigmentary changes following chloroquine In Proc R Soc Med 68 8 Aug 1975 S 535 536 P K Puri N I Lountzis W Tyler T Ferringer Hydroxychloroquine induced hyperpigmentation the staining pattern In J Cutan Pathol 35 12 Dec 2008 S 1134 1137 PMID 18727667 C K Job L Yoder R R Jacobson R C Hastings Skin pigmentation from clofazimine therapy in leprosy patients a reappraisal In J Am Acad Dermatol Aug 23 2 Pt 1 1990 S 236 241 PMID 2145325 Y Kim H S Suh H J Cha S H Kim K S Jeong D H Kim A case of generalized argyria after ingestion of colloidal silver solution In Am J Ind Med 52 3 Mar 2009 S 246 250 doi 10 1002 ajim 20670 C E Keen K Brady N Kirkham D A Levison Gold in the dermis following chrysotherapy histopathology and microanalysis In Histopathology 23 4 Okt 1993 S 355 360 PMID 7905458 J K Limdi J R Crampton Hereditary haemochromatosis In QJM 97 6 Jun 2004 S 315 324 PMID 15152104 R Kumar S Kumari P K Ranabijuli Generalized pigmentation due to Addison disease In Dermatol Online J 14 2 28 Feb 2008 S 13 PMID 18700116 M V Klaus F Shah Generalized melanosis caused by melanoma of the rectum In J Am Acad Dermatol 35 2 Pt 2 Aug 1996 S 295 297 PMID 8698909 M Nelson Letter Pseudocyanosis neonatorum In Br Med J 2 5970 7 Jun 1975 S 561 PMID 1148716 A J Zillich R J Kuhn T J Petersen Skin discoloration with blue food coloring In Ann Pharmacother 34 7 8 Jul Aug 2000 S 868 870 T Breithardt M Namdar B Hess Der blaue Mann In Schweiz Med Forum 6 2006 S 612 Stenberg Asa Plotslig blafargning av huden ett oroande symtom In Lakartidningen 48 2001 S 5521 Volltext Memento vom 27 Marz 2014 im Internet Archive PDF 50 kB N G Gold Points from letters Pseudocyanosis In Br Med J 3 1974 S 119 C A Ingvaldsen T M Leegaard G Kravdal C Mork Infectious Pseudochromhidrosis A Case Report and Literature Review In Acta Derm Venereol 14 Oktober 2019 PMID 31612235Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pseudozyanose amp oldid 228891195