www.wikidata.de-de.nina.az
Die Polynomialzeithierarchie PH auch polynomielle Hierarchie ist die vermutete Struktur von Komplexitatsklassen zwischen NP und PSPACE Der Grundgedanke hinter der Polynomialzeithierarchie ist die Frage ob durch die Hinzunahme von Orakeln die Leistungsfahigkeit einer Turingmaschine gesteigert werden kann Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Definition mit Orakel Turingmaschinen 1 2 Definition mit Alternierenden Turingmaschinen 1 3 Definition mit Alternierenden Quantoren und Relationen 2 Eigenschaften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDefinition Bearbeiten nbsp Bildliche Darstellung der Polynomialzeithierarchie Die Pfeile bezeichnen Eingliederung Die Polynomialzeithierarchie besteht aus den Familien Di i 1 displaystyle Delta i i geq 1 nbsp Si i 1 displaystyle Sigma i i geq 1 nbsp und Pi i 1 displaystyle Pi i i geq 1 nbsp von Komplexitatsklassen Die Klassen Di displaystyle Delta i nbsp Si displaystyle Sigma i nbsp und Pi displaystyle Pi i nbsp bilden das i displaystyle i nbsp te Level der Hierarchie Fur Level 0 gilt dass alle drei Klassen identisch mit der Klasse P der in Polynomialzeit losbaren Probleme sind d h D0P S0P P0P P displaystyle Delta 0 rm P Sigma 0 rm P Pi 0 rm P mbox P nbsp Fur Level 1 gilt dass D1P P displaystyle Delta 1 rm P mbox P nbsp S1P NP displaystyle Sigma 1 rm P mbox NP nbsp und P1P coNP displaystyle Pi 1 rm P mbox coNP nbsp Die Komplexitatsklassen in der Polynomialzeithierarchie konnen auf verschiedene aquivalente Arten definiert werden Definition mit Orakel Turingmaschinen Bearbeiten Eine Orakel Turingmaschine ist eine Erweiterung einer Turingmaschine Eine Turingmaschine mit Orakel A displaystyle A nbsp wobei A displaystyle A nbsp eine Sprache ist kann mit einem einzelnen Berechnungsschritt entscheiden ob ein Wort w displaystyle w nbsp zu A displaystyle A nbsp gehort oder nicht Symbolisch wird eine solche Konstruktion wie folgt dargestellt BA displaystyle B A nbsp bedeutet dass eine Turingmaschine M displaystyle M nbsp mit L M B displaystyle L M B nbsp ein Orakel A displaystyle A nbsp befragt Mit Blick auf Komplexitatsklassen ergibt sich die folgende Notation PNP displaystyle mbox P mbox NP nbsp sprich P hoch NP ist die Menge aller Probleme die sich von einer Turingmaschine entscheiden lassen die in Abhangigkeit von der Eingabelange nur polynomiellen Zeitverbrauch aufweist zur Losung jedoch ein Orakel benutzen kann das in der Lage ist ein Problem aus NP zu entscheiden Die Komplexitatsklassen der Polynomialzeithierarchie sind wie folgt definiert Fur Level 0 gilt D0P S0P P0P P displaystyle Delta 0 rm P Sigma 0 rm P Pi 0 rm P mbox P nbsp Die weitern Klassen der Hierarchie sind induktiv definiert Dazu werden Orakel Turingmaschinen die als Orakel eine Komplexitatsklasse des vorherigen Levels der Hierarchie nutzen verwendet Di 1P PSiP displaystyle Delta i 1 rm P mbox P Sigma i rm P nbsp Si 1P NPPiP displaystyle Sigma i 1 rm P mbox NP Pi i rm P nbsp Pi 1P coNPSiP displaystyle Pi i 1 rm P mbox coNP Sigma i rm P nbsp Es gilt also insbesondere S1P NP displaystyle Sigma 1 rm P mbox NP nbsp P1P coNP displaystyle Pi 1 rm P mbox coNP nbsp und D2P PNP displaystyle Delta 2 rm P mbox P mbox NP nbsp In der Literatur findet sich fur SiP displaystyle Sigma i rm P nbsp haufig die alternative Definition Si 1P NPSiP displaystyle Sigma i 1 rm P mbox NP Sigma i rm P nbsp 1 Da sich jedes SiP displaystyle Sigma i rm P nbsp Orakel durch Negation der Ausgabe in ein PiP displaystyle Pi i rm P nbsp Orakel uberfuhren lasst und umgekehrt ist diese Definition zur oben gewahlten aquivalent Definition mit Alternierenden Turingmaschinen Bearbeiten Alternierende Turingmaschinen sind eine Erweiterung von nicht deterministischen Turingmaschinen bei der die Zustande der Maschine in existentielle und universelle Zustande unterschieden werden Eine Berechnung die von einem existentiellen Zustand ausgeht akzeptiert die Eingabe wenn mindestens eine der moglichen Berechnungen akzeptiert und eine Berechnung die von einem universellen Zustand ausgeht akzeptiert nur wenn alle moglichen Berechnungen akzeptieren Die Polynomialzeithierarchie kann mit Hilfe von Alternierenden Turingmaschinen wie folgt definiert werden Die Klasse SiP displaystyle Sigma i rm P nbsp enthalt die Sprachen die von einer alternierende Turingmaschine in Polynomialzeit entschieden werden konnen sodass der Initialzustand existentiell ist und auf jedem moglichen Berechnungspfad nur i 1 displaystyle i 1 nbsp mal zwischen den beiden Quantifizierungen der Zustande gewechselt wird Die Klasse PiP displaystyle Pi i rm P nbsp enthalt die Sprachen die von einer alternierende Turingmaschine in Polynomialzeit entschieden werden konnen sodass der Initialzustand universell ist und auf jedem moglichen Berechnungspfad nur i 1 displaystyle i 1 nbsp mal zwischen den beiden Quantifizierungen der Zustande gewechselt wird Definition mit Alternierenden Quantoren und Relationen Bearbeiten Diese Definition bedient sich einer mehrstelligen Relation uber Bitvektoren die in Polynomialzeit entschieden werden kann und alternierender Quantifizierung uber diese Bitvektoren Fur jedes Level der Hierarchie wird eine weitere Quantorenalternierung hinzugefugt Die formale Definition der Komplexitatsklassen ist wie folgt Eine Sprache L displaystyle L nbsp ist in der Komplexitatsklasse SiP displaystyle Sigma i rm P nbsp wenn sie mittels einer Turingmaschine M displaystyle M nbsp die in Polynomialzeit arbeitet und eines Polynoms q displaystyle q nbsp wie folgt charakterisiert werden kann x L u1 0 1 q x u2 0 1 q x Qiui 0 1 q x M x u1 ui 1 displaystyle x in L Leftrightarrow exists u 1 in 0 1 q x forall u 2 in 0 1 q x dots Q i u i in 0 1 q x M x u 1 dots u i 1 nbsp wobei Qi displaystyle Q i nbsp fur gerade Indizes ein Allquantor displaystyle forall nbsp und fur ungerade Indizes ein Existenzquantor displaystyle exists nbsp ist Die Klasse PiP displaystyle Pi i rm P nbsp besteht aus den Sprachen deren Komplementsprache in SiP displaystyle Sigma i rm P nbsp ist d h PiP coSiP displaystyle Pi i rm P mbox co Sigma i rm P nbsp Eigenschaften BearbeitenDie Vereinigung aller Klassen der Polynomzeithierarchie PH bildet eine Teilmenge von PSPACE PH i 0 DiP i 0 SiP i 0 PiP PSPACE displaystyle mbox PH bigcup i 0 infty Delta i rm P bigcup i 0 infty Sigma i rm P bigcup i 0 infty Pi i rm P subseteq mbox PSPACE nbsp Es wird allgemein vermutet dass diese Inklusion echt ist und dass die polynomielle Hierarchie unendlich viele voneinander verschiedene Stufen besitzt d h dass i n SiP Si 1P displaystyle forall i geq n Sigma i rm P neq Sigma i 1 rm P nbsp gilt Falls aber in Wirklichkeit PH PSPACE displaystyle mbox PH mbox PSPACE nbsp gilt liegen PSPACE vollstandige Probleme wie TQBF bereits in einem SnP displaystyle Sigma n rm P nbsp und die polynomielle Hierarchie kollabiert d h es gibt ein n displaystyle n nbsp mit i n DiP DnP displaystyle forall i geq n Delta i rm P Delta n rm P nbsp Analog auch fur Si displaystyle Sigma i nbsp und Pi displaystyle Pi i nbsp Im Falle der Gleichheit von P und NP kollabiert die Polynomialzeithierarchie vollstandig d h alle SnP displaystyle Sigma n rm P nbsp und PnP displaystyle Pi n rm P nbsp waren gleich P Allgemein gilt Falls fur ein k 0 displaystyle k geq 0 nbsp gilt SkP Sk 1P displaystyle Sigma k rm P Sigma k 1 rm P nbsp so gilt fur alle i gt k displaystyle i gt k nbsp SkP SiP displaystyle Sigma k rm P Sigma i rm P nbsp In der deskriptiven Komplexitatstheorie beschreibt die Pradikatenlogik zweiter Stufe die Polynomialzeithierarchie Literatur BearbeitenMichael Sipser Introduction to the Theory of Computation 3 Auflage ISBN 0 534 94728 X 10 3 Alternation The polynomial time hierarchy S 414 Sanjeev Arora Boaz Barak Computational Complexity A Modern Approach Cambridge University Press Cambridge New York ISBN 978 0 521 42426 4 5 The polynomial hierarchy and alternations Draft PDF Christos H Papadimitriou Computational Complexity Addison Wesley Reading Mass ISBN 978 0 201 53082 7 17 2 The Polynomial Hierarchy Marcus Schaefer Christopher Umans Completeness in the Polynomial Time Hierarchy A Compendium In ACM SIGACT News Band 33 Nr 3 September 2002 ISSN 0163 5700 S 32 49 doi 10 1145 582475 582484 Marcus Schaefer Christopher Umans Completeness in the Polynomial Time Hierarchy Part II In ACM SIGACT News Band 33 Nr 4 Dezember 2002 ISSN 0163 5700 S 22 36 doi 10 1145 601819 601829 Weblinks BearbeitenPH In Complexity Zoo englisch Einzelnachweise Bearbeiten Evgeny Dantsin Thomas Eiter Georg Gottlob Andrei Voronkov Complexity and Expressive Power of Logic Programming In ACM Comput Surv Band 33 Nr 3 1 September 2001 ISSN 0360 0300 S 374 425 doi 10 1145 502807 502810 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polynomialzeithierarchie amp oldid 234126695