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Portrait einer dicken Frau ist ein Horspiel von Gunther Rucker das am 22 Januar 1971 urgesendet wurde 1 Es gehort zu den erfolgreichsten Horspielen in der Rundfunkgeschichte der DDR Das Portrait einer dicken Frau ist Ruckers erfolgreichstes Horspiel auch international Es war in der Sowjetunion in der CSSR in Bulgarien Ungarn Schweden Norwegen und besonders in Finnland erfolgreich 2 3 4 5 Rucker erzahlt von einem Bildhauer und seinem Modell 4 Sein doppelthematisches Horspiel zeigt bedeutsame Charakterzuge eines scheinbar durchschnittlichen Menschen auf und entwickelt zugleich die Problematik des Selbstverstandnisses eines sozialistischen Kunstlers Durch seinen unverkennbar epischen Zug wird besonders die Nahe zu ahnlichen Gestaltungen dieses Themas in der erzahlenden Literatur der DDR deutlich in denen die Situation des Kunstlers in der DDR thematisiert wird 6 Portrait einer dicken FrauHorspiel Deutsche Demokratische Republik Originalsprache DeutschProduktionsjahr 1971Genre Original HorspielDauer 59 minProduktion Rundfunk der DDRMitwirkendeAutor Gunther RuckerBearbeitung Wolfgang Beck Dramaturgie Regie Gunther RuckerMusik Wolfgang BayerSprecherChrista Lehmann Die dicke Frau Gerd Ehlers ihr Mann Hans Oldenburger Andre der Sohn Barbel Bolle die Tochter Kurt Bowe der Bildhauer Gudrun Ritter seine Frau Hans Joachim Hanisch ein Gemeinderatsmitglied Horst Weinheimer der Gussmeister Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Beurteilung 3 Ausstrahlung und weitere Produktion 4 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenEin Bildhauer will in einem Dorf das Ausgedingehaus auf einem ehemaligen Hof kaufen Die ubergewichtige Hausfrau mit einem irritierend hasslichen Gesicht lehnt zunachst ab um schliesslich doch auf den Verkauf einzugehen Der Bildhauer schlagt vor ihren Kopf in Bronze zu arbeiten Nach einigem Widerstreben sitzt sie ihm Modell 4 und was der Bildhauer in diesem Gesicht sieht wird horbar in den Erinnerungen der dicken Frau an Krieg Hunger und menschliches Leid 7 Wahrend er arbeitet erzahlt sie ihm von den acht Kindern die sie gebar und neun Kindern die sie grossgezogen hat von ihrem muhseligen Leben das von den politischen Zeitlaufen bestimmt war Sie erzahlt ihm Geschichten die sie erlebt oder gelesen hat und Geschichten aus der Bibel 4 Als das Gipsmodell fertig ist ist die Frau erschuttert trotz ihres unschonen Gesichtes geliebt zu werden 8 Beurteilung BearbeitenGunther Rucker nimmt in seinen Horspielen dem Horer die Bewertung der Figuren nicht ab In einer vielschichtig gefuhrten Diskussion asthetischer Probleme macht er im Portrait einer dicken Frau die Wahrheit des Lebens zum Kriterium die er gleichsam dem Credo des Bildhauers folgend in jedem einzelnen Menschen findet 9 Der simple Grundvorgang des Horspiels scheint nur den Rahmen fur die Binnengeschichte zu bieten doch vermittelt er einen wesentlichen Teil der kunstlerischen Aussage die Rucker so ausfuhrlich verfolgt wie der Bildhauer der ins Dorf kommt sich um das Haus bemuht weder Zeit noch Kosten scheut und sich nicht abweisen lasst Der Horer erlebt wie eine ungewohnliche Arbeit mit Grundlichkeit und Ausdauer vorbereitet wird und schliesslich wie die Frau die der Arbeit beiwohnt zum Sprechen ermutigt wird Angesichts des zeichnenden und modellierenden Mannes fuhlt die Frau sich herausgefordert mehr beizutragen als nur stumm da zu sein So wie der Bildhauer ihren Kopf erarbeitet erschliesst auch sie ihm Stuck um Stuck ihre Vergangenheit und damit dem Horer Die Frau kann auf kein anderes Lebenswerk verweisen als dass sie Kinder geboren und grossgezogen hat Der Bildhauer antwortet auf die Frage des Gemeinderats ob ihn das Portrat der dicken Frau nicht abhalte das Wichtige zu gestalten Jeder Mensch in meinem Lande ist mir nahe und ich bin an seiner Seite Meine Wissbegier uber sein Leben ist nicht zu sattigen Je alter ich werde je naher ich den Leuten bin desto schwerer fallt mir was mir einst so glanzend gelang der Spott Harte Worte gegen andere kann ich nicht finden ohne Fragen an mich selbst 3 In diesem Doppelportrat gestaltet Gunther Rucker das Wechselverhaltnis von Kunstler und Gesellschaft und die gegenseitige Produktivitat die sowohl beim Kunstler als auch bei seinem Modell zur Bewusstseinsveranderung fuhrt und zeigt dabei die Auseinandersetzung des Kunstlers mit seiner Umwelt als individuellen und gesellschaftlichen Entwicklungsprozess zugleich Der Bildhauer der einen Ort suchte wo er ungestort arbeiten kann begegnet einer alteren Frau deren Erzahlungen ihn zusehends fesseln und deren ungeheuerliches Gesicht ihm auf und sofort auch gefallt Du erschrickst wenn du sie das erste Mal siehst Dann sieht man allmahlich es ist fast schon Mit ihrer Lebensgeschichte steht die Frau stellvertretend fur viele Frauen dieser Zeit mit ahnlichem Schicksal Die eingangs vom Gussmeister der Plastik gestellte Frage Warum gerade die erweist sich im Nachhinein als falsch gestellt denn die richtige Antwort ist Auch die 10 Ausstrahlung und weitere Produktion BearbeitenIm Jahr 1972 strahlte der Finnische Rundfunk Gunther Ruckers Portrat einer dicken Frau aus das die Journalisten zum besten auslandischen Stuck des Jahres aus dem Kreis der DDR Horspiele wahlten 11 1973 entstand beim Hessischen Rundfunk eine weitere Produktion des Horspiels unter dem gleichen Titel Die Erstsendung fand am 10 September 1973 statt und hatte eine Abspieldauer von 62 10 Minuten Unter der Regie von Mathias Neumann sprachen Edith Schultze Westrum Die dicke Frau Wolfgang Engels Mann der dicken Frau Matthias Fuchs Andre Sohn der dicken Frau Monika Weniger Tochter der dicken Frau Anfried Kramer Bildhauer Marlen Diekhoff seine Frau Olaf Bison Gemeinderatsmitglied und Erwin Scherschel Gussmeister 8 Die DDR Produktion wurde auch vom ORF ubernommen und dort am 28 Januar 1983 ausgestrahlt gesprochen von Christa Lehmann Gerd Ehlers Hans Oldenburger Barbel Bolle Kurt Bowe Gudrun Ritter u a 4 Einzelnachweise Bearbeiten Christa Vetter Das klare Wort der Schrift Horspiele Henschelverlag Kunst und Gesellschaft 1982 S 13 Portrait einer dicken Frau Rundfunk der DDR 1971 ARD Horspieldatenbank a b Hans Jurgen Geerdts Literatur der DDR in Einzeldarstellungen Kroner 1979 S 280 281 a b c d e oe1 orf at PORTRAIT EINER DICKEN FRAU Abgerufen am 1 Januar 2023 Weimarer Beitrage Zeitschrift fur Literaturwissenschaft Asthetik und Kulturtheorie Jahrgang 4 Aufbau Verlag 1975 S 162 Hans Jorg Dost Stefan Bodo Wurffel Horspiele aus der DDR Fischer Taschenbuch 1982 ISBN 978 3 596 27031 6 S 28 Sibylle Bolik Das Horspiel in der DDR Themen und Tendenzen P Lang 1994 ISBN 978 3 631 46955 2 S 273 a b Portrait einer dicken Frau In ARD Horspieldatenbank Abgerufen am 1 Januar 2023 neue deutsche literatur Band 22 Schwartzkopff 1974 S 168 Hans Jorg Dost Stefan Bodo Wurffel Horspiele aus der DDR Fischer Taschenbuch 1982 ISBN 978 3 596 27031 6 S 29 Horspiele im deutschen demokratischen Rundfunk Henschelverlag 1974 S 253 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Portrait einer dicken Frau amp oldid 234026565