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Der Obstbaumkrebs ist eine durch die Infektion mit dem Pustelpilz Neonectria ditissima hervorgerufene Pflanzenkrankheit Die Infektion fuhrt zum Absterben von Rinden und Holzgewebe der befallene Baum versucht die dadurch entstehende Wunde durch die Bildung von Wundgewebe zu uberwallen wodurch voluminose Kalluswucherungen entstehen konnen Obwohl die so entstehenden Geschwulste kein Krebs im medizinischen Sinne sind spricht man von Baumkrebs Besondere wirtschaftliche Bedeutung hat der Obstbaumkrebs beim Anbau von Apfeln das Wirtsspektrum umfasst aber auch eine grosse Zahl weiterer Laubbaume ObstbaumkrebsBaumkrebs am Zweig eines ApfelbaumesSystematikUnterabteilung Echte Schlauchpilze Pezizomycotina Klasse SordariomycetesOrdnung Krustenkugelpilzartige Hypocreales Familie Pustelpilzverwandte Nectriaceae Gattung Pustelpilze Nectria Art ObstbaumkrebsWissenschaftlicher NameNeonectria ditissima Bres Rossman amp Samuels Inhaltsverzeichnis 1 Erreger 1 1 Taxonomie 1 2 Wirtsspektrum 1 3 Verbreitung 2 Infektionszyklus 3 Krankheitsbild 3 1 Symptome an der Pflanze 3 2 Symptome an der Frucht 4 Bekampfung 4 1 Sortenwahl 4 2 Kulturmassnahmen 4 3 Baumchirurgische Massnahmen 4 4 Anwendungen von Fungiziden 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseErreger BearbeitenTaxonomie Bearbeiten Der Obstbaumkrebs wird durch Infektionen mit dem Pilz Neonectria ditissima aus der Gattung der Pustelpilze hervorgerufen Die Anamorphe von Neonectria ditissima heisst Cylindrocarpon heteronemum Berk amp Br 1 Die Art wurde mehrfach taxonomisch uberarbeitet Bei der Erstbeschreibung im Jahr 1865 wurde der Pilz taxonomisch als Nectria ditissima Tul amp C Tul eingeordnet und wurde zunachst als Erreger von Krebserkrankungen bei Forstgeholzen vor allem der Buche beschrieben 1901 wurde die Art von Nectria ditissima abgetrennt und eigenstandig unter der Namen Nectria galligena Bres gefuhrt Aufgrund des Wirtsspektrums und mikroskopischer Untersuchungen wurde der Erreger des Obstbaumkrebses ab 1995 unter dem Namen Neonectria galligena Bres Rossman amp Samuels gefuhrt Aus aktueller Sicht gelten Neonectria ditissima und Neonectria galligena als eine Art die unter dem Namen Neonectria ditissima gefuhrt wird 2 Wirtsspektrum Bearbeiten Der Obstbaumkrebs ist vor allem beim Kulturapfel Malus x domestica eine weit verbreitete und im Erwerbsobstbau wirtschaftlich bedeutende Erkrankung Neben dem Kulturapfel werden auch weitere Arten der Gattung Malus befallen Auch die Kulturbirne Pyrus communis kann an Obstbaumkrebs erkranken wobei die Erkrankung hier eher selten auftritt und nur von untergeordneter wirtschaftlicher Relevanz ist Neben den Apfel und Birnenbaumen sind auch zahlreiche weitere Laubbaume verschiedener Gattungen empfanglich fur die Infektion mit dem Pilz Dazu gehoren Erlen Alnus Birken Betula Weissdorne Crataegus Buchen Fagus Eschen Fraxinus Stechpalmen Ilex Walnusse Juglans Pappeln Populus Eichen Quercus Johannisbeeren Ribes Weiden Salix Linden Tilia und Ulmen Ulmus 2 Wegen dieses weiten Wirtsspektrums wird die Erkrankung oft auch allgemein als Baumkrebs bezeichnet Verbreitung Bearbeiten Die Erkrankung tritt weltweit auf und stellt vor allem in niederschlagsreichen Regionen ein wirtschaftlich bedeutendes Problem beim Anbau von Apfeln dar Um ernste Krankheitssymptome an Baumen hervorzurufen benotigt der Pilz bestimmte Klimabedingungen So mussen in mindestens funf Monaten pro Jahr Temperaturen zwischen 11 C und 16 C an mehr als 8 Stunden pro Tag herrschen und an mindestens 30 der Tage muss es zu Niederschlag kommen In der nordlichen Hemisphare finden sich damit wahrend der Sommermonate fast uberall gunstige Klimabedingungen fur die Infektion wobei die Gebiete nordlich des 52 nordlichen Breitengrades besonders betroffen sind 2 Infektionszyklus BearbeitenDer Obstbaumkrebs ist ein Wundparasit der fur die Infektion auf Verletzungen der Rinde als Eintrittspforte in das Gewebe seiner Wirtspflanzen angewiesen ist Diese Verletzungen konnen auf naturliche Weise z B Frostrisse Hagelschlag Verletzungen durch saugende oder fressende Insekten oder durch mechanische Eingriffe des Menschen z B durch den Obstbaumschnitt Reibungen der Anbindung entstehen Vor allem die noch nicht vollstandig vernarbten Frucht und Blattansatzstellen die im Herbst nach der Ernte bzw dem Blattfall entstehen sind wichtige Eintrittspforten fur die Infektion 3 Neuinfektionen sind sowohl durch Konidien als auch durch Ascosporen moglich Sobald eine Spore auf eine empfangliche Wunde trifft keimt sie dort aus Dazu benotigt sie eine feuchte Witterung Daraufhin bilden sich Pilzfaden die die Rinde und das Holz durchwuchern 3 Mehrere Wochen nach der Erstinfektion treten auf der abgestorbenen Rinde die ersten oberflachlichen Konidienlager auf Sie stellen die Anamorphe Cylindrocarpon heteronemum dar Uber die darin im Sommer gebildeten und freigesetzten Konidien erfolgt eine passive Ausbreitung der Infektion durch Regenspritzer innerhalb des Baumes Es werden zwei Typen von Konidien gebildet Macro und Microkonidien Die Macrokonidien sind grade oder nur leicht gebogen mit abgerundeten Enden Macrokonidien naturlichen Ursprungs sind meist funffach septiert wahrend bei der kunstlichen Anzucht auf Agarmedien dagegen vor allem einfach und dreifach septierte Formen ausgebildet werden Die Microkonidien sind kurz und zylindrisch oder elliptisch geformt Sie sind ungeteilt oder einfach septiert Die Macrokonidien sind stark infektios die Rolle der Microkonidien bei der Ausbreitung des Pilzes ist dagegen unklar 2 nbsp Fruchtkorper des Obstbaumkrebs am Zweig eines ApfelbaumesMeist erst im Folgejahr der Infektion bilden sich zerstreute kugelige rotlich gefarbte Fruchtkorper Perithecien die das sexuelle Stadium des Pilzes darstellen Die Ausbildung der Fruchtkorper findet vor allem im Spatsommer und Herbst in Perioden mit feuchtem Wetter und kuhlen Temperaturen statt Unter gunstigen milden Klimabedingungen kann sie den ganzen Winter bis in den Fruhling anhalten 2 Aus ihnen werden die elliptischen einfach septierten und am Septum leicht eingezogenen Ascosporen freigesetzt Aus den Asci werden die Ascosporen explosionsartig ausgeschleudert die dann mit dem Wind teilweise mehrere hundert Meter weit verbreitet werden wodurch es zu einer Ausbreitung des Pilzes innerhalb des Baumbestandes kommt 3 Der jeweilige Hauptverbreitungsweg des Pilzes hangt stark vom Klima des jeweiligen Standortes ab In ariden Klimazonen wie Teilen der USA und Chile bildet der Pilz nur selten Fruchtkorper aus sodass die Ausbreitung der Infektion vor allem uber die Konidien erfolgt Im maritimen Klima spielen dagegen die sexuellen Ascosporen eine wichtige Rolle fur die Ausbreitung des Pilzes die hier durch Luftstromungen uber mehrere hundert Meter bis hin zu einigen Kilometern weit transportiert werden konnen Wenn die Fruchtkorper im Herbst zeitig genug reifen dass grosse Mengen an Ascosporen zur Zeit des Blattfalls freigesetzt werden kann es unter fur die Infektion gunstigen feuchten und milden Klimabedingungen zu epidemieartigen Ausbreitungen der Erkrankung in Obstanbaugebieten kommen Um schwere Epidemien auslosen zu konnen wie sie zum Beispiel im Alten Land in den Jahren 1930 1932 1956 1958 und 1973 1975 beobachtet wurden mussen diese gunstigen Infektionsbedingungen allerdings in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren auftreten 2 Konidien dagegen werden das ganze Jahr uber freigesetzt solange das Klima feucht genug ist und die Temperatur oberhalb des Gefrierpunktes liegt In Mitteleuropa beginnt die Zeit der starksten Konidienproduktion mit der Obstblute und dauert bis November an 2 Krankheitsbild BearbeitenSymptome an der Pflanze Bearbeiten nbsp Frische Infektionsstelle an einem Apfelbaum erkennbar ist die rotlich verfarbte und aufgeplatzte Rinde nbsp Krebswunde mit abgestorbener Rinde und dunkel verfarbtem Holzkorper nbsp Durch eine Krebswunde abgestorbener Zweig an einem ApfelbaumGeschadigt werden durch Neonectria ditissima sowohl junge als auch altere Holzteile Vor allem bei Jungbaumen kann ein Befall mit Obstbaumkrebs gefahrlich sein wenn durch die Lasionen an den Leitasten ein gesunder Kronenaufbau verhindert wird Ein starker Befall kann hier die Rodung des gesamten Baumes notwendig machen An alteren Baumen kommt es eher zu einer astweisen Schadigung 3 An den befallenen Trieben ist nach der Infektion zunachst ein kleiner blass braun verfarbter eingesunkener Fleck zu sehen meist in direkter Nahe zu einem Auge Wahrend sich nach Infektionen in Fruhjahr und Sommer bereits nach zwei bis drei Wochen erste Symptome zeigen treten diese bei Infektionen im Herbst und Winter meist erst zur Zeit der nachsten Blute auf Das unterhalb der Lasion liegende Pflanzengewebe wird nekrotisch trocknet aus und verfarbt sich braunlich 2 Im Anschnitt der Befallsstelle ist deutlich ein scharf abgegrenzter Ubergang von gesundem in das kranke Gewebe erkennbar Der Infektionsherd vergrossert sich rasch bis die Rinde an der befallenen Stelle aufplatzt 3 Diese Symptome einer frischen Infektion treten verstarkt im Fruhjahr ab der Obstbaumblute auf konnen aber das ganze Jahr uber beobachtet werden solange die Temperaturen uber dem Gefrierpunkt liegen 2 Im Bereich der durch die Krebsinfektion abgestorbenen Rinde erscheinen einige Wochen nach der Infektion zunachst weissliche oder blass gelbe oberflachliche Konidienlager die mit blossem Auge gut sichtbar sind An alteren Krebsstellen erscheinen meist erst im Folgejahr bei im zeitigen Fruhjahr erfolgten Infektionen auch schon im Spatherbst des gleichen Jahres verstreute rote kugelige Fruchtkorper die einen Durchmesser von ca 0 5 mm haben und mit dem blossen Auge erkennbar sind 2 Da es durch das abgestorbene Gewebe zu einer Unterbrechung der Nahrstoff und Wasserweiterleitung kommt verdorren Zweige die oberhalb der Krebswunde liegen Bei jungeren Trieben oder an Jungbaumen kann die Zerstorung durch den Pilz einen der Leitaste oder den Stamm vollstandig umfassen was dazu fuhrt dass er abstirbt Oft fuhrt dies zur Rodung des Baumes weil ein stabiler Gerustaufbau nicht mehr moglich ist 3 An dickeren Asten sowie am Stamm alterer Baume konnen sich grossere Befallsstellen entwickeln Der Baum versucht die dabei entstehenden offenen Wunden durch die Bildung von neuem Gewebe zu verschliessen wodurch wulstartige Uberwallungen entstehen 3 Wegen dieses wie Geschwulste aussehenden Kragens erhielt die Erkrankung auch die Bezeichnung Krebs Die Ausbreitung des Pilzes innerhalb des Gewebes wird durch die Uberwallungen allerdings nicht verhindert 3 Dickere Aste konnen oft jahrelang mit einer Infektion weiterleben ohne abzusterben Umfasst die Schadigung den Ast oder Zweig nicht vollstandig so konnen die oberhalb der Krebsstelle gelegenen Aste und Zweige uber die verbliebenen Rindenabschnitte weiter mit Nahrstoffen und Wasser versorgt werden sodass sie nicht absterben 3 Da die Nahrstoffzufuhr allerdings reduziert ist bleiben die Fruchte in diesen Bereichen oft unterentwickelt Symptome an der Frucht Bearbeiten Neben dem Holz konnen auch die Fruchte von dem Pilz befallen werden Die Blute kann nach einer Infektion absterben oder sich zunachst zu einem Fruchtansatz entwickeln An diesen Fruchten stirbt das Gewebe im Bereich des Kelches ab Vorernte Kelchfaule Erste Symptome treten typischerweise ab Ende Juni bis Mitte Juli auf wenn die Frucht ungefahr ihre halbe Endgrosse erreicht hat Das Pilzmycel breitet sich langsam uber die Fruchtoberflache und in das Innere der Frucht aus Sobald die Infektion das Kerngehause erreicht hat beginnt die Frucht Symptome einer Fruhreife zu zeigen Seltener kann die Infektion direkt vom Kerngehause ausgehen dann zeigen die Fruchte lediglich die Symptome der Fruhreife ohne dass ausserlich Schaden an der Frucht erkennbar sind 2 Die durch den Neonectria ditissima verursachte Kelchfaule ahnelt im Anfangsstadium den durch eine Infektion mit verschiedenen Botrytis Arten oder Gloeosporium verursachten Krankheitssymptomen kann aber spater durch das Auftreten weisslicher Sporenmassen identifiziert werden 4 Bei einer spateren Infektion der Frucht treten Symptome erst bei der Ernte oder wahrend der Lagerung auf Lagerfaule Meist erfolgt die Infektion innerhalb der letzten zwei bis vier Wochen vor der Ernte Da die Infektion uber Verletzungen der Fruchthaut z B durch saugende Insekten oder eine Schorfinfektion oder die Lentizellen verursacht wird konnen die Symptome uberall auf der Fruchtoberflache erscheinen 4 Typischerweise ist das infizierte Gewebe scharf vom gesunden Fruchtfleisch getrennt und kann mithilfe eines Loffels mit wenig Druck sauber von ihm abgetrennt werden Durch ein kurzes Tauchbad in heissem Wasser das die naturlichen Abwehrmechanismen der Frucht durch einen Hitzeschock aktiviert lasst sich der Ausbruch der Symptome auf dem Lager hinauszogern 2 Bekampfung BearbeitenVorbeugende Massnahmen sind im Kampf gegen den Obstbaumkrebs besonders wichtig Durch ein durchdachtes Management von Erwerbsobstanlagen lasst sich die Krankheit zumindest eindammen Ist die Krankheit bereits ausgebrochen ist das Beschneiden der befallenen Stellen wichtig da sich der Pilz sonst weiter ausbreitet Sortenwahl Bearbeiten Die verschiedenen Apfelsorten weisen eine stark unterschiedliche sortenabhangige Empfanglichkeit fur die Erkrankung auf Die Sortenwahl hat deshalb bei der Neupflanzung einer Obstbauanlage eine grosse Bedeutung bei der Prophylaxe Allgemein scheinen die Sortenunterschiede in der Empfanglichkeit gegenuber der Infektion auf einer partiellen Feldresistenz zu beruhen deren genetische Grundlage bisher unbekannt ist Bisher wurde noch keine Apfelsorte mit einer vollstandigen monogen verankerten Resistenz gegen den Obstbaumkrebs gefunden Es wird vermutet dass die hohere Widerstandsfahigkeit einiger Apfelsorten auf starken Abwehrreaktionen der Pflanze beruht die empfangliche Sorten dagegen nicht zeigen 2 Anfalligkeit verschiedener im Erwerbsobstbau verbreiteter Apfelsorten gegenuber dem Obstbaumkrebs 2 sehr hoch hoch mittel niedrig sehr niedrigKanzi Braeburn Bramley Topaz SantanaRubens Cameo Golden Delicious Schoner von Boskoop PinovaCox Orange Holsteiner Cox ElstarDiscovery Ingrid Marie JonagoldGalaGlosterGoldparmaneJames GrieveWellantKulturmassnahmen Bearbeiten nbsp Krebswunden von Rindenverletzungen ausgehend die durch das Aneinanderscheuern von Zweigen entstanden sindDa durch den Obstbaumschnitt Verletzungen gesetzt werden die als Eintrittspforte fur den Pilz dienen konnen muss durch die richtige Planung von Schnittmassnahmen die Infektionsrate reduziert werden In Obstbauanlagen mit hohem Infektionsdruck sollte nur bei trockener Witterung geschnitten werden damit die auf die entstandenen Wunden gebrachten Sporen nicht auskeimen konnen Neben den Schnittmassnahmen sollten jegliche weitere mechanische Verletzungen z B Scheuerungen durch Anbindung Verletzungen bei Mahmassnahmen vermieden werden Schlitzaste sollten fruhzeitig vollstandig entfernt werden da es hier durch die aufgeraute Rinde im Bereich der Gabelung und die lokale Baumanatomie leicht zur Retention von Feuchtigkeit und damit zu fur den Pilz gunstigen Infektionsbedingungen kommen kann Ausserdem entstehen haufig kleine Wachstums und Stressrisse in der Rinde die dem Pilz als Eintrittspforte dienen konnen 2 Ein starkes Triebwachstum wirkt befallsfordernd So sind Jungbaume die einen hoheren Anteil an wachsenden Trieben haben empfanglicher fur die Erkrankung als Altbaume bei denen der uberwiegende Teil der Pflanzenmasse aus alteren Trieben ohne Langenwachstum besteht Aus diesem Grund sollten Baume keinesfalls zu stark gedungt werden Vor allem ein ubermassiger Eintrag von Stickstoff wahrend der ersten 3 bis 5 Standjahre ist zu vermeiden Durch einen ausgewogenen Pflanzenschnitt kann das Triebwachstum zusatzlich reguliert werden 2 Da undurchlassiger Boden und Staunasse ebenfalls forderlich fur die Erkrankung sind sind solche Standorte zu meiden Das Gleiche gilt fur Lagen mit hoher Luftfeuchte haufigem Nebel und Fruhfrosten Da die unvernarbten Wundstellen die bei der Ernte der Fruchte entstehen wichtige Eintrittspforten fur die Infektion sind sollte nur bei trockenem Wetter geerntet werden Baumchirurgische Massnahmen Bearbeiten Das Ausschneiden der Krebsstellen an einem befallenen Ast ist eine wichtige Massnahme um die Ausbreitung der Infektion innerhalb des Baumes sowie innerhalb des Bestandes zu verhindern Dabei sollte die Krebsstelle moglichst vollstandig entfernt werden der Schnitt sollte bis in das umliegende gesunde Holz gehen Um die Infektion nicht von einem Baum auf den nachsten zu ubertragen ist es wichtig die verwendeten Schneidwerkzeuge vor dem Wechsel zum nachsten Baum sorgfaltig zu desinfizieren 2 Der beste Zeitpunkt fur das Ausschneiden wird zwischen Obstbauwissenschaftlern kontrovers diskutiert Wahrend im Winter Krebsstellen im Holz gut identifizierbar sind bleiben die entstandenen Wunden bedingt durch die Winterruhe der Baume langer anfallig gegenuber einer Neuinfektion Aus diesem Grund sollten die Krebsstellen ausserhalb der Wachstumszeit nur wahrend langerer Schonwetterperioden herausgeschnitten werden Ausserdem sollte es vor dem winterlichen Obstbaumschnitt geschehen da durch ihn ebenfalls empfangliche Wunden gesetzt werden 2 Unter den nordwesteuropaischen Bedingungen sollte die Entfernung der Krebsstellen besser erst mit dem Beginn der Blute anfangen Wichtig ist es befallene Baume wahrend der gesamten Vegetationsperiode regelmassig auf neue Infektionsherde zu kontrollieren und diese unmittelbar zu entfernen sodass keine Konidien heranreifen konnen 2 Von abgeschnittenen infizierten Zweigen und Asten konnen noch bis zu zwei Jahre lang Ascosporen freigesetzt werden die dann mit dem Wind verbreitet werden Das bei den Schnittmassnahmen entfernte Baummaterial soll deshalb unbedingt weitraumig aus dem Bereich der Obstanlage entfernt und vernichtet werden 2 Mit einer praventiven Behandlung der durch das Entfernen der Krebsstellen entstandenen Wunden mit einem Fungizid kann versucht werden ein Wiederaufflammen der Infektion zu verhindern falls nicht das gesamte befallene Gewebe entfernt werden konnte Fruher wurde die Behandlung der Ausschneidestellen mit kupfer oder quecksilberhaltigen Mitteln empfohlen fur die heute allerdings keine Zulassung mehr besteht 2 Die Benzimidazole haben durch Resistenzbildung ihre Wirksamkeit verloren Anwendungen von Fungiziden Bearbeiten Die Infektion mit Neonectria ditissima lasst sich durch die Behandlung mit Fungiziden bekampfen Im Erwerbsobstbau wird der Obstbaumkrebs durch die regelmassig wahrend der Vegetationsperiode gegen Schorf und Mehltau durchgefuhrten Fungizidspritzungen miterfasst Da diese Massnahmen allerdings nicht bis zum Blattfall der fur die Ausbreitung der Obstbaumkrebsinfektion kritischen Zeit fortgesetzt werden ist es sinnvoll zu diesem Zeitpunkt eine weitere Fungizidbehandlung durchzufuhren Kupferverbindungen weisen eine gute Wirksamkeit gegenuber Neonectria ditissima auf und haben zudem eine gewisse Depotwirkung sodass die Baume uber einen langeren Zeitraum geschutzt sind 2 Die fur Deutschland empfohlene Obstbaumkrebsbehandlung umfasst eine Spritzung mit Captan bei Ernteende gefolgt von jeweils einer Kupferspritzung zum Zeitpunkt des 30 igen Blattfalls und kurz nach Abschluss des Blattfalls Je nach Witterung im Winter wird eine dritte Kupferspritzung empfohlen wenn es wahrend des Winters langere Regenperioden gibt oder es zu starken Verwundungen der Baume durch Frostrisse gekommen ist 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Obstbaumkrebs Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten David Brayford Barry M Honda Feky R Mantiri Gary J Samuels Neonectria and Cylindrocarpon the Nectria mammoidea group and species lacking microconidia In Mycologia Band 96 Nr 3 2004 S 572 597 mycologia org PDF a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w R W S Weber Biology and control of the apple canker fungus Neonectria ditissima syn N galligena from a Northwestern European perspective In Erwerbs Obstbau Band 56 Nr 3 22 Juli 2014 S 95 107 doi 10 1007 s10341 014 0210 x a b c d e f g h i Obstbaumkrebs auf der Homepage des Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee abgerufen am 21 Marz 2016 a b Cylindrocarpon Faule der Apfel und Birnen verursacht durch Nectria galligena Bresad In Anna L Snowdon Farbatlas der Nachernte Schaden von Obst und Gemuse Band 1 Allgemeine Grundlagen Obst Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1995 S 184 185 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Obstbaumkrebs amp oldid 233335864