www.wikidata.de-de.nina.az
Palcacocha Kompositum aus Quechua palka Tal und qucha See ist ein Gletscherrandsee im Anden Hochgebirge Sudamerikas im nordwestlichen Peru PalcacochaLaguna Palcacocha 2002Geographische Lage Ancash Peru Peru Abfluss Quebrada Cojup Rio Quilcay Rio SantaDatenKoordinaten 9 23 49 S 77 22 47 W 9 3969444444444 77 379722222222 4562 Koordinaten 9 23 49 S 77 22 47 WPalcacocha Peru Hohe uber Meeresspiegel 4562 mFlache 0 48 km2 2012 dep1 1 Volumen 17 325 206 m 2 Maximale Tiefe 72 m 1 Laguna Palcacocha 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Flutkatastrophe 1941 3 Katastrophenwarnung 2003 4 Bedrohungslage 2016 5 Klage eines lokalen Landwirts 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Laguna Palcacocha liegt in der Region Ancash in der Hochgebirgskette Cordillera Blanca auf einer Hohe von 4566 m uber dem Meeresspiegel am Fuss des Palcaraju 6274 m und des Pucaranca Gipfels 6156 m Sie befindet sich am oberen ostlichen Ende der Cojup Schlucht spanisch quebrada Cojup Der Rio Paria hat seinen Ursprung am Palcacocha fliesst ca 23 km sudwestwarts durch die Cojup Schlucht und mundet nahe dem Talende am Ostrand der Stadt Huaraz in den Rio Quilcay Dieser entwassert nach gut zwei Kilometern durch Huaraz am westlichen Rand der Stadt in den Rio Santa 3 4 Der See wird von Gletschern gespeist die sich an den Flanken der umliegenden Berge befinden Zuletzt wahrend der kleinen Eiszeit reichte eine Gletscherzunge bis an das heutige Ende des Sees und formte Moranen Zwischen 1987 und 2010 ist die Gletscherflache im Einzugsgebiet des Rio Quilcay um etwa 25 zuruckgegangen 5 Mit dem Ruckzug des Gletschers der sich in den letzten Jahrzehnten stark beschleunigt hat begann sich hinter der Morane als naturlichem Damm der Palcacocha See aufzustauen 6 Um die Gefahr eines Gletscherlaufs zu verringern wurden im Jahr 1974 zusatzlich zwei kunstliche Damme und ein Abfluss aus Beton angelegt 7 Der See ist einer von mehreren die Huaraz mit Wasser versorgen Der Rio Paria deckt etwa zwei Drittel des Wasserbedarfs der Stadt und versorgt Bewasserungsflachen im unteren Bereich des Cojup Tals 8 nbsp Luftbild November 2001 nbsp April 2003Flutkatastrophe 1941 BearbeitenAm fruhen Morgen des 13 Dezember 1941 kam es zum Bruch des Moranenwalls der den See talwarts begrenzt Zwei mogliche Ausloser wurden vorgeschlagen Ein Eissturz vom angrenzenden Gletscher in den Palcacocha See oder das allmahliche Aufweichen des Moranendamms 3 Die Flutwelle durchbrach auch den talabwarts liegenden Jiracocha See und sturzte das Cojup Tal hinab wobei sie Erde und Felsen mit sich riss Innerhalb von 15 Minuten erreichte die Schlammlawine die Stadt Huaraz 400 000 Kubikmeter Schuttmaterial verschutteten gegen 6 45 Uhr weite Teile der Stadt und toteten mehr als 5 000 Menschen 9 anderen Schatzungen zufolge 1 800 Menschen 1 Von den 8 10 Mio m3 Wasser des Sees blieben etwa 0 5 Mio m3 ubrig seine Tiefe hatte sich um 47 m verringert 3 Dieses Ereignis und ein Moranenbruch des Lake Chorabari Indien der das Dorf Kedarnath und angrenzende Gebiete teilweise zerstorte gelten als die Gletscherlaufe mit den mit Abstand meisten Todesopfern die bis 2016 dokumentiert wurden 10 Katastrophenwarnung 2003 BearbeitenIm April 2003 entdeckten Wissenschaftler der NASA auf Bildern des Beobachtungssatelliten Terra von November 2001 einen Riss im Eis des Gletschers am Palcacocha See Die sofortigen Warnungen erfolgten nur zwei Wochen nach der Kontrolle des Seeablaufs durch Mitarbeiter des UGRH Unidad de Glaciologia y Recursos Hidricos des peruanischen Landwirtschaftsministeriums nachdem ein kleinerer Riss in der Endmorane zu einem unkontrollierten Abfluss gefuhrt hatte der jedoch von den nach 1941 ergriffenen Schutzmassnahmen aufgefangen worden war Nach Aussage von Wissenschaftlern der Universitat Innsbruck hatte die nachfolgende Panik unter den Einwohnern und Einbussen fur die ortsansassige Tourismusbranche jedoch verhindert werden konnen Nach ihren Erkenntnissen beruhten die Warnungen der Nasa auf einer Fehlinterpretation der Satellitendaten Bedrohungslage 2016 Bearbeiten nbsp Karte mit Laguna Palcacocha rechts oben Cojup Tal und Stadtgebiet von Huaraz links gelb 1 Insgesamt ist die Bedrohungslage durch den Palcacocha See inzwischen nur wenig kleiner geworden Fur Huaraz stellt er weiter ein hohes Flutrisiko dar 11 12 Gegenuber dem Jahr 1970 ist das Volumen des Sees 34 Mal grosser geworden er enthalt mit ca 17 Mio m3 mittlerweile mehr Wasser als vor der Katastrophe von 1941 3 Bei einem Eisrutsch konnte eine Flutwelle uber die Endmorane in das Tal sturzen Aufgrund des veranderten Profils der Morane ist die Gefahr geringer dass dies mit einem Dammbruch wie 1941 einhergeht 1 Mehrfach wurde in jungster Zeit in Huaraz der Notstand ausgerufen 2 Gleichzeitig ist die Einwohnerzahl von Huaraz seit der Flutkatastrophe von 1941 von 25 000 Einwohnern auf inzwischen uber 100 000 angewachsen von denen viele sich auf den Schuttkegeln niedergelassen haben die die Flutwelle damals hinterlassen hat Im Jahr 2010 legte die UGRH daher Plane vor den Wasserspiegel des Sees um funfzehn Meter zu senken um die Gefahr einer erneuten Uberflutung des Abschlussdamms zu minimieren Gleichzeitig wurde dem UGRH jedoch durch das nationale Ministerium die Zustandigkeit fur Gletscherseen entzogen und auf die Regionalverwaltungen verlagert Da die Verwaltung der Provinz Huaraz die hohen Kosten fur die vom UGRH vorgesehene Massnahme scheute wurden im Jahr 2011 sechs Abflussrohre mit einem Durchmesser von je 25 Zentimetern installiert die den Seespiegel bis zum Juli 2013 um drei Meter absenken konnten 2 Auch bei einer deutlichen Verringerung der Wassertiefe kann von dem See immer noch ein erhebliches Risiko ausgehen Geologen verweisen auf den ebenfalls in der Cordillera Blanca gelegenen See 513 von dem trotz weitgehender Entwasserung nach einer massiven Fels und Eislawine im Jahr 2010 ein gefahrlicher Gletscherlauf ausging 13 Modellrechnungen zufolge kann eine Verringerung der Wassertiefe um 30 m die von der Flut betroffene Stadtflache um 30 verringern die einem hohen Risiko ausgesetzten Flachen wurden um nicht ganz die Halfte verringert werden 1 Klage eines lokalen Landwirts Bearbeiten Hauptartikel Saul Lliuya Im Marz 2015 lenkte einer der betroffenen Burger von Huaraz Saul Luciano Lliuya das Interesse der Weltoffentlichkeit auf die Bedrohungslage am Palcacocha See indem er in einem offenen Schreiben den deutschen Energiekonzern RWE mitverantwortlich fur die Situation machte 14 15 16 RWE allein habe seit ihrem Bestehen ein halbes Prozent zum globalen Klimawandel beigetragen also solle RWE auch ein halbes Prozent der notwendigen Schutzmassnahmen bezahlen Dabei nahm Lliuya einen Betrag von 17 000 Euro als Entschadigung fur sich in Anspruch Der Konzern bestritt dass es eine Rechtsgrundlage fur die Klage gebe und wies eine Verantwortung fur den geschilderten Sachverhalt zuruck 17 Das Landgericht Essen wies im Dezember 2016 die Klage ab 18 Im Zuge der eingelegten Berufung entschied das Oberlandesgericht Hamm nach vorhergehendem Rechtsgesprach und Anhorung von RWE das Klagebegehren sei zulassig sowie schlussig begrundet und ordnete daher am 30 November 2017 den Einstieg in die Beweiserhebung an 19 20 21 In Absprache mit Klager und Beklagter wird vom Gericht ein Sachverstandiger bestimmt der Klager hat einen Auslagenvorschuss von 20 000 zu erbringen 22 Anfang 2021 erschien in der Fachzeitschrift Nature Geoscience eine Attributions Studie nach der eine direkte Kausalkette zwischen dem menschengemachten Klimawandel und der angestiegenen Bedrohung der Stadt Huaraz durch den Gletschersee existiert In der Studie untersuchten die Forscher dabei zunachst den menschlichen Beitrag der Erwarmung vor Ort und kamen zum Ergebnis dass 95 der beobachteten Erwarmung in Hohe von ca 1 C auf menschliche Aktivitaten zuruckzufuhren seien Unsicherheitsspanne 85 bis 105 Anschliessend analysierten sie die Ursachen des Gletscherruckgangs und kamen dabei zum Ergebnis dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gt 99 das Abschmelzen des Gletschers nicht ohne den menschengemachten Klimawandel hatte auftreten konnen sondern dieser vielmehr eine notwendige Ursache fur das Ruckziehen des Gletschers darstelle Vielmehr ist gemass zentraler Abschatzung der Arbeit der komplette Gletscherruckgang auf die Temperaturentwicklung vor Ort zuruckzufuhren Aus diesen Analysen schlussfolgerten die Autoren dass die gegenwartige Gestalt von Gletscher und Gletschersee Folge der menschengemachten Erderwarmung sei Zuletzt uberpruften die Autoren die Bedrohungslage der Stadt Huaraz durch den infolge des Gletscherruckgangs angewachsenen See und verglichen sie mit der Bedrohungslage im 19 Jahrhundert Dabei kamen sie zum Ergebnis dass die Bedrohung deutlich zugenommen habe und derzeit aufgrund der Gefahr von Lawinen und Erdrutschen sehr hoch sei wahrend sie im 19 Jahrhundert nur mittelgross gewesen sei Zudem betonen die Autoren dass die angestellten Untersuchungen auch starke Belege dafur lieferten dass der menschengemachte Klimawandel bereits ein Faktor bei der 1941 erfolgten Flutkatastrophe war 23 Der Studie und ahnliche gelagerten Zuordnungsarbeiten wird von Juristen und Journalisten eine Schlusselrolle fur Gerichtsverfahren zum Klimawandel zugeschrieben 24 25 26 Siehe auch BearbeitenAnthropozan Letzte Chance fur unser KlimaLiteratur BearbeitenGeorg Kaser Christian Georges A potential disaster in the icy Andes a regrettable blunder Memento vom 29 Juli 2005 im Internet Archive Working Paper der Tropical Glaciology Group Universitat InnsbruckWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Palcacocha Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien germanwatch org Der Fall Huaraz vimeo com Animation zu den Folgen eines Gletschabbruchs am Palcacocha SeeEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Marcelo Somos Valenzuela Rachel E Chisolm Denny S Rivas Cesar Portocarrero und Daene C McKinney Modeling a glacial lake outburst flood process chain the case of Lake Palcacocha and Huaraz Peru In Hydrology and Earth System Sciences Band 20 2016 doi 10 5194 hess 20 2519 2016 a b c United States Agency for International Development USAID The Glacial Lake Handbook Reducing Risk from Dangerous Glacial Lakes in the Cordillera Blanca Peru a b c d Adam Emmer Glacier Retreat and Glacial Lake Outburst Floods GLOFs In Oxford Research Encyclopedia of Natural Hazard Science 2017 doi 10 1093 acrefore 9780199389407 013 275 Marcelo A Somos Valenzuela Inundation Modeling of a Potential Glacial Lake Outburst Flood in Huaraz Peru CRWR Online Reports Nr 14 01 Marz 2014 handle net A Juricova und S Fratianni Climate change and its relation to the fluctuation in glacier mass balance in the Cordillera Blanca Peru a review In AUC Geographica Band 53 Nr 1 Juni 2018 doi 10 14712 23361980 2018 10 Adam Emmer Vit Vilimek Jan Klimes and Alejo Cochachin Glacier Retreat Lakes Development and Associated Natural Hazards in Cordillera Blanca Peru In Wei Shan u a Hrsg Landslides in Cold Regions in the Context of Climate Change Springer 2013 Adam Emmer Dynamic of Evolution and Hazardousness of Lakes in the Cordillera Blanca Peru Prag 2017 S 49 51 Doctoral Thesis Amanda Cuellar Gonzalo Espinoza Carlos Galdeano und Denny Rivas Quilcay Watershed Management Model Water Resources Planning and Management 2013 utexas edu PDF 1 4 MB Denny Rivas Term report Glacial lake outburst flood GLOF Palcacocha Lake Peru University of Texas Austin 2012 englisch J L Carrivick und F S Tweed A global assessment of the societal impacts of glacier outburst floods In Global and Planetary Change Nr 144 2016 doi 10 1016 j gloplacha 2016 07 001 Adam Emmer Jan Klime Martin Mergili Vit Vilimek und Alejo Cochachin 882 lakes of the Cordillera Blanca An inventory classification evolution and assessment of susceptibility to outburst floods In Catena Nr 147 2016 doi 10 1016 j catena 2016 07 032 Animationen und Bildmaterial zur konkreten Bedrohungssituation auf wissenschaftlicher Grundlage von der University of Texas at Austin Mark Carey u A Integrated Approaches to Adaption and Disaster Risk Reduction in Dynamic Socio cryospheric Systems In Wilfried Haeberli und Colin Whiteman Hrsg Snow and Ice Related Hazards Risks and Disasters Elsevier 2015 ISBN 978 0 12 396473 1 S 223 227 Peruvian farmer demands climate compensation from German company In The Guardian 16 Marz 2015 Peruano reclama a empresa alemana por desglaciacion en Huaraz In La Republica 16 Marz 2015 Schaden durch Klimawandel Peruanischer Bauer droht mit Klage gegen RWE In Handelsblatt 16 Marz 2015 Christoph Seidler Klage gegen deutschen Energiekonzern Jetzt zahl mal RWE In Spiegel Online Abgerufen am 18 Mai 2018 Klimawandel Peruanischer Bauer bringt RWE vor Gericht In Die Zeit 30 November 2017 ISSN 0044 2070 zeit de abgerufen am 3 Dezember 2017 Pressemitteilung OLG Hamm Memento vom 1 Dezember 2017 im Internet Archive Peruanischer Bauer erringt Teilerfolg gegen RWE In Zeit Online 13 November 2017 abgerufen am 18 Mai 2018 CO2 Klage gegen Energiekonzern Peruanischer Bauer feiert Etappensieg gegen RWE In RP Online 14 November 2017 abgerufen am 18 Mai 2018 CO2 Klage Peruanischer Bauer erzielt Teilerfolg gegen RWE In Deutschlandfunk deutschlandfunk de abgerufen am 30 November 2017 R F Stuart Smith et al Increased outburst flood hazard from Lake Palcacocha due to human induced glacier retreat In Nature Geoscience Band 14 2021 S 85 90 doi 10 1038 s41561 021 00686 4 Editorial Mountains of change In Nature Geoscience Band 14 2021 doi 10 1038 s41561 021 00694 4 Beweis fur Klage erbracht In taz 4 Februar 2021 Abgerufen am 5 Februar 2021 Global heating to blame for threat of deadly flood in Peru study finds In The Guardian 4 Februar 2021 Abgerufen am 5 Februar 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Palcacocha amp oldid 229985151