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Die Pradikatenlogik zweiter Stufe ist ein Teilgebiet der mathematischen Logik Sie erweitert die Pradikatenlogik erster Stufe um die Moglichkeit uber alle Relationen zu quantifizieren Die Pradikatenlogik zweiter Stufe ist daher echt ausdrucksstarker als die der ersten Stufe bestimmte wichtige Satze gelten jedoch nicht mehr wie etwa der Kompaktheitssatz Inhaltsverzeichnis 1 Die Sprache der Pradikatenlogik zweiter Stufe 1 1 Symbole 1 2 Terme und Ausdrucke 1 3 2 Stufe 1 4 Metasprachliche Ausdrucke 2 Semantik 2 1 Strukturen und Interpretationen 2 2 Modelle 3 Peano Axiome 4 Reelle Zahlen 5 Machtigkeiten 5 1 Endliche Mengen 5 2 Abzahlbare Mengen 6 Mangel der Pradikatenlogik zweiter Stufe 6 1 Ungultigkeit des Kompaktheitssatzes 6 2 Ungultigkeit des Satzes von Lowenheim Skolem 6 3 Unvollstandigkeit der Pradikatenlogik zweiter Stufe 7 Fragmente der Pradikatenlogik zweiter Stufe 7 1 SO und SO 7 2 MSO 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Anmerkungen und EinzelnachweiseDie Sprache der Pradikatenlogik zweiter Stufe BearbeitenDieser Artikel benutzt die im Artikel Pradikatenlogik erster Stufe eingefuhrten Begriffe und Bezeichnungen Symbole Bearbeiten Die Symbole der Pradikatenlogik zweiter Stufe enthalten neben den folgenden der ersten Stufe logische Symbole Quantoren displaystyle forall exists nbsp Junktoren displaystyle land lor rightarrow leftrightarrow neg nbsp technische Zeichen displaystyle equiv nbsp Variablensymbole v 0 displaystyle v 0 nbsp v 1 displaystyle v 1 nbsp v 2 displaystyle v 2 nbsp eine moglicherweise leere Menge C displaystyle mathcal C nbsp von Konstantensymbolen eine moglicherweise leere Menge F displaystyle mathcal F nbsp von Funktionssymbolen eine moglicherweise leere Menge R displaystyle mathcal R nbsp von Relationssymbolen zusatzlich noch Relationsvariablensymbole V 0 displaystyle V 0 nbsp V 1 displaystyle V 1 nbsp V 2 displaystyle V 2 nbsp 1 deren Stelligkeit notigenfalls als oberer Index notiert wird Sie treten neben die Variablensymbole v 0 v 1 v 2 displaystyle v 0 v 1 v 2 ldots nbsp Auch wenn die intendierte Anwendung namlich die Quantifizierung uber alle Relationen schon im Namen steckt soll an dieser Stelle wie in der Pradikatenlogik erster Ordnung davon abgesehen und die Symbole und die nachfolgenden Bildungsgesetze zunachst rein syntaktisch gesehen werden Die Konstanten Funktions und Relationssymbole C displaystyle mathcal C nbsp F displaystyle mathcal F nbsp und R displaystyle mathcal R nbsp werden wieder zu einer Menge S displaystyle S nbsp zusammengefasst die man dann die Signatur der Sprache nennt Man beachte dass die Relationssymbole zur Signatur gehoren die Relationsvariablensymbole hingegen nicht Terme und Ausdrucke Bearbeiten Terme genauer S displaystyle S nbsp Terme werden wie in der Pradikatenlogik erster Stufe durch die dort angegebenen Bildungsgesetze erklart 2 Damit wurden mittels weiterer Bildungsgesetze S displaystyle S nbsp Ausdrucke definiert Dies wird durch zwei weitere Regeln erganzt Ist X displaystyle X nbsp ein n stelliges Relationsvariablensymbol und sind t 1 t n displaystyle t 1 ldots t n nbsp Terme so ist X t 1 t n displaystyle Xt 1 ldots t n nbsp ein S displaystyle S nbsp Ausdruck Sind f displaystyle varphi nbsp ein S displaystyle S nbsp Ausdruck und X displaystyle X nbsp ein Relationsvariablensymbol so sind X f displaystyle exists X varphi nbsp und X f displaystyle forall X varphi nbsp ebenfalls S displaystyle S nbsp Ausdrucke 2 Stufe Bearbeiten Alle S displaystyle S nbsp Ausdrucke die sich nach oben angegebenen Regeln erstellen lassen bilden die mit L I I S displaystyle L II S nbsp bezeichnete Sprache wobei die romische I I displaystyle II nbsp fur die zweite Stufe steht Damit wird zum Ausdruck gebracht dass man hier nicht nur uber alle Variablen quantifizieren kann sondern gemass dem oben angegebenen zweiten Bildungsgesetz auch uber alle Relationsvariablen Damit konnen mehr Ausdrucke als in der Pradikatenlogik erster Stufe gebildet werden Wahrend zum Beispiel die Peano Axiome in der Pradikatenlogik erster Stufe nicht formulierbar sind verfugt die zweite Stufe uber eine hinreichende Ausdrucksstarke Metasprachliche Ausdrucke Bearbeiten Im Folgenden werden metasprachliche Ausdrucke fur Formeln aus L I I S displaystyle L II S nbsp verwendet d h es werden in den Formeln Schreibweisen eingesetzt die nicht durch oben angegebene Regeln gedeckt sind An Stelle von v 0 v 1 displaystyle v 0 v 1 ldots nbsp verwendet man kleine Buchstaben wie x y z displaystyle x y z nbsp und statt V 0 V 1 displaystyle V 0 V 1 ldots nbsp grosse Buchstaben wie X Y Z displaystyle X Y Z nbsp und achtet darauf dass keine Konflikte mit den Elementen der Signatur entstehen 3 Ferner ist der Gebrauch suggestiver Abkurzungen wie zum Beispiel x y z displaystyle forall xyz nbsp fur x y z displaystyle forall x forall y forall z nbsp zulassig Der einzige Grund dafur ist die bessere Lesbarkeit der auftretenden Formeln es ist in jedem Fall klar welcher syntaktisch korrekte Ausdruck mit einer solchen Formel gemeint ist Semantik BearbeitenStrukturen und Interpretationen Bearbeiten Ausgehend von einer Sprache L I I S displaystyle L II S nbsp werden jetzt den oben eingefuhrten Symbolen eine Bedeutung zugewiesen Wie in der Pradikatenlogik erster Stufe werden Strukturen uber der Signatur S displaystyle S nbsp definiert um den Symbolen Konstanten Funktionen und Relationen der Objektwelt zuzuordnen Eine Interpretation ist ein Paar A b displaystyle mathcal A beta nbsp bestehend aus einer S displaystyle S nbsp Struktur A displaystyle mathcal A nbsp uber einer Menge A displaystyle A nbsp und einer sogenannten Belegungsfunktion b displaystyle beta nbsp die jeder Variablen v i displaystyle v i nbsp ein Element aus A displaystyle A nbsp und jeder Relationsvariablen V i displaystyle V i nbsp eine Relation gleicher Stelligkeit uber A displaystyle A nbsp zuordnet Ist b displaystyle beta nbsp eine solche Belegung x displaystyle x nbsp eine Variable und a A displaystyle a in A nbsp so sei b b a x displaystyle beta beta frac a x nbsp genau diejenige Belegung die mit Ausnahme von x displaystyle x nbsp an allen Stellen mit b displaystyle beta nbsp ubereinstimmt und lediglich an der Stelle x displaystyle x nbsp den moglicherweise abweichenden Wert a displaystyle a nbsp hat 4 Ist analog X displaystyle X nbsp eine Relationsvariable der Stelligkeit n displaystyle n nbsp und B displaystyle B nbsp eine n stellige Relation auf A displaystyle A nbsp d h R A n displaystyle R subseteq A n nbsp so sei analog b B X displaystyle beta frac B X nbsp diejenige Belegung die mit Ausnahme von X displaystyle X nbsp an allen Stellen mit b displaystyle beta nbsp ubereinstimmt lediglich an der Stelle X displaystyle X nbsp den moglicherweise abweichenden Wert B displaystyle B nbsp hat Man beachte dass das Variablensymbol X displaystyle X nbsp und die Relation R displaystyle R nbsp als Objekt dieselbe Stelligkeit n displaystyle n nbsp aufweisen mussen wenn die Relationssymbole an feste Stelligkeiten gebunden sind Wird alternativ ein gemeinsamer Pool R e l displaystyle mathrel Rel nbsp von Relationssymbolen fur alle Stelligkeiten vorgesehen und den benutzten Symbolen per Deklaration einer partiellen Abbildung n R e l N 0 displaystyle nu mathrel Rel not to mathbb N 0 nbsp eine Stelligkeit zugewiesen dann kann diese Einschrankung entfallen Die Belegungsvariante b R X displaystyle beta frac R X nbsp ist dann mit einer Deklarationsvariante n n X displaystyle nu frac n X nbsp assoziiert die auch lokale Deklaration genannt wird wobei dann R A n displaystyle R subseteq A n nbsp gelten muss Das Relationssymbol X displaystyle X nbsp wird lokal auf die moglicherweise andere Stelligkeit n displaystyle n nbsp umdeklariert 5 Man schreibt I a x A b a x displaystyle mathcal I frac a x mathcal A beta frac a x nbsp und I B X A b B X displaystyle mathcal I frac B X mathcal A beta frac B X nbsp Modelle Bearbeiten Eine Interpretation I A b displaystyle mathcal I mathcal A beta nbsp heisst ein Modell fur einen Ausdruck f displaystyle varphi nbsp geschrieben I f displaystyle mathcal I vDash varphi nbsp wenn sich dies auf Grund folgender Regeln ergibt wobei der regelhafte Aufbau der Sprache L I I S displaystyle L II S nbsp verwendet wird I t 1 t 2 I t 1 I t 2 I X t 1 t n b X trifft auf I t 1 I t n zu I R t 1 t n R A trifft auf I t 1 I t n zu I f nicht I f I f ps I f und I ps I f ps I f oder I ps I f ps wenn I f dann auch I ps I f ps I f genau dann wenn I ps I x f I a x f fur alle a A I x f es gibt ein a A mit I a x f I X f fur alle Relationen B auf A gilt I B X f I X f es gibt eine Relation B auf A mit I B X f displaystyle begin matrix mathcal I vDash t 1 equiv t 2 amp Leftrightarrow amp mathcal I t 1 mathcal I t 2 mathcal I vDash Xt 1 ldots t n amp Leftrightarrow amp beta X text trifft auf mathcal I t 1 ldots mathcal I t n text zu mathcal I vDash Rt 1 ldots t n amp Leftrightarrow amp R mathcal A text trifft auf mathcal I t 1 ldots mathcal I t n text zu mathcal I vDash neg varphi amp Leftrightarrow amp text nicht mathcal I vDash varphi mathcal I vDash varphi land psi amp Leftrightarrow amp mathcal I vDash varphi text und mathcal I vDash psi mathcal I vDash varphi lor psi amp Leftrightarrow amp mathcal I vDash varphi text oder mathcal I vDash psi mathcal I vDash varphi rightarrow psi amp Leftrightarrow amp text wenn mathcal I vDash varphi text dann auch mathcal I vDash psi mathcal I vDash varphi leftrightarrow psi amp Leftrightarrow amp mathcal I vDash varphi text genau dann wenn mathcal I vDash psi mathcal I vDash forall x varphi amp Leftrightarrow amp mathcal I frac a x vDash varphi mbox fur alle a in A mathcal I vDash exists x varphi amp Leftrightarrow amp text es gibt ein a in A text mit mathcal I frac a x vDash varphi mathcal I vDash forall X varphi amp Leftrightarrow amp text fur alle Relationen B text auf A text gilt mathcal I frac B X vDash varphi mathcal I vDash exists X varphi amp Leftrightarrow amp text es gibt eine Relation B text auf A text mit mathcal I frac B X vDash varphi end matrix nbsp Dabei wird bei den letzten beiden Zeilen gewohnlich eine beliebige feste Stelligkeit n displaystyle n nbsp der Relationssymbole und der Relationen vorausgesetzt X R e l n R A n displaystyle X in mathrel Rel n R subseteq A n nbsp was gelegentlich durch einen Index n der Art X n displaystyle X n nbsp angedeutet wird 6 Damit ist den Symbolen eine inhaltliche Bedeutung zugewiesen Ist F displaystyle Phi nbsp eine Menge von Ausdrucken der betrachteten Sprache und ist I f displaystyle mathcal I vDash varphi nbsp fur alle f F displaystyle varphi in Phi nbsp so schreibt man abkurzend wieder I F displaystyle mathcal I vDash Phi nbsp Ist F displaystyle Phi nbsp eine Menge von Satzen das heisst die f F displaystyle varphi in Phi nbsp enthalten keine freien Variablen so sagt man auch dass A displaystyle mathcal A nbsp ein Modell von F displaystyle Phi nbsp ist denn die Modellbeziehung hangt in diesem Fall gar nicht von der konkreten Belegung ab Peano Axiome BearbeitenBekanntlich lassen sich die Peano Axiome nicht in der Pradikatenlogik erster Stufe formulieren da das Induktionsaxiom eine Aussage uber alle Teilmengen der betrachteten Grundmenge trifft aber nicht uber alle Teilmengen quantifiziert werden kann Da Teilmengen aber nichts anderes als einstellige Relationen sind kann man mit der Signatur S 0 s displaystyle S 0 sigma nbsp wobei 0 ein Konstantensymbol ist genannt Nullelement und s displaystyle sigma nbsp ein einstelliges Funktionssymbol genannt Nachfolgerfunktion folgende Ausdrucke bilden x s x 0 displaystyle forall x neg sigma x equiv 0 nbsp x y s x s y x y displaystyle forall x forall y sigma x equiv sigma y rightarrow x equiv y nbsp X X 0 x X x X s x x X x displaystyle forall X X0 land forall x Xx rightarrow X sigma x rightarrow forall x Xx nbsp Betrachtet man Interpretationen also S displaystyle S nbsp Strukturen in denen das Symbol 0 dann Element einer Menge ist und s displaystyle sigma nbsp eine auf dieser definierte Funktion so sagt der erste Ausdruck dass 0 kein Nachfolger ist denn 0 ist von allen Bildern s x displaystyle sigma x nbsp verschieden Die zweite Zeile druckt die Injektivitat der Nachfolgerfunktion aus Die dritte Zeile schliesslich besagt dass jede einstellige Relation X displaystyle X nbsp das heisst Teilmenge des betrachteten Grundbereichs die auf 0 zutrifft und mit jedem x displaystyle x nbsp auf das sie zutrifft auch auf den Nachfolger s x displaystyle sigma x nbsp zutrifft fur alle Variablen x displaystyle x nbsp gilt womit das Induktionsaxiom formuliert ist Damit ist die Pradikatenlogik zweiter Stufe echt ausdrucksstarker als diejenige erster Stufe Schliesslich kann man zeigen dass je zwei S displaystyle S nbsp Strukturen die Modelle obiger L I I S displaystyle L II S nbsp Ausdrucke sind isomorph sind In der Pradikatenlogik zweiter Stufe gibt es also keine Nichtstandardmodelle der naturlichen Zahlen Reelle Zahlen BearbeitenDie Theorie der geordneten Korper die sich mit der Signatur S 0 1 lt displaystyle S 0 1 cdot lt nbsp in der Sprache L I S displaystyle L I S nbsp formulieren lasst erlaubt keine eindeutige Kennzeichnung der reellen Zahlen bis auf Isomorphie denn das Vollstandigkeitsaxiom nach dem jede nicht leere nach oben beschrankte Menge ein Supremum besitzt lasst sich in L I S displaystyle L I S nbsp nicht formulieren Dieser Mangel an Ausdrucksstarke der Pradikatenlogik erster Stufe fuhrt zur Nichtstandardanalysis In der hier behandelten Pradikatenlogik zweiter Stufe gelingt folgende Symbolisierung der Vollstandigkeit X x X x y z X z z lt y displaystyle forall X exists x Xx land exists y forall z Xz rightarrow z lt y rightarrow nbsp y z X z z lt y z y x x lt y z x lt z X z displaystyle exists y forall z Xz rightarrow z lt y lor z equiv y land forall x x lt y rightarrow exists z x lt z land Xz nbsp Zur Erlauterung dieser Formel beachte man dass die einstellige Relation X displaystyle X nbsp wieder fur Teilmengen der Grundgesamtheit einer Interpretation steht Fur alle Teilmengen soll also gelten Wenn diese nicht leer ist x X x displaystyle exists x Xx nbsp und wenn diese nach oben beschrankt ist y z X z z lt y displaystyle exists y forall z Xz rightarrow z lt y nbsp dann gibt es ein y displaystyle y nbsp so dass dieses obere Schranke der Menge ist z X z z lt y z y displaystyle forall z Xz rightarrow z lt y lor z equiv y nbsp und jedes kleinere Element nicht mehr obere Schranke ist x x lt y z x lt z X z displaystyle forall x x lt y rightarrow exists z x lt z land Xz nbsp Damit ist das Vollstandigkeitsaxiom in L I I S displaystyle L II S nbsp formuliert Machtigkeiten BearbeitenDie Pradikatenlogik zweiter Stufe bietet Moglichkeiten uber Machtigkeiten von Mengen zu reden die weit uber die Pradikatenlogik erster Stufe hinausgehen Im Folgenden wird die Abkurzung 1 x f displaystyle exists 1 x varphi nbsp fur x f y f y x y x displaystyle exists x varphi land forall y varphi frac y x rightarrow y equiv x nbsp verwendet was in jeder Interpretation offenbar bedeutet dass es genau ein x displaystyle x nbsp mit f displaystyle varphi nbsp gibt Endliche Mengen Bearbeiten Bekanntlich kann man in der Pradikatenlogik erster Stufe nicht ausdrucken dass eine Menge endlich ist Man kann lediglich mittels Satzen der Art f n v 1 v n v 1 v 2 v 1 v 3 v n 1 v n displaystyle varphi geq n exists v 1 ldots exists v n neg v 1 equiv v 2 land neg v 1 equiv v 3 land ldots land neg v n 1 equiv v n nbsp sagen dass eine Menge das heisst der Grundbereich einer Interpretation mindestens n displaystyle n nbsp Elemente hat f n f n 1 displaystyle varphi geq n land neg varphi geq n 1 nbsp trifft dann nur auf Mengen mit genau n displaystyle n nbsp Elementen zu Die Endlichkeit einer Menge ware dann eine unendliche Disjunktion f 1 f 2 f 3 displaystyle neg varphi geq 1 lor neg varphi geq 2 lor neg varphi geq 3 lor ldots nbsp die man weder in der ersten noch in der zweiten Stufe bilden kann In der Pradikatenlogik zweiter Stufe hat man aber f endl X x 1 y X x y x y z X x z X y z x y y x X x y displaystyle varphi text endl forall X forall x exists 1 y Xxy land forall xyz Xxz land Xyz rightarrow x equiv y rightarrow forall y exists x Xxy nbsp In jedem Modell dieses Satzes bedeutet x 1 y X x y displaystyle forall x exists 1 y Xxy nbsp dass die zweistellige Relation X displaystyle X nbsp eine Funktion des Grundbereichs in sich ist x y z X x z X y z x y displaystyle forall xyz Xxz land Xyz rightarrow x equiv y nbsp sagt dass diese injektiv ist und y x X x y displaystyle forall y exists x Xxy nbsp dass sie surjektiv ist Obige Formel sagt also aus dass jede injektive Funktion des Grundbereichs in sich automatisch surjektiv ist eine Aussage die bekanntlich genau auf endliche Mengen zutrifft Daher bedeutet die Formel f endl displaystyle varphi text endl nbsp tatsachlich dass alle sie erfullenden Modelle endlich sind Dies zeigt erneut dass die Pradikatenlogik zweiter Stufe echt ausdrucksstarker ist als die erste Stufe Abzahlbare Mengen Bearbeiten Man kann in der Pradikatenlogik zweiter Stufe sogar ausdrucken dass eine Menge hochstens abzahlbar ist denn eine Menge ist genau dann hochstens abzahlbar wenn es eine lineare Ordnungsrelation auf ihr gibt in der jeder Anfangsabschnitt endlich ist Dass X displaystyle X nbsp eine lineare Ordnung ist wird offenbar durch f ord x X x x x y z X x y X y z X x z x y X x y x y X y x displaystyle varphi text ord forall x neg Xxx land forall xyz Xxy land Xyz rightarrow Xxz land forall xy Xxy lor x equiv y lor Xyx nbsp beschrieben denn diese Formel bedeutet von links nach rechts dass die zweistellige Relation irreflexiv transitiv und linear ist Eine einstellige Relation Y displaystyle Y nbsp die fur eine Teilmenge des Grundbereichs steht ist genau dann endlich wenn jede injektive Funktion dieser Teilmenge in sich schon surjektiv ist was sich in Analogie zu obigem f endl displaystyle varphi text endl nbsp wie folgt symbolisieren lasst ps endl X x y X x y Y x Y y x Y x 1 y X x y x y z X x z X y z x y displaystyle psi text endl forall X forall xy Xxy rightarrow Yx land Yy land forall x Yx rightarrow exists 1 y Xxy land forall xyz Xxz land Xyz rightarrow x equiv y rightarrow nbsp y Y y x X x y displaystyle forall y Yy rightarrow exists x Xxy nbsp Die folgende Formel symbolisiert dann dass es auf einer Menge eine lineare Ordnung gibt in der jeder Anfangsabschnitt endlich ist und das ist aquivalent dazu dass die Menge hochstens abzahlbar ist f a b z X f ord Y x Y y X y x ps endl displaystyle varphi leq abz exists X varphi text ord land forall Y exists x Yy leftrightarrow Xyx rightarrow psi text endl nbsp Mangel der Pradikatenlogik zweiter Stufe BearbeitenWie die folgenden Ausfuhrungen zeigen fuhrt die grossere Ausdrucksstarke der Pradikatenlogik zweiter Stufe dazu dass viele wichtige Satze der Pradikatenlogik erster Stufe nicht mehr gelten Ungultigkeit des Kompaktheitssatzes Bearbeiten Mit den oben eingefuhrten Formeln f n displaystyle varphi geq n nbsp und f endl displaystyle varphi text endl nbsp lasst sich leicht zeigen dass fur die Pradikatenlogik zweiter Stufe kein Kompaktheitssatz gelten kann Offenbar ist jede endliche Teilmenge der Formelmenge f endl f n n N displaystyle varphi text endl cup varphi geq n n in mathbb N nbsp erfullbar das heisst sie hat ein Modell denn eine endliche Teilmenge dieser Formelmenge ist fur geeignetes m N displaystyle m in mathbb N nbsp in f endl f n n m displaystyle varphi text endl cup varphi geq n n leq m nbsp enthalten weshalb jede endliche Menge mit mindestens m displaystyle m nbsp Elementen ein Modell ist Dagegen gibt es kein Modell fur die gesamte Formelmenge denn ein Modell von f endl displaystyle varphi text endl nbsp muss eine endliche Menge sein und kann daher nicht alle f n displaystyle varphi geq n nbsp erfullen Da der Kompaktheitssatz aber fur die Pradikatenlogik erster Stufe gilt zeigt diese Uberlegung noch einmal dass f endl displaystyle varphi text endl nbsp in der Pradikatenlogik erster Stufe nicht formulierbar sein kann Ungultigkeit des Satzes von Lowenheim Skolem Bearbeiten Im Abschnitt Machtigkeit wurde eine L I I displaystyle L II emptyset nbsp Formel f a b z displaystyle varphi leq abz nbsp erstellt deren Modelle genau die hochstens abzahlbaren Mengen sind Wurde der Satz von Lowenheim Skolem auch fur die Pradikatenlogik zweiter Stufe gelten so musste es zur Formelmenge f a b z displaystyle neg varphi leq abz nbsp ein abzahlbares Modell geben was aber nicht sein kann denn jedes Modell von f a b z displaystyle neg varphi leq abz nbsp ist notwendigerweise uberabzahlbar Unvollstandigkeit der Pradikatenlogik zweiter Stufe Bearbeiten In der Pradikatenlogik erster Stufe kann man einen Sequenzenkalkul aufstellen und von diesem nachweisen dass er fur alle Herleitungen in einer Sprache der Pradikatenlogik erster Stufe ausreichend ist das ist der sogenannte Godelsche Vollstandigkeitssatz Man konnte nun versuchen einen solchen Sequenzenkalkul um Elemente die den Umgang mit Relationsvariablensymbolen festlegen zu erweitern um auch fur die Pradikatenlogik zweiter Stufe alle Herleitungen auf rein syntaktische Weise in einem solchen Kalkul ausfuhren zu konnen Ein solcher Versuch muss scheitern denn mit einem vollstandigen Sequenzenkalkul fur die Pradikatenlogik zweiter Stufe konnte man den Beweis der in der Pradikatenlogik erster Stufe daraus auf den Kompaktheitssatz schliesst auf die Pradikatenlogik zweiter Stufe ubertragen aber es ist ja bereits bekannt dass der Kompaktheitssatz hier nicht gilt Bezeichnet man das Schliessen in einem solchen Sequenzenkalkul K displaystyle K nbsp mit K displaystyle vdash K nbsp so bedeutet F K f displaystyle Phi vdash K varphi nbsp dass sich der Ausdruck f displaystyle varphi nbsp durch Anwendungen der Regeln des Sequenzenkalkuls aus der Formelmenge F displaystyle Phi nbsp herleiten lasst Die Schreibweise F f displaystyle Phi vDash varphi nbsp bedeute wie oben dass jedes Modell das F displaystyle Phi nbsp erfullt auch f displaystyle varphi nbsp erfullen muss Die gerade ausgefuhrte Uberlegung zeigt also dass es keinen Sequenzenkalkul K displaystyle K nbsp gibt so dass fur alle Formelmengen F displaystyle Phi nbsp und Ausdrucke f displaystyle varphi nbsp die Aquivalenz F f displaystyle Phi vDash varphi nbsp genau dann wenn F K f displaystyle Phi vdash K varphi nbsp gilt Das schliesst nicht aus dass es einen Sequenzenkalkul geben konnte der diese Aquivalenz fur F displaystyle Phi emptyset nbsp erfullt dann hatte man immerhin einen Sequenzenkalkul fur allgemeingultige Aussagen aber auch das ist nicht der Fall wie Kurt Godel zeigen konnte Diese Aussage nennt man die Unvollstandigkeit der Pradikatenlogik zweiter Stufe Es sei darauf hingewiesen dass dies nicht der Godelsche Unvollstandigkeitssatz ist Fragmente der Pradikatenlogik zweiter Stufe BearbeitenFur Anwendungen werden gewisse Beschrankungen der Ausdrucke der Pradikatenlogik zweiter Stufe betrachtet man spricht von Fragmenten der Pradikatenlogik zweiter Stufe und interessiert sich fur deren Ausdrucksstarke SO und SO Bearbeiten In der existentiellen Pradikatenlogik zweiter Stufe beschrankt man sich auf Ausdrucke der Form X 1 X n f displaystyle exists X 1 ldots exists X n varphi nbsp wobei f displaystyle varphi nbsp ein Ausdruck der Pradikatenlogik erster Stufe in einer um X 1 X n displaystyle X 1 ldots X n nbsp erweiterten Signatur ist Insbesondere sind keine Allquantoren uber Relationensymbole erlaubt Wegen der englischen Bezeichnung existential second order logic wird dieses Fragment mit SO bezeichnet Die Klasse der mittels SO Ausdrucken definierbaren Strukturen ist uber den Satz von Fagin eng mit den Sprachen der Komplexitatsklasse NP verbunden so dass sich bei geeigneter Codierung SO mit NP identifizieren lassen Analog besteht die universelle Pradikatenlogik zweiter Stufe aus Ausdrucken der Form X 1 X n f displaystyle forall X 1 ldots forall X n varphi nbsp mit einem Ausdruck f displaystyle varphi nbsp der Pradikatenlogik erster Stufe wie oben Dieses Fragment wird mit SO bezeichnet In der Komplexitatstheorie gehort SO zur Komplexitatsklasse coNP denn die SO Ausdrucke sind genau die Negationen der SO Ausdrucke und umgekehrt Allgemeiner lassen sich Fragmente S k 1 displaystyle Sigma k 1 nbsp als Menge von Ausdrucken der Form k Blocke f displaystyle underbrace exists ldots exists forall ldots forall exists ldots exists ldots k text Blocke varphi nbsp definieren und analog P k 1 displaystyle Pi k 1 nbsp als Menge der Negationen von S k 1 displaystyle Sigma k 1 nbsp Damit ist S O S 1 1 displaystyle exists SO Sigma 1 1 nbsp und S O P 1 1 displaystyle forall SO Pi 1 1 nbsp Die Fragmente S k 1 displaystyle Sigma k 1 nbsp und P k 1 displaystyle Pi k 1 nbsp beschreiben dann die Komplexitatsklassen der polynomialen Hierarchie 7 MSO Bearbeiten Ein weiteres wichtiges Fragment erhalt man wenn man die Quantifizierung uber Relationen auf einstellige Relationen das heisst in jeder Interpretation auf Teilmengen des Universums einschrankt Man nennt dies die monadische Pradikatenlogik zweiter Stufe oder kurz nach dem englischen monadic second order logic MSO Auch hier interessiert man sich fur die Ausdrucksstarke und geht dazu auch auf kleinere Fragmente uber wie etwa MSO was aus Ausdrucken besteht die in MSO und in SO liegen Auch das lasst sich auf naheliegende Weise zu mit M S k 1 displaystyle M Sigma k 1 nbsp und M P k 1 displaystyle M Pi k 1 nbsp bezeichneten Hierarchien erweitern 8 Siehe auch BearbeitenSatz von Fagin Satz von Trachtenbrot Pradikatenlogik hoherer StufeLiteratur BearbeitenHeinz Dieter Ebbinghaus Jorg Flum Wolfgang Thomas Finite Model Theory Springer Verlag 1995 ISBN 3 540 28787 6 Heinz Dieter Ebbinghaus Jorg Flum Wolfgang Thomas Einfuhrung in die mathematische Logik Spektrum Akademischer Verlag 1996 ISBN 3 8274 0130 5 Leonid Libkin Elements of Finite Model Theory Springer Verlag 2004 ISBN 3 540 21202 7 Stefan Brass Mathematische Logik mit Datenbank Anwendungen Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Institut fur Informatik Halle 2005 S 176 informatik uni halle de PDF Alternative Notation fur eine lokal modifizierte Variablendeklaration und belegung Klaus Grue Object Oriented Mathematics Universitat Kopenhagen Department of Computer Science Datalogisk Institut 1995 S 21 diku dk PDF Generelle Maplet Notation ebenfalls eine Notation fur lokal modifizierte Variablendeklaration und belegung Carsten Lutz Logik Teil 4 Pradikatenlogik zweiter Stufe Universitat Bremen AG Theorie der kunstlichen Intelligenz 2010 S 65 informatik uni bremen de PDF Vorlesung im Wintersemester 2010 Francois Bry 2 10 Exkurs Pradikatenlogik zweiter Stufe LMU Institut fur Informatik Lehr und Forschungseinheit fur Programmier und Modellierungssprachen Munchen 1999 en pms ifi lmu de Esther Ramharter Gunther Eder Pradikatenlogik zweiter Stufe SE Modallogik und andere philosophisch relevante Logiken WS 2015 2016 Universitat Wien S 22 homepage univie ac at PDF Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Ramharter Eder 2015 16 lassen zusatzlich noch Funktionsvariablen zu sie konnten z B mit x 0 x 1 x 2 displaystyle chi 0 chi 1 chi 2 dots nbsp bezeichnet werden Relationsvariablen der Stelligkeit 0 stellen Aussagevariablen dar Funktionsvariablen der Stelligkeit 0 entsprechen gewohnlichen Variablen Wenn Funktionsvariablen zugelassen sind Ramharter Eder 2015 16 dann kommt zu den Bildungsgesetzen fur Terme noch das folgende hinzu Ist x displaystyle chi nbsp ein n stelliges Funktionsvariablensymbol und sind t 1 t n displaystyle t 1 ldots t n nbsp Terme so ist x t 1 t n displaystyle chi t 1 ldots t n nbsp ein S displaystyle S nbsp Term Dazu wird gewohnlich fur jede Stelligkeit n N 0 displaystyle n in mathbb N 0 nbsp eine eigene Menge R e l n displaystyle mathrel Rel n nbsp an n stelligen Relationsvariablensymbolen vorgesehen Beispiele dafur finden sich bei F Bry 1999 Def 2 10 1 C Lutz 2010 S 6 und 8 und Ramharter Eder 2015 16 S 17 letztere kennzeichnen die feste Stelligkeit von Relationsvariablen mit einem Index Eine andere Moglichkeit besteht darin wie in der mehrsortigen Logik erster Stufe mit einem einzigen Vorrat R e l displaystyle mathrel Rel nbsp an Relationssymbolen zu arbeiten und den benutzten Relationsvariablensymbolen eine Stelligkeit uber eine partieller Abbildung n R e l N 0 displaystyle nu mathrel Rel not to mathbb N 0 nbsp Variablendeklaration zuzuweisen Mit beliebigen x V displaystyle x in mathcal V nbsp Menge der Variablensymbole a A displaystyle a in A nbsp Wertebereich ist die lokal modifizierte Variablenbelegung auch x displaystyle x nbsp Variante genannt b b a x displaystyle beta beta frac a x nbsp eine ggf nur partiellen Abbildung von V displaystyle mathcal V nbsp nach A displaystyle A nbsp mit b y b a x a wenn y x b y sonst auf dem ursprunglichen Definitionsbereich von b displaystyle beta y beta frac a x begin cases a amp text wenn y x beta y amp text sonst auf dem ursprunglichen Definitionsbereich von beta text end cases nbsp Alternative Schreibweisen fur b a x displaystyle beta frac a x nbsp sind b x a displaystyle beta x a nbsp Carsten Lutz 2010 S 8 b x a displaystyle beta langle x a rangle nbsp Stefan Brass 2005 S 56 dort angegeben fur eine Variablendeklaration statt belegung und b x a displaystyle beta langle x mapsto a rangle nbsp oder b x a displaystyle beta langle x mapsto a rangle nbsp Klaus Grue 1995 S 11 dort allgemeine Maplet Notation angegeben Ramharter Eder 2015 16 S 17 bezeichnen die Variablenbelegung mit s displaystyle s nbsp statt b displaystyle beta nbsp Fur den Fall dass x displaystyle x nbsp bereits dem Definitionsbereich von b displaystyle beta nbsp angehort wird der ursprungliche Bildwert uberschrieben Eine entsprechende Vorgehensweise in der mehrsortigen Pradikatenlogik erster Stufe d h mit Sorten statt Stelligkeiten findet sich bei S Brass 2005 S 54 56 Wird alternativ mit einer einzigen Menge an Relationssymbolen und einer Stelligeitsdeklaration gearbeitet dann konnten die letzten beiden Zeilen so lauten I X n f fur alle Relationen B A n auf A gilt I B X f I X n f es gibt eine Relation B A n auf A mit I B X f displaystyle begin matrix mathcal I vDash forall X n varphi Leftrightarrow text fur alle Relationen B subseteq A n text auf A text gilt mathcal I frac B X vDash varphi mathcal I vDash exists X n varphi Leftrightarrow text es gibt eine Relation B subseteq A n text auf A text mit mathcal I frac B X vDash varphi end matrix nbsp Dabei ist fur X displaystyle X nbsp im Wirkungsbereich Skopus der Quantoren eine lokale Variante der Stelligkeitsdeklaation n n n X displaystyle nu nu frac n X nbsp wirksam Im vielsortigen Fall ist lediglich die Stelligkeit n displaystyle n nbsp zu erweitern auf einen Argumenttyp t t 1 t n displaystyle t t 1 dots t n nbsp mit den Sorten t 1 t n T displaystyle t 1 dots t n in T nbsp wobei die Sorten s T displaystyle s in T nbsp Symbole fur die Objektbereiche A s displaystyle A s nbsp sind fur einsortige Logik siehe Brass 2005 Leonid Libkin 2004 S 173 H D Ebbinghaus J Flum W Thomas 1995 S 40 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pradikatenlogik zweiter Stufe amp oldid 229772955