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Niolamia ist eine Schildkrotengattung in der Gruppe der ausgestorbenen Meiolaniidae aus dem Palaogen von Patagonien Sudamerika 2 3 Die einzige bekannte Art der monotypischen Gattung ist Niolamia argentina NiolamiaKunstlerische Lebendrekonstruktion von Heinrich Harder 1914Zeitliches Auftreten Palaozan Eozan 66 56 bis 33 9 Mio JahreFundorteArgentinienSystematikSauropsidaSchildkroten Testudines Halsberger Schildkroten Cryptodira MeiolaniformesMeiolaniidaeNiolamiaWissenschaftlicher NameNiolamiaAmeghino 1899Schadel von N argentina in von oben und von der Seite nach Woodward 1901 1 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Forschungsgeschichte 2 Merkmale 2 1 Merkmale auf Gattungsebene 3 Lebensraum und Lebensweise 4 Einzelnachweise 5 WeblinksEtymologie und Forschungsgeschichte BearbeitenGattung und Typusart wurden 1899 erstmals von Florentino Ameghino wissenschaftlich beschrieben und benannt 4 Der Artzusatz argentina bezieht sich offensichtlich auf den Fundort in Patagonien Die Bedeutung des Gattungsnamens Niolamia ist unklar Wahrscheinlich handelt es sich in der Erstbeschreibung um einen schlichten Schreibfehler und es war eigentlich Miolania ein Synonym fur Meiolania gemeint 3 Die kurze Notiz von Ameghino entspricht streng genommen nicht den formalen Anforderungen an eine palaozoologische Erstbeschreibung Abgesehen von der vermutlich missgluckten Namensgebung fehlen genaue und nachvollziehbare Angaben zum Fundort Als Fundschicht wird die Guaranitic Formation im Gebiet um den Rio Sehuen und den Rio Chubut angegeben Es wird weder ein Holotypus genannt noch eine Abbildung beigefugt Die anatomische Analyse beschrankt sich auf das Aufzeigen von Ahnlichkeiten mit Meiolania platyceps und die kurze Erwahnung von besonders stark ausgepragten Fortsatzen im Schadelbereich Den Fund schreibt Ameghino seinem Bruder Carlos zu 2 3 Etwas spater noch im selben Jahr 1899 veroffentlicht Francisco P Moreno damals Direktor des La Plata Museums Museo de La Plata MLP eine kurze Beschreibung die sich offensichtlich auf dasselbe Fossilmaterial bezieht 5 Er weist den Fund einem Mitarbeiter seines Museums Santiago Roth zu und ordnet ihn in die Gattung Miolania Meiolania ein Moreno fugt seinem Bericht zwar eine Abbildung des Schadels bei eine detaillierte Beschreibung diagnostischer Merkmale liefert aber auch er nicht Die Unzulanglichkeiten in der Anfangsphase der Forschungsgeschichte von Niolamia sind zumindest teilweise auf einen scharfen Konkurrenzkampf zwischen den Arbeitsgruppen von Ameghino und Moreno zuruckzufuhren Der Konflikt unter den argentinischen Palaontologen des ausgehenden 19 Jahrhunderts war den weit bekannteren Bone Wars ihrer nordamerikanischen Kollegen Marsh und Cope einige Jahre zuvor an Heftigkeit wohl ebenburtig 3 Erst zwei Jahre spater 1901 liefert Arthur Smith Woodward eine erste detailliertere Beschreibung und entsprechende Abbildungen des argentinischen Fundmaterials ein Schadel ein Unterkiefer beide Schulterblatter Teile des Carapax und ein Schwanzring 1 Woodward verwendet die Bezeichnung Miolania argentina und bezieht sich dabei auf Ameghino 1899 Die Funde schreibt er allerdings im Sinne Morenos Santiago Roth zu Als Fundschicht gibt er eine im Norden Patagoniens weit verbreitete Formation roter Sandsteine von vermutlich kreidezeitlichem Alter Woodward 1901 1 an George Gaylord Simpson beschreibt 1938 erstmals die ebenfalls gehornte Schildkrote Crossochelys corniger aus der eozanen Casamayor Formation der Provinz Chubut und beurteilt in diesem Zusammenhang das von Woodward 1901 beschriebene Fossilmaterial erneut 6 Simpson bezeichnet das Taxon wiederum im Sinne Ameghinos als Niolamia argentina und weist ihm erstmals den von Woodward 1901 beschriebenen Schadel am La Plata Museum MLP 26 40 als Neotypus zu Des Weiteren zeigt er auf dass die von Ameghino propagierte Guaranitic Formation keineswegs ausschliesslich aus Sedimenten der Oberkreide besteht sondern auch aus Ablagerungen des Palaogens darunter auch die Casamayor Formation heute Sarmiento Formation aus der seine Crossochelys corniger stammt Simpson deckt weitere Widerspruchlichkeiten in Ameghinos Bericht auf und kommt zu dem Schluss dass sich nicht mehr nachvollziehen lasst ob Niolamia nun aus der Kreide oder aus dem Palaogen oder etwa gar aus beiden Systemen stammt Einige Klarheit erbrachte erst eine komplette Neubearbeitung des vorhandenen Fossilmaterials durch Juliana Sterli und Marcelo S de la Fuente 2011 2 Diese Analyse erbrachte zwei uberraschende Ergebnisse In der Nasenhohle des Neotypus konnten noch Reste des Gesteins der ursprunglichen Fundschicht geborgen und als weisslicher Tuff identifiziert werden Solche Gesteine sind in den kreidezeitlichen roten Sandsteinen der Gegend wie von Woodward 1901 angedeutet jedoch nicht vorhanden dafur aber in den daruber liegenden palaogenen Sedimenten weit verbreitet Ein genauerer Vergleich mit dem Fossilmaterial von Crossochelys corniger zeigt dass keine Unterschiede vorliegen die sich nicht auch als Unterschiede auf individueller Ebene deuten lassen Sterli amp de la Fuente 2011 2 interpretieren Crossochelys corniger als konspezifisch identisch mit Niolamia argentina Das Taxon Crossochelys corniger ware damit als jungeres Synonym zu betrachten In weiterer Folge entwickeln Sterli amp de la Fuente 2013 aufbauend auf die Arbeiten von Simpson 1938 6 und Gaffney 1996 7 ein System zur Unterscheidung einzelner Vertreter der Meiolaniformes anhand von Form Grosse und Verteilung der verknocherten Hornschuppen Scuta im Schadelbereich 8 Eine ausfuhrliche Zusammenfassung zum aktuellen Forschungsstand bietet Sterli 2015 3 2017 veroffentlichten Paulina Carabajal et al die Ergebnisse von CT Scans an den Schadeln mehrerer Vertreter der Meiolaniidae darunter auch am Neotypus von N argentina 9 Merkmale Bearbeiten Nach Sterli 2015 3 Niolamia zeigt mit Ausnahme der typischen Schwanzkeule alle Merkmale eines Vertreters der Meiolaniidae Ein Kontakt zwischen dem Os quadratojugale und dem Schuppenbein unterhalb der Paukenhohle Markante dornartige Fortsatze am Schuppenbein Ein Antrum postoticum eine charakteristische Einbuchtung am Quadratum fehlt Eine schlitzformige Offnung fur die Gaumenarterie im Flugelbein Die Offnung fur den Canalis caroticus internus wird durch das Flugelbein gebildet und zeigt einen knochernen Belag hinter der Aufspaltung der Arterie Gepanzerte Ringe und eine keulenformige Verdickung am SchwanzMerkmale auf Gattungsebene Bearbeiten Der Carapax von Niolamia ist zwar nur sehr fragmentarisch erhalten kann aber auf eine Gesamtlange von rund 1 2 m geschatzt werden Niolamia besass an Kopf Schwanz und Carapax dornartige Fortsatze und Stacheln die vermutlich zur Abwehr von Feinden dienten Am Kopf sassen zwei grosse Horner Vor allem anhand der verknocherten Hornschuppen am Schadel kann man Niolamia von verwandten Formen unterscheiden zur leichteren Verstandlichkeit sind die entsprechenden Bezeichnungen soweit moglich in der Abbildung oben nach Woodward 1901 1 in Klammer mit angegeben Die A Schuppe occ ist signifikant vergrossert und dient dem Schutz des Nackens Die annahernd rechteckige bei den verwandten Formen rautenformige X Schuppe II steht in Kontakt mit der A Schuppe bei anderen Vertretern der Meiolaniidae ist diese Schuppe von den D Schuppen III und den G Schuppen umgeben und beruhrt die A Schuppe nicht Die paarigen D Schuppen III werden vollstandig von der X Schuppe II voneinander getrennt und beruhren sich nicht an der Mittellinie H Schuppen sind nicht vorhanden Die D Schuppen III stehen dementsprechend in Kontakt mit den F Schuppen IV bei anderen Formen liegen hier die H Schuppen dazwischen Ein grosser seitlich und nach hinten abstehender Fortsatz an der B Schuppe I B Horn Als weitere gattungstypische Merkmale werden genannt Die Reibflache zwischen den zahnlosen Ober und Unterkiefern ist einfach strukturiert mit jeweils nur einem Labial lippenseitigen und einem Lingual zungenseitigen Rucken Die aussere Nasenoffnung ist ungeteilt Ein nasomaxillarer Sinus eine paarige Ausbuchtung der Nasenvorkammer wie bei Meiolania platyceps fehlt Posterolaterale seitlich hinten liegende Stacheln am Aussenrand des Carapax Supracaudalschild vorhanden Eine breite Einbuchtung im Bereich des PygaleLebensraum und Lebensweise BearbeitenNiolamia pflegte vermutlich eine rein terrestrische Lebensweise Da jedoch keine Informationen zur Form der Gliedmassen insbesondere der Vordergliedmassen vorliegen stutzt sich diese Vermutung rein auf Vergleiche mit der vollstandiger bekannten Gattung Meiolania 8 Die stark vergrosserte Nasenhohle und der deutlich angesetzte Nasenvorraum der Gattung weisen Ahnlichkeit zu denen einiger heutiger wasserlebender Schildkroten mit schnorchelartigen Nasen auf lassen sich allerdings auch als Anpassung an ein Leben in ariden Wustengebieten interpretieren 9 Uber die Ernahrungsweise lassen sich keine gesicherten Angaben machen Einzelnachweise Bearbeiten a b c d A Smith Woodward On some extinct reptiles from Patagonia of the genera Miolania Dinilysia and Genyodectes In Proceedings of the Zoological Society of London Vol 70 Issue 1 S 169 184 1901 Digitalisat a b c d J Sterli amp M S de la Fuente Re Description and Evolutionary Remarks on the Patagonian Horned Turtle Niolamia argentina Ameghino 1899 Testudinata Meiolaniidae In Journal of Vertebrate Paleontology Vol 31 N0 6 S 1210 1229 2011 Digitalisat a b c d e f J Sterli A Review of the Fossil Record of Gondwanan Turtles of the Clade Meiolaniformes In Bulletin of the Peabody Museum of Natural History Vol 56 No 1 S 21 45 2015 online F Ameghino Sinopsis geologico paleontologica Suplemento adiciones y correcciones In La Plata Censo Nacional 13 S 1899 F P Moreno Note on the discovery of Miolania and of Glossotherium Neomylodon in Patagonia In Geological Magazine Vol 6 No 9 S 385 388 1899 Digitalisat a b G G Simpson Crossochelys Eocene horned turtle from Patagonia In Bulletin of the American Museum of Natural History Vol LXXIV Art V S 221 254 1938 Digitalisat E S Gaffney The postcranial morphology of Meiolania platyceps and a review of the Meiolaniidae In Bulletin of the American Museum of Natural History No 229 165 S 1996 online a b J Sterli amp M S de la Fuente New evidence from the Palaeocene of Patagonia Argentina on the evolution and palaeo biogeography of Meiolaniformes Testudinata new taxon name In Journal of Systematic Palaeontology Vol 11 Issue 7 S 835 852 2013 Digitalisat a b A Paulina Carabajal J Sterli J Georgi S F Poropat amp B P Kear Comparative neuroanatomy of extinct horned turtles Meiolaniidae and extant terrestrial turtles Testudinidae with comments on the palaeobiological implications of selected endocranial features In Zoological Journal of the Linnean Society Vol XX S 1 21 2017 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Niolamia Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Niolamia Ameghino 1899 in der Paleobiology Database http research amnh org esg meiolania 4 html Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Niolamia amp oldid 222902868