www.wikidata.de-de.nina.az
Als Personenzug bezeichnet man im Bergbau 1 einen aus mehreren Sonderwagen fur die Mannschaftsbeforderung 2 zusammengestellten Zug 3 der unter Tage fur die maschinelle Fahrung der Bergleute eingesetzt wird 4 Mit dem Personenzug werden die Bergleute nach der Seilfahrt zu ihren untertagigen Arbeitsplatzen und am Schichtende wieder zum Fullort befordert 1 Personenzug im Kilianstollen Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Der Zug 3 Fahrzeiten und Fahrungszeiten 4 Modifikationen 5 Einzelnachweise 6 AnmerkungenGrundlagen BearbeitenModerne Bergwerke haben Untertage eine grosse Ausdehnung von mehreren Kilometern 5 Um zu ihren Arbeitsplatzen zu kommen mussen die Bergleute wenn keine andere Fahrungsmoglichkeit besteht die oftmals kilometerlangen Strecken nicht maschinell ANM 1 zurucklegen 1 Dies wurde je nach Entfernung zum Arbeitsplatz mehr als eine Stunde dauern So benotigt ein Bergmann fur eine Strecke von drei Kilometern eine Zeit von einer Stunde 6 Dadurch wird die Arbeitszeit vor Ort je nach Entfernung durch die Fahrung reduziert 7 Neben der Reduzierung der Arbeitszeit hat die lange manuelle Fahrung auch negative ergonomische Auswirkung 4 Durch die langen Fusswege kommt es zu einer raschen Ermudung sodass die Bergleute wenn sie ihren eigentlichen Arbeitsplatz erreicht haben bereits leicht erschopft sind 7 Eine deutliche Erleichterung bringt hier die maschinelle Fahrung 4 Ausserdem bringt die Fahrt mit dem Personenzug eine deutliche Reduzierung der Fahrungszeit mit sich 6 Durch die Reduzierung der Fahrungszeit steht den betreffenden Bergleuten somit eine langere Arbeitszeit Vor Ort zur Verfugung 8 Der Zug Bearbeiten nbsp Personenwagen vor dem Mundloch des Klosterstollens BarsinghausenBereits in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts nutzten die Bergleute leere Forderwagen um zu ihren Arbeitsplatzen zu gelangen Dazu setzten sie sich in die leeren Wagen und liessen diese dann von einem Grubenpferd ziehen 9 Anfang des 20 Jahrhunderts wurde dazu ubergegangen die Bergleute mit leicht umgebauten Forderwagen zu ihren Arbeitsplatzen zu befordern 7 Hierfur wurden gewohnliche Forderwagen mit Sitzbrettern ausgestattet die in die Wagen gelegt wurden 10 Anstelle der Sitzbretter gab es auch die Moglichkeit dass in die Seitenwande des Wagens spezielle Sitzgurte eingehangt wurden in die sich die Bergleute setzten 3 Mit diesen fur die Personenbeforderung ausgestatteten Wagen konnten pro Wagen bis zu vier Bergleute befordert werden 10 Neben diesen einfachen fur die Personenbeforderung umgebauten Forderwagen wurden auch speziell hierfur konstruierte Wagen gebaut Diese Wagen bestanden aus zwei Drehgestellen zwischen denen ein mehrere Meter langer Holzbalken drehbar gelagert montiert war Auf diesem Sitzbalken konnten bis zu 30 Bergleute sitzen Um die Fusse abstellen zu konnen war unten ein Brett montiert und auf Schulterhohe war ein Brett zum Festhalten angebracht Allerdings wurden die einfachen zur Personenbeforderung umgebauten Forderwagen bevorzugt verwendet da sich mit ihnen gleichzeitig Material fordern liess 7 Allerdings war diese Art der maschinellen Fahrung fur die Fahrenden nicht ganz ungefahrlich 11 Spater wurden auch speziell konstruierte Personenwagen gebaut und fur die maschinelle Fahrung eingesetzt 3 Die Wagen wurden weitestgehend aus Stahlblech gefertigt und schutzten die Fahrenden vor Verletzungen ANM 2 Durch spezielle Wagenkupplungen konnen sich die Wagen nicht ungewollt selbsttatig abkuppeln 11 So wurde 1916 im Konigin Carola Schacht des Koniglichen Steinkohlenwerkes Zauckerode im 1100 Meter langen 13 Hauptquerschlag die Personenbeforderung mit dazu konstruierten Wagen fur acht Personen aufgenommen 12 13 Diese Personenwagen wurden in geschlossenen Zugen eingesetzt In anderen Gruben wurden spater auch Wagen eingesetzt die 16 Bergleute Platz boten 2 Bei der Konstruktion neuer Personenwagen wurde speziell auf eine Verbesserung der Ergonomie und der Arbeitssicherheit geachtet 14 Fahrzeiten und Fahrungszeiten BearbeitenDie Fahrzeiten der Personenzuge sind auf den Bergwerken nach einem festen Fahrplan geregelt 5 Sie sind mit den Seilfahrten koordiniert so dass keine grosseren Wartezeiten entstehen 6 Die Zuge fahren vom Schacht zu festgelegten Haltestellen an denen die jeweiligen Bergleute aus dem Zug steigen um dann nicht maschinell die letzte Wegstrecke zu ihren Arbeitsplatzen zu fahren 1 Die Fahrgeschwindigkeit der Zuge betragt bis zu zehn Kilometer pro Stunde 15 Damit der Personenzug keine Leerfahrten macht sind die Schichtzeiten moglichst so aufeinander abgestimmt dass der Zug die anfahrenden Bergleute zu ihrem Einsatzort bringt und auf der Ruckfahrt die Bergleute der vorherigen Schicht zum Fullort befordert 6 Je nach Bedarf werden hierfur auch mehrere Personenzuge eingesetzt 1 Ob ein oder mehrere Personenzuge bereitgehalten werden mussen hangt wesentlich von den ortlichen Verhaltnissen auf dem jeweiligen Bergwerk ab 6 Durch den Einsatz von Personenzugen konnten die Fahrungszeiten der Bergleute etwa auf ein Drittel reduziert werden 1 Nach dem Einsatz wird der Personenzug in einem gesonderten Gleis moglichst in der Nahe des Fullortes bis zur weiteren Verwendung abgestellt 11 Modifikationen BearbeitenIn den 1970er Jahren wurde die Beforderungskapazitat der Personenzuge gesteigert 14 Durch die immer grosser werdenden Bergwerke waren mittlerweile Fahrstrecken von bis zu 9 6 Kilometer zu bewaltigen 16 Das fuhrte dazu dass sich die Fahrungszeiten der Bergleute mit den konventionellen Personenzugen so stark vergrosserten dass sich die Arbeitszeit vor Ort auf funf Stunden reduzierte 17 Deshalb wollte man die Fahrungszeiten der Personenzuge deutlich reduzieren 15 Um die Beforderungskapazitat zu steigern wurden Personenwagen mit Platz fur bis zu 24 Bergleute pro Wagen benotigt 14 Die Fahrgeschwindigkeiten sollten auf bis zu 50 Kilometer pro Stunde gesteigert werden 15 Hierfur mussten neue Loks entwickelt werden da die alten Grubenlokomotiven fur solche Fahrgeschwindigkeiten nicht konstruiert waren 16 Auch das Gleisbett musste fur hohere Geschwindigkeiten ausgelegt werden 17 Ausserdem mussten die Personenwagen neu konstruiert werden damit sie den neuen Anforderungen standhalten konnten 16 In den deutschen Bergrevieren wurde in der zweiten Halfte der 1970er Jahre auf einigen Bergwerken Schnellzugverkehr fur die Personenbeforderung mit einer Fahrgeschwindigkeit von bis zu 25 Kilometern pro Stunde eingefuhrt 17 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus Hrsg Steinkohlenbergbau in Deutschland Gluckauf Verlag Druck IDAG Industriedruck AG Essen 2006 S 8 12 13 a b Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde Erster Band 10 Auflage Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1961 S 363 364 a b c Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaus Erster Band neunte vollig neubearbeitete Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 1955 S 309 310 a b c Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 a b Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus Hrsg Unsere Steinkohle und das Revier 3 Auflage Druck B o s s Druck Herne 2010 S 20 23 59 a b c d e K Kegel Lehrbuch der Bergwirtschaft Springer Verlag Berlin Heidelberg GmbH Berlin Heidelberg 1931 S 415 418 a b c d Fritz Heise Fritz Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaus Zweiter Band funfte vermehrte und verbesserte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 1932 S 512 513 Joachim Huske Der ehemalige Bergbau im Raum Holzwickede 1 Auflage Regio Verlag Peter Voss Werne 2003 ISBN 3 929158 16 7 S 111 Emil Stohr Katechismus der Bergbaukunde Lehmann amp Wentzel Buchhandlung fur Technik und Kunst Wien 1875 S 202 a b Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde Zweiter Band siebente Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 1950 S 374 a b c A O Spiwakowski Rudolf Erber Karl Hermann Seidl Erwin Wedel Grubenforderung Handbuch fur Bergmaschine Ingenieure dritte Auflage VEB Verlag Technik Berlin 1961 S 313 318 Jahrbuch fur das Berg und Huttenwesen in Sachsen Jahrgang 1931 Verlag Craz amp Gerlach Freiberg S 21 Helge Mai Manfred Zscheile Die Grubenbahnen des Freitaler Steinkohlen und Uranbergbaus Werkbahneport Themenheft A Historische Feldbahn Dresden e V 1999 S 21 23 a b c Heinrich Otto Buja Ingenieurhandbuch Bergbautechnik Lagerstatten und Gewinnungstechnik 1 Auflage Beuth Verlag GmbH Berlin Wien Zurich Berlin 2013 ISBN 978 3 410 22618 5 S 350 351 a b c Ernst Ulrich Reuther Lehrbuch der Bergbaukunde Erster Band 12 Auflage VGE Verlag GmbH Essen 2010 ISBN 978 3 86797 076 1 S 47 a b c N Watson Schnellzuge fur die Personenbeforderung Unter Tage In Kommission der Europaischen Gemeinschaften Hrsg Generaldirektion Wissenschaftliche und technische Information und Informationsmanagement Band 1 Verlag Gluckauf GmbH Luxembourg 1978 ISBN 3 7739 0233 6 S 117 124 a b c Schnellzuge fur die Personenbeforderung Unter Tage In Kommission der Europaischen Gemeinschaften Hrsg Generaldirektion Wissenschaftliche und technische Information und Informationsmanagement Band 2 Verlag Gluckauf GmbH Luxembourg 1978 ISBN 3 7739 0233 6 S 35 37 Anmerkungen Bearbeiten Als nicht maschinelle Fahrung bezeichnet man im Bergbau das Fortbewegen der Bergleute im Grubengebaude mit eigener Muskelkraft ohne Zuhilfenahme von Maschinen oder anderen Hilfsmitteln Quelle Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon Insbesondere in Strecken in denen elektrisch getriebene Grubenbahnen fuhren bestand die Gefahr das der Fahrdraht abriss und die Fahrenden verletzte Quelle A O Spiwakowski Rudolf Erber Karl Hermann Seidl Erwin Wedel Grubenforderung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Personenzug Bergbau amp oldid 205889628