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Die Pragmatische Maxime ist ein Grundsatz den Charles S Peirce formuliert hat um eine wesentliche Perspektive seiner Philosophie zu beschreiben Mit der Bezeichnung Maxime lehnte er sich bewusst an Immanuel Kant an um den normativen Charakter seiner Bestimmung zu verdeutlichen Die Funktion dieser Maxime ist es Klarheit uber die Bedeutung eines Begriffs zu erlangen Charles Sanders Peirce 1891 Der Maxime liegt die Vorstellung zugrunde dass das Denken und damit auch wissenschaftliche Theorien die Aufgabe haben Uberzeugungen und damit Handlungsgewohnheiten herzustellen Diese Vorstellung hatte Peirce in dem Aufsatz How To Make Our Ideas Clear 1878 entwickelt Gedanken in Aktion haben das einzig mogliche Motiv Gedanken wieder zur Ruhe zu bringen und was sich nicht auf eine Uberzeugung bezieht ist nicht Teil des Gedankens selbst 1 Inhaltsverzeichnis 1 Sieben Formulierungen zur pragmatischen Maxime 2 Zur Entstehung der Maxime 3 Die Festigung der Uberzeugung 3 1 Zweifel und Uberzeugung 3 2 Methoden zum Erreichen einer festen Uberzeugung 4 Von der Klarheit der Gedanken 4 1 Uberzeugung und Gewohnheit 4 2 Die Begriffe Kraft und Realitat als Beispiele 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenSieben Formulierungen zur pragmatischen Maxime BearbeitenPeirce hat seine Maxime in einer Vielzahl von Varianten uber einen Zeitraum von dreissig Jahren immer wieder neu formuliert Dabei hat er die erste Variante auch am Ende dieses Zeitraums uneingeschrankt aufrechterhalten Jede neue Variante gibt einen zusatzlichen Aufschluss uber die Bedeutung die Peirce seiner Maxime gab Das erste Zitat erscheint in einem Text der die Form eines Lexikoneintrags hat der als Definition des Pragmatismus geeignet ist Die darin enthaltene Form der Maxime ist identisch mit der klassischen ersten Fassung im genannten Aufsatz Pragmatismus Die Meinung dass Metaphysik weitgehend durch die Anwendung der folgenden Maxime zur Klarstellung von Auffassungen geklart wird Uberlege welche Wirkungen die denkbarerweise praktische Bedeutung haben konnen wir dem Gegenstand unseres Begriffes zuschreiben Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen der ganze Umfang unseres Begriffs des Gegenstandes 2 dd Die zweite Formulierung ist insofern von Bedeutung als sie einerseits zeigt dass die Maxime auch als individuelle Empfehlung aufgefasst werden kann Andererseits geht aus ihr hervor dass Peirce auch nach der Umbenennung seines Pragmatismus in Pragmatizismus die Maxime nicht verandert hat Pragmatizismus war ursprunglich in Form der folgenden Maxime beschrieben Uberlege welche Wirkungen die denkbarerweise praktische Bedeutung haben konnen Du dem Gegenstand Deines Begriffes zuschreibst Dann ist Dein Begriff dieser Wirkungen der ganze Umfang Deines Begriffs des Gegenstandes 3 dd In der dritten Version erfolgt eine Abwandlung der Umschreibung der praktischen Wirkungen und zusatzlich die Einbeziehung des pragmatischen Wahrheitsbegriffs von Peirce Solche und alle Begrundungen beruhen auf der Vorstellung dass wenn man sich um bestimmte Arten von Willensakten bemuht man entsprechend bestimmten erzwungenen Wahrnehmungen unterliegen wird Diese Art von Erwagung vor allem dass bestimmte Weisen des Verhaltens bestimmte Arten unvermeidlicher Erfahrungen nach sich ziehen nennt man praktische Erwagungen Daher ist die Maxime gerechtfertigt dass Uberzeugungen den Pragmatismus konstituieren konkret Um sich der Bedeutung eines intellektuellen Begriffs zu vergewissern muss man in Betracht ziehen welche praktischen Konsequenzen sich denkbarerweise aus der Notwendigkeit der Wahrheit dieses Begriffs ergeben konnen und die Summe dieser Konsequenzen legt die ganze Bedeutung des Begriffs fest 4 dd Die vierte Formulierung zeigt eine deutliche Ablehnung gegenuber allen spekulativen Anforderungen an seine Philosophie In den Vorlesungen uber Pragmatismus von 1903 erganzt Peirce unmittelbar nach der hier zitierten Passage die Originalformulierung aus dem Jahr 1878 s o erstes Zitat Einer der Fehler den sie Ihrerseits wie ich glaube bei mir finden ist der dass ich den Pragmatismus bloss zu einer Maxime der Logik statt zu einem erhabenen Prinzip der spekulativen Philosophie mache Um ein besseres philosophisches Ansehen zu erlangen habe ich mich bemuht den Pragmatismus wie ich ihn verstehe in die Form eines philosophischen Theorems zu bringen Mir ist nichts Besseres als das Folgende gelungen Pragmatismus ist das Prinzip dass jedes theoretische Urteil das in einem Indikativsatz ausdruckbar ist eine unklare Form des Denkens ist deren einzige Bedeutung wenn sie eine besitzt in der Tendenz liegt eine korrespondierende praktischen Maxime zu verstarken die als ein Konditionalsatz dessen Nachsatz im Imperativ steht ausdruckbar ist 5 dd Im funften Zitat wendet Peirce sich gegen Fehlinterpretationen und versucht seine Maxime klarzustellen Die Lehre des Pragmatismus scheint zu besagen dass das Ziel des Menschen Handeln ist eine stoisches Axiom dass sich dem Verfasser jetzt im Alter von sechzig Jahren nicht mehr so uberzeugend empfiehlt wie im Alter von dreissig Jahren Im Gegenteil gesteht man zu dass das Handeln ein Ziel braucht und dass dieses Ziel eines von allgemeiner Art sein muss dann richtet uns der Geist der Maxime selbst der verlangt dass wir das Endergebnis unserer Begriffe ins Auge fassen um sie richtig aufzufassen auf etwas anderes als praktische Tatsachen namlich auf allgemeine Ideen als die wahren Interpreten unseres Denkens 6 dd In der sechsten Quelle betont Peirce den methodischen Aspekt seiner Maxime Das Studium der Philosophie besteht daher in Reflexion und Pragmatismus ist die Methode der Reflexion die durch einen unablassigen Blick auf ihre Zwecke und die Zwecke der untersuchten Vorstellungen gerichtet ist unabhangig davon ob diese in Handlungen oder Gedanken enden Es wird sich daher ergeben dass Pragmatismus keine Weltanschauung im Orig dt sondern eine Methode der Reflexion mit dem Ziel der Klarung der Gedanken ist 7 dd Die siebte ausgewahlte Textstelle ist wiederum eine Klarstellung die darauf schliessen lasst dass Peirce sich im Laufe der Zeit missverstanden sah wohl durch verschiedene andere Darstellungen einer pragmatischen Philosophie die mit seiner Auffassung nicht vertraglich war Peirce bezog sich auf die verschiedenen Formen des englischen Wortes concept dessen deutsche Ubersetzung mit Begriff oftmals zu eng ist Diese funffache Anwendung von abgeleiteten Begriffen aus dem lateinischen Wort concipere muss damals einen Zweck gehabt haben Tatsachlich waren es zwei Zum einen sollte gezeigt werden dass ich uber Bedeutung in keinen anderen Sinn gesprochen habe als in einem intellektuellen Sinn Zum anderen sollten alle Moglichkeiten vermieden werden dass man mich dahin versteht dass ich Begriffe durch Wahrnehmung Abbilder Schemata oder sonst etwas anderes als Begriff zu erklaren versuche Ich habe daher nicht sagen wollen dass Handlungen die reiner singular sind als alles andere den Sinn oder die voll angemessene Interpretation eines jeden Symbols konstituieren konnten Ich habe Handlung mit dem Finale einer Symphonie von Gedanken verglichen wobei Uberzeugung darin wie eine Halbkadenz ist Niemand ist der Auffassung dass die wenigen Takte am Ende eines Musikstuckes der Sinn des Stuckes sind Moglicherweise nennt man sie das Ergebnis 8 dd Zur Entstehung der Maxime BearbeitenIn seinen jungen Jahren hatte Peirce sich vor allem mit Logik Wissenschaftstheorie Fragen der Kategorien und der von ihm entwickelten Theorie des Denkens als Zeichenprozess Semiotik befasst Anfang der 1870er Jahre begrundete er mit William James in Harvard einen philosophischen Gesprachskreis den Metaphysical Club Mitglieder waren unter anderem Chauncey Wright und der spatere Bundesrichter Oliver W Holmes Der Jurist Nicholas St John Green ein Schuler Jeremy Benthams machte den Kreis auf die Philosophie von Alexander Bain aufmerksam Von diesem ubernahm Peirce das Konzept dass menschliches Handeln dem Prinzip von Zweifel und Uberzeugungen doubt and belief folgt Der Mensch ist immer bestrebt eine feste Uberzeugung zu erlangen Wenn er aufgrund von Wahrnehmung oder Gedanken in Zweifel in Bezug auf eine bestehende Uberzeugung gerat strebt er danach den Zweifel zu beseitigen und zu einer neuen gefestigten Uberzeugung zu gelangen Aufgrund des Ursprungs seiner Pragmatischen Maxime nannte Peirce spater Bain den Grossvater des Pragmatismus Peirce hat seine Gedanken im Metaphysical Club vorgetragen und diskutiert Als Resultat veroffentlichte er im Jahr 1878 eine Aufsatzreihe Illustrations of the Logic of Science in der Zeitschrift Popular Science Monthly 9 Die einzelnen Titel lauten The Fixation of Belief 12 1877 1 15 CP 5 358 387 How To Make Our Ideas Clear 12 1878 286 302 CP 5 388 410 The Doctrine of Chances 12 1878 604 615 CP 2 645 666 The Probability of Induction 12 1878 705 718 CP 2 669 693 The Order of Nature 13 1878 203 217 CP 6 395 427 Deduction Induction and Hypothesis 13 1878 470 482 CP 2 619 644 William James bezeichnete spater die beiden ersten Aufsatze als die Grundungsdokumente des Pragmatismus Die folgenden vier Aufsatze arbeiten Einzelaspekte aus die die Thesen der ersten beiden Aufsatze unterstutzen und die Einbindung der Pragmatischen Maxime in den wissenschaftslogischen Denkrahmen von Peirce deutlich machen Die Festigung der Uberzeugung Bearbeiten Hauptartikel Die Festlegung einer Uberzeugung Zweifel und Uberzeugung Bearbeiten Peirces Fragestellung dreht sich vor allem um eine wissenschaftstheoretische Begrundung von Erkenntnis Wissenschaftliche Tatigkeit setzt das Experiment sowie Schlussfolgerungen mit den Methoden der Logik voraus Richtiges Schlussfolgern bedeutet dass wahre Konklusionen aus wahren Pramissen gezogen werden Das was uns festlegt aus gegebenen Pramissen einen Schluss eher als einen anderen zu ziehen ist eine Gewohnheit habit des Geistes ob sie nun konstitutionell oder erworben ist CP 5 367 Der Schluss wird dabei als gultig betrachtet unabhangig von seiner Wahrheit Eine solche Denkgewohnheit als Grundlage eines Schlusses nennt man Leitendes Prinzip Im alltaglichen praktischen Leben spielt ein solches leitendes Prinzip keine Rolle weil es nicht bewusst ist und man einer Gewohnheit einfach folgt Aber in ungewohnten Situationen ist es manchmal hilfreich das leitende Prinzip eines Schlusses zu kennen Bei genauerer Betrachtung stellt man fest dass einem Schluss oft viele als selbstverstandlich geltende Tatsachen als Voraussetzung zugrunde liegen Dabei kommt es manchmal zu Verwirrungen wenn Begriffe die Gegenstand von logischer Reflexion sind sich mit gewohnlichen Gedanken mischen Hierzu zahlt zum Beispiel der Begriff der Qualitat den man als solchen niemals beobachten kann Wir wissen allgemein wann wir eine Frage stellen und wann wir ein Urteil aussprechen da es zwischen dem Gefuhl des Zweifels und dem der Uberzeugung einen Unterschied gibt CP 5 370 Uberzeugungen sind leitende Prinzipien fur Handlungen soweit sie zur Gewohnheit werden Zweifel ist ein unangenehmer Zustand aus dem die Menschen immer in den Zustand der Uberzeugung wechseln mochten Mit dem Zweifel beginnt der Kampf und mit dem Aufhoren des Zweifels endet er Folglich ist das alleinige Ziel der Nachforschung die Festlegung einer Meinung Wir mogen uns vorstellen dies sei nicht genug fur uns und wir suchten nicht nur eine Meinung sondern eine wahre Meinung Aber man prufe diese Vorstellung und sie erweist sich als unbegrundet denn sobald eine sichere Uberzeugung erreicht ist sind wir ganzlich zufrieden ob die Uberzeugung nun wahr ist oder nicht CP 5 375 Zweifel in dieser Betrachtung ist kein theoretischer Zweifel wie bei Descartes Rhetorischer Zweifel hilft der Forschung nicht weiter Theorien sollten auf anerkannten Aussagen basieren aber immer mit der Erwartung aufgestellt werden dass sie sich als falsch erweisen Dabei ist es unnutz sich mit Fragen auseinanderzusetzen die schon geklart sind fur die es also keinen Zweifel mehr gibt Methoden zum Erreichen einer festen Uberzeugung Bearbeiten Uberzeugungen gewinnt man nicht indem man in Zweifel stehende Argumente einfach immer wieder wiederholt kritische Argumente einfach ignoriert oder sich an bestehenden Argumenten festklammert Den Kopf wie ein Strauss in den Sand zu stecken ist irrational Leute die dieser Methode der Beharrlichkeit beispielsweise aus religiosen Motiven folgen mogen zufrieden sein Man soll sie gewahren lassen Im Laufe der Zeit wird sie der Trieb der Gemeinschaft uberrollen Denn nachhaltig werden Uberzeugungen nicht im Individuum sondern in der Gemeinschaft der Menschen festgelegt Wenn nun Institutionen oder Systeme die ausreichend Macht haben eine bestimmte Meinung mit Gewalt durchsetzen und die Menschen in Unwissenheit halten so ist das die Methode der Autoritat Fur solche theologischen oder politischen Lehren gibt es genugend Beispiele Das wohl vollkommenste ist das der katholischen Kirche Dazu zahlen auch Aristokratie und Zunftwesen Solche Systeme werden oftmals von einzelnen Fuhrern begrundet leben von Kameradschaft und sind zu den schlimmsten Graueltaten fahig Aber den Zweifel konnen solche Systeme nicht dauerhaft unterdrucken Und der Zweifel ist der Motor des Zerfalls solcher Systeme Lasst man die allgemeine Volksmeinung vorherrschen so werden Uberzeugungen nach Fragen des Geschmacks und der gefalligen Argumentation gebildet Die Geschichte der Philosophie in der das Pendel zwischen materialistischen und spiritualistischen Philosophien hin und her schwankt ist voll von solchen Annahmen ohne Bezug zu Tatsachen Plato fand es beispielsweise der Vernunft entsprechend dass die Abstande der himmlischen Spharen zueinander proportional sind zu den verschiedenen Langen von Saiten die harmonische Akkorde erzeugen CP 5 382 Auch bei Rene Descartes Kant oder Georg Wilhelm Friedrich Hegel fand Peirce entsprechende Aussagen Durch Induktion entstehen Meinungen mit zufalligen und willkurlichen Elementen Peirce nannte ein solches Vorgehen zur Erlangung von Uberzeugungen das nicht auf Tatsachen beruht A priori Methode Diese Methode ist denen der Beharrlichkeit und der Autoritat vom Standpunkt der Vernunft her eindeutig vorzuziehen Sie ist aber unbefriedigend weil sie oftmals den Zweifel nicht wirklich ausraumt Man wird daher nach Peirce eine Methode suchen die den Zweifel wirksamer zur Ruhe bringt Diese Methode sollte nicht vom Individuellen nicht vom rein Menschlichen abhangen sondern den Massstab ausserhalb vom Subjekt suchen denn Wahrheit ist etwas Offentliches Erst wenn die Konklusionen eines jeden Menschen letztendlich die gleichen sind hat man einen objektiven Massstab und dies ist die Realitat Die Annahme der Realitat ist zwar eine Hypothese sie ist aber die einzige mit der die wissenschaftliche Methode in Harmonie ist Zweifel bedeutet dass sich zwei Aussagen widersprechen und das setzt bereits Realitat voraus Die wissenschaftliche Methode ist die einzige mit der man Wahrheit erkennen kann Dies gilt insbesondere im Vergleich zu den als Beispiel aufgefuhrten Alternativen An Tatsachen vorbeizugehen wie auch immer eine solche Verhaltensgewohnheit begrundet ist betrachtete Peirce als unredlich und unmoralisch Die Entscheidung den Massstab der Wahrheit anzuerkennen ist wie die Entscheidung fur eine Braut Man sollte den Genius der logischen Methode lieben und verehren CP 5 387 Von der Klarheit der Gedanken BearbeitenUberzeugung und Gewohnheit Bearbeiten Die Rede von der Klarheit eines Gedankens hatte in der Geschichte der Logik die Bedeutung der Vertrautheit mit einem Gedanken Durch Descartes wurde das erweiternde Kriterium der Unterscheidbarkeit clara et distincta eingefuhrt Gottfried Wilhelm Leibniz prazisierte weiter indem der Klarheit mit Wiedererkennbarkeit gleichsetzte und diese wieder trennte in Deutlichkeit und Verworrenheit Leibniz versuchte insbesondere Klarheit durch Begriffsdefinitionen zu schaffen Peirce betrachtete die uberkommene Bestimmung begrifflicher Klarheit nicht mehr als zeitgemass Mit dem Konzept von Zweifel und Uberzeugung sah er die Moglichkeit nach Vertrautheit und Deutlichkeit eine dritte Stufe der Klarheit einzufuhren Zweifel betrifft dabei auch ganz einfache Vorgange wie die Wahl von Geldmunzen beim Bezahlen Immer dann wenn eine Uberlegung stattfindet die zu einer Uberzeugung uber eine Handlungsmoglichkeit fuhrt wird ein Zweifel beseitigt Selbst das Studieren eines Fahrplanes wahrend des Wartens am Bahnhof dient der Festigung einer Uberzeugung indem man danach weiss dass man den Fahrplan richtig verstanden hat sich bestatigt wann und wo der eigene Zug abfahrt und beurteilen kann was auf den anderen Bahnsteigen vor sich geht Das Denken in Aktion hat als allein mogliches Motiv das Denken zur Ruhe zu bringen und was sich nicht auf eine Uberzeugung bezieht ist kein Teil des Denkens selbst CP 5 396 Der Begriff der Uberzeugung hat drei Eigenschaften Sie ist bewusst Sie beruhigt die Irritation durch Zweifel Sie ermoglicht in unserer Natur die Einrichtung einer Regel fur Handlungen kurz einer Denk und Verhaltensgewohnheit habit Verschiedene Uberzeugungen unterscheiden sich durch die verschiedenen Handlungsweisen die mit ihnen verbunden sind Die grundsatzliche Funktion von Denken ist es Gewohnheiten des Handelns herzustellen Empfindungen die keinen Bezug auf kunftige Handlungen haben zahlen nicht zum Denken Eine Gewohnheit ist dadurch bestimmt wann und wie sie jemanden zum Handeln anregt Dabei gibt es keinen Bedeutungsunterschied der so fein ist dass er in etwas anderem als einem moglichen Unterschied in der Praxis bestunde CP 5 400 In der pragmatischen Maxime wird das Verhaltnis von Denken Uberzeugung Gewohnheit und Handeln auf einen Punkt gebracht Uberlege welche Wirkungen die denkbarerweise praktische Bedeutung haben konnen wir dem Gegenstand unseres Begriffes zuschreiben Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen der ganze Umfang unseres Begriffs des Gegenstandes CP 5 402 Diese Maxime stellt fur Peirce den dritten Grad der Klarheit eines Begriffes dar Die Begriffe Kraft und Realitat als Beispiele Bearbeiten Peirce erlauterte die Bedeutung und praktische Anwendung der Maxime anhand der Begriffe Kraft und Realitat Der Begriff der Kraft dient der Erklarung von Bewegungsanderungen Ohne die Einwirkung von Kraft wurden Korper Geschwindigkeit und Richtung beibehalten Nach einer Erlauterung des Krafteparallelogramms beschreibt Peirce die Tatsache die der Begriff der Kraft verkorpert wie folgt wenn man die aktuellen Bewegungsveranderungen die die verschiedenen Teile eines Korpers erfahren jede in ihre eigene zutreffende Art auflost dann wird jede Komponente der Beschleunigung prazise durch ein bestimmtes Naturgesetz beschrieben durch das Korper entsprechend ihrer momentanen relativen Position eine bestimmte Beschleunigung erhalten wobei die Zusammenfassung durch geometrische Addition die Beschleunigung des Gesamtkorpers ergibt CP 5 404 Der Versuch den Begriff der Kraft als Entitat zu beschreiben ist nach Peirce ein unsinniger Selbstwiderspruch Die Idee die das Wort Kraft in unserem Verstand auslost hat keine andere Aufgabe als unsere Handlungen zu bestimmen und diese Handlungen haben keinen anderen Bezug zu Kraft als durch deren Wirkung Wenn wir also die Wirkungen von Kraft kennen sind wir mit jeder Tatsache bekannt die mit Aussagen uber die Existenz von Kraft zu verbinden ist und mehr gibt es nicht zu wissen CP 5 404 Ahnlich zu betrachten ist der Begriff der Realitat Im Sinne von Vertrautheit ist dieser Begriff klar denn jedermann weiss im Alltagsgebrauch was damit gemeint ist Eine Definition Klarheit im 2 Grad fallt schon schwerer Wie ist Realitat beispielsweise von Fiktionen und Traumen abzugrenzen Traume an sich als Ereignisse im Gehirn haben reale Existenz aber nicht die Trauminhalte Als Definition bietet sich an das Reale als das zu bezeichnen dessen Eigenschaften unabhangig von einem Gedanken sind Nimmt man die pragmatische Maxime zur Hilfe so ergibt sich dass das Reale Empfindungen erregt die im Bewusstsein als Uberzeugungen erscheinen Wie kann man aber wahre Uberzeugungen die sich auf Reales beziehen von Irrtumern falschen Uberzeugungen unterscheiden die sich auf Fiktionales beziehen Peirce sah hier den Ansatz in der Uberprufung durch die wissenschaftliche Methode Andererseits sind alle Vertreter der Wissenschaft von der frohen Hoffnung getragen dass die Prozesse der Forschung wenn sie nur weit genug voran getrieben werden zu jeder Frage auf die sie angewendet werden eine sichere Losung ergeben werden Sie mogen zuerst unterschiedliche Ergebnisse erhalten aber wenn jeder seine Methoden und Prozesse perfektioniert wird man feststellen dass die Ergebnisse sich stetig auf ein vorbestimmtes Zentrum hinbewegen Dies gilt fur alle wissenschaftliche Forschung Unterschiedliche Geister mogen mit ausserst gegensatzlichen Ansichten beginnen aber der Fortschritt der Untersuchungen bringt sie durch eine ausser ihnen liegende Kraft zu ein und derselben Schlussfolgerung Diese Aktivitat des Denkens die uns nicht dahin bringt wohin wir wollen sondern zu einem vorherbestimmten Ziel ist wie ein Wirken des Schicksals Die Meinung der alle Forscher schicksalhaft am Ende zustimmen mussen ist das was wir mit Wahrheit meinen und der Gegenstand der durch diese Meinung reprasentiert wird ist das Reale CP 5 407 Peirce vertrat eine Konvergenztheorie der Wahrheit die in einem fiktiven unendlich entfernten Zeitpunkt in der Zukunft in eine Korrespondenz des Gedachten mit der Realitat mundet Bis dahin ist alle Erkenntnis fallibel Fur Peirce war zwar die Intersubjektivitat eine Voraussetzung der Wahrheit Die oftmals hergestellte Verbindung 10 von Peirce mit einer Konsenstheorie der Wahrheit ist hier aber nicht zu erkennen Der Wahrheitsbegriff von Peirce weicht auch wesentlich von dem Wahrheitsbegriff ab den William James mit dem Begriff der Nutzlichkeit der Wahrheit vertrat Die Peirce sche Wahrheit ist eine objektive an einer unabhangigen Realitat gemessene Wahrheit Solange der theoretische Zeitpunkt dass alle Uberzeugungen der Wahrheit entsprechen noch nicht gekommen ist solange muss der Mensch sich damit begnugen dass er an seine Uberzeugungen gebunden ist die wahr sein konnen aber nicht wahr sein mussen Indem er aber auf die Methode der Wissenschaft baut und sich nicht von Methoden wie der Beharrlichkeit Autoritat oder des intuitiven A priori leiten lasst kann er Erkenntnisfortschritt und damit eine stetige Annaherung an die Wahrheit erlangen Dies ist durch den Bedeutungszuwachs der Begriffe und damit den Zuwachs ihrer denkbaren moglichen Wirkungen gewahrleistet Literatur BearbeitenPeirce C S Collected Papers of Charles Sanders Peirce Vols 1 6 Charles Hartshorne and Paul Weiss eds Vols 7 8 Arthur W Burks ed Harvard University Press Cambridge MA 1931 1935 1958 zitiert als CP n m fur Band n Abschnitt m Nicola Erny Konkrete Vernunftigkeit Zur Konzeption einer pragmatischen Ethik bei Charles S Peirce Mohr Siebeck Tubingen 2005 ISBN 3 16 148752 4 Christopher Hookway The Pragmatic Maxim Essays on Peirce and Pragmatism Oxford University Press Oxford 2012 ISBN 978 0 19 958838 1 Klaus Oehler Einleitung Ubersetzung Kommentar zu Charles S Peirce Uber die Klarheit unserer Gedanken Frankfurt 1985 Elisabeth Walter Charles Sanders Peirce Leben und Werk Agis Baden Baden 1989 ISBN 3 87007 035 8 siehe auch das Verzeichnis der Schriften im HauptartikelWeblinks BearbeitenWeitere Versionen der Pragmatischen Maxime engl The Fixation of Belief How To Make Our Ideas Clear Albert Atkin Charles Sanders Peirce Pragmatism In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Christopher Hookway Habits and Interpretation defending the pragmatist maxim Cheryl Misak The Pragmatic Maxim How to Get Leverage on a Concept The Harvard Review of Philosophy vol XVII 2010 76 87 Janos J Sarbo On the practical bearings of Peirce s maximAnmerkungen Bearbeiten Thought in action has for its only possible motive the attainment of thought at rest and whatever does not refer to believe is not part of the thought itself 1878 CP 5 396 Pragmatism The opinion that metaphysics is to be largely cleared up by the application of the following maxim for attaining clearness of apprehension Consider what effects that might conceivably have practical bearings we conceive the object of our conception to have Then our conception of these effects is the whole of our conception of the object CP 5 2 1902 Pragmaticism was originally enounced in the form of a maxim as follows Consider what effects that might conceivably have practical bearings you conceive the objects of your conception to have Then your conception of those effects is the whole of your conception of the object CP 5 438 1905 Such reasonings and all reasonings turn upon the idea that if one exerts certain kinds of volition one will undergo in return certain compulsory perceptions Now this sort of consideration namely that certain lines of conduct will entail certain kinds of inevitable experiences is what is called a practical consideration Hence is justified the maxim belief in which constitutes pragmatism namely In order to ascertain the meaning of an intellectual conception one should consider what practical consequences might conceivably result by necessity from the truth of that conception and the sum of these consequences will constitute the entire meaning of the conception CP 5 9 1905 On their side one of the faults that I think they might find with me is that I make pragmatism to be a mere maxim of logic instead of a sublime principle of speculative philosophy In order to be admitted to better philosophical standing I have endeavored to put pragmatism as I understand it into the same form of a philosophical theorem I have not succeeded any better than this Pragmatism is the principle that every theoretical judgment expressible in a sentence in the indicative mood is a confused form of thought whose only meaning if it has any lies in its tendency to enforce a corresponding practical maxim expressible as a conditional sentence having its apodosis in the imperative mood CP 5 18 1903 Ubersetzung nach Walther Vorlesungen uber Pragmatismus The doctrine appears to assume that the end of man is action a stoical axiom which to the present writer at the age of sixty does not recommend itself so forcibly as it did at thirty If it be admitted on the contrary that action wants an end and that that end must be something of a general description then the spirit of the maxim itself which is that we must look to the upshot of our concepts in order rightly to apprehend them would direct us towards something different from practical facts namely to general ideas as the true interpreters of our thought CP 5 3 1902 Ubersetzung nach Apel Schriften II 278 The study of philosophy consists therefore in reflexion and pragmatism is that method of reflexion which is guided by constantly holding in view its purpose and the purpose of the ideas it analyzes whether these ends be of the nature and uses of action or of thought It will be seen that pragmatism is not a Weltanschauung but is a method of reflexion having for its purpose to render ideas clear CP 5 13 note 1 1902 This employment five times over of derivates of concipere must then have had a purpose In point of fact it had two One was to show that I was speaking of meaning in no other sense than that of intellectual purport The other was to avoid all danger of being understood as attempting to explain a concept by percepts images schemata or by anything but concepts I did not therefore mean to say that acts which are more strictly singular than anything could constitute the purport or adequate proper interpretation of any symbol I compared action to the finale of the symphony of thought belief being a demicadence Nobody conceives that the few bars at the end of a musical movement are the purpose of the movement They may be called its upshot CP 5 402 note 3 1906 Die Festigung der Uberzeugung und andere Schriften hrsg von Elisabeth Walter Agis Baden Baden 1967 Charles S Peirce Writings WIII 242 375 Karl Otto Apel Der Denkweg des Charles S Peirce Gerd Wartenberg Logischer Sozialismus Vittorio Hosle Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pragmatische Maxime amp oldid 231951177