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Der Oberfreistuhl in Arnsberg war eine bedeutende spatmittelalterliche und fruhneuzeitliche Gerichts und Versammlungsstatte der Femegerichtsbarkeit Durch die Arnsberger Reformation von 1437 kam es zu einer verbreiteten Kodifikation der Rechte und Zustandigkeiten der Femegerichte Als Oberfreistuhl war das Gericht seit 1483 Berufungsinstanz fur die ubrigen Femegerichte Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Die Arnsberger Reformation 3 Niedergang 4 Denkmal 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksEntwicklung BearbeitenErste Hinweise auf die Existenz eines entsprechenden Gerichts fur die Grafschaft Arnsberg stammen von 1174 In einer Urkunde bestatigte der Freigraf Gevehardus Schenkungen an das neue Kloster Oelinghausen Es scheint dass es in der Fruhzeit fur das gesamte Gebiet bis hin nach Bilstein Fredeburg und uber Soest hinaus nur einen Freigrafen gab Auch nach dem Ubergang der Grafschaft Arnsberg an die Kolner Erzbischofe 1368 hatte der Arnsberger Freistuhl keine grossere Bedeutung Vielmehr wurden die Freigrafschaft Heppen und die Freigrafschaft bei Balve aus dem Zustandigkeitsbereich herausgelost 1 Die Femegerichte profitierten 1371 von dem von Kaiser Karl IV erlassenen Landfrieden fur Westfalen In engem Zusammenhang mit diesen wuchs die Bedeutung der Femegerichte an Zeitweise erschienen Landfriede und Feme in Westfalen fast als identisch wegen der ahnlichen Verfahren und Strafen Die Kolner Kurfursten als Landesherren im Herzogtum Westfalen mit einer Nebenresidenz in Arnsberg begannen mit zunehmender Bedeutung Einfluss auf die Femegerichtsbarkeit zu nehmen Ihnen gelang es bereits im 14 Jahrhundert wichtige Kontrollrechte bei der Ernennung der Freigrafen Richter durchzusetzen Schliesslich wurden sie als Vertreter des Kaisers die obersten Stuhlherren des gesamten Femewesens Seit 1422 hatten die Kurfursten offiziell das Recht die Freigrafen zu allgemeinen Kapiteln Zusammenkunfte zusammenzurufen um allgemeine Fragen zu klaren und Problemfalle zu losen In dieser Zeit begann auch die Bedeutung des Arnsberger Freistuhls zu wachsen 2 Bereits 1420 hatte eine erste grosse Versammlung in Arnsberg stattgefunden um einen Streitfall zu schlichten Daran nahmen 15 Freigrafen aus verschiedenen Teilen Westfalens 31 adelige Freischoffen mehr als 200 Freischoffen anderer Stande sowie Vertreter von Stadten teil Eine weitere Versammlung fand 1426 statt um die Frage zu klaren ob die Vorladung des Kurfursten von Koln selbst vor einen Freistuhl Rechtens sei was die Versammlung verneinte 1428 reiste der als Dichter und Sanger bekannt gewordene Ritter Oswald von Wolkenstein von Sudtirol bis nach Arnsberg um einen Vetter wegen einer Pfandruckgabe zu verklagen 3 Das erste allgemeine Kapitel fand allerdings 1430 in Soest und danach in Dortmund statt Die Arnsberger Reformation BearbeitenIm Jahr 1437 fand die Versammlung dann wieder in Arnsberg statt Fur die Bedeutung der Versammlung spricht dass Erzbischof Dietrich II von Moers sein Bruder Heinrich II von Moers Bischof von Munster sowie eine Reihe von Grafen und Herren aus Westfalen anwesend waren Dort wurden mit der sogenannten Arnsberger Reformation die Rechte und die Institutionen der Freigerichte besser definiert Zusammen mit anderen Arnsberger Weistumern bildete die in zahlreichen Abschriften vorhandene Arnsberger Reformation eine zentrale Rechtsquelle fur die Femegerichte Eine Abschrift ging auch an Kaiser Sigismund Ob dieser die Reformation bestatigte ist nicht uberliefert 4 Von Kaiser Friedrich III wurde die Reformation zunachst anerkannt Er gebot 1440 die Arnsberger Reformation dem nachsten Reichstag vorzulegen Spater nahm er sich aber starker den kritischen Stimmen gegenuber der Feme an Seinem als Frankfurter Reformation von 1442 bezeichneten Versuch die Vorgehensweise der Femegerichte in einem Landfriedensgesetz neu zu ordnen war wenig Erfolg beschieden da die betroffenen Gerichte seine Zustandigkeit bezweifelten Der Kaiser bestimmte 1483 dass Kapiteltage der Freigerichte kunftig nur noch am Arnsberger Freistuhl stattfinden durften Damit wurde eine bereits gangige Praxis festgeschrieben da die jahrlichen Treffen zwischen 1438 und 1463 samtlich in Arnsberg stattgefunden hatten nbsp Oberfreistuhl in Arnsberg 2008 Durch die Bedeutung der Kapitel und die von Arnsberg ausgehenden Rechtsquellen erlangte der Freistuhl eine uberragende Bedeutung Damit loste Arnsberg Dortmund ab Bereits 1438 hatte der Reichstag von Nurnberg Berufungsinstanzen vorgeschlagen Dazu kam es aber erst 1483 als der Arnsberger Freistuhl von Friedrich III als oberer Freistuhl oder etwas spater als Oberfemegericht zu Arnsberg bezeichnet wurde Die Femegerichte hatten ihren Hohepunkt in den 1430er und 1440er Jahren Das Arnsberger Gericht beanspruchte noch zur Zeit des Freigrafen Gerhard Struckelmann uberregionale Bedeutung Obwohl mit der Errichtung des Reichskammergerichts 1495 Bestrebungen zu einer Vereinheitlichung des Reichsrechts bestanden konnten die westfalischen Femegerichte noch eine Zeitlang ihr Niveau halten Ein zweites Generalkapitel fand in Arnsberg 1490 statt Anwesend waren 21 Stuhlherren 23 Freigrafen hunderte Freischoffen und zahlreiche Freifrone sowie zehn Burgermeister aus Stadten des Herzogtums Westfalen Verhandlungen dieser Art fanden noch bis zum Ende des 16 Jahrhunderts statt 5 Niedergang BearbeitenDer Niedergang der Feme und damit auch des Oberfreistuhls hatte da schon langst eingesetzt weil die Landesherren und das Reich konkurrierende Gerichte schufen Die Zustandigkeit und Reichweite verringerte sich damit standig Das Ende des Oberfreistuhls in Arnsberg war endgultig mit dem Tod des letzten Oberfreigrafen Franz Wilhelm Engelharts aus Werl gekommen Dieser wurde 1783 zum Oberfreigrafen ernannt Als solcher war er noch bis 1826 tatig Er starb 1835 Das letzte Gericht fand am 19 August 1786 an der Femegerichtsstatte Kracht bei Allendorf statt Denkmal BearbeitenDer Gerichtsbereich unter freiem Himmel ist eine baumgesaumte Mulde in der Nahe der Oleypforte unterhalb des Arnsberger Schlosses Der Bereich misst 18 35 m und enthalt eine Nachbildung des Richtertisches Der Gerichtsbereich wurde bereits 1819 auf Veranlassung von Friedrich Wilhelm IV von den Erben eines fruheren Burggrafen fur den preussischen Staat erworben Das Gelande wurde in der Folge mit der Auflage verpachtet keinerlei Veranderungen daran vorzunehmen Heute wird der Erhalt des Denkmals von der Stadt Arnsberg in Zusammenarbeit mit dem Arnsberger Heimatbund geleistet Seit 1986 ist der Bereich in die Denkmalliste der Stadt Arnsberg aufgenommen Einzelnachweise Bearbeiten Theodor Lindner Die Veme Paderborn 1888 S 105f Theodor Lindner Die Veme Paderborn 1888 S 106 Dieter Kuhn Ich Wolkenstein Eine Biographie Erweiterte Neufassung Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 596 19008 9 S 538 559 Eberhard Fricke Die Vemegerichtsbarkeit im kurkolnischen Herzogtum Westfalen In Harm Klueting Hrsg Das Herzogtum Westfalen Bd 1 Das kurkolnische Westfalen von den Anfangen kolnischer Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zu Sakularisation 1803 Munster 2009 S 289 Eberhard Fricke Die Vemegerichtsbarkeit im kurkolnischen Herzogtum Westfalen In Harm Klueting Hrsg Das Herzogtum Westfalen Bd 1 Das kurkolnische Westfalen von den Anfangen kolnischer Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zu Sakularisation 1803 Munster 2009 S 291Literatur BearbeitenDie Baudenkmaler der Stadt Arnsberg Erfassungszeitraum 1980 1990 Arnsberg 1990 S 169f Karl Feaux de Lacroix Geschichte Arnsbergs Arnsberg 1895 Nachdruck Werl 1983 S 131 151Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oberfreistuhl Album mit Bildern Videos und Audiodateien Archivalien der Oberfreigrafschaft Arnsberg und der Freigrafschaft Zuschen51 399972 8 061065 Koordinaten 51 23 59 9 N 8 3 39 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberfreistuhl Arnsberg amp oldid 207202321