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Dieser Artikel behandelt die Sportveranstaltungen Fur die Olympien von Pindar siehe Epinikia Pindar Die Olympien englisch Zappas Olympics griechisch Zappeies Olympiades oder Olympia Olympia waren vom Kaufmann Evangelos Zappas organisierte Sportveranstaltungen in Griechenland Sie wurden 1859 1870 1875 und 1889 in Athen ausgetragen und waren den auch Olympien genannten antiken Olympischen Spielen nachempfunden Aus den Olympien gingen 1896 die modernen Olympischen Spiele unter der Schirmherrschaft des von Pierre de Coubertin gegrundeten Internationalen Olympischen Komitees hervor Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Austragungen 2 1 Olympien 1859 2 2 Olympien 1870 2 3 Olympien 1875 2 4 Olympien 1888 89 3 Auswirkungen auf die Olympischen Spiele der Neuzeit 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte BearbeitenDurch den romantischen Zeitgeist inspiriert machten verschiedene Personen wahrend des 19 Jahrhunderts Vorschlage zur Wiederbelebung der antiken Olympischen Spiele In seinem 1833 veroffentlichten Gedicht Dialog der Toten verwendete der Dichter und Verleger Panagiotis Soutsos die Olympischen Spiele als Symbol der antiken griechischen Tradition 1 Bald darauf schlug er konkret die Wiederbelebung der Spiele durch den neu entstandenen griechischen Staat vor und sandte der Regierung 1835 sogar ein entsprechendes Memorandum Der Wittelsbacher Prinz Otto der als Konig Otto I das Land von 1832 bis 1862 regierte nahm den Vorschlag zwar entgegen doch trotz Soutsos unablassiger Bemuhungen geschah in den folgenden Jahren vorerst nichts 2 1852 machte der deutsche Archaologe Ernst Curtius in einer Vorlesung ebenfalls den Vorschlag die Olympischen Spiele wieder aufleben zu lassen 3 Evangelos Zappas ein erfolgreicher Kaufmann und Mitglied der griechischen Diaspora in Rumanien wurde von diesen Ideen inspiriert und strebte danach sie mit eigenen Mitteln auch umzusetzen Anfang 1856 schickte er uber diplomatische Kanale einen Brief an Konig Otto und bot ihm an das gesamte Projekt der Wiederbelebung der Olympischen Spiele selbst zu finanzieren und auch Preise fur die Sieger zu stiften Allerdings regte sich auch Opposition Unter griechischen Politikern war die Meinung weit verbreitet dass athletische Veranstaltungen lediglich ein Ruckfall in archaische Zeiten seien Alexandros Rhizos Rhankaves Aussenminister und Anfuhrer der konservativen antiathletischen Lobby schlug stattdessen eine Leistungsschau von Industrie und Landwirtschaft vor 2 Monatelang blieb eine offizielle Antwort der griechischen Regierung aus Als Panagiotis Soutsos im Juli 1856 in einem Zeitungsartikel Zappas Ideen der Offentlichkeit bekannt machte loste er damit eine breite Debatte aus Schliesslich gab Konig Otto seine Zustimmung zur Austragung von Sportveranstaltungen im Vierjahresrhythmus Er sah den Schwerpunkt in der Forderung der heimischen Wirtschaft und ordnete die Einbettung der Olympien in eine Industrie und Landwirtschaftsausstellung an Zappas sicherte die notigen finanziellen Mittel zur Bildung eines olympischen Treuhandfonds zu 3 Ottos Vorbild fur die Olympien war das Oktoberfest in Munchen damals eine kombinierte Schau landwirtschaftlicher Produkte und sportlicher Wettkampfe Eine Anlehnung an die Olympischen Spiele der Antike war auch hier erkennbar Zu seiner Inthronisation waren 1832 drei Gesandte aus Griechenland nach Munchen gereist Damals war das Oktoberfest eigens verschoben worden damit die griechische Delegation daran teilnehmen konnte Die Gesandten berichteten daruber in ihrer Heimat In den Nachmittagsstunden erwiderten wir eine Einladung an einem besonderen Fest teilzunehmen das jahrlich am Achten dieses Monats stattfindet und Oktoberfest genannt wird Es wird auf einer ausgedehnten Flache ausserhalb der Stadt abgehalten Das besagte Fest stellt eine Nachahmung der Olympischen Spiele dar und die Veranstaltungen lassen sich auf das alte Griechenland zuruckfuhren Eine 16 Artikel umfassende Konigliche Verordnung uber die Einrichtung der Olympien aus dem Jahr 1858 hatte schliesslich das vordringliche Ziel in Athen allgemeine Wettkampfe festzusetzen die alle vier Jahre unter dem Titel Olympien durchgefuhrt werden sollten und bei denen jeweils die Produkte aus Griechenlands Schaffen ausgestellt werden sollten insbesondere die aus Industrie Landwirtschaft und Viehzucht Ausserdem sollten gymnische Spiele auf Staatskosten in dem dafur geeignet hergerichteten Stadion ausgetragen werden Die Verordnung nahm auch Bezug auf die Leitung Aufsicht Schiedsrichter Preise und einzelne Wettkampfe Wichtige Personlichkeiten des Landes unterstutzen das Vorhaben und die Offentlichkeit zeigte sich aufgeschlossen Austragungen BearbeitenOlympien 1859 Bearbeiten nbsp Eintrittskarte der ersten OlympienAm 15 November 1859 fanden die ersten Olympien im Zentrum von Athen auf dem heutigen Platz des Nationalen Widerstandes vor Konig Politikern und angesehenen Burgern statt 4 Es nahmen ausschliesslich Griechen an den Wettkampfen teil entweder aus Griechenland selbst oder aus der griechischen Diaspora 5 Der zentrale Ausstellungsteil mit gut tausend Ausstellern die in 15 Kategorien wetteiferten war gelungen Der sportliche Wettkampfteil mit Lauf Sprung Diskuswurf Speerwurf und anderen Disziplinen ist jedoch als Misserfolg einzustufen Die Presse war zwar durchaus positiv eingestellt doch Tausende anwesende Athener konnten keinen Blick auf das Geschehen werfen oder verstanden den Sinn einer solchen Veranstaltung nicht Das Gelande war ungeeignet und das Wetter war zu kalt 6 Da es damals keine Leistungssportler im heutigen Sinne gab stand die Teilnahme jedem offen Es ereigneten sich auch mehrere kuriose Zwischenfalle So verliess ein Polizist der eigentlich die Menge uberwachen sollte seinen Posten und nahm an den Laufen teil Sogar ein Bettler der sich als Blinder ausgab beteiligte sich 7 Olympien 1870 Bearbeiten Die fur 1863 vorgesehenen Olympien fielen insbesondere den politischen Ereignissen in Griechenland Vertreibung von Konig Otto zum Opfer 1865 starb Evangelos Zappas Den grossten Teil seines Vermogens hatte er dem Komitee der Olympien unter der Bedingung vermacht eine geeignete Statte fur die Olympien das Zappeion zu errichten Erneut sollte eine Konigliche Verfugung diesmal von Konig Georg I die Massnahmen zur Erfullung von Zappas Testament sichern Das bisher nur behelfsmassige Komitee der Olympien wurde unter der Leitung bedeutender und fuhrender Personlichkeiten Griechenlands offiziell gegrundet nbsp Panathenaisches Stadion Zeichnung von Ziller 1870 8 Fur die zweiten Olympien erarbeitete das Komitee eine Satzung mit Inhalten die spater in ihren Grundzugen auch beim Internationalen Olympischen Komitee IOC wiederzufinden sind Die Bildung spezieller Komitees in den griechischen Provinzhauptstadten ahnelt der Bildung Nationaler Olympischer Komitees Die genaue Festlegung der Feierlichkeiten beinhaltete Elemente die noch heute bei Olympischen Spielen gebrauchlich sind beispielsweise eine Eroffnungsrede oder die Ausrufung der Sieger unter Nennung des Namens mit musikalischer Begleitung Auch alte Traditionen der Olympischen Spiele der Antike wurden wieder aufgegriffen wie der feierliche Eid den die Sportler abzulegen hatten Am 15 November 1870 fanden die zweiten Olympien statt diesmal im Panathinaikon Stadion das 1868 69 von dem aus Sachsen zugewanderten Architekten und Bauforscher Ernst Ziller entdeckt und von ihm in Abstimmung mit dem Konig ausgegraben worden war Zillers Mitarbeiter Anastasios Metaxas hatte nach Zillers Planen die Ausgrabungsstatte fur die Spiele provisorisch hergerichtet Die Wettkampfe waren wegen schlechten Wetters um zwei Wochen verschoben worden Rund 25 000 Zuschauer verfolgten das Geschehen eine riesige Zahl fur die damalige Zeit Im Allgemeinen waren die Wettkampfe besser organisiert und die Athleten waren einheitlich gekleidet 9 10 Alle Berichterstatter dieser Olympien ausserten sich voll des Lobes uber die Organisation und Leistungen der Athleten Sporthistoriker bezeichnen diese Veranstaltung als den bis dahin weltweit ernsthaftesten Versuch eines bedeutsamen interdisziplinaren Sportfestes 9 Olympien 1875 Bearbeiten Der Erfolg der zweiten Olympien bestarkte die Vorbereitungen fur die dritten Olympien die trotz aller Bemuhungen jedoch nicht ganz dem vorgegebenen Vierjahresrhythmus folgen konnten 1874 wurde der Grundstein fur das Zappeion gelegt Organisator der dritten Olympien war Ioannis Fokianos Rektor des Athener Gymnasiums Er war davon uberzeugt dass der ideale Athlet aus der gebildeten und kultivierten Gesellschaftsschicht stamme und liess aus diesem Grund lediglich Studenten als Teilnehmer zu 9 Die sportlichen Wettkampfe fanden am 21 Mai 1875 erneut im Panathinaikon Stadion statt Sie waren in eine Schau mit 1200 griechischen und 72 auslandischen Ausstellern eingebettet Das Wettkampfprogramm war erweitert worden beispielsweise um den Sprung uber das Doppelreck Fur die zahlreichen Zuschauer war nicht genugend Platz vorhanden und Fokianos musste sich trotz seiner Anstrengungen und der guten Vorbereitung der Athleten Kritik gefallen lassen 7 Die Presse storte sich insbesondere an der mangelhaften Organisation und am Ausschluss der Arbeiterklasse Fokianos war daruber so verargert dass er als Organisator der Olympien zurucktrat 11 Olympien 1888 89 Bearbeiten nbsp Das ZappeionNach den dritten Olympien war das Komitee vornehmlich mit juristischen Auseinandersetzungen uber die Umsetzung von Zappas Vermachtnis beschaftigt Schliesslich konnte sich dessen Cousin Konstantinos Zappas durchsetzen Die Regierung errichtete mit Zappas Geld die Zentrale Gymnastikhalle die im Jahr 1878 eingeweiht wurde Auch konnte das Zappeion im Oktober 1888 nach mehrjahriger Unterbrechung der Bauarbeiten vollendet werden Anlasslich der Einweihung wurden auch die vierten Olympien eroffnet jedoch zunachst nur mit dem Ausstellungsteil Der sportliche Teil der vierten Olympien musste wegen finanzieller Probleme auf den 30 April 1889 verschoben werden Fokianos organisierte sie unabhangig vom Komitee der Olympien und stellte auch die Finanzierung sicher 30 Athleten traten in der Zentralen Gymnastikhalle zu verschiedenen Wettkampfen an Das Interesse der Offentlichkeit war gross die Zuschauerkapazitat allerdings stark begrenzt Eine erneute Konigliche Verordnung im Jahr 1890 unterschrieben durch Kronprinz Konstantin I und Aussenminister Stephanos Dragoumis sollte sicherstellen dass die funften Olympien im Jahr 1892 tatsachlich stattfinden sollten Erneute finanzielle Probleme verhinderten jedoch die Austragung 12 Auswirkungen auf die Olympischen Spiele der Neuzeit BearbeitenWilliam Penny Brookes weckte bereits 1850 in Grossbritannien mit der erstmaligen Durchfuhrung der Wenlock Olympian Games die Begeisterung fur den Sport Er ubernahm 1859 Teile des Programms der ersten Olympien und pries seine eigene Veranstaltung ebenfalls als Wiedergeburt der Olympischen Spiele an Brookes war der erste der internationale Olympische Spiele in Athen vorschlug die sich von seiner eigenen nationalen Veranstaltung unterscheiden sollten Die griechische Regierung ignorierte aber seine oft angebotene Unterstutzung Baron Pierre de Coubertin der 1890 die Wenlock Olympian Games besucht hatte ubernahm allerdings zahlreiche von Brookes Ideen 13 Am 23 Juni 1894 wurde an einem internationalen Sportkongress in Paris die Erneuerung der Olympischen Spiele beschlossen Auf Anregung des griechischen Geschaftsmann und Literaten Demetrius Vikelas sollten diese an geschichtstrachtiger Statte in Athen ausgetragen werden Die Idee stiess in Griechenland nicht auf sofortige Zustimmung einerseits weil keine Aussagen uber die Finanzierung getroffen wurden aber auch wegen des befurchteten Verlustes an nationaler Identitat die mit den Olympien verbunden war Diese mussten zwangslaufig aufgegeben werden denn das Komitee der Olympien sollte eine fuhrende Rolle bei der Durchfuhrung der Olympischen Spiele ubernehmen Die Entscheidung fur oder gegen die Olympischen Spiele wurde zu einer Frage von nationaler Wichtigkeit die sogar mit dazu beitrug eine Regierungskrise in Griechenland auszulosen Nachdem schliesslich im Januar 1895 die amtierende Regierung zuruckgetreten war war der Weg frei fur die Befurworter der Olympischen Spiele und die Olympien waren damit Geschichte Literatur BearbeitenKarl Lennartz Spyridon Lampros Die Olympischen Spiele 1896 in Athen Erlauterungen zum Neudruck des offiziellen Berichts Agon Kassel 1996 ISBN 3 928562 91 6 David C Young A Brief History of the Olympic Games Blackwell Publishing Malden Maryland 2004 ISBN 0 8018 5374 5 englisch David C Young The Modern Olympics A Struggle for Revival Johns Hopkins University Press Baltimore 1996 ISBN 0 8018 5374 5 englisch Christopher R Hill Olympic Politics Manchester University Press Manchester 1992 ISBN 0 7190 3792 1 englisch Olof Gigon Olympien In Lexikon der Alten Welt Band 2 1990 Sp 2129 f Weblinks BearbeitenFrom Ancient Olympia to Athens of 1896 First Zappian Games Foundation of the Hellenic World Einzelnachweise Bearbeiten Young 1996 S 15 a b Young 2004 S 141 142 a b Hill 1992 S 16 Young 2004 S 145 Young 1996 S 21 Young 2004 S 146 a b Zappian Olympic Games In Olympics through time Foundation of the Hellenic World archiviert vom Original am 22 Mai 2008 abgerufen am 2 Dezember 2009 englisch Friedbert Ficker Gert Morzinek Barbara Mazurek Ernst Ziller Ein sachsischer Architekt und Bauforscher in Griechenland Die Familie Ziller Kunstverlag Josef Fink Lindenberg i Allgau 2003 S 18 dort Zeichnung von Ziller a b c Young 2004 S 148 From Ancient Olympia to Athens of 1896 Second Zappian Games Foundation of the Hellenic World Young 2004 S 149 Young 2004 S 151 Young 2004 S 150 151 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olympien amp oldid 236828877