www.wikidata.de-de.nina.az
Ora maritima ist ein von dem Dichter Avienus Mitte des 4 Jahrhunderts erstelltes geographisches Lehrgedicht in lateinischer Sprache Avienus steht zwar in der Tradition des antiken Lehrgedichtes seine Intention ist aber nicht Wissensvermittlung sondern die Ausbreitung griechisch romischer Bildung 1 Die Grundlage ist ein alter griechischer Periplus und zumindest exakt erscheinende Entfernungsangaben mischen sich mit mythischen Beschreibungen und der Nennung lange untergegangener Stadte Seine Absicht ist es die Kuste des Meeres von den atlanticiis fluctes Fluten des Atlantiks bis zur Maiotis Asowsches Meer darzustellen Erhalten hat sich allerdings nur die Beschreibung beginnend im Westen bis zur Gegend von Marseille Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 1 1 Von Avienus angegebene Quellen 1 2 Spater zugeschriebene Quellen 2 Inhalt 3 Sprache und Gestaltung 4 Uberlieferung 5 Textausgaben und Ubersetzungen 6 Literatur 7 AnmerkungenQuellen BearbeitenVon Avienus angegebene Quellen Bearbeiten In seiner Widmung bezieht sich Avienus auf die Beschreibung der Maiotis durch Sallust Allerdings ist dieser Teil des Werkes verloren gegangen Im Folgenden gibt er 11 griechische Autoren an der alteste Herodot 5 Jh v Chr der jungste Thukydides 4 Jh v Chr darunter auch Skylax von Karien 3 von ihnen sind unbekannt Exzerpte aus ihren erhaltenen Schriften lassen sich auch bei den anderen nicht feststellen Zweimal zitiert er aus dem Bericht des karthagischen Seefahrers Himilkon Vers 117 145 383 411 Er habe diesen Bericht aus uralten punischen Annalen ausgegraben Spater zugeschriebene Quellen Bearbeiten Avienus spricht in seiner Widmung vom nostrum mare unser Meer also dem Mittelmeer er setzt zweimal Vers 85 269 Tartessos mit Gadir Cadiz gleich beschreibt also den westlichen mittelmeernahen Raum Dazu passen aber viele Angaben nicht z B die Fahrzeit von 4 Monaten des Himilkon Vers 117 oder die Ausfuhrungen zur Sommersonnenwende Vers 650 673 Mehrere Historiker haben daher angenommen dass Avienus ein Periplus vorlag der die Kuste Frankreichs Englands skandinavischer Lander ja sogar der Ostsee beschrieb ohne dass ihm das ganzlich klar war Karl Mullenhoff geht davon aus dass eine mehrere Jahrhunderte alte griechische Schrift zugrunde liegt die uberdies durch Bearbeitung verderbt wurde 2 Er nimmt an dass die Beschreibung in den Norden ausgreift In oestrymnides Vers 96 sieht er die Bretagne in insula albionum Vers 112 England Adolf Schulten halt den Periplus eines griechischen Seefahrers aus Marseille Ende des 6 Jh v Chr moglicherweise des griechischen Geographen Euthymenes fur die wesentliche Quelle Die Gleichsetzung von Tartessos mit Gadir lehnt er vehement ab 3 Der deutsche Historiker Dietrich Stichtenoth nimmt an dass der Bericht des Pytheas von Massalia zugrunde liegt 4 und bietet in seinen Anmerkungen zum Text zahlreiche namensmassige Angleichungen wie zu Vers 90 oestrymnischer Bergrucken nach Oestrymnier Aestii Bernsteinsammler an der Ostsee Inhalt BearbeitenNach der Widmung fur Probus fur den er ein vaterlicher Lehrer ist steht von Vers 85 bis 429 Tartessos im Mittelpunkt des Lehrgedichtes Tartessos war zur Zeit des Avienus eine schon lange zerstorte Stadt und ein Mythos Vermutlich eine Grundung kleinasiatischer Seefahrer wurde es vom spater besiedelten punischen Gadir uberflugelt 5 Spater gab es Beziehungen zu den ionischen Phokaern Herodot 1 163 Dies spiegelt sich im Mythos vom Raub der Rinder des Geryon durch Herakles wider dessen Burg nahe Tartessos Avienus erwahnt Vers 264 Es wird der weite Handel bis zu den ostrymnischen Inseln Vers 113 und der Reichtum der Tartessier Vers 423 geschildert Jetzt allerdings gelte nunc destituta nunc ruinarum ager est Vers 272 nun ist sie verlassen ein TrummerhaufenAber auch in romischer Zeit war Tartessos als Bezeichnung der Gegend westlich Gadir gebrauchlich und geschichtliches und mythisches wird von Plinius dem Alteren mitgeteilt Naturalis historia IV 120 Dann bewegt sich das Gedicht durch die Saulen des Herkules die Kuste entlang auf Marseille zu Dabei sind unter den zahlreichen Namen von Orten Volksstammen Flussen sowohl solche die auch von anderen Geographen genannt werden wie etwa Abila und Calpe am Gibraltar auch bei Plinius dem Alteren und Strabon als auch sonst ungenannte Der letzte Teil bezieht sich auf die Rhone und wird bezuglich der aufgefuhrten anwohnenden Volkerschaften unterschiedlich gedeutet Sprache und Gestaltung BearbeitenAvienus hat sein Gedicht in jambischen Senaren gestaltet Die Sprache zeigt Eigentumlichkeiten in Deklination und Syntax die Verwendung griechischer Formen und Archaismen 6 Gerne benutzt er schmuckendes Beiwerk wie etwa die Heldentaten des Herakles Aus dem Bericht des Himilko zitiert er Fabelhaftes Vers 127 129 Obire semper huc et hunc pontiferasNauigia lenta et languide repentiaInter natare beluasUnaufhorlich tummeln sich an allen Seiten die Ungetume des Meeres um die nur langsam vorankommenden Schiffe schwimmen Riesenfische Uberlieferung BearbeitenDas Gedicht wurde nicht zitiert und geriet bald in Vergessenheit Der Text hat sich nur in einer Handschrift erhalten die nach der 1488 von Giorgio Valla und Vittore Pisani besorgten ersten gedruckte Ausgabe in Venedig ebenfalls verloren ging 7 Erst im 19 Jh fand der Text neues Interesse weil einige Historiker annahmen dass er durch seine alten Quellen die Realitat der europaischen Westatlantikkuste mehrere Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung widerspiegele siehe Spater zugeschriebene Quellen Der Althistoriker Eduard Meyer zog 1893 das Werk fur Informationen uber den Atlantik und die Atlantikkuste von Spanien bis England zur Zeit des spaten 2 Jahrhunderts v Chr heran 8 Textausgaben und Ubersetzungen BearbeitenAdolf Schulten AVIENI ORA MARITIMA Barcelona Berlin 1922 Dietrich Stichtenoth RUFUS FESTUS AVIENUS ORA MARITIMA Darmstadt 1968Literatur BearbeitenNikolaus Daigl Avienus Studien uber seine Sprache seine Metrik und sein Verhaltnis zu Vergil Erlangen 1903 Karl Mullenhoff Deutsche Altertumskunde Erster Band Buch I Die Phoenizier Berlin 1890 Adolf Schulten Die alteste Beschreibung der Pyrenaenhalbinsel In Deutsche Zeitung fur Spanien VII Jg 1922 Nr 140 S 4 5 Adolf Schulten Tartessos ein Beitrag zur altesten Geschichte des Westens Hamburg 1950 Kurt Smolak Postumius Rufius Festus Avienus In Reinhart Herzog Hrsg Handbuch der lateinischen Literatur der Antike Funfter Band Restauration und Erneuerung Die lateinische Literatur von 284 bis 374 n Chr C H Beck Munchen 1989 ISBN 3 406 31863 0 S 320 327 Anmerkungen Bearbeiten Kurt Smolak Postumius Rufius Festus Avienus S 322 Karl Mullenhoff Deutsche Altertumskunde S 77 88 Adolf Schulten Tartessos S 64ff Dietrich Stichenoth RUFUS FESTUS AVIENUS ORA MARITIMA S 1 Adolf Schulten Tartesso S 26 40 Nikolaus Daigl Avienus S 6 21 Dietrich Stichtenoth RUFUS FESTUS AVIENUS ORA MARITIMA S 4 Eduard Meyer Geschichte des Altertums Band 2 Abteilung 2 Der Orient vom zwolften bis zur Mitte des achten Jahrhunderts Vierte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1965 S 96 f Online bei zeno org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ora maritima amp oldid 224060673