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Der Prozess von Verona fand im Zweiten Weltkrieg vom 8 bis 10 Januar 1944 in Verona statt das damals zur faschistischen Italienischen Sozialrepublik abgekurzt RSI oder Republik von Salo gehorte und zwar im grossen Saal der Scaligerburg Castelvecchio Angeklagt in diesem Schauprozess waren ehemalige Mitglieder des Grossen Faschistischen Rats die in der Sitzung vom 24 25 Juli 1943 in Rom im Palazzo Venezia fur die Absetzung von Benito Mussolini gestimmt und damit dessen Regime vorubergehend unterbrochen hatten Sie waren unter Mitwirkung der deutschen Wehrmacht und der Geheimdienste nach dem vorubergehenden Waffenstillstand vom 8 September 1943 in die Hande der Faschisten geraten Aus dem Protokoll der letzten Sitzung des Grossen Faschisten Rates vom 24 25 Juli 1943 in der Benito Mussolini abgesetzt wurde Aus den Randnotizen ergibt sich das jeweilige Stimmverhalten si ja no nein Inhaltsverzeichnis 1 Die Angeklagten 2 Tribunal 3 Legalitat des Prozesses 4 Die Affare Ciano 5 Die Verurteilung 6 Zeitgenossische Kommentierung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseDie Angeklagten BearbeitenAngeklagt waren sechs abtrunnige Teilnehmer der Sitzung des Grossen Faschistischen Rates vom 24 25 Juli 1943 in Rom Galeazzo Ciano Schwiegersohn Benito Mussolinis wegen Hochverrats zum Tode verurteilt Emilio De Bono Marschall von Italien hochbetagt und angesehen trotzdem zum Tode verurteilt Giovanni Marinelli Todesurteil Carlo Pareschi Minister fur Landwirtschaft und Forsten Todesurteil Luciano Gottardi Gewerkschafter Todesurteil Tullio Cianetti Gewerkschafter verurteilt zu 30 Jahren Haft wegen Hochverrats unter mildernden Umstanden Weitere abtrunnige Mitglieder des Grossrates hatte man nicht aufgreifen konnen Sie wurden aber trotzdem in Abwesenheit angeklagt und ebenfalls zum Tode verurteilt Dies waren Dino Grandi der die Tagesordnung der erwahnten Sitzung erstellt hatte Giuseppe Bottai Cesare Maria De Vecchi Edmondo Rossoni Dino Alfieri Luigi Federzoni Alfredo De Marsico Umberto Albini Giacomo Acerbo Giuseppe Bastianini Annio Bignardi Alberto De Stefani Giovanni Balella Tribunal BearbeitenDie faschistische Partei bestimmte als Geschworene acht Militars allesamt uberzeugte Anhanger Mussolinis die wie Alessandro Pavolini es formuliert Garantie dafur boten dass das Todesurteil gefallt wurde insbesondere im Fall des Grafen Ciano des Schwiegersohns des Duce Beamtete Richter Gerichtsprasident Aldo Vecchini 1 Staatsanwalt Anklage Der Fuhrer des offentlichen Verhors Vincenzo Cersosimo Als Geschworene bzw zugewahlte Richter Renzo Montagna Chef der Politiksektion der ISR Nationalgarde GNR Enrico Vezzalini Prasident der Provinz Ferrara Celso Riva Arbeiter der dem Faschismus schon am 23 Marz 1919 anhing Aldo Vecchini Rechtsanwalt Oberst der Squadristen Miliz hoherer Offizier der Armee Domenico Mittica Ingenieur ebenfalls Angehoriger der Squadristi genannten Vorlaufer der Faschisten Oberst ihrer Miliz Otello Gaddi 1 Senator und hochdekoriertes Mitglied der Squadristen Miliz Vito Casalinuovo ebenfalls Oberst der Squadristen Miliz Fortunato Abbonetti dasselbe Ausserdem anwesend funf Personen namens Giunta Pagliani Coppola Resega und Savinio Legalitat des Prozesses BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Der RSI Justizminister Piero Pisenti der die Prozessakten durchgearbeitet hatte war der Meinung dass der Prozess nicht legal gewesen sei Es fehlten die Beweise des geheimen Einverstandnisses zwischen den Angeklagten und dem Konigshaus das Abstimmverhalten sei irregular gewesen und die Anklage auf Hochverrat habe nicht berucksichtigt dass der Duce im Laufe des Tages abgesetzt worden sei Mussolini wusste dass der Prozess juristisch eine Absurditat war aber er hielt ihn trotzdem fur notwendig Er dachte sogar an andere Personen die am 25 Juli 1943 fur ihn gestimmt hatten z B an Roberto Farinacci den er aber trotzdem im Verdacht hatte einen Staatsstreich gegen ihn vorzubereiten oder an Ugo Cavallero Die Affare Ciano Bearbeiten Hauptartikel Galeazzo Ciano Galeazzo Ciano Mussolinis Schwiegersohn floh zunachst mit seiner Frau Edda und den Kindern nach Munchen Er war uberzeugt dass er dort vor der Rache Mussolinis sicher sei Die Nationalsozialisten brachten die Familie gleich darauf in einer Villa in Allmannshausen unter und quartierten dort auch Hildegard Beetz alias Felizitas eine fliessend italienisch sprechende deutsche Agentin als Dolmetscherin ein Sie sollte ihn dazu uberreden seine historisch brisanten Tagebucher dem Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS zu uberlassen 1 Heinrich Himmler hatte ihm einen Flug nach Spanien versprochen bei dem er interne Berichte der Deutschen an spanische Stellen uberbringen sollte Ciano sollte die Deutschen auch uber die wechselnden Aufenthaltsorte Mussolinis informieren der damals vor seinen italienischen Gegnern in wechselnden Gefangnissen bzw Hotels versteckt wurde Er wusste ferner aus dem Radio dass Vittorio Mussolini Roberto Farinacci und Alessandro Pavolini sich zwar gegenseitig als Verrater am Faschismus bezichtigten aber dass er Ciano dabei zu ihrer gemeinsamen Zielscheibe geworden war Mussolini selbst traf sich mit Ciano in Munchen und wiegte ihn in dem Glauben dass er ihm vergeben habe Adolf Hitler beschloss sich nicht einzumischen Auf diese Weise war Ciano vollig isoliert und Felizitas war die einzige Person die mit ihm sprechen durfte als er auf seinen Prozess warten musste Sie schmuggelte Kassiber seiner Ehefrau in Cianos Einzelzelle da Edda ihren Mann nicht selbst besuchen durfte Die spatere Flucht der Familie in die Schweiz unter Mitnahme der Tagebucher konnte dadurch heimlich vorbereitet werden Die Verurteilung BearbeitenDie Abstimmung innerhalb des Richter Gremiums erfolgte durch nicht namentlich gekennzeichnete Stimmzettel Es gab ein erstes Votum um die Frage schuldig oder nichtschuldig zu entscheiden danach folgte ein zweites Votum um zu entscheiden ob der schuldigen Person irgendwelche mildernde Umstande zuerkannt werden sollten Im ersten Votum wurden alle Beklagten schuldig gesprochen Mildernde Umstande erhielt nur Tullio Cianetti weil er sich schriftlich bei Mussolini entschuldigt hatte Die Todesurteile wurden soweit nicht in Abwesenheit verhangt sofort am Folgetag des Prozesses dem 11 Januar 1944 vollstreckt und zwar am Schiessplatz des Forte San Procolo im Norden der Stadt durch ein Erschiessungskommando aus 30 Altfaschisten unter Fuhrung von Alessandro Pavolini Gnadengesuche an Mussolini wurden erst ubermittelt als die Exekution schon vollzogen war Zeitgenossische Kommentierung BearbeitenVictor Klemperer 1881 1960 ein Dresdener Literaturprofessor bekannt fur seine detaillierten Tagebuchnotizen u a von 1933 bis 1945 er hat obwohl Jude im Sinne der Nurnberger Gesetze die Hitlerzeit uberstanden und detailliert beschrieben 2 kommentiert das Geschehen in einem Eintrag vom 15 Januar 1944 wie folgt Ich halte es fur sicher dass die Gerichtsverhandlung Farce dass die Erschiessung deutsches Werk war dass Mussolini mit alledem kaum noch etwas zu tun hatte er ist jetzt ganz unsichtbar ist der Schatten einer Puppe vor allem dass man mit dieser ganzen Affare in erster Linie abschreckend auf deutsche interne Gegner Paulus Seydlitz wirken will Siehe auch BearbeitenVier Tage von NeapelLiteratur BearbeitenGiorgio Bocca La Repubblica di Mussolini Ed Mondadori italienisch Einzelnachweise Bearbeiten Erich Kuby Verrat auf Deutsch Wie das Dritte Reich Italien ruinierte Hoffmann und Campe Hamburg 1982 ISBN 3 455 08754 X S 280 ff Victor Klemperer Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten Tagebucher 1933 1941 und 1942 1945 Aufbau Verlag 11 Aufl Berlin 1995 ISBN 3 351 02340 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prozess von Verona amp oldid 229054017