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Der Pseudo Titus Brief oder der Brief des Paulusschulers Titus ist eine pseudepigraphe christliche Schrift Von ihm zu unterscheiden ist der Titusbrief des Neuen Testaments Anfangszeilen des Pseudo Titus Briefs Folio 84r der Handschrift M p th f 28 der Wurzburger Uni Bibliothek Der Pseudo Titus Brief gibt sich als ein Schreiben des Titus und enthalt zahlreiche Zitate aus Apokryphen und der Bibel Der Verfasser legt besonderen Wert auf jungfrauliches Leben und ist geradezu feindlich gegenuber der Ehe eingestellt Die Schrift entstand in asketischen Kreisen und lehnt sich an andere asketische Schriften aus dem Umfeld Hieronymus und Cyprians an Diese Kreise sollen in der Priscillianischen Bewegung des 5 Jh in Spanien zu suchen sein die im Gefolge von Priscillian entstand Der lateinische Text weist sinnentstellende Fehler auf und ist stellenweise unverstandlich so dass eine Ubersetzung ohne Konjekturen nicht moglich ist Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Erforschung 2 1 Anfange 2 2 Donatien De Bruyne 2 3 Adolf Harnack 2 4 Aurelio de Santos Otero 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenUberlieferung BearbeitenDer Text ist in einer einzigen Handschrift aus dem letzten Viertel des 8 Jahrhunderts erhalten im sogenannten Homiliar des Burkard Die Schrift enthalt die Homilien des Caesarius von Arles Die Handschrift war vermutlich im Besitz Burkards der ein angelsachsischer Missionar im Gefolge des Bonifatius und erster Bischof von Wurzburg war Sie wird in der Universitatsbibliothek Wurzburg unter der Signatur M p th f 28 verwahrt Sie umfasst 99 Folia aus Schafspergament im Format 26 2 18 cm 1 Erforschung BearbeitenAnfange Bearbeiten Johann Georg von Eckhart vermerkte bereits 1729 in seinen Kommentaren ein abweichendes Stuck das aus dem ubrigen Text der Handschrift herausragt 2 Germain Morin machte 1896 auf das Stuck aufmerksam 3 aber erst Donatien De Bruyne erkannte die Bedeutung De Bruyne brachte 1907 zunachst eine Reihe von Zitaten samt einigen Bemerkungen unter anderem zum manichaischen Ursprung der Schrift heraus Carl Schmidt bestritt 1924 den manichaischen Charakter und hielt einen priscillianischen Ursprung fur wahrscheinlich Donatien De Bruyne Bearbeiten Erst 1925 veroffentlichte De Bruyne den soweit moglich exakten Text und eine zugehorige Abhandlung Er beklagte sich uber die schauderhafte Textform uber die barbarischen Kopisten und uber den schwer verstandlichen Sinn 4 Er hielt ein griechisches Original fur wahrscheinlich ubersetzt von einem Barbaren der ebensowenig Griechisch wie Latein verstand und vermutete einen nordafrikanischen Ursprung Die Schrift sei als Sermon des Paulusschulers Titus verfasst und als Epistel in Zirkulation gekommen Die Falschung geht nach De Bruyne auf den Autor zuruck Das Schreiben richtet sich demnach an Personen die an den apokryphen Apostelgeschichten festhielten und einen nicht autorisierten Bibeltext benutzten Die Schrift hatte einen einzigen Zweck gehabt Sie wollte das Zusammenleben von mannlichen Asketen und geweihten Jungfrauen verbieten Verfasser und Leser seien Haretiker Eine Reihe von Beobachtungen sprachen fur Manichaer als Ursprung uber die Entstehungszeit lasse sich nichts Bestimmtes sagen 5 Adolf Harnack Bearbeiten Die Forschung wurde 1925 wesentlich weitergebracht von Adolf Harnack Er interessierte sich besonders fur die mehr als 120 Zitate aus der Bibel und den Apokryphen Harnack spricht von einer Textbeschaffenheit die ein ausgezeichnetes Probestuck nicht nur des spateren Vulgarlateins sondern auch der Unwissenheit barbarischer Kopisten mit Lese und Horfehlern ist 6 Der Kopist schreibt schon in der Uberschrift Epistala statt Epistula Das Werk sei voller Exklamationen die nichts besonderes bringen man wundert sich nur uber die Fahigkeit des Verfassers dreissig mal denselben Gedanken zu variieren 7 Nach Harnack habe die Schrift nur einen einzigen Zweck und richte sich an einen Kreis Gleichgesinnter nicht an Aussenstehende Bekampft werde das Zusammenleben von mannlichen und weiblichen Asketen Die Schrift gehe uber die ehefeindlichsten Kirchenvater hinaus selbst uber Hieronymus Nur Asketen seien wahre Christen und die Ehe sei mit dem wahren Christentum nicht vereinbar Das Schriftstuck stamme aus einer christlichen Konventikelgemeinschaft die mindestens im Punkte der Ehe ketzerisch war aber nicht ganz mit der Kirche brechen wollte 8 Die Form des Schriftstucks gebe sich als Brief des Titus sei aber weder ein Brief noch habe es etwas mit Titus zu tun Es fehle alles was zu einem Brief gehort Verfasser Adressat Grussformel etc Die Schrift sei unzweifelhaft als admonitorischer Sermon entworfen der weder ein Brief ist noch einer sein will Harnack stellt fest dass die Schrift keinerlei Bezug auf Paulus oder Titus enthalt oder damit irgendetwas zu tun haben will Das bringt Harnack zu dem Schluss dass der Titel spater untergeschoben ist gemass einer Aussage von Hieronymus in einem Kommentar zu Tit 2 7 EU dass Titus jungfraulich geblieben sei Der Titel konne ebenso aus der katholischen Tradition stammen und ware dann irgendwann bis zum 8 Jh entstanden 9 Harnack weist nach dass die Schrift keine Ubersetzung aus dem Griechischen sondern ein lateinisches Original ist die Argumente de Bruynes fur afrikanischen Ursprung sind nicht stichhaltig Harnack nimmt als Entstehungsort das Abendland an 10 Die Schrift zitiert nach Harnack folgende Apokryphen Apokryphon des Henoch Noahs Geschichte 11 die Bucher der Patriarchen Apokalypse des Elias Apokryphon Salomos Apokryphon des Jesaja Didache Acta Pauli cum Theclae Acta Petri Acta Andreae Acta Joannis Epistula Apostolorum sowie aus dem Neuen und Alten Testament 12 Dem Verfasser standen apokryphe Schriften in grosser Zahl zur Verfugung er betrachtete sie neben den kanonischen Schriften als vollgultige Autoritat viele der Zitate sind sonst nirgends bezeugt Die Bibelzitate entstammen nicht der Vulgata sondern einer altlateinischen Ubersetzung Die Thematik des Werks lasst nur einen Schluss zu Die Schrift ist entweder manichaisch oder priscillianistisch 13 Manichaisch kann nicht sein denn die Schrift verwendet Zitate aus dem Alten Testament was ein Ausschlusskriterium fur Manichaismus darstellt es gibt auch keine Hinweise auf manichaische Lehren oder Gebrauche Den Priscillianern wird vorgeworfen dass sie apokryphe Schriften den kanonischen vorziehen und aus diesen ihre Irrtumer begrunden Die sogenannten geistlichen Ehen die diese Schrift anprangert wurden auch bei den Priscillianern festgestellt Harnack nimmt die altere Zeit des Priscillianismus als Entstehungszeit an die Schrift ist jedoch nicht von Priscillian verfasst was sich am ganz anderen Stil sehen lasst Die Vollkommenen des Sermons leben nicht monchisch das Monchtum ist komplett beiseite gelassen und so datiert er es mit einiger Vorsicht eher zwischen 400 und 450 als zwischen 500 und 550 14 Die apokryphen Apostelakten hatten bis ins 5 Jahrhundert Autoritat wurden im Gottesdienst verlesen und verschwanden erst gegen Ende des 5 Jahrhunderts Aurelio de Santos Otero Bearbeiten Aurelio de Santos Otero untersuchte das literarische Umfeld die antisyneisaktische Literatur d h Literatur die sich gegen das Zusammenleben ausspricht und fand Beziehungen zu den lateinischen Werken des Pseudo Cyprian Hieronymus und Pseudo Hieronymus Nicht verwendet wurden jedoch die griechischen Autoren Basilius d Gr Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomus 15 was bei einer griechischen Grundschrift zu diesem Thema naheliegend ware und damit eine griechische Grundschrift weitgehend ausschliesst Otero fand enge Beziehungen zu gleichgesinnten katholischen Schriften und bescheinigte der Schrift grundsatzliche Orthodoxie trotz Ubertreibungen und grosszugiger Benutzung der Apokryphen zudem vollige Ubereinstimmung mit der offiziellen spanischen Kirche bei der Verurteilung der priscillianischen Unsitte De Santos Otero pladiert daher gegen die Aufnahme zu den priscillianischen Schriften und sieht nur einen losen Zusammenhang mit der priszillianischen Bewegung Es gibt eine alte asketische Richtung in Spanien die von Cyprian und Hieronymus ausging und sich in den Beschlussen zum Priesterzolibat auf der Synode von Elvira manifestierte Die Entstehungszeit setzt er wie Harnack auf den Zeitraum zwischen 400 und 450 an Otero halt gegen Harnack die Uberschrift fur Teil des ursprunglichen Werks denn von Pseudo Hieronymus Ep 42 kommt der Gebrauch der Autoritat des Titus sodass der Titel von dort herangezogen sei Literatur BearbeitenJohann Georg von Eckhart Commentarii De Rebus Franciae Orientalis et Episcopatus Wirceburgensis http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DQJJnn oAT4wC 26printsec IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DPP5 doppelseitig 3D LT 3D 27 27Commentarii 20De 20Rebus 20Franciae 20Orientalis 20et 20Episcopatus 20Wirceburgensis 27 27 PUR 3D Bd 1 Wurzburg 1729 Germain Morin L homeliaire de Burchard de Wurzburg Contribution a la critique de saint Cesaire d Arles In Revue benedictine Bd 13 1896 S 97 111 Donatien de Bruyne Nouveaux fragments des Actes de Pierre de Paul de Jean d Andre et de l Apocalypse d Elie In Revue benedictine Bd 25 1908 S 149 160 Emil Schurer Eine Rezension von De Bruyne Nouveaux fragments de Actes de Pierre de Paul de Jean d Andre et de l Apocalypse d Elie 1908 In Theologische Literaturzeitung Herausgegeben von Adolf Harnack und Emil Schurer Jahrgang 33 1908 Nr 22 Sp 614 615 Carl Schmidt Studien zu den alten Petrusakten In Zeitschrift fur Kirchengeschichte Bd 43 1924 S 321 348 Donatien de Bruyne Epistula Titi discipuli Pauli de dispositione sanctimonii In Revue benedictine Bd 37 1925 S 47 72 S 47 63 enthalt den lateinischen Text der Handschrift S 64 72 enthalt eine Analyse Adolf Harnack Der apokryphe Brief des Paulusschulers Titus de dispositione sanctimonii In Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wissenschaften Bd 17 1925 S 180 214 Aurelio de Santos Otero Der apokryphe Titusbrief In Zeitschrift fur Kirchengeschichte Bd 74 1963 S 1 14 Aurelio de Santos Otero Der Pseudo Titus Brief In Wilhelm Schneemelcher Hrsg Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Ubersetzung Bd 2 3 Auflage Tubingen 1964 S 90 109 6 Auflage Mohr Tubingen 1997 S 50 70 Weblinks BearbeitenKomplettes Digitalisat der Handschrift M p th f 28 Folio 84r mit dem Anfang des Pseudo Titus Briefs http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fvb uni wuerzburg de 2Fub 2Fmpthf28 2Fpages 2Fmpthf28 2F167 html GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3DKomplettes 20Digitalisat 20der 20Handschrift 20M p th f 28 2C 20Folio 2084r 20mit 20dem 20Anfang 20des 20Pseudo Titus Briefs PUR 3DAnmerkungen Bearbeiten Hans Thurn Die Pergamenthandschriften der ehemaligen Dombibliothek Die Handschriften der Universitatsbibliothek Wurzburg Bd 3 Halfte 1 Harrassowitz Wiesbaden 1984 S 19 21 Volltext Commentarii De Rebus Franciae Bd 1 S 837 ff insbesondere S 845 Abs XXXVIII http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DQJJnn oAT4wC 26hl IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DPA845 doppelseitig 3D LT 3DS 20845 2C 20Abs 20XXXVIII PUR 3D Germain Morin L Homeliaire de Burchard de Wurzburg S 110 zu Abschnitt XLIII Er stellt fest dass der Text Stucke aus verschiedenen Apokryphen enthalt Harnack S 181 Harnack S 181 182 Harnack S 182 Harnack S 185 Harnack S 189 190 Harnack S 211 Harnack S 191 192 Harnack geht von einem Zitat einer ansonsten nicht bekannten Schrift aus Harnack S 192 205 Harnack S 205 Harnack S 210 Die Titel lauten Pseudo Cyprian De Singularitate Clericorum De Centesima Hieronymus Ep 117 Pseudo Hieronymus Ep 42 Ad Oceanum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pseudo Titus Brief amp oldid 239344523