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Die Brauerwasserkunst war ein fruhes Lubecker Wasserversorgungssystem Die Turme der Lubecker Burgerwasserkunst hinten und der Brauerwasserkunst vorne auf dem Huxterdamm im Jahre 1552 dargestellt auf der Lubecker Stadtansicht des Elias Diebel Die Brauerwasserkunst rechts und die Burgerwasserkunst links um 1860Das Leitungsnetz der Brauerwasserkunst im Jahre 1839Die Wasserkunste kurz vor ihrem Abriss 1874Inhaltsverzeichnis 1 Die Situation vor Errichtung der Brauerwasserkunst 2 Die ursprungliche Brauerwasserkunst 3 Die spatere Brauerwasserkunst 4 Das Leitungsnetz der Brauerwasserkunst 5 Das Ende der Brauerwasserkunst 6 LiteraturDie Situation vor Errichtung der Brauerwasserkunst BearbeitenDas mittelalterliche Lubeck verfugte vor dem spaten 13 Jahrhundert uber keine Wasserversorgung die nennenswert uber grundwassergespeiste Brunnen und eine sehr geringe Anzahl von Quellbrunnen innerhalb der Stadtmauern hinausging Zusatzlich wurde das Wasser der Wakenitz die den Stadthugel an der Ostseite begrenzte abgeschopft und von Tragern in Eimern in die Hauser gebracht Dieser Zustand war besonders fur die Brauer hinderlich da sie einen grossen Wasserbedarf fur die Bierherstellung hatten Jeder Brauer benotigte wochentlich bis zu 5000 Liter Wasser dieser Bedarf konnte allein aus den Grundwasserbrunnen die sich auf nahezu jedem Grundstuck befanden nicht gedeckt werden Zudem war das Brunnenwasser aufgrund seiner Zusammensetzung zum Brauen wenig geeignet Das Herbeischaffen des notwendigen Wakenitzwassers durch Trager war auf Dauer zu aufwendig Bier war ein von allen Bevolkerungsschichten in grossen Mengen konsumiertes Grundnahrungsmittel Es war uberdies absehbar dass diese Methode der Wasserbeschaffung an ihre Kapazitatsgrenzen stossen wurde Die ursprungliche Brauerwasserkunst BearbeitenEine Losung des Problems wurde gefunden nachdem die Stadt Lubeck die Wasserrechte fur die Wakenitz erworben und den Fluss 1291 aufgestaut hatte Durch das Aufstauen wurde es moglich eine Wasserkunst zu errichten Der Rat erteilte der Brauerzunft die Genehmigung die Anlage auf dem Huxterdamm der die Wakenitz unterhalb der Huxstrasse durchschnitt zu erbauen Spatestens 1294 war die Brauerwasserkunst fertiggestellt und in Betrieb was durch eine urkundliche Erwahnung belegt ist Diverse schriftliche Uberlieferungen erlauben es diese ursprungliche Brauerwasserkunst in ihren Grundzugen zu rekonstruieren Ein als Schopfrad ausgebildetes Wasserrad angetrieben von der Stromung der Wakenitz nahm in Behaltern Flusswasser auf Auf dem Scheitelpunkt des Rades ergoss sich das Wasser in einen Hochbehalter Von dort floss es durch unterirdisch verlegte holzerne Leitungen zu den angeschlossenen Gebauden im Sudosten der Stadt Dabei reichte der durch das hohe Reservoir erzeugte Wasserdruck aus Wasser auch in hoher gelegene Strassen zu befordern Moglicherweise bereits 1463 spatestens jedoch in den Jahren 1493 1496 wurde die Brauerwasserkunst umgebaut Das Wasserrad diente fortan dem Antrieb eines Pumpwerks welches das Wasser in den Hochbehalter hinaufpumpte Die spatere Brauerwasserkunst BearbeitenIm Jahre 1540 wurde die Brauerwasserkunst umfassend erneuert Ein dreigeschossiger Wasserturm wurde errichtet dessen Grundflache 10 Meter mal 7 5 Meter betrug und in dem sich in 14 Metern Hohe ein holzerner Wasserspeicher befand Als Vorbild fur den in Backstein errichteten Turm im Stil der Renaissance diente der sieben Jahre zuvor fertiggestellte benachbarte Wasserturm der Burgerwasserkunst Ein auf dem Grund der Wakenitz befindliches weit in den Fluss hinausgelegtes Rohr nahm nun das Wasser auf Sechs Pumpen von einem Wasserrad angetrieben beforderten das Wasser in den Hochbehalter von wo aus es in die Leitungen gedruckt wurde In dieser Form blieb die Brauerwasserkunst technisch weitgehend unverandert uber drei Jahrhunderte in Betrieb Das Leitungsnetz der Brauerwasserkunst BearbeitenDas mittelalterliche Leitungsnetz der Brauerwasserkunst lasst sich nur schwer rekonstruieren da keine Plane erhalten sind und die schriftlichen Erwahnungen wenige Anhaltspunkte bieten Fur die Zeit vor dem spaten 16 Jahrhundert lassen sich daher kaum genaue Aussagen treffen Die alteste erhaltene Skizze des Netzes stammt aus dem Jahr 1596 Detaillierte Plane wurden 1824 und 1839 erstellt Das Leitungsnetz erschloss in mehreren Ausbaustufen den sudostlichen Teil der heutigen Lubecker Altstadt Die holzernen Leitungen waren unterirdisch in Strassenmitte verlegt und Abzweige fuhrten zu den angeschlossenen Hausern Abnehmer waren Angehorige der Brauerzunft in deren Besitz sich die Wasserkunst ohne Unterbrechung bis zum Ende des Betriebs befand aber auch Privatleute waren angeschlossen Die Hausbesitzer zahlten feste Gebuhren die von verschiedenen Faktoren abhingen Die Menge des entnommenen Wassers spielte keine Rolle 1830 hatte das Netz eine Gesamtlange von 3160 Metern In den Hausern angeschlossen waren insgesamt 73 Sode 117 Pumpen und 38 Steigsaulen die etwa 1800 Haushalte mit Wasser versorgten Das Ende der Brauerwasserkunst BearbeitenWie die benachbarte Burgerwasserkunst versah die Brauerwasserkunst ohne Unterbrechung ihren Dienst bis weit in das 19 Jahrhundert Allerdings gab die Wasserversorgung immer haufiger Anlass zur Klage und zu gewichtigen Bedenken Zum einen reichte die Menge des durch die Pumpen geforderten Wassers nicht mehr aus den Bedarf zu decken Die wachsende Wasserknappheit lag auch an den holzernen Leitungen die oftmals faulig und undicht geworden waren Wegen der nachlassenden Menge wurde die Versorgung mit Wasser rationiert Die verschiedenen Bereiche des Netzes wurden nur noch zu bestimmten Zeiten mit Wasser versorgt Der schlechte Zustand der Leitungen trug auch dazu bei dass Strassen verschlammten und Keller uberschwemmten da die Leitungen brachen Bedenken rief ausserdem hervor dass bei sinkender Wassermenge auch der Wasserdruck sank und bei Branden mehr als ein Viertel der zum Einsatz gelangenden Feuerspritzen nicht mehr vorsorgt wurden Zum anderen wurde die Wasserqualitat besorgniserregend Oberhalb des Huxterdamms wurden Unrat und Abfalle in die Wakenitz gekippt aus mehreren Strassen fuhrten Siele Abwasser in den Fluss Das ungefiltert in die Leitungen gepumpte Wasser hatte einen unangenehmen Faulnisgeruch zu dem auch die Schlammablagerungen auf dem Grund der Wakenitz beitrugen In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts wurde Lubeck von mehreren Choleraepidemien heimgesucht die insgesamt 2500 Todesopfer forderten Untersuchungen ergaben den Zusammenhang zwischen der Ausbreitung der Krankheit und verschmutztem Trinkwasser so dass Wege zu einer Verbesserung der Lubecker Wasserversorgung gesucht wurden 1861 vorgelegte Plane sahen vor am Standort der Wasserkunste auf dem Huxterdamm eine neue Wasserkunst zu errichten Dieses Vorhaben wurde jedoch nicht weiter verfolgt Der Senat gab Planen fur eine mit Dampfkraft betriebene Stadtwasserkunst den Vorzug bei denen das Wasser der Wakenitz nicht mehr in unmittelbarer Stadtnahe sondern abseits der Verunreinigungen in grosserer Entfernung zur Altstadt entnommen wurde Dieses Projekt wurde 1865 von Senat und Burgerschaft angenommen und in den folgenden zwei Jahren umgesetzt Mit Inbetriebnahme der neuen Wasserkunst im Jahre 1867 wurde die Brauerwasserkunst ebenso wie die Burgerwasserkunst uberflussig 1874 wurden beide Wasserturme abgebrochen und samtliche Anlagen beseitigt Es haben sich keine Uberreste erhalten wenn man von holzernen Rohrleitungen absieht die bis heute bei Strassenarbeiten in der Lubecker Altstadt gefunden werden und Aufschluss uber den genauen Verlauf des Versorgungsnetzes geben Literatur BearbeitenMieszyslaw Grabowski Doris Muhrenberg In Lubeck fliesst Wasser in Rohren seit 700 Jahren Eine kulturgeschichtliche Studie Hansestadt Lubeck Lubeck 1994 Ausstellungen zur Archaologie in Lubeck 1 ZDB ID 2167832 7 Ausstellungskatalog Lubeck Museum Burgkloster 16 Dezember 1994 12 Februar 1995 Rainer Andresen Das alte Stadtbild Geschichte Kirchen Befestigungen 2 Bande Verlag Neue Rundschau Lubeck 1980 1984 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brauerwasserkunst amp oldid 204329761