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Ogham Marginalien im Codex Sangallensis 904 beschreibt die acht mit Ogham Zeichen geschriebenen Randbemerkungen sogenannte Marginalien die in dem Manuskript Codex Sangallensis 904 1 einer im 9 Jahrhundert 2 in Irland verfassten Abschrift 3 der Institutiones grammaticae des lateinischen Grammatikers Priscian enthalten sind Die in Altirisch verfassten kurzen Ogham Marginalien wurden bis auf eine Ausnahme Seite 50 unterer Seitenrand am oberen Seitenrand hinzugefugt Diese Ogham Eintragungen liefern den unwiderlegbaren Beweis dass die Ogham Schrift unter den irischen Geistlichen im Mittelalter in Gebrauch war 4 Codex Sangallensis 904 Seite 204 Ogham Eintrag am oberen Seitenrand Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Hintergrund von Glossen bzw Marginalien 2 Beschreibung der einzelnen Marginalien 2 1 Seite 50 FERIA CAI HODIE 2 2 Seite 70 FEL MARTAIN 2 3 Seite 170 MINCHASC 2 4 Seite 193 Seite 194 Seite 195 COCART 2 5 Seite 196 A COCART INSO 2 6 Seite 204 LATHEIRT 3 Besonderheit 4 Literatur 5 Weblinks 6 Einzelnachweise und AnmerkungenHistorischer Hintergrund von Glossen bzw Marginalien BearbeitenIm Mittelalter war es fur die Abschreiber von Manuskripten durchaus normal eigene zusatzliche Anmerkungen sogenannte Glossen entweder am Rand Marginalien oder auch zwischen den Zeilen anzubringen Das geschah zur selben Zeit der Abschrift Inhaltlich bezogen sie sich auf den Fortschritt der Abschreibarbeit und auf besondere momentane Umstande und Gegebenheiten Beschwerden uber mangelhafte Schreibmaterialien wie Pergament und Tinte sowie Beschwerden uber die Kalte und die Gesundheit wurden angemerkt Auch bestimmte Feiertage zur Zeit der Abschrift wurden erwahnt Oft wurden auch Stossgebete und die Bitte um Segen fur die Arbeit des Schreibers in den Glossen zwischen den Zeilen und am Seitenrand formuliert 5 Die angerufenen Heiligen waren bei irischen Schreibern ausschliesslich irische Heilige 6 Der Codex Sangallensis 904 enthalt uber 9000 Glossen in Latein und in Altirisch wobei 3478 einschliesslich der acht Ogham Marginalien in altirischer Sprache geschrieben sind 7 Beschreibung der einzelnen Marginalien BearbeitenJede Ogham Randbemerkung beginnt im Codex Sangallensis 904 mit dem Stammlinienanfangspfeil der auch die Leserichtung von links nach rechts anzeigt Auf das Stammlinienschlusszeichen hat der Schreiber verzichtet Die Randbemerkungen stehen bis auf eine Ausnahme jeweils am oberen Seitenrand der Pergamentblatter Lediglich die Eintragung auf Seite 50 steht unten Bei den folgenden Ubertragungen unterhalb der Originalabbildungen ist es dargestellt Den jeweiligen Erklarungen zu den einzelnen Ogham Eintragen liegen die Ausfuhrungen von Graves McManus und Ziegler zugrunde 8 Die Ubertragungen der Ogham Texte werden wie in der Fachliteratur ublich mit Grossbuchstaben wiedergegeben Seite 50 FERIA CAI HODIE Bearbeiten nbsp nbsp Den altirischen Kommentar FERIA CAI HODIE am linken unteren Seitenrand ubersetzt McManus mit heute ist der Festtag des Gaius Graves sieht als Tag der Niederschreibung dieses Ogham Satzes den 4 Oktober weil dieser Tag in der irischen Kirche und in anderen Kirchen als Gedenktag an Gaius auch Caius Gajus und Cajus von Korinth 1 Kor 1 14 EU gefeiert wurde 9 Ziegler ubersetzt dagegen lediglich heute ist hier Feiertag Seite 70 FEL MARTAIN Bearbeiten nbsp nbsp FEL MARTAIN heisst Feiertag des Martin Gemeint ist Martin von Tours und als Feiertag der 11 November auch heute noch Martinstag in verschiedenen Kirchen Vor allem im 9 Jahrhundert der Zeit der irischen Abschrift dieser Priscian Grammatik erfuhr Martin in Irland eine ganz besondere Verehrung was sich auch in zahlreichen Weihen von Kirchen fur ihn und auf die Benennung von Kirchengemeinden niederschlug 10 Seite 170 MINCHASC Bearbeiten nbsp nbsp Die Ubersetzung der Marginalie MINCHASC ist Kleinostern Gemeint ist im heutigen deutschen Sprachgebrauch der Weisse Sonntag der erste Sonntag nach Ostern Wegen der zeitbedingten Beschadigung des oberen Randes der Seite 170 sind die Zeichen ᚉ C und ᚆ H die sich oberhalb der Stammlinie befinden uberhaupt nicht mehr sichtbar Bei ᚋ M und A ist jeweils nur der Zeichenteil unterhalb der Stammlinie erkennbar Trotz der Verstummelungen der Ogham Zeichen die bereits Graves in seinem Vortrag vom 9 April 1855 ansprach ist die Lesung MINCHASC eindeutig und es ist keine Verwechslungsgefahr gegeben Seite 193 Seite 194 Seite 195 COCART Bearbeiten nbsp Seite 193 nbsp Seite 194 nbsp Seite 195 nbsp COCART heisst Korrektur und korrigiere Das Wort erscheint auf den Seiten 193 194 und 195 jeweils am oberen Seitenrand in Ogham Schrift Auch wenn gemass Graves das Wort nicht in Worterbuchern der altirischen Sprache gefunden werden kann gibt es dennoch keinen Zweifel an seiner Bedeutung Die Korrekturen beziehen sich auf kurze Eintrage am oberen Rand links die dann in der gleichen Zeile vor oder nach dem oghamschriftlichen Wort fur COCART vom Schreiber berichtigt wurden 11 Das sonst ubliche Anfangszeichen an der Stammlinie hat der Schreiber bei der Eintragung auf der Seite 195 weggelassen Seite 196 A COCART INSO Bearbeiten nbsp nbsp Ein weiterer Korrekturvermerk in Ogham Schrift findet sich auf Seite 196 namlich A COCART INSO was mit dies ist eine Korrektur und korrigiere dies zu ubersetzen ist Aussergewohnlich ist dabei die Verwendung eines spateren Zusatzzeichens altirisch forfid Plural forfeda Das Forfid ᚙ fur EA Lautwert ae und fur X ks uberliefert Hier verwendet der Schreiber ᚙ jedoch fur C Ubertragung bei McManus und Ziegler Graves ubertragt allerdings ᚙ mit SC und nicht mit C Als Begrundung gibt Graves an dass irische Schreiber manchmal sc fur das lateinische x setzten so beispielsweise in den Wortern ascella fur axilla Achsel und bei dem Namen Mascimin fur Maximin Seite 204 LATHEIRT Bearbeiten nbsp nbsp LATHEIRT kommt von dem altirischen Wort laithirt was wortlich ubersetzt Ale Bier hat mich umgebracht heisst In dieser Anwendung und bei Berucksichtigung in anderen Textzusammenhangen bedeutet das Wort exzessiver Bierkonsum ubermassige Betrunkenheit und starker Kater Der Schreiber hat mit einem einzigen Wort seine Entschuldigung als Begrundung fur Unzulanglichkeiten und Fehler in seiner Schreibarbeit ausgedruckt 12 Besonderheit BearbeitenDie Ogham Eintrage aus dem 9 Jahrhundert im Codex Sangallensis sind die altesten Ogham Belegungen in einem mittelalterlichen Manuskript die aus Wortern und inhaltlich sinnvollen Aussagen bestehen Zwar wurde die Berner Ogham Zeichenubersicht die im Codex 207 enthalten ist bereits um 800 n Chr verfasst es handelt sich hierbei aber lediglich um eine Aufstellung der Ogham Zeichen als Einzelbuchstaben und in zweibuchstabigen Silben Literatur BearbeitenCharles Graves On certain Notes in the Ogham Character on the margin of an ancient MS of Priscian In Proceedings of the Royal Irish Academy PRIA Band 6 M H Gill Dublin 1858 S 209 216 Digitalisat bei archive org abgerufen am 15 Dezember 2020 Niederschrift eines Vortrages vom 9 April 1855 Damian McManus A Guide to Ogam Maynooth Monographs 4 Maynooth 1991 Sabine Ziegler Die Sprache der altirischen Ogam Inschriften Historische Sprachforschung Erganzungsheft 36 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1994 ISBN 3 525 26225 6 Digitalisat abgerufen am 15 Dezember 2020 Weblinks BearbeitenCodex Sangallensis 904 Anglandicus Massive Scribal Hangovers One Ninth Century Confession 2014Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Beschreibung des Codex durch Stiftsbibliothek St Gallen McManus S 133 Graves ist aufgrund historischer Angaben in den Glossen vom Ende des 9 Jahrhunderts uberzeugt S 210 S 213 Graves S 213 Graves S 215 Graves S 210 sowie McManus S 133 Graves S 210 Angaben gemass der Stiftsbibliothek St Gallen Graves S 212 S 214 McManus S 133 Ziegler S 95 4 Oktober auch heute noch in der katholischen Kirche Gedenktag des Gaius vgl Okumenisches Heiligenlexikon Graves S 213 sowie Irish Devotion to Saint Martin of Tours zum Beispiel auf S 193 im Codex Sangallensis 904 McManus S 133 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ogham Marginalien im Codex Sangallensis 904 amp oldid 213677340