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Das Orientalische Seminar ist eine Einrichtung der Johann Wolfgang Goethe Universitat in Frankfurt am Main am Fachbereich 9 Sprach und Kulturwissenschaften Es gehort zum Institut fur Orientalische und Ostasiatische Philologien Die Frankfurter Orientalistik befasst sich in Forschung und Lehre mit der Wissenschaft von den Sprachen und Literaturen des Vorderen Orients Daneben stellt die Islamwissenschaft einen weiteren Schwerpunkt dar Das Seminar befindet sich in den letzten Monaten vor der endgultigen Schliessung nach dem Auszug aus dem kultur und sprachwissenschaftlichen Gebaude in der Dantestrasse nun im Juridicum auf dem Campus Bockenheim Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick der Professuren 2 Geschichte 2 1 Grundung Eine judische Stiftung 2 2 Zielgerichteter Aufbau 2 3 Stillstand im Dritten Reich 2 4 Wiederbelebung nach 1950 2 5 Kontinuitat zur Jahrtausendwende 2 6 Schliessung des Seminars 2 7 Gegenwartige Lehre 3 Wissenschaftliche Pragung 4 Bekannte ehemalige Dozenten Auswahl 5 Bekannte ehemalige Studenten Auswahl 6 Siehe auch 7 WeblinksUberblick der Professuren Bearbeiten1915 1931 Josef Horovitz 1931 1935 Gotthold Weil 1935 1950 aus politischen Grunden nicht besetzt 1950 1956 Hellmut Ritter 1956 1995 Rudolf Sellheim 1995 2009 Hans DaiberGeschichte BearbeitenDas Seminar ist gepragt von einer bewegten Geschichte die eine Reihe bedeutender und weltweit angesehener Wissenschaftler mit ihrer Handschrift zeichneten Grundung Eine judische Stiftung Bearbeiten Der zu den Grundern der Goethe Universitat gehorende aus Frankfurt stammende judische Bankier Jakob Heinrich Schiff stiftete am 15 Juli 1913 einen ordentlichen Lehrstuhl fur Semitische Philologie mit Berucksichtigung der targumischen und talmudischen Literatur an der in Frankfurt am Main zu begrundenden Universitat und falls nach dessen Dotierung noch aus den Jahreszinsen ein Betrag verfugbar ist etwaiger dem Lehrstuhl angegliederter Institute oder Einrichtungen dd Im Vorfeld war in der von dem Rabbiner Moritz Rahmer gegrundeten Zeitschrift Judisches Litteratur Blatt Jg 33 1911 S 49 54 durch Hans Bahr bereits die Notwendigkeit eines Lehrstuhls fur talmudische Forschung an der geplanten Frankfurter Universitat diskutiert worden allerdings als Hilfe fur die Exegese des in judischer Umgebung entstandenen Neuen Testaments Diese Diskussion wird spater dahingehend prazisiert dass der zu gewinnende Lehrstuhlinhaber jemand sein musse der mit dem innersten Geiste dieser sc talmudischen Uberlieferungen womoglich durch eine rabbinische Erziehung vertraut und doch in strengem Sinne Semitist ist so dass er woran es in jenen dilettantischen Bemuhungen zumeist fehlt neben dem Hebraischen auch die ubrigen semitischen Sprachen vor allem das Arabische und Syrische wirklich beherrscht dd Zielgerichteter Aufbau Bearbeiten Dieser von Schiff gegrundete Lehrstuhl bildet der Beginn der Orientalistik in Frankfurt die in der Person von Josef Horovitz bereits einen namhaften Vertreter hatte Horovitz baute das Seminar als Direktor von 1915 bis zu seinem Tod 1931 auf Er wurde bekannt durch seine arabischen Editionen einer Prophetenbiographie und durch seine Untersuchungen zum Koran und dessen judischen Hintergrund Zudem arbeitete er an einer Konkordanz zur altarabischen Poesie ein Projekt das lange nach seinem Tode auch mit Beteiligung des Frankfurter Orientalischen Seminars abgeschlossen wurde Lehrveranstaltungen umfassten eine Einfuhrung in das Arabische ebenso Ubungen zur syrischen Grammatik und den aramaischen Dialekten Neben den auch in der Gegenwart angebotenen Turkisch Persisch und Hebraischkursen wurde zu jener Zeit noch Sanskrit gelehrt Wichtiger Bestandteil war jedoch auch die Einfuhrung in die Fruhgeschichte des Islam Bei Horovitz habilitierte sich 1931 der Orientalist Martin Plessner fur Semitische Philologie und Islamkunde er hielt im selben Jahr seine Antrittsvorlesung zur Erlangung der venia legendi uber Die Geschichte der Wissenschaften im Islam als Aufgabe der modernen Islamwissenschaft damit eine Idee vorwegnehmend die 1982 in dem Frankfurter von Fuat Sezgin gegrundeten und durch eine Stiftung arabischer Lander finanzierten Institut fur Geschichte der Arabisch Islamischen Wissenschaften verwirklicht worden ist Die Geschichte der Wissenschaften unter Einbeziehung des Arabischen war das Spezialgebiet Willy Hartners der nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 zum Ordinarius fur Geschichte der Naturwissenschaften ernannt wurde Sein Nachfolger wurde 1985 David King dessen Schwerpunkte die islamische Astronomie und islamische astronomische Instrumente waren Mit seinem Ausscheiden wurde die Stelle aufgehoben Parallel zu dieser wissenschaftshistorischen Tradition vertrat Gotthold Weil im Frankfurter orientalistischen Wissenschaftsbetrieb die sprachhistorische und literaturgeschichtliche Forschung Weil Nachfolger von Josef Horovitz war Direktor des Seminars von 1931 bis 1935 dem Zeitpunkt seiner Emigration nach Palastina Diese auf seine Zwangsabsetzung erfolgte aber sicher auch notwendige Flucht vor der Naziherrschaft fuhrte ihn an die Hebraische Universitat nach Jerusalem Stillstand im Dritten Reich Bearbeiten Nach Weil wurde die Stiftungsprofessur fur Semitische Philologie im Dritten Reich und infolge der Kriegswirren nicht mehr besetzt lediglich Johann Fuck nahm von 1935 bis 1938 einen Lehrauftrag fur Arabisch und Islamkunde wahr Im Jahre 1939 wurde das Stiftungsvermogen der allgemeinen Hochschulstiftung der Dr Adolf Varrentrapp Stiftung zugefuhrt Wiederbelebung nach 1950 Bearbeiten Im Jahre 1950 kam in der Person von Hellmut Ritter ein international renommierter Orientalist und Kenner der arabisch persisch turkischen Philologie der sich besonders um die Erschliessung arabischer und persischer Literatur durch Handschriftenkataloge Editionen und Ubersetzungen verdient gemacht hat Er brachte seine noch heute einzigartige Sammlung von etwa 5 000 Banden hauptsachlich arabischer und persischer aber auch turkischer Werke aus Istanbul mit wo er zuvor als Leiter der Zweigstelle der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft gewirkt hatte Nach Ritters Emeritierung im Jahre 1956 folgte ihm auf dem Lehrstuhl Rudolf Sellheim dessen Hauptwerk die Katalogisierung und Auswertung arabischer Handschriften fur die Literaturgeschichte ist Kontinuitat zur Jahrtausendwende Bearbeiten Seit 1995 ist Hans Daiber der sich gleichfalls mit der Katalogisierung arabischer Handschriften beschaftigt und sich in seinen Arbeiten auf die Rolle des Islam zwischen Antike und Mittelalter konzentriert mit der leitenden Position betraut Er hat einem Urteil von Martin Plessner zufolge in seiner Dissertation die griechisch arabische Ubersetzungsliteratur als Quelle fur die griechische Sprachgeschichte entdeckt Daiber ist unter anderem Herausgeber der Reihen Aristoteles Semitico Latinus seit 1975 sowie Islamic Philosophy Theology and Science Texts and Studies seit 1982 Schliessung des Seminars Bearbeiten Im Zuge der Zentrenbildung kleinerer Facher in Hessen wurde auf Beschluss der CDU gefuhrten hessischen Regierung im Jahre 2005 das Orientalische Seminar in Frankfurt genauso wie die Orientalistik der Universitat Giessen zugunsten eines Grossprojektes an der Universitat Marburg aufgegeben Es erfolgte daraufhin ein sofortiger Aufnahmestopp fur Orientalistik Erstsemester in Frankfurt Gegen diese politische Entscheidung regte sich auf Seiten von Wissenschaftlern und teilweise auch unter den Studierenden Widerstand bezuglich der Standortwahl und der Vorgehensweise des Ministeriums dem aber nicht nachgegeben wurde Nach den Abschlussen des letzten Jahrganges wird der Lehrbetrieb planmassig ab Mitte 2009 eingestellt Die einzigartige von Spezialisten uber Jahrzehnte aufgebaute Bibliothek welche ca 45 000 Bande umfasste wurde bereits im Februar 2008 gegen grossen Protest der Studierenden an den neuen Standort Marburg verlagert Gegenwartige Lehre Bearbeiten Zuletzt stand neben der Arabischen Philologie Sprach und Literaturgeschichte besonders die islamische Wissenschaftsgeschichte im Mittelpunkt der Lehrveranstaltungen Seminarsintern werden Sprachkurse in Arabisch Persisch und Syrisch Aramaisch sowie daruber hinaus fachbereichintern in Hebraisch und Turkisch angeboten Die Veranstaltungen richten sich vornehmlich an die Studierenden der Orientalistik sowie der Empirischen Sprachwissenschaft mit Schwerpunkt in orientalischen Philologien aber auch an verwandte Facher wie Islamische Religionswissenschaft Judaistik und Turkologie Insbesondere die Sprachkurse stehen dabei fur Horer aller Fachbereiche offen und finden einen grossen Zuspruch Wissenschaftliche Pragung BearbeitenDer geschichtlichen Ubersicht lassen sich Richtungen der Frankfurter Orientalistik entnehmen die dem Komplex Judentum Islam Horovitz Weil Daiber der arabischen Sprachgeschichte Weil Daiber der Literaturgeschichte Horovitz Ritter Sellheim Sezgin Daiber der arabisch islamischen Wissenschaftsgeschichte Plessner Hartner King Sezgin Daiber oder der islamischen Philosophie und Theologie Daiber zuzuordnen sind Bekannte ehemalige Dozenten Auswahl BearbeitenRichard Nelson Frye 1920 2014 US amerikanischer Historiker und Orientalist Professor Emeritus der Harvard UniversityBekannte ehemalige Studenten Auswahl BearbeitenGerhard Johannes Botterweck 1917 1981 Theologe Professor an der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat in Bonn Dan Diner 1946 Historiker und Schriftsteller Direktor des Leipziger Simon Dubnow Instituts fur judische Geschichte und Kultur Shlomo Dov Goitein 1900 1985 Arabist und Orientalist Stefan Leder Orientalist und Autor ehemaliger Professor an der Universitat Halle Vorsitzender der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft Direktor des Orient Instituts Beirut Josef Matuz 1925 1992 Historiker Orientalist und Autor Professor fur Islamwissenschaft an der Universitat Freiburg i Brsg Friedemann Rex 1931 2022 Professor fur Naturwissenschaften an der Universitat Tubingen Gregor Schoeler 1944 Historiker und Orientalist Professor an der Universitat BaselSiehe auch BearbeitenOrientalistik Islamwissenschaft Arabistik SemitistikWeblinks BearbeitenWebprasenz des Orientalischen Seminars z Zt aus personaltechnischen Grunden nicht aktualisiert 1 2 Vorlage Toter Link www muk uni frankfurt de Einige Details zur Geschichte der Orientalistik in einem Artikel uber Josef Horovitz Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juli 2017 Suche in Webarchiven PDF Datei 384 kB Bestandsgeschichte und beschreibung der Bibliothek des Orientalischen Seminars Protest der Studierenden gegen die Zerschlagung der Bibliothek und in der Folge des gesamten Instituts Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orientalisches Seminar der Universitat Frankfurt am Main amp oldid 237086559