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Die Orgel von Schloss Frederiksborg wurde von Esaias Compenius dem Alteren 1605 bis 1610 mit 27 holzernen Registern fur das Schloss Hessen bei Wolfenbuttel geschaffen Sie ist aus kostbaren Materialien kunstvoll gefertigt und steht heute im danischen Schloss Frederiksborg Aufgrund des unveranderten Erhaltungszustands ist die Orgel eines der bedeutendsten Originalinstrumente an der Schwelle von der Renaissance zum Fruhbarock Orgel von Schloss FrederiksborgAllgemeinesOrt Schloss FrederiksborgOrgelerbauer Esaias Compenius der AltereBaujahr 1605 1610Epoche Renaissance FruhbarockTechnische DatenAnzahl der Register 27Anzahl der Pfeifenreihen 27Anzahl der Manuale 2Orgel im geschlossenen Zustand Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Orgelneubau 1605 1610 1 2 Umsetzungen und Restaurierungen 2 Beschreibung 3 Disposition 4 Technische Daten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenOrgelneubau 1605 1610 Bearbeiten Der Orgelneubau wurde 1605 von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig Wolfenbuttel fur seine Sommerresidenz Schloss Hessen in Auftrag gegeben Zu diesem Zweck berief er 1605 den beruhmten Orgelbauer Compenius als Furstlich Braunschweigischen Orgel und Instrumentenmacher in seinen Dienst Der Kroppenstedter Orgelneubau an dem Compenius seit 1603 tatig war wurde zuruckgestellt und konnte erst mit erheblicher Verzogerung 1613 vollendet werden Seit 1594 wirkte Michael Praetorius der an Planung der Orgel massgeblichen Anteil hatte als Kammerorganist auf dem Schloss in Groningen 1 An der Prufung und Einweihung der legendaren Groninger Orgel am 2 August 1596 befand sich unter den 53 namhaftesten Organisten der Zeit auch Heinrich Compenius der Altere aus Nordhausen der Vater von Esaias Compenius in dessen Werkstatt der Sohn bis 1589 mitgearbeitet hatte 1604 05 wurde Esaias Compenius mit der Wartung und Reparatur der Groninger Orgel beauftragt Einer lateinischen Inschrift zufolge vollendete Compenius das Orgelwerk am 7 Februar 1610 Ao 1610 den 7 fbris E C fecit Irrtumlich wird bei Praetorius 1612 als Baujahr angegeben Unterstutzt wurde Compenius von seinem Neffen Johannes Heckelauer Der Herzog schenkte das kostbare Instrument seiner Frau Elisabeth Umsetzungen und Restaurierungen Bearbeiten nbsp Balganlage an der RuckseiteNach dem Tod des Herzogs im Jahr 1613 blieb die Orgel nur noch einige Jahre im Schloss Hessen Die Witwe vermachte sie 1616 ihrem Bruder dem danischen Konig Christian IV Compenius selbst uberfuhrte die Orgel 1617 nach Frederiksborg wo er uberraschend verstarb und auch begraben wurde Innerhalb des Schlosses wurde die Orgel im Jahr 1693 in den Rittersaal umgesetzt 1793 erfolgte eine Umsetzung in das Kopenhagener Schloss Frederiksberg Auf diese Weise entging sie 1859 dem Schlossbrand in Frederiksborg Nach der Neuerrichtung von Schloss Frederiksborg wurde sie 1868 wieder dorthin zuruckgebracht 2 Der franzosische Konsul in Helsingor und Orgelexperte C M Philbert publizierte 1891 in Le monde musical eine wissenschaftliche Untersuchung des Instruments die er als ein kunstlerisches Kleinod von grosster Schonheit besonders wertvoll als eins der reichsten eigentumlichsten und echtesten kurzum eins der bedeutungsvollsten Monumente aus der Geschichte der Orgelbaukunst vom Anfang des 17ten Jahrhunderts bezeichnete 3 Daraufhin erfolgte im Jahr 1895 eine behutsame Restaurierung durch Felix Reinburg von der Werkstatt des Aristide Cavaille Coll zusammen mit dem franzosischen Mitarbeiter Jean Lafon und dem danischen Orgelbauer V H Busch Von dem Instrument gingen in den 1940er und 1950er Jahren wesentliche Impulse fur die danische Orgelbewegung aus So entwickelte beispielsweise der danische Organist und Herausgeber Finn Videro 1906 1987 Registriervorgaben anhand der Compenius Orgel Die Balge wurden 1981 82 von Frobenius Orgelbyggeri restauriert In verschiedenen Abschnitten restaurierten die Orgelbauer Mads Kjersgaard Uppsala und Jurgen Ahrend das Werk in den Jahren 1985 bis 1988 4 Kjersgaard bis 1992 und Peder Moos Frederiksborg Museum 1987 88 das Gehause 5 Beschreibung BearbeitenMichael Praetorius gibt in seinem Syntagma musicum nicht nur die ursprungliche Disposition wieder sondern bietet auch eine ausfuhrliche zeitgenossische Beschreibung des Instruments und der einzelnen Register Zu Hessen uffm Schlosse Das holzern aber doch sehr herrliche Orgelwerck so von M eister Esaia Compenio An no 1612 gemacht Jetzo aber de m Konig in Dennemarck verehret und Anno 1616 doselbsten zu Friederichsburg in der Kirchen gesetzt worden ist stark von 27 Stimmen Coppel zu beydn Manualn Tremulant Grosser Bock Sackpfeife Kleinhumlichen Michael Praetorius Syntagma musicum Band 2 De Organographia 6 Die holzerne Orgel steht in der italienischen Tradition des organo di legno wie sie auch in der Orgel von Schloss Wilhelmsburg entgegentritt die Daniel Mayer 1590 mit sechs Holzregistern vollendete Compenius selbst baute das Brustwerk der Orgel in Buckeburg ebenfalls mit sichtbaren Holzpfeifen im Prospekt Nur die Zungenstimmen in Frederiksborg sind teilweise aus Metall angefertigt alle anderen Pfeifen aus Eiche Ahorn Birne Nuss und Ebenholz 2 Insgesamt verfugt das Instrument uber 1001 Pfeifen 7 Verwandt wurden nur erlesene Materialien Edelholzer Silber und Elfenbein die auf kunstfertige Weise verarbeitet wurden Das schrankartige Gehause ist 3 62 m hoch und 2 88 m breit Hermann van de Velde verzierte es mit reichem Schnitzwerk Intarsien und Furnierwerk Die Eckpilaster sind im Untergehause mit Flachreliefs belegt und werden in der Mitte durch Wappen tragende Frauenfiguren beherrscht Das Gehause wird von einem Gesimskranz der von Konsolen getragen wird abgeschlossen und ist mit Schnitzwerk bekront Das Mittelteil der Schauseite wird im geschlossenen Zustand durch drei Pilaster in vier Felder gegliedert Erst im geoffneten Zustand werden die 45 Prospektpfeifen des Klein Prinzipal 4 sichtbar ganz entsprechend dem Prinzip der in der Renaissance verbreiteten Wunderschranke 7 Im uberhohten Mittelfeld befinden sich neun Pfeifen in den flankierenden Feldern je 18 Pfeifen die pyramidenformig aufgestellt sind Sie stehen unter drei rundbogigen Pfeifenfeldern die nach oben mit Putten mythologischen Wesen und durchbrochenem Schnitzwerk abschliessen Das holzsichtig gehaltene Gehause mit seinen verschiedenen Holztonen kontrastiert mit den Prospektpfeifen die mit grossen Elfenbeinteilen belegt sind und Labien aus geschnitztem Ebenholz aufweisen 8 Die Pedalklaviatur ist wie eine Schublade herausziehbar und ebenfalls mit Elfenbein belegt Die Registerzuge sind aus reinem Silber gefertigt die fur das obere Manual als Frauenkopfe fur das Pedal als Mannerkopfe und fur das untere Manual als Lowenkopfe gestaltet sind Die Untertasten sind mit dickem Elfenbein belegt und vorne mit Silber verziert die Obertasten bestehen aus Ebenholz Mit grossem Raffinement ist die mechanische Anlage konstruiert So sind die Windladen des Pedals sowohl in die Breite wie in die Hohe konisch verfertigt um den grosseren Pfeifen mehr Raum zu gewahren Die Traktur des Obermanuals ist hangend die des Untermanuals als Wippen angelegt Das Pfeifenwerk im Inneren fullt das gesamte Gehause vollstandig aus das sich durch eine ausserst kompakte Bauweise auszeichnet 7 Die Disposition ist kammermusikalisch konzipiert und anders als bei der Groninger Orgel ohne vollstandigen Prinzipalchor ohne Mixturen und ohne einen Plenumklang Stattdessen ermoglichen die Floten und Zungen zahlreiche Soloregistrierungen Klangkombinationen und kontraste in der Art des Consortstils wie er in der Spatrenaissance gepflegt wurde 9 Praetorius beschreibt die Orgel wie folgt Dessen frembder sanfter subtiler Klang und Lieblichkeit aber im Schreiben so eigentlich nicht vermeldet werden kann 10 Die originale mitteltonige Stimmung ist unverandert erhalten Auch die Trakturen und die Balganlage sind noch vollstandig original die Orgel ist nie mit einer elektrischen Windanlage versehen worden Disposition BearbeitenDie Disposition entspricht den Angaben der Organographia von Praetorius 6 I Im Untern Manual CDEFGA c31 Quintadehna 8 2 Klein Gedactflotte 4 3 Super Gemsshornlein 2 4 Nasatt 1 1 2 5 Klein repetirt Zimbel I6 Principal D 4 7 Blockpfeiffen D 4 8 Krumbhorn 8 9 Geigend Regal 4 II Im Obern Manual CDEFGA c31 Principal 8 2 Klein Prinzipal 4 3 Gedactflote 8 4 Gemsshorn oder klein Violn 4 5 Nachthorn 4 6 Blockpfeiffen 4 7 GedacktQuint 3 8 Supergedackfloitlin 2 9 Rancket 16 Im Pedal CDEFGA d11 Grosser GedactflotenBass 16 2 GemsshornB 8 3 QuintadeenB 8 4 QuerflottenB 4 5 NachthornB 2 6 BawrflottenBasslein 1 7 SordunenB 16 8 DolcianB 8 9 JungfrawenRegalBass 4 Koppeln I II 2 TremulantemTechnische Daten Bearbeiten27 Register aus Holz Traktur Tontraktur mechanisch Registertraktur mechanisch Windversorgung 4 Keilbalge Winddruck 55 mmWS Stimmung Hohe a1 467 Hz bei 20 C Mitteltonige StimmungLiteratur BearbeitenGerhard Aumuller Esaias Compenius and his Family In Det Nationalhistoriske Museum Frederiksborg Slot Hrsg The Compenius Organ Compenius orglet Hillerod 2012 ISBN 978 87 87237 73 4 S 64 83 Gerhard Aumuller Wolf Hobohm Dorothea Schroder Harmonie des klanglichen und der Erscheinungsform Die Bedeutung der Orgelbauerfamilien Back und Compenius fur die mitteldeutsche Orgelkunst der Zeit vor Heinrich Schutz In Schutz Jahrbuch Band 32 2010 S 51 105 Hans Jacobs Braunschweiger Orgel in Frederiksborg In Braunschweigischer Kalender 1971 Joh Heinr Meyer Braunschweig 1971 S 32 Werner Lottermoser Akustische Untersuchungen an der Compenius Orgel im Schlosse Frederiksborg bei Kopenhagen In Archiv fur Musikwissenschaft 15 Jg 1958 S 113 119 Michael Praetorius Syntagma musicum Band 2 De Organographia Wolfenbuttel 1619 S 189 190 online Joseph Worsching Die Compenius Orgel auf Schloss Frederiksborg Rheingold Mainz 1946 OCLC 504801851 Orgel Monographien 16 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Compenius Orgel in Frederiksborg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gottfried Rehm Die Compenius Orgel Mads Kjersgaard Die David Beck Orgel Groningen und die Compenius Orgel Hessen Frederiksborg ein Vergleich S 11 12 PDF Datei 1 3 MB Dorothea Schroder Orgeln und Orgelbau im Herzogtum Wolfenbuttel 1580 1650 S 11 12 PDF Datei 438 kB Greifensteiner Institut fur Musikinstrumentenkunde Frederiksborg SchlosskircheEinzelnachweise Bearbeiten www praetorius beckorgel de Die Orgel der Schloss Kapelle gesehen 29 Dezember 2012 a b Gottfried Rehm Die Compenius Orgel gesehen 29 Dezember 2012 online gesehen 30 Dezember 2012 Dorothea Schroder Orgeln und Orgelbau im Herzogtum Wolfenbuttel 1580 1650 Memento des Originals vom 2 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www musikbmv de S 12 PDF Datei 438 kB gesehen 30 Dezember 2012 Sven Ingvart Mikkelsen 400 Years of Danish Organ Music PDF Datei 58 kB gesehen 31 Dezember 2012 a b Praetorius Syntagma musicum Band 2 S 189 online gesehen 29 Dezember 2012 a b c Dorothea Schroder Orgeln und Orgelbau im Herzogtum Wolfenbuttel 1580 1650 Memento des Originals vom 2 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www musikbmv de S 11 PDF Datei 438 kB gesehen 30 Dezember 2012 Lottermoser Akustische Untersuchungen an der Compenius Orgel 1958 S 113 Mads Kjersgaard Die David Beck Orgel Groningen und die Compenius Orgel Hessen Frederiksborg ein Vergleich S 12 PDF Datei 1 3 MB gesehen 30 Dezember 2012 Praetorius Syntagma musicum Bd 2 S 141 online gesehen 30 Dezember 2012 55 935 12 300833333333 Koordinaten 55 56 6 N 12 18 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orgel von Schloss Frederiksborg amp oldid 232279015