www.wikidata.de-de.nina.az
Auf dem Palair Macedonian Flug 301 Flugnummer IATA 3D301 ICAO PMK301 verungluckte am 5 Marz 1993 eine Fokker 100 der staatlichen Fluggesellschaft Palair Macedonian Airways die einen internationalen Linienflug zum Flughafen Zurich Kloten durchfuhren sollte Nach dem Startlauf vom Flughafen Skopje bei winterlichen Bedingungen war es aufgrund einer Vereisung der Tragflachen zu einem Stromungsabriss gekommen Bei dem Unfall wurden 83 der 97 Personen an Bord der Maschine getotet Palair Macedonian Airways Flug 301Die betroffene Fokker 100 PH KXL zwei Wochen vor dem UnfallUnfall ZusammenfassungUnfallart Stromungsabriss beim Start durch TragflachenvereisungOrt bei Skopje Mazedonien 1991 MazedonienDatum 5 Marz 1993Todesopfer 83Uberlebende 14LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Niederlande Fokker 100Betreiber Mazedonien 1991 Palair Macedonian AirwaysKennzeichen Niederlande PH KXLAbflughafen Flughafen Skopje Mazedonien 1991 MazedonienZielflughafen Flughafen Zurich Kloten Schweiz SchweizPassagiere 92Besatzung 5Listen von Flugunfallen Inhaltsverzeichnis 1 Maschine 2 Passagiere und Besatzung 3 Wetter 4 Vor dem Abflug 5 Unfallhergang 6 Rettungseinsatz und Bergungsarbeiten 7 Unfalluntersuchung 7 1 Vereisungsanfalligkeit von Fokker Maschinen 8 Bedeutung 9 Siehe auch 10 Quellen 11 EinzelnachweiseMaschine BearbeitenDie elf Monate alte Fokker 100 mit der Werksnummer 11393 war im Werk von Fokker in Schiphol montiert worden und absolvierte ihren Erstflug am 23 April 1992 Sie erhielt das niederlandische Luftfahrzeugkennzeichen PH KXL mit dem sie am 27 Januar 1993 an die Palair Macedonian Airways ausgeliefert wurde Das zweistrahlige Mittelstrecken Schmalrumpfflugzeug war mit zwei Turbofantriebwerken vom Typ Rolls Royce Tay 620 15 ausgestattet Die Maschine hatte seit ihrer Erstinbetriebnahme 188 Betriebsstunden bei 136 Starts und Landungen absolviert Eigentumer der Maschine war der niederlandische Leasinggeber Aircraft Trading and Financing ATF Passagiere und Besatzung BearbeitenEs befand sich eine zweikopfige Cockpitbesatzung an Bord bestehend aus einem Flugkapitan und einem Ersten Offizier Kapitan war der 49 jahrige Niederlander Peter Bierdrager der auf dem Flug als Prufkapitan eingesetzt wurde Bierdranger hatte seine letzte medizinische Untersuchung im Jahr 1992 absolviert und verfugte uber 11 200 Stunden Flugerfahrung wovon er 1180 im Cockpit einer Fokker 100 absolviert hatte Neben der Fokker 100 verfugte er uber Musterberechtigungen fur die Fokker F 27 die Fokker F28 und die Fokker 50 Er wurde von der ATF gestellt und sass im rechten Cockpitsitz Als Erster Offizier befand sich ein 34 jahriger mazedonischer Pilot an Bord der uber 5580 Stunden Flugerfahrung verfugte von denen er jedoch erst 65 Stunden mit der Fokker 100 absolviert hatte Er war fruher fur die Fluggesellschaft Jugoslovenski Aerotransport JAT geflogen und sass auf dem Flug in dem linken Sitz Die Kabinenbesatzung bestand aus drei Flugbegleitern welche wie der Erste Offizier von der Palair Macedonian gestellt wurden Den Flug nach Zurich hatten 92 Passagiere angetreten von denen die meisten als Arbeitsmigranten in die Schweiz ausreisen wollten Wetter BearbeitenAm 5 Marz 1993 herrschte auf dem Flughafen Skopje leichter bis massiger Schneefall Flughafenbedienstete berichteten dass der Schnee schmolz sobald er den Boden beruhrte Vor dem Unfall hatte auf den Start Lande und Rollbahnen sowie dem Vorfeld kein Schnee gelegen Bei dem Niederschlag handelte es sich um Schneeregen Die Temperaturen auf dem Flughafen betrugen etwa 0 C Die Maschine war dem Schneeregen ausgesetzt und die Temperaturen lagen unter dem Gefrierpunkt Damit herrschten Vereisungsbedingungen Vor dem Abflug BearbeitenDas Flugzeug war um 9 40 Uhr Ortszeit mit einer 35 minutigen Verspatung in Skopje eingetroffen nachdem es an diesem Tag einen planmassigen Linienflug absolviert hatte Der Flug nach Zurich sollte um 10 50 Uhr starten Auf dem Flug nach Skopje hatten die Piloten gemutmasst dass sie bei einem Weiterflug nach Zurich gegen die Ruhezeitvorschriften verstossen wurden Der Flugbetriebsleiter bestatigte dies nach ihrer Ankunft und beschloss fur den Flug nach Zurich eine neue Besatzung einzusetzen Er selbst sollte dabei als Prufkapitan mitfliegen Zwischen 9 55 Uhr und 10 00 Uhr wurde die Fokker mit 2000 kg Kerosin betankt womit die Kraftstoffmenge auf 6803 kg erganzt wurde Um 10 30 Uhr traf die neue Besatzung am Flughafen ein und ging direkt zur Maschine Aufgrund der Wetterverhaltnisse beschloss der Kapitan die Maschine nochmals mit 907 kg Kerosin zu betanken Dieser Tankvorgang dauerte von 10 35 Uhr bis 10 45 Uhr Die technische Kontrolle der Maschine war vertraglich mit der Swissair vereinbart worden Fur diesen Zweck flog ein Flying Station Engineer FSE der Swissair auf Flugen von Zurich in der Maschine mit Dieser fuhrte nach der Landung die Wartungschecks an der Maschine durch Der Flugzeugabfertiger fuhrte einen Rundgang um die Maschine durch und tastete beide Tragflachenvorderkanten auf Eisbildung ab Er teilte mit dass er keine Eisbildung feststellen konne sondern nur Feuchtigkeit von der Schneeschmelze Nachdem die neue Besatzung die Maschine bestiegen hatte fuhrte der FSE einen erneuten Rundgang um die Maschine durch und wurde dabei von drei Mitgliedern der Bodencrew der Palair begleitet Die Tragflachen wurden gesichtet und deren Vorderkanten abgetastet Der Mitarbeiter der Bodencrew der die Prufungen durchfuhrte ausserte dass es keine Eisablagerungen sondern nur Schneeschmelze erkennen konne Die Crewmitglieder fragten daraufhin den FSE ob eine Enteisung durchgefuhrt werden solle Dabei schob ein Crewmitglied demonstrativ mit dem Arm eine Ladung Schneeschmelze von der Tragflache Der FSE erklarte dass eine Flugzeugenteisung nicht notwendig sei und dass jegliche Ablagerungen beim Startlauf durch den Fahrtwind von den Tragflachen geblasen werden wurden Wahrend die Fokker zur Startposition rollte wurde eine Jakowlew Jak 42D der Vardar Air enteist Dies war die erste Flugzeugenteisung an diesem Tag Unfallhergang BearbeitenDie Maschine wurde zum Zeitpunkt des Unfalls durch den Ersten Offizier gesteuert Um 11 11 Uhr Ortszeit erhielt die Besatzung die Freigabe zum Start von Bahn 34 Zu diesem Zeitpunkt hatte starker Schneefall eingesetzt der die Sichtweite auf 900 Meter reduzierte Von ihrer Startposition konnten die Piloten das Ende der Startbahn ebenso wenig einsehen wie die diensthabende Fluglotsin Sie beschleunigten die Maschine die 28 Sekunden nach der Startfreigabe rotierte Zwei Sekunden nach dem Abheben fing die Fokker an stark zu vibrieren Wahrend die Maschine auf eine Hohe von etwa 160 Fuss 49 Meter stieg und die Fluggeschwindigkeit auf ca 160 Knoten 296 km h stieg rollte die Maschine stark nach links und dann nach rechts mit Rollwinkeln von 50 und 55 Grad Die Piloten betatigten daraufhin die Quer und Seitenruder um die Fluglage der Maschine zu korrigieren Der Warnton uber die Abschaltung des Autopiloten ertonte und anschliessend die Warnmeldung uber eine zu hohe Sinkrate Etwa 380 Meter hinter dem Startbahnende beruhrte die rechte Tragflachenendspitze in einem Winkel von 90 Grad den Boden anschliessend uberschlug sich die Maschine Der Rumpf brach dabei in drei Teile auseinander Die Maschine explodierte und ging in Flammen auf Rettungseinsatz und Bergungsarbeiten BearbeitenDie erste Meldung uber den Absturz kam von einem Hubschrauberpiloten der Friedenstruppen der Vereinten Nationen der den Aufschlag gehort hatte und zur Absturzstelle eilte Er konnte sieben Uberlebende von der Unfallstelle retten Anschliessend trafen weitere Rettungskrafte vom Flughafen sowie von der UN ein Es wurden 20 Uberlebende zum Krankenhaus in Skopje transportiert funf von ihnen befanden sich in einem kritischen Zustand Bei vier der Uberlebenden wurde bei der Ankunft im Krankenhaus der Tod festgestellt weitere verstarben in den Folgetagen an ihren Verletzungen Am Ende uberlebten 14 Personen den Absturz Die Wrackteile der Maschine wurden spater auf LKW der UN verladen und abtransportiert Unfalluntersuchung BearbeitenDa die Maschine in den Niederlanden gebaut und zugelassen worden war arbeiteten die mazedonischen Behorden bei der Unfalluntersuchung eng mit dem niederlandischen Raad voor de Luchtvaart zusammen welcher auch den Abschlussbericht zu dem Unfall erstellte Es konnte festgestellt werden dass die Maschine insgesamt uber eine Dauer von einer Stunde und 15 Minuten einem Niederschlag ausgesetzt war der zunachst leicht spater massig war Aufgrund der vorherrschenden Wetterbedingungen zum Unfallzeitpunkt schatzten die Ermittler dass die Tragflachen von einer Schneeschicht bedeckt waren die moglicherweise an der Aussenhaut der Maschine festgefroren sei Es wurde zwar eine Sicht und Tastprufung durchgefuhrt aber diese konnte nur durch gross gewachsene Personen effektiv vorgenommen werden und auch diese konnten lediglich zu den Vorderkanten der Tragflachen gelangen nicht jedoch an die Oberflachen Zudem stellten sie fest dass die Tanks bei der Ankunft mit kaltem Treibstoff gefullt waren der die Tankaussenwande abkuhlte und somit eine Eisbildung an den Tragflachen begunstigte So sei vor dem Abflug durch einen Bodentechniker ein Frostansatz an den Tragflachenunterseiten erkannt worden Vereisungsanfalligkeit von Fokker Maschinen Bearbeiten Die Fokker 100 basiert technisch auf dem Vorgangermodell Fokker F28 Dieses war in eine Reihe von Zwischenfallen verwickelt Am 25 Februar 1969 kam es bei einer Fokker F28 1000 der LTU beim Start vom Flughafen Hannover Langenhagen zu einem Stromungsabriss aufgrund vereister Tragflachen Der Start konnte noch rechtzeitig abgebrochen werden sodass von den 11 Insassen an Bord der Maschine niemand zu Schaden kam 1 Am 26 Januar 1974 kam es beim Start einer F28 1000 der Turk Hava Yollari TC JAO am Flughafen Izmir zu einem schweren Unfall In acht bis zehn Meter Hohe kam es zu einem Stromungsabriss die Maschine drehte sich plotzlich nach links und sturzte 100 Meter von der Piste entfernt ab Von den 73 Insassen kamen 66 ums Leben Die Maschine sollte nach Istanbul Ataturk fliegen Unfallursachen waren zu starkes Rotieren Anheben der Nase und Raureif auf den Tragflachen siehe auch Turkish Airlines Flug 301 2 Am 10 Marz 1989 sturzte eine Fokker F28 1000 C FONF der Air Ontario nahe dem Flughafen von Dryden Ontario auf dem Weg von Thunder Bay nach Winnipeg uber Dryden 49 Sekunden nach dem Abheben ab Es kamen 21 von 65 Passagieren und 3 von 4 Besatzungsmitgliedern ums Leben Aufgrund des defekten Hilfstriebwerks APU musste ein Motor am Boden laufen Allerdings war hierbei die Enteisung verboten und unterblieb daher was zum Absturz fuhrte siehe auch Air Ontario Flug 1363 Am 22 Marz 1992 sturzte eine Fokker F28 4000 der USAir Kennzeichen N485US auf dem Flug nach Cleveland wegen vereister Tragflachen beim Start vom Flughafen New York LaGuardia in die Flushing Bay Von den 51 Personen an Bord starben 27 siehe auch USAir Flug 405 3 4 Ein von Fokker veroffentlichtes Gutachten wies darauf hin dass es bereits bei geringen Ansammlungen von Eiskristallen auf den Tragflachen zu einer wesentlichen Beeintrachtigung der aerodynamischen Eigenschaften einer Fokker F28 kommen kann 5 Infolge der letzten beiden Zwischenfalle wurden die Enteisungspraktiken auf nordamerikanischen Flughafen erheblich reformiert Seitdem war es zu keinem vereisungsbedingten Zwischenfall einer Fokker F28 mehr gekommen Bedeutung BearbeitenEs handelte sich um den ersten Flugzeugverlust und todlichen Zwischenfall einer Fokker 100 Seit dem Absturz einer weiteren Maschine dieses Typs auf dem TAM Linhas Aereas Flug 402 mit 99 Toten ist es der zweitschwerste Unfall einer Fokker 100 Es handelte sich seinerzeit zudem um den schwersten Flugunfall in Mazedonien seit dem Flugunfall einer Jakowlew Jak 42D auf dem Avioimpex Flug 110 am 20 November 1993 mit 116 Toten ist es der zweitschwerste Siehe auch BearbeitenAir France Flug 7775 Ein weiterer Unfall mit einer Fokker 100 unter ahnlichen Bedingungen Bek Air Flug 2100 Startunfall einer Fokker 100 wegen unterlassener Enteisung 13 Tote Continental Airlines Flug 1713 Ein Zwischenfall mit einer Douglas DC 9 mit denselben UnfallursachenQuellen BearbeitenAbschlussbericht 93 01 zum Flugunfall der Fokker 100 PH KXL des Raad voor de Luchtvaart Unfallbericht Fokker 100 PH KXL Aviation Safety Network englisch abgerufen am 1 September 2020 Betriebsgeschichte der Maschine auf planespotters netEinzelnachweise Bearbeiten Unfallbericht F28 1000 PH ZAA Aviation Safety Network englisch abgerufen am 9 Marz 2019 Unfallbericht F28 1000 TC JAO Aviation Safety Network englisch abgerufen am 28 November 2017 Unfallbericht F28 4000 N485US Aviation Safety Network englisch abgerufen am 25 November 2017 Barron James At Least 19 Killed in Crash at Snowy La Guardia The New York Times March 23 1992 abgerufen am 3 Oktober 2007 Aircraft Accident Report Takeoff Stall in Icing Conditions USAir Flight 405 Fokker F 28 N485US LaGuardia Airport Flushing New York March 22 1992 PDF In National Transportation Safety Board 17 Februar 1993 abgerufen am 30 Marz 2019 NTSB AAR 93 02 41 977778 21 615833 Koordinaten 41 58 40 N 21 36 57 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Palair Macedonian Airways Flug 301 amp oldid 236587444