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Als Ramesseum Papyri werden stark zerfallene und kaum lesbare Papyri bezeichnet die Ende des 19 Jahrhunderts in einem Grabschacht unterhalb der Lagerhauser des Ramesseums des Totentempels Ramses II im altagyptischen Theben West gefunden wurden Die meisten befinden sich heute im Britischen Museum in London einige auch im Agyptischen Museum in Berlin Aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustands wurden die Papyri bei denen es sich meist um magische Texte handeln durfte bisher kaum untersucht 1 Gelande des Ramesseums in Theben West Inhaltsverzeichnis 1 Fundbeschreibung 2 Auflistung der Papyri 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksFundbeschreibung BearbeitenKoordinaten der Fundstelle 25 43 44 4 N 32 36 36 5 O 25 729 32 610138888889 nbsp Tempelplan nach Quibell Bei den Ausgrabungen des aus dem Neuen Reich stammenden Ramesseums stiessen die Agyptologen Flinders Petrie und James Quibell in den Jahren 1895 und 1896 auf einen Grabschacht unter den nordlichen Lagerhausern des Totentempels 2 Die Tempelanlage Ramses II war auf Grabern aus der Zeit des Mittleren Reiches errichtet worden Der schmucklose Grabschacht aus dem 18 Jahrhundert v Chr enthielt viele kleine Fundstucke wie eine holzerne nackte Frauengestalt mit Lowenkopf die Schlangen in den Handen halt vier aus Flusspferdzahnen gefertigte Zaubermesser einen Elfenbeinstab mit Darstellungen von Lowen mit Messern bewaffnete Schutzgottheiten ein Sistrum und eine bronzene Kobra die in einer Haarmasse gefunden wurde moglicherweise Reste einer Perucke 1 nbsp Tempelgelande mit Lagerhausern nbsp Lagerhauser des Ramesseums Unter den Funden befand sich eine weiss verputzte Holzkiste 45 75 30 5 30 5 cm mit einem Deckel auf dem mit schwarzer Tinte die grobe Darstellung eines Schakals gezeichnet war Die von James Quibell 1898 erwahnte Kiste gilt heute als verschollen Sie war neben einem Bundel mit 118 meist 39 bis 41 cm langen Binsen die als Schreibgerate Verwendung fanden zu etwa einem Drittel mit Papyri gefullt Infolge des Steigens des Grundwassers wahrend der Nilschwemmen waren die Papyri wahrscheinlich standigen Feuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt was zum Verlust von etwa drei Viertel ihrer Substanz zu ihrer Zerbrechlichkeit und dunklen Farbung fuhrte 2 Die Rollen aus extrem feinem Papyrus hoher Qualitat lagen beim Offnen der Holzkiste nur noch in Fragmenten vor 1 Die Papyri gelangten zunachst in die Edwards Library des University College London bis Percy Newberry um 1900 versuchte zwei von ihnen Papyrus Ramesseum 3 und 1 zu entrollen und auf eine mit Bienenwachs bestrichene Glasflache aufzubringen die er dann mit einer weiteren Glasscheibe abdeckte Viele Fragmente gingen dabei verloren oder wurden zerstort Flinders Petrie beauftragte daraufhin den jungen Alan Gardiner mit der Bearbeitung der Papyri der Hugo Ibscher als Restaurator vorschlug den er in Berlin kennengelernt hatte Dort ubergab Gardiner Ibscher 1903 die Papyri Ramesseum 4 5 und 9 zur Konservierung Ibscher zog in den Folgejahren die meisten der Ramesseum Papyri in Berlin und London auf Gelatinefilm unter Glas 3 Die letzten Handschriften wurden erst 1937 konserviert 1 Zwei vermutlich experimentell auf Zelluloidfilm aufgezogene Teile des Papyrus Ramesseum 18 zersetzten sich einige Zeit vor 1955 spontan Die 1906 und 1907 konservierten Papyri Ramesseum A und D kamen als finanzieller Ausgleich fur eine Publikation 1907 bzw durch Verkauf 1910 an die Papyrussammlung in Berlin 3 Sie sind dort als Papyrus Berlin 10499 und Papyrus Berlin 10495 registriert 4 nbsp Papyrus Ramesseum B Die Ramesseum Papyri bestehen aus verschiedenen Handschriften die in einem Zeitraum bis zu 100 Jahren also uber mehrere Generationen erstellt wurden Die meisten der Papyri sind in hieratischer Schrift verfasst Von diesen unterscheidet sich der 1928 von Kurt Sethe publizierte Dramatische Ramesseumpapyrus der in Kursivhieroglyphen geschrieben wurde einem Zwischenstadium der Entwicklung von den an Tempel und Grabwanden verwendeten agyptischen Hieroglyphen zum Hieratischen auf den uberlieferten Dokumenten Sethe interessierte sich fur die religiosen Texte in den Papyri insbesondere Dialoge von Gottheiten die er als Drama bezeichnete Der Dramatische Ramesseumpapyrus nach Gardiner Papyrus Ramesseum B arbeitet stark mit lautlichen Analogien Die anderen Papyri uberlieferten teils literarische teils medizinische und magische Inhalte wie Liebes und Abwehrzauber sowie Verwaltungsangaben aus Nubien Alle noch ausstehenden Handschriften wurden von Alan Gardiner 1955 in seinem Buch The Ramesseum Papyri Plates publiziert 1 Auf den Grabinhaber kann aufgrund fehlender Inschriften nur aus dem Inhalt der Papyri und den Grabbeigaben geschlossen werden Im Unterschied zu anderen Schriftstucken in Grabinventaren die meist Informationen fur die Reise ins Land der Toten oder die Existenz im Jenseits enthalten hatten die Ramesseum Papyri fur ihren Besitzer wohl nur zu Lebzeiten einen Wert Die Grabbeigaben stehen im Kontext magischer Handlungen mit einem Fokus auf den Schutz von Frauen und Kindern speziell im Umfeld der Geburt In Verbindung mit den Beschreibungen von Heilverfahren und magischen Schutzaktionen in den Schriften kann man auf einen Ritualisten als ehemaligen Eigentumer der Fundstucke schliessen Darauf weist auch die Darstellung des Schakals auf dem Deckel der Kiste in der sich die Papyri befanden Die Hieroglyphe eines liegenden Schakals bedeutet Heri Seschta Ḥrj sst3 und ist das altagyptische Wort fur einen Geheimrat Der der uber dem Geheimnis ist Dem Toten sollten vermutlich Objekte mitgegeben werden die er zu Lebzeiten benutzte um fur die Ewigkeit anzuzeigen welche Rolle er in der Gesellschaft seiner Zeit innehatte 1 Auflistung der Papyri BearbeitenAlan Gardiner listete 1955 die erhaltenen Papyri wie folgt auf nbsp Beginn des Papyrus Berlin 10499 nbsp Zeilen 13 bis 30 der Geschichte von Sinuhe auf dem Papyrus Berlin 10499 Papyrus Ramesseum A Die Klagen des Bauern auf der einen Seite Die Geschichte von Sinuhe auf der anderen Seite Berlin 10499 Papyrus Ramesseum B Dramatischer Ramesseumpapyrus Kopie eines Rituals fur eine Statue von Sesostris I Britisches Museum Papyrus Ramesseum C Kopie der Verwaltungssendungen von Festungen in Nubien Semna Depeschen auf der einen Seite Beschworungen fur eine gute Gesundheit auf der anderen Seite Britisches Museum Papyrus Ramesseum D Onomastikon Kopie einer Worterliste Berlin 10495 Papyrus Ramesseum E Kopie eines Begrabnisrituals Britisches Museum Papyrus Ramesseum 1 Einzig erhaltene Kopie einer Lehre des Sasobek Papyrus Ramesseum 2 Zufallige didaktische Maximen Papyrus Ramesseum 3 Rezepte und Beschworungen fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 4 Rezepte fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 5 Rezepte fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 6 Hymnen an Sobek Papyrus Ramesseum 7 Begrabnisformeln Papyrus Ramesseum 8 Beschworungen fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 9 Beschworungen fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 10 Beschworungen fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 11 Beschworungen fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 12 Beschworungen fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 13 Beschworungen fur eine gute Gesundheit mit einer Liste von 77 Tagen fur die Reinigung fur Einbalsamierung Papyrus Ramesseum 14 Beschworungen fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 15 Beschworungen fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 16 Beschworungen fur eine gute Gesundheit Papyrus Ramesseum 17 Beschworungen fur eine gute Gesundheit an den funf Tagen am Ende des Jahres Papyrus Ramesseum 18 Verwaltungssendungen von Festungen in Nubien wie die Semna Depeschen auf Papyrus C oben Die von 1 bis 18 nummerierten Papyri befinden sich samtlich im Britischen Museum in London Die Aufteilungen der Beschworungen fur eine gute Gesundheit erfordern erneute Untersuchungen es ist moglich dass manche Manuskriptfragmente zu langeren Papyri zusammenzufassen sind 4 Literatur BearbeitenKurt Sethe Dramatische Texte zu altagyptischen Mysterienspielen Der dramatische Ramesseumpapyrus Band 2 Hinrichs Leipzig 1928 Alan H Gardiner Hrsg The Ramesseum Papyri Plates Oxford University Press Oxford 1955 englisch John W B Barns Five Ramesseum Papyri Oxford University Press Oxford 1956 englisch Digitalisat abgerufen am 6 April 2017 Gianluca Miniaci The Middle Kingdom Ramesseum Papyri Tomb and its Archaeological Context London 2020 Nicanor Books ISBN 9781838118006 online abgerufen am 5 Juni 2021 Richard B Parkinson Reading Ancient Egyptian Poetry among Other Histories Wiley Blackwell Chichester Malden 2009 ISBN 978 1 4051 2547 5 englisch Melissa Downing Richard B Parkinson The Tomb of the Ramesseum Papyri in the Newberry Papers The Griffith Institute Oxford In British Museum studies in Ancient Egypt and Sudan ISSUE 23 2016 ISSN 2049 5021 S 35 45 englisch Digitalisat abgerufen am 6 April 2017 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Joachim Friedrich Quack Das Grab des Magiers In Spektrum Spezial Archaologie Geschichte Kultur Nr 3 16 Spektrum der Wissenschaft 2016 ISSN 0170 2971 S 22 27 Teilansicht abgerufen am 6 April 2017 a b Richard B Parkinson The Ramesseum Papyri The archaeological context The British Museum abgerufen am 6 April 2017 englisch a b Richard B Parkinson The Ramesseum Papyri The modern history of the papyri The British Museum abgerufen am 6 April 2017 englisch a b History of the Library late Middle Kingdom manuscripts from a tomb under the Ramesseum University College London 2003 abgerufen am 6 April 2017 englisch Weblinks BearbeitenRichard B Parkinson The Ramesseum Papyri The British Museum abgerufen am 6 April 2017 englisch Medical Cannabis A short graphical history Egypt Ramesseum III Papyrus 1700 BC antiquecannabisbook com abgerufen am 8 April 2017 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ramesseum Papyri amp oldid 214818551