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Die Olausburg auch Olavsburg und Olafsburg sowie weitere Varianten ist ein nicht mehr existierendes Lubecker Bauwerk Ungefahre wahrscheinliche Standorte der Olausburg markiert auf einer Karte aus spaterer Zeit Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Der Standort 3 Gestalt des Bauwerks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Olausburg wird zum ersten Mal im Kammereibuch der Jahre 1316 1338 erwahnt Fur das Jahr 1329 sind Einnahmen in Hohe von zehn Mark fur den Wein den die Ratsherren bei Versammlungen auf der Olausburg verbraucht haben verzeichnet Wie lange das Bauwerk zu dieser Zeit bereits existierte ist nicht ermittelbar Jegliche Hinweise auf seine Errichtung fehlen Die nach dem Heiligen Olav benannte Olausburg war soweit dies aus den relativ wenigen schriftlichen Zeugnissen ermittelbar ist immer Eigentum des Rats Sie diente jedoch vorwiegend den Patriziergeschlechtern der Stadt besonders aber der Zirkelgesellschaft als Ort fur Zusammenkunfte und Feierlichkeiten Die Zirkelgesellschaft hielt auf der Olausburg seit ihrer Grundung 1379 am Dreifaltigkeitstag dem Sonntag nach Pfingsten ihre jahrliche Hauptversammlung ab zu der man sich Heinrich Rehbein und der mundlichen Uberlieferung zufolge in einem Festzug zu Pferde begab die zwei Tage dauerte und zu der nach Abschluss der Geschaftsordnung am ersten Tag auch die Ehefrauen der Mitglieder zum Fest mit Tanz eintrafen Der zweite Tag begann mit einem Gottesdienst in der Katharinenkirche anschliessend wurde in der Olausburg gemeinsam mit den Frauen gefeiert Ubernachtet wurde nicht in der Burg Sowohl Heinrich Rehbein als auch die Uberlieferung schildern dass die jahrliche Winterversammlung der Zirkelgesellschaft am Montag nach dem 1 Advent ebenfalls in der Olausburg stattgefunden habe Dazu hatten sich die Mitglieder und ihre Ehefrauen in einem aufwendigen feierlichen Festzug mit Schlitten zur Burg begeben Daran bestehen jedoch Zweifel Die Winterversammlung war nach den Statuten vor allem eine Gedenkfeier fur die verstorbenen Angehorigen der Gesellschaft in der Katharinenkirche und nicht mit Feierlichkeiten oder Festmahlern verbunden Weder ware dazu ein Aufenthalt in der Olausburg notwendig gewesen noch hatte ein Schlittenkorso zum ernsten Charakter des Totengedenkens gepasst Auch der Rat nutzte die Olausburg fur seine Zwecke Am 12 und 13 Juni 1502 etwa liess er dort ein grosses Bankett abhalten das mit den gesammelten Geldstrafen von 24 Jahren finanziert wurde 1534 drang eine Volksmenge in der einzigen Schilderung des Ereignisses identifiziert als Anhanger der 64 unde 100 also des gewahlten Burgerausschusses der im Widerstreit mit dem Rat lag in die Olausburg ein und verwustete das Bauwerk Ob es sich dabei um eine Ausserung des Unmuts speziell gegen die Zirkelgesellschaft als Reprasentantin der patrizischen Elite handelte oder ob der Aufruhr sich gegen den Rat als Eigentumer der Burg richtete ist unklar Fest steht aber dass die Olausburg dabei entgegen spateren Interpretationen der Geschehnisse nicht geschleift wurde Der Bericht erwahnt nur dass die Vandalen die Glasfenster und Fensterladen herausgebrochen Banke und Schranke zertrummert Tischplatten gestohlen und sonstige Ausstattungsgegenstande zerstort oder entwendet hatten so dass die Zirkelgesellschaft ihr Fruhlingstreffen ausfallen lassen musste Nach diesem Vorfall wurde die Olausburg offenbar nicht wieder instand gesetzt sondern dem Verfall uberlassen Vermutlich bestand nach dem Zerfall der Zirkelgesellschaft und durch die nach der Reformation und der Wullenweverzeit veranderten Strukturen der Lubecker Gesellschaft kein Interesse mehr an dem Bauwerk Noch 1560 sah Rehbein die Ruinen der Olausburg wann sie endgultig abgetragen wurden ist nirgendwo vermerkt Der Standort BearbeitenWo sich die Olausburg befand ist unklar Aus der Erinnerung der Lubecker ist das Wissen um ihren genauen Standort seltsamerweise schon recht bald vollstandig verschwunden so dass bereits in einem Buch von 1693 gar keine Ortsangabe mehr versucht wird und im ausgehenden 18 Jahrhundert nur Muhlentor und Wakenitz als ungefahre Bezugspunkte erwahnt werden konnen Die Angaben in den historischen Quellen sind sehr vage Eindeutig ist nur dass die Burg ausserhalb der Altstadtinsel zwischen Huxtertor und Muhlentor am Ufer der Wakenitz oder auf einer Insel im Fluss stand Rehbein der ihre Uberreste ja selber sah beschreibt ihre Lage mit den Worten Die Olafsburg lag ausserhalb der Stadt zwischen dem Huxter und Muhlentor auf der Wakenitz fast neben dem Rondell beim Huxtertor von Wasser umflossen wie eine Insel mit einer Zugbrucke Rehbeins Schilderung deutet auf einen Standort am oder im Krahenteich zu dem sich die Wakenitz zwischen Huxtertor und Muhlentor verbreitert hin Der Ausbau der Lubecker Stadtbefestigung ab 1535 bis zur Lubecker Bastionarbefestigung des 17 Jahrhunderts und der Bau des Elbe Lubeck Kanals Ende des 19 Jahrhunderts haben die betreffende Gegend allerdings vollstandig verandert so dass heute keine eindeutigen Bezugspunkte mehr vor Ort erkennbar sind Zwei Orte lassen sich mit dieser Schilderung in Einklang bringen Zum einen die Sudseite des Huxterdammes der die vor dem Kanalbau sehr breite Wakenitz querte und an dessen Ostende sich seit der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts ein runder Befestigungswall das von Rehbein erwahnte Rondell befand Zwischen diesem Rundwall und der Brauerwasserkunst hatte die Olausburg stehen konnen Die Nahe zur Brauerwasserkunst findet ihren Niederschlag auch in einem Vermerk in ihrem Rechnungsbuch von 1462 wo es hiess dass 8 lange Bogen die zu ihrem grossen Wasserrad gehorten im Graben lagen der die Olausburg umgab Wahrscheinlich handelte es sich um vorgefertigte bogenformige Seitenteile fur das holzerne Rad die zur Haltbarmachung im Wasser des Burggrabens gelagert wurden Dies ergibt nur Sinn wenn die Olausburg sich in unmittelbarer Nahe befand Zugleich ergibt sich aber ein anderes Problem Wenn die Burg auf einer Insel am Huxterdamm lag kann sie nicht von dem Graben umgeben gewesen sein der in mehreren Quellen erwahnt wird Ausserdem ist auf der Diebel Stadtansicht von 1552 zwischen Huxtertorrondell und Wasserkunsten entlang des Damms nichts erkennbar das sich als die ja noch 1560 vorhandenen Ruinen deuten liesse allerdings konnten Rondell und Absalonsturm die Uberreste verdecken Hieraus ergibt sich die zweite Moglichkeit Die Olausburg befand sich vielleicht nicht auf einer Insel neben dem Huxterdamm sondern vor dem Rondell am Nordende des Krahenteichs auf dem Ostufer der Wakenitz wo ein vom Gewasser abzweigender Graben das Bauwerk umflossen und in eine inselahnliche Lage versetzt haben konnte Zugleich ware dieser Standort ausserhalb des Bildausschnitts gewesen den Diebels Stadtansicht erfasst Dort hatte die Burg falls sie wirklich ursprunglich ein Wehrbau war auch als Schutz fur den seit 1289 beide Ufer verbindenden Huxterdamm fungieren konnen Auch in der Cosmographia von Sebastian Munster 1550 deren Lubeck Ansicht von Osten des Holzschneiders David Kandel schon vor 1535 entstanden sein muss weil die nach 1535 aufgeschutteten Walle noch fehlen zeigt trotz ansonsten weniger Fehler und einer insgesamt grossen Detailtreue kein derartiges Gebaude 1 Da auch beim Bau des Elbe Lubeck Kanals keinerlei Uberreste gefunden wurden die man mit der Olausburg in Verbindung bringen konnte bleiben die Uberlegungen zu ihrem Standort vorerst spekulativ Vollig realitatsfern sind in jedem Falle einige im 19 Jahrhundert aufgekommene Vermutungen denen zufolge die etwas uber drei Kilometer wakenitzaufwarts gelegene Insel Spieringshorst oder die gegenuberliegende Halbinsel Kaninchenberg der Ort der Olausburg gewesen sei Fur beide Annahmen gibt es keinerlei Belege richtig ist nur dass der Lubecker Burgermeister Gotthard V von Hoeveln Ende des 16 Jahrhunderts auf Spieringshorst ein grosseres Haus unterhalten hat Auch die aufwendigen festlichen Umzuge der Zirkelgesellschaft zu Pferde bzw mit Schlitten die nur sinnvoll waren wenn es sich um eine langere Strecke handelte was eigentlich klar fur eine nicht unmittelbar vor dem Huxtertor gelegene Anlage spricht lassen sich nicht als Argument fur diese weit vor der Stadt befindlichen Platze anfuhren Hinweise auf diese Umzuge finden sich erst bei Rehbein und in der sagenhaften spateren Uberlieferung sind also bereits ausgeschmuckte Ruckprojektionen Hinzu kommt dass die festgelegten Ablaufe der Fruhlingsversammlung keine Zeit fur eine langere Anreise am zweiten Tag der Feierlichkeiten liessen Die Teilnehmer begaben sich von einem gemeinsamen Gottesdienst in der Katharinenkirche direkt zum Essen zur Olausburg Gestalt des Bauwerks Bearbeiten nbsp Burganlage im Lubecker Totentanz der Uberlieferung zufolge Darstellung der Olausburg nbsp Die Burganlage in einer Farblithographie von Carl Julius Milde 1866Uber Aussehen und Grosse der Olausburg ist noch weniger bekannt als uber ihren Standort Die dort abgehaltenen Versammlungen und Feste legen nahe dass es zumindest einen geraumigen reprasentativen Saal gab Graben und Zugbrucke deuten darauf hin dass die Olausburg ehemals wirklich Verteidigungszwecken diente und dementsprechend massiv aufgefuhrt war Dazu passt dass 1502 auch ausdrucklich ein Turm genannt wird Ausserdem findet eine Abortanlage Erwahnung Nach einer nicht mehr zu ihren Ursprungen zuruckverfolgbaren Uberlieferung stellte die Burganlage die im 1942 vernichteten Lubecker Totentanz von 1463 hinter der Figur der Junglings sichtbar war die Olausburg dar Diese Behauptung lasst sich nicht verifizieren Die Burg ist recht weit entfernt von der im Hintergrund erkennbaren Silhouette Lubecks und kann somit nicht mit dem Gebiet um Muhlentor und Huxtertor in Verbindung gebracht werden Auch sind die Ausmasse des Bauwerks zu gross fur eine Anlage die ohne Uberreste verschwunden ist Uberdies handelt es sich eindeutig um eine Burg auf einer Anhohe die mit der Lage an oder auf der Wakenitz nicht in Ubereinstimmung zu bringen ist Dennoch ist es zumindest denkbar dass die dargestellte Burg fur die sich in der Umgebung Lubecks ansonsten keinerlei Vorbild ausmachen lasst in ihren charakteristischen Zugen die Olausburg nachempfand so dass Zeitgenossen sie trotz der auf kunstlerischer Freiheit beruhenden Diskrepanzen eindeutig wiedererkannt hatten Belege hierfur gibt es jedoch nicht Literatur BearbeitenHansestadt Lubeck Hg Die Bau und Kunstdenkmaler der Hansestadt Lubeck Band I 1 Teil Verlag von Bernhard Nohring Lubeck 1939 Wilhelm Brehmer Beitrage zu einer Baugeschichte Lubecks 5 Die Befestigungswerke Lubecks in Zeitschrift des Vereins fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde Band 7 Heft 3 S 241 ff Verlag Edmund Schmersahl Nachfolger Lubeck 1898 Ernst Deecke Lubische Geschichten und Sagen Boldemann Lubeck 1852 Sonja Dunnebeil Die Lubecker Zirkel Gesellschaft Formen der Selbstdarstellung einer stadtischen Oberschicht Archiv der Hansestadt Lubeck 1996 Peter Sahlmann Die alte Reichs und Hansestadt Lubeck Veduten aus vier Jahrhunderten 2 Auflage Lubeck 2008 Carl Friedrich Wehrmann Das Lubeckische Patriziat in Zeitschrift des Vereins fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde Band 5 S 293 ff Verlag Edmund Schmersahl Lubeck 1888Einzelnachweise Bearbeiten Sahlmann S 39 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olausburg amp oldid 235778178