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Oskar Bloch auch Oscar Bloch 4 Marz 1881 in Zurich 6 Januar 1937 in Stuttgart war ein deutscher Architekt schweizerischer Herkunft 1 Er arbeitete selbstandig in Burogemeinschaft mit Ernst Guggenheimer in Stuttgart Oskar Bloch ca 1934 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Judisches Waisenhaus in Esslingen am Neckar 2 2 1920er Jahre 2 3 Zeit des Nationalsozialismus 2 4 Bauten und Entwurfe Uberblick 2 5 Haus Hauptmannsreute 88 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAm 4 Marz 1881 wurde Oskar Bloch in Zurich geboren 2 Ab 1883 lebte er mit seinen Eltern und seinen Schwestern in Stuttgart Nach dem Abitur am Karls Gymnasium Stuttgart studierte er Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart und absolvierte 1909 das 2 Staatsexamen zum Regierungsbaumeister Assessor in der offentlichen Bauverwaltung zog aber die selbstandige Berufsausubung einer Karriere als Baubeamter vor 3 Ab 1910 arbeitete er in Burogemeinschaft mit Ernst Guggenheimer den er 1909 kennenlernte 2 Bloch war Mitglied im Bund Deutscher Architekten BDA und in der judischen Organisation B nai B rith 1919 heiratete er Alice geb Rothschild Bloch behielt bis zum Ende seines Lebens die Staatsburgerschaft der Schweiz Daher war er auch weniger Repressalien des nationalsozialistischen Regimes ausgesetzt als andere judische Architekten Oskar Bloch starb 55 jahrig in Stuttgart Die Urne mit seiner Asche wurde 1937 auf dem israelitischen Teil des Pragfriedhofs in Stuttgart beigesetzt Urnengrab XXII III Nr 148 3 2 Werk BearbeitenDer erste Neubau von Oskar Bloch war ein Wohnhaus im Stuttgarter Norden Ab 1909 1910 firmierten Oskar Bloch und Ernst Guggenheimer 25 Jahre lang unter der Bezeichnung Bloch amp Guggenheimer ihr Architekturburo befand sich im Haus Konigstrasse 25 Aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg sind vor allem das judische Waisenhaus in Esslingen und ein Schwesternwohnheim in Stuttgart bemerkenswert 2 Judisches Waisenhaus in Esslingen am Neckar Bearbeiten nbsp Theodor Rothschild Haus in EsslingenDer Neubau des judischen Waisenhauses in Esslingen am Neckar Mulbergerstrasse 146 entstand 1913 nach einem Architektenwettbewerb den Bloch und Guggenheimer gewannen 3 Das Haus ist erhalten und heisst heute Theodor Rothschild Haus 4 Die Allgemeine Zeitung des Judentums schrieb wahrend der Bauzeit im Jahr 1913 hierzu Das Haus ist im Ausseren sozusagen fertig und stellt sich von der Hochebene hinter der Burg gesehen als ein weitraumig entwickeltes barockdurchstromtes Bauwesen dar Die Grundflache des Hauses steigt dann wieder etwas an um die Hohe zu gewinnen die einen kostlichen Rundblick ins Schwabenland bietet Die nach Norden gerichteten Gange liegen wiederum am Wirtschaftshof Der Sudostwinkel der Flache ist in Schulhof Ziergarten Kuchengarten Baum und Kindergarten abgeteilt Schon das reiche Naturkleid der Garten erweckt die volle Sympathie mit dem ganzen Baugedanken ganz bedeutend vergrossert aber durch die Aufnahme des Hauses selbst das ein Werk der Architekten Bloch und Guggenheimer Stuttgart ein ausgereifter Beispiel fur derartige Anlagen zu werden verspricht Die Mitte der oberen Halfte des Grundstucks ungefahr ist durch den eigentlichen Hauptbau ausgedruckt Er ist mit der Langsachse gegen das Tal gerichtet und von dort aus auch zu sehen Dieser Bau enthalt auch die Hauptraume des Hauses wahrend der westlich anschliessende Flugel mit dem an der Panoramastrasse liegenden Kopfflugel die eigentlichen Schulraume enthalt 5 Im November 1913 wurde das judische Waisenhaus durch den wurttembergischen Konig Wilhelm II feierlich eingeweiht es wurde Wilhelmspflege genannt 1920er Jahre Bearbeiten nbsp Haus an der Bopserwaldstrasse in Stuttgart 1929Bloch und Guggenheimer entwarfen das 1925 auf dem Stuttgarter Pragfriedhof errichtete Ehrenmal fur die judischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs 1926 bauten sie eine Gold und Silberwarenfabrik in Schwabisch Gmund zur Synagoge der dortigen judischen Gemeinde um Die Architektur des Neuen Bauens insbesondere die Formensprache der Weissenhofsiedlung in Stuttgart beeinflusste auch den Baustil von Bloch und Guggenheimer 6 In diesem Stil erweiterten Bloch und Guggenheimer 1928 1930 die Stuttgarter Arbeitersiedlung Im Eiernest 3 Fur judische Bauherren fuhrten sie eine Hausergruppe in moderner Formensprache aus Die sieben Hauser erhielten vom Volksmund den Spitznamen Klein Palastina 3 was in der Zeit des Nationalsozialismus verspottend aufgeladen wurde Myra Warhaftig benennt als ursprunglichen Grund fur den Spitznamen dass sowohl die Architekten als auch die Bauherren Juden waren 2 Weiter errichteten Bloch und Guggenheimer ein Chemielabor in Salzgitter und die Villa fur Dr Oppenheimer in Stuttgart zerstort Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Nach 1933 erhielten Oskar Bloch und Ernst Guggenheimer als Juden keine Zulassung zur Reichskammer der Bildenden Kunste was einem weitgehenden Verbot der selbstandigen Architekten Tatigkeit gleichkam Sie durften nur noch fur judische Bauherren arbeiten Bis zu seinem Tod war Oskar Bloch diesen Einschrankungen bei seiner Berufsausubung unterworfen 3 Durch Hans Oppenheimer ist uberliefert dass Oskar Bloch eine judische Schule im Hofe des israelitischen Gemeindehauses errichtete Besondere Schwierigkeiten bot in Stuttgart die Losung der Raumfrage fur die nun wieder notig gewordene judische Volksschule Der kurzlich verstorbene Architekt Oscar Bloch ubrigens auch der Erbauer der Judischen Schwesternheims in Stuttgart und des Israelitischen Waisenhauses in Esslingen hat sich dieser Aufgabe mit Geschick unterzogen Im Hofe des Gemeindehauses hat er einen modernen Bau errichtet mit Werkraum und Turnhalle mit Veranda und Waschraumen mit sieben Klassen die zurzeit 265 Schuler beherbergen Helle luftige Raume viele und grosse Fenster neuzeitliche Banke und Tafeln zeigen dass man mit Bedacht alle Gegenstande ausgewahlt hat 7 nbsp Erweiterungsbau der Wilhelmsruhe in Heilbronn SontheimDas 1907 eingeweihte von den Stuttgarter Architekten Heim und Fruh entworfene Gebaude der Wilhelmsruhe das zunachst als judisches Altersheim dann als Frauenklinik und Nachsorgeklinik diente wurde in den Jahren 1936 und 1937 um 28 Einzelzimmer erweitert die spater mehrfach belegt wurden Offiziell war als Architekt zunachst nur Oskar Bloch genannt da er die schweizerische Staatsburgerschaft hatte Nach dem Tod Blochs 1937 erlaubten die nationalsozialistischen Machthaber seinem Partner Ernst Guggenheimer die Erweiterung zu beenden 8 Bauten und Entwurfe Uberblick Bearbeiten 1910 Doppelhaus Krieg Kittler in Stuttgart Nord Hauptmannsreute 74 und 76 1910 1911 Umbau des Hauses Reichenberger in Cannstatt 1911 Wohnhaus in Stuttgart Hauptmannsreute 78 1912 1913 Judisches Waisenhaus Wilhelmspflege in Esslingen am Neckar Mulbergerstrasse 146 1913 1914 Judisches Schwesternwohnheim in Stuttgart Nord Dillmannstrasse 19 1915 1917 Villa fur den Unternehmer Albert Levi in Stuttgart Lenzhalde 83 1924 1925 Villa fur den Kaufmann Samuel Weil in Saarbrucken St Johann 1925 Judisches Gefallenenehrenmal in Stuttgart auf dem Pragfriedhof 1925 Gewerbebau fur das Unternehmen Schaper amp Brummer in Salzgitter Ringelheim 1925 Haus Guggenheimer in Stuttgart Hauptmannsreute 115 1925 Haus Bloch in Stuttgart Honoldweg 25 1927 1928 Villa fur Edgar S Oppenheimer in Stuttgart Ost Gerokstrasse 45 1972 abgerissen 9 10 1928 Umbau der Synagoge in Ulm 1928 Erweiterung der Siedlung Im Eiernest in Stuttgart Heslach Karl Kloss Strasse und Kelterstrasse 1928 1929 Haus Frankenstein in Stuttgart Ost Bopserwaldstrasse 55 11 1929 1930 Haus Beifuss in Stuttgart Gaussstrasse 95 10 1929 1930 Haus fur Alice Bloch Tank in Stuttgart West Zeppelinstrasse 32 1930 1933 Wohnbebauung Klein Palastina in Stuttgart unterhalb der Doggenburg Casar Flaischlen Strasse 3 9 Hauptmannsreute 88 Wilhelm Busch Weg 5 13 sieben terrassierte Einfamilienhauser um 1931 Entwurf fur ein Turnheim des MTV Stuttgart 12 1931 1932 Villa Josef Guggenheim in Diessenhofen Schweiz 1931 Mehrfamilienhaus fur Daniel Guggenheim in Diessenhofen Schweiz 1931 Umbau und Erweiterung des Geschaftshauses Marx in Stuttgart Bad Cannstatt 13 1931 1932 Haus Grunwald in Stuttgart Payerstrasse 14 1932 Villen fur Ullmann und Heilbronn in Gailingen 10 1932 1933 Haus Schaper in Salzgitter Ringelheim 1933 Doppelhaus in Stuttgart Hauptmannsreute 86 15 1934 Dreifamilienhaus fur Hoechheimer in Stuttgart 1934 1935 Judische Schule Stuttgart 1935 1936 Mehrfamilienwohnhaus fur Weil amp Ullmann in Stuttgart Feuerleinstrasse 2 4 1935 1937 Dreifamilienhaus fur Ney in Stuttgart Richard Wagner Strasse 75 1936 1937 Erweiterungsbau des judischen Altersheims in Heilbronn Sontheim Hermann Wolff Strasse 31Haus Hauptmannsreute 88 Bearbeiten Das Haus Hauptmannsreute 88 wurde 1930 als erstes der Siedlung Klein Palastina fur den judischen Unternehmer Simon Krautkopf in Mechanische Strick und Wirkwarenfabrik Krautkopf gebaut Er musste sein Haus nach der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten verkaufen und in die USA emigrieren erhielt das Haus jedoch nach dem Krieg zuruck Seine Fabrik stand unmittelbar neben dem Verlag Herold Bucher der Bruder Erich und Richard Levy an der Rosenbergstrasse in Stuttgart Die Bruder Levy seit 1929 amtlich Lenk waren in der Siedlung Klein Palastina unmittelbare Nachbarn Krautkopfs Auch sie mussten emigrieren und ihre Hauser verkaufen Die Tochter Olga Levy Drucker hat ihre Erinnerungen an die Zeit in der Casar Fleischlen Strasse und die Umstande des Verlusts literarisch in dem 1995 erschienenen Buch Kindertransport Allein auf der Flucht festgehalten 10 Literatur BearbeitenJoachim Hahn Friedhofe in Stuttgart Band 3 Pragfriedhof israelitischer Teil Klett Cotta Verlag Stuttgart 1992 ISBN 3 608 91618 0 S 47 Olga Levy Drucker Ubersetzung von Klaus Sticker Kindertransport Allein auf der Flucht Lamuv Gottingen 1995 ISBN 3 88977 420 2 Dietrich W Schmidt The Bloch Tank House in Stuttgart by Bloch amp Guggenheimer Modern Architecture Reshaped after 1933 into a Traditional German Home In Docomomo Journal Jahrgang 1996 Conference Proceedings 4th C S 245 Christine Breig Der Villen und Landhausbau in Stuttgart 1830 1930 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart Band 84 2 Auflage Stuttgart 2004 ISBN 3 89850 964 8 S 221 Myra Warhaftig Deutsche judische Architekten vor und nach 1933 Das Lexikon Dietrich Reimer Verlag Berlin 2005 ISBN 3 496 01326 5 Gudrun Silberzahn Jandt Jurgen Knodel 100 Jahre Theodor Rothschild Haus 1913 2013 Stiftung Jugendhilfe aktiv e V Esslingen 2013 ohne ISBN Esther Walther Dietrich W Schmidt Rolf Bohland Hrsg Die Stuttgarter Architekten und Regierungsbaumeister Oskar Bloch und Ernst Guggenheimer Faltblatt herausgegeben anlasslich des 100 jahrigen Bestehens der Wilhelmspflege in Esslingen Stuttgart Zurich 2013 Dietrich W Schmidt Ulrike Plate Im Sog der Weissenhofsiedlung Wohnhaus Ensemble in Stuttgarter Halbhohenlage Klein Palastina der judischen Architekten Bloch amp Guggenheimer von 1930 In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 46 Jahrgang 2017 Heft 3 S 203 207 online als PDF Dietrich W Schmidt Bloch amp Guggenheimer Ein judisches Architekturburo in Stuttgart Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart Band 114 Verlag Regionalkultur Stuttgart 2020 ISBN 978 3 95505 249 2 Einzelnachweise Bearbeiten Alemannia Judaica Stuttgart Landeshauptstadt von Baden Wurttemberg Judische Betraume und neue Synagoge 1945 bis 1952 a b c d e Myra Warhaftig Deutsche judische Architekten vor und nach 1933 Das Lexikon Dietrich Reimer Verlag Berlin 2005 S 77 a b c d e f Esther Walther Dietrich W Schmidt Rolf Bohland Hrsg Die Stuttgarter Architekten und Regierungsbaumeister Oskar Bloch und Ernst Guggenheimer herausgegeben anlasslich des 100 jahrigen Bestehens der Wilhelmspflege in Esslingen Faltblatt Stuttgart Zurich 2013 Yvonne Weihrauch Einblick in die judische Geschichte Das Theodor Rothschild Haus wurde kurz vor dem Ersten Weltkrieg als Waisenheim erbaut Fantasievolle Steinarbeiten und ein toller Blick In Esslinger Zeitung vom 13 September 2008 online Allgemeine Zeitung des Judentums vom 29 August 1913 online Myra Warhaftig Deutsche judische Architekten vor und nach 1933 Das Lexikon Dietrich Reimer Verlag Berlin 2005 S 33 Hans Oppenheimer Stuttgart und Ulm Bild zweier Gemeinden In Central Verein Zeitung Allgemeine Zeitung des Judentums 16 Jahrgang 2 Beiblatt Nr 10 11 Marz 1937 online 1 2 Vorlage Toter Link edocs ub uni frankfurt de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis als PDF Dokument mit 13 32 MB Hans Franke Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn Vom Mittelalter bis zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen 1050 1945 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1963 ISBN 3 928990 04 7 S 181 Anm 11 online als PDF Dokument mit 1 2 MB Wolfgang Pfleiderer Das Haus Dr O in Stuttgart Architekten Bloch amp Guggenheimer Stuttgart Aufnahmen von Adolf Lazi Stuttgart In Moderne Bauformen 28 Jahrgang 1929 S 515 536 Digitalisat bei der Universitatsbibliothek Heidelberg a b c d Dietrich W Schmidt Ulrike Plate Im Sog der Weissenhofsiedlung Wohnhaus Ensemble in Stuttgarter Halbhohenlage Klein Palastina der judischen Architekten Bloch amp Guggenheimer vor 1930 In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 46 Jahrgang Heft 3 2017 S 203 207 uni heidelberg de Hans Hildebrandt Neue Wohnbauten in Stuttgart Die Architekten O Bloch und E Guggenheimer Stuttgart In Moderne Bauformen 30 Jahrgang 1931 S 7 15 Abbildungen Zweifamilienhaus und Turnheim von Bloch amp Guggenheimer Stuttgart In Moderne Bauformen 30 Jahrgang 1931 S 325 H H Neubau und Umbau einer Geschaftshaus Anlage in Cannstatt Architekten Bloch amp Guggenheimer In Moderne Bauformen 31 Jahrgang 1932 S 602 604 Digitalisat H W Wohnhaus am Hang Architekten Bloch amp Guggenheimer Stuttgart In Moderne Bauformen 31 Jahrgang 1932 S 29 33 Digitalisat Moderne Bauformen 33 Jahrgang 1934 S 492 Normdaten Person GND 1139401033 lobid OGND AKS VIAF 3070150518480303650009 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bloch OskarALTERNATIVNAMEN Bloch OscarKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt Schweizer StaatsburgerschaftGEBURTSDATUM 4 Marz 1881GEBURTSORT ZurichSTERBEDATUM 6 Januar 1937STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oskar Bloch amp oldid 231300886