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Als Orbitolinen werden in der Palaontologie eine Gruppe von fossilen Grossforaminiferen bezeichnet die der Gattung Orbitolina angehoren Sie treten in bestimmten kreidezeitlichen Sedimenten beispielsweise in den nach ihnen benannten Orbitolinenschichten als wichtige Gesteinsbildner auf OrbitolinenOrbitolinen in kretazischem Kalkstein PortugalZeitliches AuftretenBarremium bis Maastrichtium130 bis 65 5 Mio JahreSystematikTextulariinaOrbitolinaceaeOrbitolinenWissenschaftlicher NameOrbitolinad Orbigny 1850 Inhaltsverzeichnis 1 Systematik 2 Verbreitung 3 Morphologie 4 Fundorte 5 Literatur 6 EinzelnachweiseSystematik BearbeitenDie Stellung der Gattung innerhalb der Systematik der Foraminiferen ist unklar Die bereits im Jahr 1890 aufgestellte Familie Orbitolinidae wurde fruh als heterogene Einheit aufgefasst die morphologisch definiert ist und verschiedene konvergente Linien umfasst 1 Spater wurde die Gattung dann in die Uberfamilie Orbitolinacea Unterordnung Textulariina eingeordnet Innerhalb der Gattung Orbitolina wurden anhand morphologischer Kriterien verschiedene Spezies beschrieben doch wurde auch die Auffassung vertreten dass diese morphologischen Unterschiede des Gehauses wesentlich auf Umwelteinflusse zuruckgehen und dass die Gattung in Wirklichkeit nur eine Spezies umfasst die als Orbitolina lenticularis bezeichnet wurde 2 Andere Autoren grenzen dagegen die Formen der Unterkreide in einer eigenen Gattung Palorbitolina ab 3 Verbreitung BearbeitenDie Gattung Orbitolina ist auf die Kreidezeit beschrankt wobei die Angaben des genauen Zeitraums von Barremium bis Maastrichtium 4 bis zu Albium bis Cenomanium 5 schwanken Geographisch sind sie im Bereich des ehemaligen Tethys Ozeans zu finden 6 Morphologie Bearbeiten nbsp Dunnschliff durch ein Gehause einer Orbitolina parallel zur Kegelachse Der Bereich der Kammern an der Innenseite des Kegels ist stark rekristallisiert weiter innen ist eine davon abgesetzte Zone mit agglutinierten Sandkornern zu erkennen Die Gehause der Orbitolinen sind kegelformig und weisen einen Durchmesser von wenigen Millimetern bis zu drei Zentimetern 7 nach anderen Angaben auch bis zu sechs Zentimetern 8 auf Der Offnungswinkel dieses Kegels kann in einem weiten Bereich variieren so dass im Extremfall ein fast scheibenformiger Habitus erreicht wird An der Spitze des Kegels sitzt die Embryonalkammer Auf der Innenseite des Kegelmantels der sogenannten Epidermis befinden sich die weiteren Kammern die durch kompliziert angeordnete Trennwande Septen unterteilt werden Die Wande sind aus feinen Sandkornern agglutiniert und enthalten kalkigen Zement Die Kammern bilden nur eine einfache Schicht in ringformiger Anordnung an der Innenseite der Epidermis weiter nach innen folgt eine durch radiale Septen unterteilte Zone die schliesslich im Inneren in ein irregulares Netzwerk ubergehen Da dieser innere Teil des Kegels mit agglutinierten Sandkornern gefullt ist kann die Struktur hier nur schwer erkannt werden nbsp Tangentialer Dunnschliff durch eine Orbitolina im Bereich der Kammern Wenn zur Untersuchung nur Dunnschliffe durch orbitolinenhaltige Festgesteine zur Verfugung stehen die keine gezielte Orientierung der Schnittebene zu den einzelnen Gehausen erlauben ist der Einblick in die Struktur vom Zufall abhangig Systematische Untersuchungen erfordern orientierte Schnitte durch Einzelgehause Wie bei vielen Foraminiferen findet ein Generationswechsel statt der sich in einen Dimorphismus der Gehause niederschlagt Solchen mit mikrospharischer kleiner und mit megalospharischer grosser Embryonalkammer Dabei sind die mikrospharischen Gehause meist grosser weniger konisch in der Form und zahlenmassig seltener als die megalospharischen An manchen Fundorten konnen die megalospharischen Gehause noch in zwei Formtypen unterteilt werden so dass sogar ein Trimorphismus vorliegt 9 Fundorte BearbeitenIn Deutschland finden sich orbitolinenfuhrende Gesteine in den Alpen beispielsweise in der Schrattenkalk Formation des Helvetikums die sich vom Allgau bis nach Oberbayern erstreckt sowie in den Cenoman Schichten des Ostalpins 3 Da diese Gesteine als Gletschergeschiebe bzw Flussgerolle bis weit in das Alpenvorland transportiert wurden konnen diese Fossilien auch dort gefunden werden In der Schweiz ist die Schrattenkalk Formation am Nordrand der Alpen viel umfangreicher ausgebildet als in Deutschland entsprechend haufiger sind Funde in diesem Bereich Umfangreiche Vorkommen orbitolinenfuhrender Gesteine gibt es in Europa auch in Frankreich und Spanien 6 daneben sind Fundorte in Portugal Italien Ungarn und England bekannt Ausserhalb Europas findet man diese Fossilien in Tunesien Algerien Israel dem Libanon Syrien auf der arabischen Halbinsel im Iran Birma auf der Insel Borneo in den Vereinigten Staaten von Amerika Mexiko und Venezuela 10 Literatur BearbeitenArno Hermann Muller Hrsg Lehrbuch der Palaozoologie Band II Teil 1 4 Auflage Gustav Fischer Verlag 1993 S 62 63 Vladimir Pokorny Grundzuge der zoologischen Mikropalaontologie Band I VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1958 Reprint 1975 S 201 216 Wilfried Ronnfeld Foraminiferen Ein Katalog typischer Formen 2 Auflage Selbstverlag Tubingen 1999 Jan Hofker Studies on the Genus Orbitolina Foraminiferida Van J J Groen amp ZN N V Leiden 1963 Einzelnachweise Bearbeiten Vladimir Pokorny Grundzuge der zoologischen Mikropalaontologie S 213 Hofker Studies on the Genus Orbitolina Foraminiferida 1963 S 216 219 a b Rolf Schroeder Mikrofossilien aus dem Schrattenkalk Oberes Barreme westlich des Tegernsees und dem Unter Cenoman sudwestlich von Ruhpolding Oberbayern In Bayerisches Geologisches Landesamt Hrsg Geologica Bavarica Band 82 Munchen 1981 S 389 398 Arno Hermann Muller Hrsg Lehrbuch der Palaozoologie S 62 Wilfried Ronnfeld Foraminiferen Ein Katalog typischer Formen S 6 a b Rolf Schroeder Orbitolinen des Cenomans Sudwesteuropas In Palaontologische Zeitschrift Band 36 1962 S 171 173 Bayerisches Geologisches Landesamt Hrsg Geologische Karte von Bayern 1 25000 Erlauterungen zu Blatt Nr 8241 Ruhpolding Munchen 1970 S 86 Jan Hofker Studies on the Genus Orbitolina Foraminiferida 1963 S 223 Jan Hofker Studies on the Genus Orbitolina Foraminiferida 1963 S 202 Jan Hofker Studies on the Genus Orbitolina Foraminiferida 1963 S 187 198 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orbitolinen amp oldid 237988017