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Der Potager du roi deutsch Kuchengarten des Konigs ist ein zwischen 1678 und 1683 durch Jean Baptiste de La Quintinie im Auftrag des Sonnenkonigs Ludwig XIV angelegter Nutzgarten am Schloss Versailles Der Kuchengarten belieferte den Versailler Hof mit Obst und Gemuse und stellte durch seine prachtvolle Anlage und den wertvollen Pflanzenbestand auch ein Statussymbol am Hof des Konigs dar Der sudlich des Schlosses gelegene und seit mehr als 300 Jahren erhaltene etwa 9 Hektar grosse Garten wird durch die Hochschule Ecole nationale superieure de paysage de Versailles betrieben und gepflegt Der Potager du roi in VersaillesBereits 1926 wurde der Potager du roi zusammen mit dem Parc de Balbi durch das Kulturministerium zum Monument historique erklart Er gehort zusammen mit dem Schloss Versailles und dessen Parkanlage seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Der Garten zur Zeit Ludwig XIV 2 Von La Quintinies Tod bis in die Neuzeit 3 Der Garten im 21 Jahrhundert 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDer Garten zur Zeit Ludwig XIV Bearbeiten nbsp Seitenverkehrter Plan des Potager du roi 1716 nbsp Ansicht des Potager du roi um 1700 Kupferstich von Antoine Aveline nbsp Statue von Jean Baptiste de La Quintinie am Potager du roiDie Anlage des Potager du roi wurde 1678 durch Ludwig XIV beschlossen Nachdem er das Schloss Versailles das zunachst nur ein kleines Jagdschloss seines Vaters gewesen war zum Palast ausgebaut und es 1677 zum Regierungssitz bestimmt hatte war der bisherige sudostlich des Schlosses gelegene Kuchengarten mit seiner Flache von knapp 4 Hektar zu klein geworden um den koniglichen Hof mit Obst und Gemuse zu versorgen Mit der Planung und Anlage beauftragte er Jean Baptiste de La Quintinie der bereits 1670 zum Direktor der Obst und Gemusegarten der koniglichen Schlosser ernannt worden war 3 An der fur den Potager du roi vorgesehenen Stelle befand sich ein als Stinkender Weiher bezeichneter Teich Der bei der Anlage des Piece d eau des Suisses eines anderen Parkteichs angefallene Bodenaushub wurde zum Auffullen dieses Weihers benutzt Um die Qualitat des Bodens zu verbessern wurde fruchtbare Erde aus den Hugeln von Satory und aus dem Parc aux cerfs geholt die zudem mit Mist aus den koniglichen Pferdestallen angereichert wurde Da das Gelande aber weiterhin sehr feucht war liess La Quintinie zur Entwasserung ein unterirdisches Aquadukt anlegen uber das das Wasser in das Schweizer Becken geleitet wurde 4 nbsp Grille du roi Gittertor des Konigs Der Garten sollte den koniglichen Hof mit frischem Obst und Gemuse versorgen Neben der schieren Menge an Lebensmitteln die der Garten dafur hervorbringen musste legte der Konig vor allem auch grossen Wert darauf fur seine eigene Tafel sowie die Bewirtung von Gasten Obst und Gemuse auch ausserhalb der eigentlichen Saison zu erhalten Wie alles in Versailles sollte er aber auch der Reprasentation dienen so dass die Anlage die der Konig regelmassig auf Spaziergangen personlich aufsuchte durchaus auch nach asthetischen Aspekten geplant und angelegt wurde 3 Fur den Konig der sich gerne von La Quintinie personlich durch die Anlagen fuhren liess wurde ein eigener Seiteneingang mit einem reichlich verzierten und seinen Insignien versehenen Gittertor angelegt Die Grille du roi Tor des Konigs ist das einzige Tor in Versailles das aus der Zeit Ludwigs XIV noch im Original erhalten ist 5 Auch herrschaftliche Besucher des Hofes wie der Doge von Venedig oder der Konig von Siam wurden von Ludwig XIV fur den der Garten auch ein Symbol fur die Beherrschung der Natur und damit fur seine absolutistische Macht war personlich durch den Potager du roi gefuhrt Der Garten wurde an drei Seiten von etwa drei Meter hohen Mauern mit einer Gesamtlange von 800 Metern eingefasst die La Quintinie durch den Hofarchitekten Jules Hardouin Mansart planen und erbauen liess Diese wurden zu begehbaren Terrassen verbreitert von denen sich dem Konig und seinem Gefolge ein Blick uber die Gesamtanlage bot Unterhalb der Terrassen wurden zahlreiche Gange und Kammern angelegt die den 30 Gartnern des Potager zur Aufbewahrung von Werkzeug fur die Unterbringung von Wasserzisternen und auch zur Einlagerung der Ernte dienten 3 An der Aussenmauer wurden 29 Kammern mit nach Suden Osten und Westen ausgerichteten Wanden eingerichtet Innerhalb dieser Kammern konnte sich die Luft selbst im Winter recht schnell erwarmen Die Mauern boten gleichzeitig Schutz vor kalten Winden und dienten als Warmespeicher Hier wurden empfindliche Pflanzen wie Melonen Feigen Gurken Pfirsiche und Nektarinen sowie Erdbeeren und Fruhkirschen kultiviert Im Zentrum des Gartens wurde der aus 16 Beeten bestehende Jardin des gros legumes Garten der grossen Gemuse angelegt in dessen Mittelpunkt sich ein Wasserbecken befindet 4 Um den Anforderungen des Hofes nach Obst und Gemuse ausserhalb der Saison nachkommen zu konnen arbeitete La Quintinie mit verschiedenen Kulturmethoden Gewachshauser aus Glas gab es zu seinen Lebzeiten noch nicht diese Idee kam erst ein halbes Jahrhundert spater aus den Niederlanden nach Frankreich 3 Neben den Treibmauern nutzte er auch Glasglocken die einerseits der Fruhtreiberei dienten andererseits aber auch der Dekoration und der Zurschaustellung besonderer Pflanzen Durch den Anbau von jeweils mehreren verschiedenen Sorten von jeder Obst und Gemuseart mit unterschiedlichen Reifeterminen konnte La Quintinie zudem die jeweilige Erntesaison in die Lange ziehen Ausserdem nutzte er Pferdemist zur fruhzeitigen Erwarmung der Erde und deckte einzelne Beete mit Glas ab 5 Auf diese Weise gelang es ihm den Versailler Hof bereits im Januar mit Erdbeeren und im April mit Erbsen zu beliefern Die ersten Feigen von denen der Potager du roi in der Hauptreifezeit 4000 Stuck pro Tag an den Hof liefern musste wurden bereits im Juni geerntet der erste Spargel im Dezember 6 Besondere Aufmerksamkeit wurde auch der Obstzucht an Spalieren geschenkt Diese Kulturmethode diente zum einen dazu qualitativ besonders wertvolle Fruchte hervorzubringen Die Baume wurden so geschnitten dass die Fruchte von der Sonne gut beschienen wurden auf den kleinwuchsigen Unterlagen brachten die Baume zudem grossere Fruchte hervor Zum anderen waren die oft zu kunstvollen Formen geschnittenen Baume auch eine Zierde und Dekoration fur den Garten 5 Die Bedeutung die Ludwig XIV der Belieferung seiner Tafel mit Obst und Gemuse zusprach lasst sich aus einer uberlieferten ironischen Bemerkung der Marquise de Sevigne ablesen Le chapitre des pois dure toujours l impatience d en manger le plaisir d en avoir mange et la joie d en manger encore sont les trois points que nos princes traitent depuis quatre jours Das Erbsenkapitel dauert an die Ungeduld sie zu essen das Vergnugen sie gegessen zu haben und die Freude sie wieder zu essen das sind die Themen uber die man seit vier Tagen redet Marie de Rabutin Chantal Bis zu seinem Tod im Jahr 1688 arbeitete La Quintinie dem Ludwig XIV fur seine Verdienste im Gartenbau im Jahr 1687 einen Adelstitel verlieh an der Verbesserung der Anzucht und Treibmethoden Die gewonnenen Erkenntnisse veroffentlichte er in einem Standardwerk zum Gartenbau Instruction pour les jardins fruitiers et potagers das allerdings erst 1690 postum erschien Von La Quintinies Tod bis in die Neuzeit BearbeitenIn den Jahren nach La Quintinies Tod wurde der Anbau von Fruhgemuse zunachst erheblich ausgedehnt und der Kuchengarten um eine zusatzliche Flache fur die Spargelkultur erweitert Dieser Teil des Gartens wird als Garten Duhamel du Monceau gefuhrt Nach einigen Jahren wurden die Mauern eingekurzt um den Pflanzen mehr Luft und Licht zu bieten 1715 begann man unter dem Leiter Louis Le Normand mit der Kultur von Kaffeepflanzen Dieser liess als erster auch Treibhauser aus Glas in dem Garten errichten mit deren Hilfe er 1735 Konig Ludwig XV zum ersten Mal Ananasfruchte die im Potager du roi geerntet worden waren prasentieren konnte 4 Ab etwa der Mitte des 18 Jahrhunderts nahm die Bedeutung des Potager du roi zunehmend ab 1767 gab es Plane auf einem Teil der Flache ein Nonnenkloster der Konigin zu errichten Um die Rue d Anjou fortfuhren zu konnen entstand 1769 ausserdem der Plan die Aussenmauer mit einem Tor zu durchbrechen der im Sommer 1785 unter dem englischen Gartner Alexander Brown der 1782 zum Inspektor der Obst und Gemusegarten der Koniglichen Schlosser ernannt worden war umgesetzt wurde Brown gestaltete den Garten zudem wesentlich um indem er Rampen anlegen liess uber die man auf direktem Weg in das zentrale Beet gelangen konnte Ausserdem liess er einige der Treibmauern abreissen und neue Warmhauser errichten 4 Im Jahr 1793 musste der damalige Leiter des Gartens ein Gartner namens Goudouin aufgrund der Franzosischen Revolution von seinem Amt zurucktreten nachdem der Garten in den Jahren zuvor schon fur Schiessubungen genutzt und Teile der Flache parzelliert und an Privatpersonen vermietet worden waren 1798 wurde der Potager du roi per Regierungsdekret zum Versuchsgarten mit einer angeschlossenen Schule bestimmt die mit der Einfuhrung des Kaiserreichs allerdings wieder geschlossen wurde 4 1849 wurde Auguste Francois Hardy zum Obergartner des koniglichen Kuchengartens ernannt dem es gelang den Garten zu seiner ursprunglichen Nutzung als Kuchengarten fur den koniglichen Hof zuruckzufuhren Wahrend der preussischen Besetzung Versailles 1870 71 musste er mit den Erzeugnissen den preussischen statt den franzosischen Hof beliefern In der Dritten Republik wurde der Garten im Jahr 1874 dem neuen Ministerium fur Landwirtschaft und Handel angegliedert das dort im Mai des gleichen Jahres eine Schule fur Gartenbau eroffnete die von Hardy geleitet wurde 4 1918 wurde die Schule zur Ecole nationale d horticulture ernannt an der 1945 schliesslich der Studiengang Landlicher Raum und Gartenkunst zur Ausbildung von Landschaftsarchitekten eingefuhrt wurde und aus der 1976 die Hochschule fur Garten und Landschaftsbau Versailles Ecole nationale superieure de paysage de Versailles ENSP hervorging 4 Der Garten im 21 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Blick von einer der Terrassen in den Potager du roiDer Potager du roi gilt als der grosste Nutzgarten der Welt Er ist der Hochschule fur Garten und Landschaftsbau angegliedert und wird durch Studierende gepflegt 7 Seit der Gartner Antoine Jacobsohn 2007 die Leitung des Potager du roi ubernahm wird dieser ausschliesslich nach okologischen Richtlinien bewirtschaftet Obwohl sich die Gartner bei der Pflege weitgehend an alte Plane halten um den Garten als historisches Kulturdenkmal zu erhalten werden Zugestandnisse an die okologische Bewirtschaftung gemacht So wachst unter den Spalierbaumen und auf einigen Wegen Klee der als naturlicher Grundunger dient In dem Garten werden etwa 400 verschiedene Obstsorten darunter allein 160 verschiedene Apfelsorten auf 2000 Baumen und 140 Birnensorten auf 2800 Baumen und etwa gleich viele verschiedene Gemusesorten kultiviert Die jahrliche Ernte betragt ca 30 Tonnen Fruchte und 20 Tonnen Gemuse die zum Teil in einem angeschlossenen Laden direkt vermarktet werden Bekannt war und ist der Garten auch fur seine besonders kunstvollen Obstspaliere So sind dort 68 verschiedene Arten Spaliere zu formen zu sehen 7 Die altesten erhaltenen Baume des Gartens wurden bereits um 1800 gepflanzt 8 Als Teil der Parkanlage von Schloss Versailles gehort der Potager du roi zusammen mit dem Schloss seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO 2 Literatur BearbeitenVincent Brunot Le Potager du roi Gallimard 2005 Pierre David Gilles Mermet und Martine Willemin Le Potager du roi La Martiniere 2010 Christa Hasselhorst Das Schlaraffenland des Sonnenkonigs In Zwischen Schlosspark und Kuchengarten DAS PARADIES IST UBERALL Corso Verlag Verlagshaus Romerweg Wiesbaden 2021 ISBN 978 3 7374 0764 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Potager du roi Sammlung von Bildern Offizielle WebsiteEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag des Potager du roi in der Liste der Monuments historiques abgerufen am 23 September 2018 a b Palace and Park of Versailles auf der Webseite Weltkulturerbe der UNESCO abgerufen am 27 September 2018 a b c d Catharine Reynolds Where Versailles Grew Its Veggies New York Times 11 September 1994 abgerufen am 25 September 2018 a b c d e f g Pierre David Gilles Mermet Martine Willemin Der Kuchengarten des Konigs Dumont Verlag 2011 ISBN 3 8321 9389 8 S 9 ff a b c Katja Mutschelknaus Das Ballett der Baume In Die Welt online vom 22 Oktober 2011 abgerufen am 27 September 2018 Vitamine fur den Sonnenkonig In Neue Zurcher Zeitung 4 August 2009 abgerufen am 29 September 2018 a b Christa Hasselhorst Ein konigliches Schlaraffenland In FAZ online 27 August 2018 abgerufen am 24 September 2018 Pauline Frileux An Agroecological Revolution at the Potager du Roi Versailles In The Urban Garden City Shaping the City with Gardens Through History Springer Verlag 2018 ISBN 978 3 319 72732 5 S 101 130 48 798611111111 2 1211111111111 Koordinaten 48 47 55 N 2 7 16 O Normdaten Geografikum VIAF 315531518 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Potager du roi amp oldid 232758204