www.wikidata.de-de.nina.az
Glasglocken dienten im Gartenbau dem geschutzten und kontrollierten Kultivieren von Pflanzen insbesondere zur Fruhtreiberei Sie waren preisgunstigere Vorlaufer der heutigen Gewachshauser bevor diese allgemein erschwinglich waren Ihre grosste Verbreitung hatten sie im franzosischen Gartenbau Dort hatte mancher Handelsgartner Ende des 19 Jahrhunderts zehntausende davon im Einsatz Im 20 Jahrhundert verloren sie an Bedeutung und die Produktion wurde eingestellt so dass fur einige Zeit nur noch einzelne Exemplare in Museen zu besichtigen waren 1 Glasglocken und Glashauben neben anderen Schutzvorrichtungen fur Kulturpflanzen aus Le Bon Jardinier Almanach pour l annee 1826 Im 21 Jahrhundert sind ahnlich aussehende Hauben als dekoratives Element fur den Garten wieder bei einigen Handlern im Angebot Diese werden allerdings aus Grunden der Kosten und Gewichtseinsparung meist aus transparentem Kunststoff gefertigt Vereinzelt sind auch wieder originalgetreue Repliken aus Glas im Angebot 2 3 Verbreitet waren sowohl geblasene Glasglocken als auch solche aus kleinen bleiverglasten Scheiben Inhaltsverzeichnis 1 Glasglocken 1 1 Glashauben 2 Ubergang zu Gewachshausern 3 Heutige Nutzung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGlasglocken Bearbeiten nbsp Glasglocke unten links auf der Wandmalerei an der Pfarrkirche Heiliger Kanzian in NotschGeblasene Glasglocken sind schon langer bekannt als Glashauben aus dem schwieriger herstellbaren Fensterglas In einer Wandmalerei an der Pfarrkirche Heiliger Kanzian in Notsch im Gailtal aus der Zeit um 1500 ist neben anderen landwirtschaftlichen Geraten auch eine Glasglocke zu sehen In der Renaissance waren glaserne Destillierapparate relativ weit verbreitet und sind beispielsweise im Kreuterbuch von Adam Lonitzer abgebildet Zu den Apparaten gehorte ein Glashelm in Form einer Glocke mit Griff der von einigen Besitzern auch fur die Fruhtreiberei genutzt wurde Clemens Alexander Wimmer vermutet dass die ersten Glasglocken in Venedig hergestellt wurden Reisende Glasblaser grundeten spater in Bohmen Thuringen und Lothringen eigene Werkstatten in denen sie die Glocken in grosser Zahl fertigten 1 Olivier de Serres beschreibt um 1600 den Einsatz von Glasglocken in der Form grosser Hute welche unten die Form einer Glocke haben als Bedeckungen in der Melonenkultur Andere sahen aus wie der Helm von Destillierkolben ohne jeden Rand Der Durchmesser der Glocken mit denen die gesaten Samen abgedeckt wurden betrage einen Fuss Zum weiteren Erwarmen des Bodens empfahl er der Erde im Beet frischen Pferdemist beizumischen 1 nbsp Verschiedene Glasglocken und StrohhaubenPeter Lauremberg beschrieb 1631 Glasglocken mit einer Offnung am oberen Ende Mit der Glocke die tagsuber uber die Kulturen gestulpt wurde sollte die Keimung und das Wachstum von fruhen Fruchten beschleunigt werden Die Offnung die bei Bedarf geschlossen werden konnte diente dazu Ausdunstungen und zu warme Luft entweichen zu lassen In Frankreich wurde diese Ausfuhrung als Englische Glocke bezeichnet Verbreiteter waren aber die geschlossenen Versionen die auch nachts vor Kalte schutzten Erwahnt sind sie unter anderem in einer Aufstellung fur eine Lieferung an Schloss Gottorf aus dem Jahr 1633 von John Evelyn 1660 mit Bild von Johann Sigismund Elsholtz 1666 und von Wolf Albrecht Stromer von Reichenbach 1671 Die erstmals von John Evelyn beschriebene Ausfuhrung mit einem Knauf zum Anfassen war spater am verbreitetsten und wurde auch von Georg Andreas Bockler 1678 Franz Philipp Florinus 1702 sowie in der Encyclopedie ou ou Dictionnaire raisonne des sciences des arts et des metiers 1762 beschrieben Die meisten Glocken hatten einen Durchmesser von 15 bis 20 Zentimeter Gefertigt wurden aber auch grossere Ausfuhrungen mit bis zu 60 Zentimeter Durchmesser und kleine in der Grosse einer Kaffeetasse Der Farbton des Glases war unterschiedlich neben Glocken aus klarem Glas wurden auch Exemplare in verschiedenen Grun Blau und Rottonen angeboten Dabei waren Glocken aus dunklem Flaschenglas am weitesten verbreitet weil sie zum geringsten Preis angeboten wurden Sie liessen mehr Warme und weniger Licht ins Innere weswegen sie auch zum Bleichen von Blumenkohl verwendet wurden Farblose Glasglocken aus klarem Glas waren am teuersten 1 Geluftet wurde unter den Glasglocken indem man ein Stellholz auf der Seite von der Wind kam unter den Rand legte Das Holz konnte mit Kerben versehen sein so dass man Offnung verschieden weit einstellen konnte Bei grosser Hitze wurden die Glocken abgedeckt oder wie von Karl Theodor Rumpler beschrieben mit Kalkmilch gestrichen Zum Einlagern wurde zwischen zwei Glasglocken zum Schutz vor Glasbruch jeweils eine Strohhaube gelegt 1 Glashauben Bearbeiten Die ersten bekannten Erwahnungen finden sich zu Glashauben in Schriften von John Evelyn aus dem Jahr 1660 der sie auch zum Prasentieren von Tulpen und anderen Zierpflanzen empfahl Johann Sigismund Elsholtz beschreibt die aus kleinen bleiverglasten Scheiben hergestellten Hauben 1666 als rund oder eckig oben platt oder spitzig Manche hatten auch Fenster zum Luften Der Nachteil dass sie bei der Anschaffung teurer waren als die Glasglocken wurde teilweise dadurch ausgeglichen dass einzelne zerstorte Scheiben ersetzt werden konnten Das Glas war immer klar so dass sie im Vergleich zu den meisten Glasglocken weniger Warme und gleichzeitig mehr Sonnenstrahlen hinein liessen 4 nbsp Verschiedene GlashaubenEinfache Modelle hatten seitlich nur vier geneigte Scheiben In der franzosischen Fachzeitschrift fur Gartenbau Le Bon Jardinier wurden 1774 zwolfeckige Ausfuhrungen die fast rund waren empfohlen und auch ausfuhrlich beschrieben Im nebenstehenden Bild ist unten links ein solches Modell zu sehen Empfohlene Grossen waren zwischen sechs Zoll und zwei Fuss gross Insbesondere bei grosseren Modellen wurde geraten beim Verloten der Bleiumrandung diese mit Eisendraht zu stabilisieren Auch sollten die Drahte aus denen der Griff geformt wird bis zum unteren Rand der Haube gefuhrt werden 4 1822 unterschied John Claudius Loudon zwischen Modellen die mit Kupfer Blei oder Guss oder Schmiedeeisen eingefasst sind Die teuersten davon waren die mit Gusseisen gefassten Modelle welche aus zwei einzeln gegossenen und danach miteinander vernieteten Seitenteilen bestanden Das aus einem Guss bestehende Dach hatte den Vorteil dass es sogar bei Frost abgenommen werden konnte ohne das Glas zu beschadigen Am billigsten waren bleiverglaste Hauben die aber eine geringere Lebensdauer und ein hoheres Gewicht aufwiesen als kupferverglaste 4 Ubergang zu Gewachshausern Bearbeiten nbsp Mistbeet 1910Die Konstruktion mit guss oder schmiedeeisernen Stegen erlaubte den Bau immer grosserer Hauben Diese entwickelten sich dadurch bis hin zu Miniaturgewachshausern wobei die Ubergange fliessend und schwer zu definieren sind Durch Fortschritte in der Glasindustrie war es des Weiteren moglich preisgunstig grossere Glasscheiben anzubieten mit denen sich fur die Fruhtreiberei das Mistbeet durchsetzte Im 20 Jahrhundert verschwanden sowohl Glasglocken als auch die klassischen Glashauben vom Markt und auch aus dem Gebrauch 4 Heutige Nutzung BearbeitenDie Zeitschrift Bilanz beschrieb im Mai 2015 Gartnern als das neue Golfen Dem Trend als Hobby fur Wohlhabende entsprechend wurden viele teure Retro Gartengerate angeboten Diese seien nicht immer praktischer aber auf alle Falle schoner als die modernen Varianten Neben verzinkten Giesskannen oder emaillierten Schildern wurden als solche auch nach dem Original gearbeitete Glasglocken genannt 5 Literatur BearbeitenClemens Alexander Wimmer Hippe Krail und Rasenpatsche Zur Geschichte der Gartengerate Verlag und Datenbank der Geisteswissenschaften Weimar 2012 ISBN 978 3 89739 722 4 S 208 213 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Glasglocken und Glashauben Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Clemens Alexander Wimmer Hippe Krail und Rasenpatsche Zur Geschichte der Gartengerate Verlag und Datenbank der Geisteswissenschaften Weimar 2012 ISBN 978 3 89739 722 4 S 208 211 Website eines Anbieters abgerufen am 23 April 2016 Website eines Anbieters abgerufen am 23 April 2016 a b c d Clemens Alexander Wimmer Hippe Krail und Rasenpatsche Zur Geschichte der Gartengerate Verlag und Datenbank der Geisteswissenschaften Weimar 2012 ISBN 978 3 89739 722 4 S 211 213 Gartnern der neue Freizeittrend auf bilanz ch Artikel vom 29 Mai 2015 abgerufen am 23 April 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glasglocke Gartenbau amp oldid 228250702