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Parteidisziplin ist der Gehorsam des Parteimitglieds gegenuber den Beschlussen der Partei auch gegen sein eigene Uberzeugungen Inhaltsverzeichnis 1 Grundkonflikt 2 Begriffsabgrenzungen 3 Erzwingung der Parteisolidaritat 4 Entzug der Parteidisziplin durch Parteiaustritt 5 Parteidisziplin im Sozialismus 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGrundkonflikt BearbeitenEine Partei stellt einen Zusammenschluss von Menschen mit gemeinsamen Grunduberzeugungen und oder Interessen zur Durchsetzung gemeinsamer Ziele dar Auch wenn diese Menschen gemeinsame Grunduberzeugungen haben so sind sie jedoch in Einzelfragen vielfach unterschiedlicher Meinung Im innerparteilichen Meinungsbildungsprozess bildet sich eine Mehrheitsmeinung sowie Minderheitenmeinungen heraus Fur die Partei als Organisation ist ein einheitliches Auftreten wichtig da dies die Durchsetzungsfahigkeit ihrer Positionen fordert Die Forderung nach Parteidisziplin folgt dieser Uberlegung Auf der anderen Seite ist eine Breite der innerparteilichen Meinungen notwendig um eine moglichst grosse Zahl an Mitgliedern und Wahlern an sich zu binden Aus Sicht des einzelnen Mitglieds oder Minderheitenflugel stellt sich die Frage ob ein Werben fur die Minderheitenposition innerhalb der Partei oder ein Austritt fur die Durchsetzung der eigenen Position sinnvoller ist Bei einem Verbleiben innerhalb der Partei ist die Akzeptanz der Mehrheitsmeinung als Mehrheitsmeinung der Partei Ausdruck der Parteidisziplin Analog besteht ein Konflikt zwischen dem freien nur dem Gewissen unterworfenen Mandat des Abgeordneten und den Parteibeschlussen vgl Fraktionsdisziplin Begriffsabgrenzungen BearbeitenIn Demokratien ist das Vertreten der eigenen Meinung auch gegen andersdenkende Mehrheiten als Minderheitenschutz konstitutives Element Es wird als Zivilcourage positiv bewertet Umgekehrt wird eine Akzeptanz der Mehrheitsmeinung gegen eigene Uberzeugung aus rein taktischen Grunden vielfach kritisiert Parteimitglieder die in diesem Sinne Parteidisziplin uben werden negativ als Parteisoldat Apparatschik oder Bonze bezeichnet Positiver wird der Sachverhalt mit Parteisolidaritat oder Parteirason beschrieben Erzwingung der Parteisolidaritat BearbeitenParteien mussen in Deutschland gemass dem Parteiengesetz demokratisch organisiert sein Damit sind Verstosse gegen die Forderung nach Parteidisziplin nur dann durch die Partei im Rahmen eines Parteiordnungsverfahrens zu sanktionieren wenn die Grundsatze der Partei betroffen sind Ein Vertreten von Minderheitsmeinungen durch Parteimitglieder auch in der Offentlichkeit in anderen Fragen muss die Partei hinnehmen Insbesondere der Parteiausschluss unterliegt gemass 10 Abs 4 Parteiengesetz hoheren Hurden Ein Mitglied kann aus der Partei ausgeschlossen werden wenn es vorsatzlich gegen die Satzung oder erheblich gegen Grundsatze der Ordnung der Partei verstosst und ihr damit schweren Schaden zufugt Dennoch bestehen fur die Parteien Instrumente Mitglieder zur Parteisolidaritat zu zwingen Die Partei ist frei darin Mitglieder in Parteiamter oder auf Wahllisten zu wahlen Ein Mitglied das sich inhaltlich von der Mehrheitslinie entfernt hat gefahrdet daher seine Wiederwahl Bei Parlamentarischen Abstimmungen ist dieser Mechanismus in Form des Fraktionszwang regelrecht institutionalisiert obwohl formal gesehen Abgeordnete nur ihrem Gewissen verantwortlich sind erwarten die Parteien bei Abstimmungen die Unterstutzung der Fraktionslinie nur in bestimmten Fallen wird der Fraktionszwang aufgehoben Die Gewissensabstimmung wird so von der verfassungsrechtlichen Norm zum Ausnahmefall Entzug der Parteidisziplin durch Parteiaustritt BearbeitenDer freiwillige Parteiaustritt nimmt jedoch dem Parteimitglied die Moglichkeit weiter Einwirkung auf das Gruppenverhalten insgesamt zu haben Soziologisch ist die Parteidisziplin daher ein Phanomen der Gruppendynamik Parteidisziplin im Sozialismus BearbeitenIn den sozialistischen Staaten war die Erzwingung der Einhaltung der Parteidisziplin ein konstitutives Element der Parteidiktatur Gemass dem Prinzip des Demokratischen Zentralismus waren die Vorgaben der jeweils hoheren Parteiinstanz fur die unteren verbindlich So galt z B fur die SED Der Organisationsaufbau der Partei beruht auf dem Prinzip des Demokratischen Zentralismus Dieser Grundsatz besagt c dass alle Beschlusse der hoheren Parteiorgane fur die nachgeordneten Organe verbindlich sind straffe Parteidisziplin zu uben ist und die Minderheit sowie der Einzelne sich den Beschlussen der Mehrheit diszipliniert unterordnet Ziffer 23 des Statutes des SED 1976 1 Entsprechend war ein Verstoss gegen die von Oben vorgelegten Vorgaben ein Grund fur Parteiordnungsverfahren Wer gegen die Einheit und Reinheit der Partei verstosst ihre Beschlusse nicht erfullt die Partei und Staatsdisziplin verletzt ist zur Verantwortung zu ziehen Ziffer 8 des Statutes des SED 2 Die Parteimitglieder befanden sich in einem starken Abhangigkeitsverhaltnis zur SED Parteistrafen oder gar ein Parteiausschluss hatten den Verlust von Funktion und Arbeitsplatz ausserhalb der Partei sowie den Verlust von Privilegien zur Folge 3 Siehe auch BearbeitenInnerparteiliche Demokratie FraktionsdisziplinLiteratur BearbeitenUlla Plener Uber Parteidisziplin in der Arbeiterbewegung des 20 Jahrhunderts In Jahrbuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Jg 8 Heft 2 2009 S 56 67 Einzelnachweise Bearbeiten Ziffer 23 des Statutes des SED zitiert nach Klaus Marxen Gerhard Werle Hrsg Strafjustiz und DDR Unrecht Dokumentation Band 2 Teilband 2 Gewalttaten an der deutsch deutschen Grenze Unter Mitarbeit von Toralf Rummler und Petra Schafter de Gruyter Recht Berlin u a 2002 ISBN 3 89949 007 X S 655 Ziffer 23 des Statutes des SED 1976 zitiert nach Klaus Marxen Gerhard Werle Hrsg Strafjustiz und DDR Unrecht Dokumentation Band 2 Teilband 2 Gewalttaten an der deutsch deutschen Grenze Unter Mitarbeit von Toralf Rummler und Petra Schafter de Gruyter Recht Berlin u a 2002 ISBN 3 89949 007 X S 656 Klaus Marxen Gerhard Werle Hrsg Strafjustiz und DDR Unrecht Dokumentation Band 2 Teilband 2 Gewalttaten an der deutsch deutschen Grenze Unter Mitarbeit von Toralf Rummler und Petra Schafter de Gruyter Recht Berlin u a 2002 ISBN 3 89949 007 X S 655 657 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parteidisziplin amp oldid 234207418