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Unter Pijjut Plural Pijjutim hebraisch פיוט wird die fur den liturgischen Gebrauch bestimmte Dichtung verstanden die im judischen Gottesdienst gesungen bzw vorgetragen wird Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 3 Gattungen und Formen 4 Ubersetzungen 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseName BearbeitenDas Wort ist abgeleitet vom griechischen poihths dt Schopfer Dichter bzw poihtos dt gemacht kunstlerisch gefertigt das auch dem Wort Poet zugrunde liegt Ursprunglich waren Pijjutim dazu gedacht den festen Gebetstext wahlweise zu ersetzen besonders an Feiertagen und Schabbatot aber auch an Werktagen Die Aufgabe des Pijjut ist die Schriftauslegung sowie eine Erklarung von Festtagen und Gebrauchen Geschichte BearbeitenAuf den israelischen Forscher Ezra Fleischer 1928 2006 geht die inzwischen allgemein akzeptierte Epocheneinteilung der Geschichte der Pijjutim zuruck Die vorklassische Zeit 4 6 Jahrhundert Einziger namentlich bekannter Pajjtan ist Josse ben Josse Die klassische Zeit 6 8 Jahrhundert in Israel Beruhmte Vertreter sind Jannai Elasar ha Qallir u a Die nachklassische bzw spate ostliche Phase 9 11 Jahrhundert Das Zentrum des Pijjut verlagert sich nach Babylon Die spanische Schule 10 13 Jahrhundert Die italienisch aschkenasische Schule 10 13 Jahrhundert Bereits im Talmud finden sich einzelne Abschnitte deren Stil einem Pijjut ahnelt Der erste namentlich bekannte Pajjtan Poet war Josse ben Josse Er lebte vermutlich im Land Israel im 6 Jahrhundert Von dieser Zeit an bluhte das poetische Schaffen in Israel Zu den bedeutendsten Pajjtanim zahlen Jannai und Rabbi Elasar ha Qallir Neuerungen welche sie einfuhrten und die auch in spateren Epochen anerkannt waren sind das Akrostichon und der Reim Beginnend mit dem 10 Jahrhundert bilden sich neue Zentren der Dichtkunst In Europa wurden Pijjutim geschrieben die direkt aus der Tradition des eretz jisra elischen Pijjut schopften Demgegenuber gingen die Dichter des Goldenen Zeitalters des spanischen Judentums eigene Wege in ihren Schopfungen Ein Teil der Pijjutim v a die Slichot und die Qinot spiegeln die harten Lebensbedingungen der Juden in Italien wider und schildern die erlebten Bedrangnisse und Verfolgungen In dieser Periode ersetzen die Pijjutim bereits nicht mehr den festen Gebetstext sie sind in ihn verwoben Pijjutim die in spateren Jahrhunderten geschrieben wurden sind uberhaupt nicht mehr in die Gebete eingeflochten sondern werden bei anderen Anlassen rezitiert z B als Gesange bei den Sabbat Mahlzeiten Im Fruhmittelalter wurde der Pijjut dann fast zu einer Modeerscheinung und drohte die Hauptgebete zu uberlagern da die jeweiligen Chasanim der judischen Gemeinden eine Art Konkurrenzkampf fuhrten und bemuht waren immer kunstvollere Pijjutim zu verfassen Die enge Verbindung zwischen Chazzanut d h der Kunst des Vorbetens und Pijjutim erscheint in einigen Briefen die sich aus der Genisa in Kairo erhalten haben 1 Da die Gemeinden im mittelalterlichen Agypten stets neue Hymnen zu horen wunschten fuhrte dies dazu dass die Vorbeter ihre Pijjutim untereinander austauschten sie insgeheim von Kollegen abschrieben und daruber eine internationale Korrespondenz fuhrten die bis Marseille reichte Gattungen und Formen BearbeitenPijjutim lassen sich in Gruppen einteilen entsprechend den Stellen im Gebetsablauf denen sie zugedacht sind So nennt man Pijjutim welche der Chasan bei der Wiederholung der Amida spricht Qerovot wahrend jene die man als Segensspruche vor dem Schma Jisrael spricht als Jotzerot bezeichnet werden Slichot sind die Pijjutim die vor und im Verlauf der 10 Tage zwischen Rosch ha Schana und Jom Kippur sowie an offentlichen Fasttagen rezitiert werden Die Qinot sind eine besondere Gattung fur den 9 Av den Gedenktag zur Zerstorung des Jerusalemer Tempels Aussere Formen des Pijjut alphabetisches Akrostichon Bibelvers Akrostichon Namens AkrostichonEine haufige Form ist das Namensakrostichon Wobei haufig die Anfangsbuchstaben des Namens des Dichters die Anfangsbuchstaben der Strophen oder Zeilen bilden Ubersetzungen BearbeitenBisher gibt es nur wenige Ubertragungen ins Deutsche Eine Auswahl hebraischer Dichtung von Dunasch ben Labrat Schmuel ha Nagid Josef ibn Caprel Schlomo ibn Gabirol Moses ibn Esra Josef ibn Zaddik Jehuda ha Levi und Meir ha Levi Abulafia prasentierte zuletzt Georg Bossong Hrsg Das Wunder von al Andalus Die schonsten Gedichte aus dem Maurischen Spanien Aus dem Arabischen und Hebraischen ins Deutsche ubertragen von Georg Bossong mit einem Nachwort von Said Reihe Neue Orientalische Bibliothek C H Beck Munchen 2005 ISBN 978 3 406 52906 1 Literatur BearbeitenIsmar Elbogen Der judische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung Frankfurt a M 1931 Elieser Landshuth Ammude ha Awoda 2 Bande 1857 und 1862 Chajjim Jefim Schirmann תולדות השירה העברית בספרד המוסלמית The History of Hebrew Poetry in Muslim Spain Edited Supplemented and Annotated by Ezra Fleischer Jerusalem Magnes 1995 ISBN 965 223 914 3 hebraisch Chajjim Jefim Schirmann תולדות השירה העברית בספרד הנוצרית ובדרום צרפת The History of Hebrew Poetry in Christian Spain and Southern France Edited Supplemented and Annotated by Ezra Fleischer Magnes Jerusalem 1997 ISBN 965 223 963 1 hebraisch Abraham Sulzbach Die poetische Literatur vom siebenten bis zum siebzehnten Jahrhundert In Jakob Winter August Wunsche Hg Die judische Litteratur seit Abschluss des Kanons 3 Die poetische kabbalistische historische und neuzeitliche Litteratur Trier 1896 S 1 216 Siehe auch BearbeitenImmanuel ha RomiWeblinks BearbeitenText und Audioarchiv von Pijjutim sowie weiterfuhrenden Informationen Bibliographie zur mittelalterlichen hebraischen Poesie sortiert nach Stichwort oder nach AutorEinzelnachweise Bearbeiten Shlomo Dov Goitein Sidre Chinuch Jerusalem 1962 S 97 102 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pijjut amp oldid 185056695