www.wikidata.de-de.nina.az
Bone Wars dt Knochenkriege ist ein in der US amerikanischen Presse und popularwissenschaftlichen Literatur verwendeter Begriff der die personliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung der beiden US amerikanischen Palaontologen Othniel Charles Marsh und Edward Drinker Cope gegen Ende des 19 Jahrhunderts beschreibt Wahrend der Fehde der beiden Manner wurden uber 142 neue Dinosaurierarten entdeckt darunter Arten wie Triceratops Diplodocus Stegosaurus Allosaurus und Camarasaurus Inhaltsverzeichnis 1 Marsh und Cope 2 Marsh gegen Cope 2 1 Die Elasmosaurus Diskussion 2 2 Smoke Hill River 2 3 Die Rocky Mountains 2 4 Getrennte Wege 2 5 Das Ende der Bone Wars 3 Kunstlerische Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseMarsh und Cope Bearbeiten nbsp Othniel Charles Marsh 1831 1899 nbsp Edward Drinker Cope 1840 1897 Othniel Charles Marsh war der Neffe des Industriellen und Bankiers George Peabody der ihn finanziell unterstutzte und forderte und ihm grosse Teile seines Vermogens vererbte Diese Mittel ermoglichten ihm spater auf eigene Kosten Forschungsreisen durchzufuhren und qualifizierte Mitarbeiter aus eigener Tasche zu bezahlen Marsh studierte in Andover Massachusetts und in Yale Auf seinen Vorschlag hin stiftete Peabody der Universitat ein Museum heute das Peabody Museum of Natural History unter der Bedingung dass Marsh eine Professur dort erhielt die er 1866 antrat und bis zum Lebensende behielt Marsh war seiner Ausbildung nach Geologe kein Palaontologe und besass in Wirbeltieranatomie keine besonderen Kenntnisse Er glich dies aus indem er qualifizierte Palaontologen einstellte wobei er diesen verbot unter eigenem Namen zu publizieren so dass alle Ergebnisse unter seinem eigenen Namen erschienen Er wurde wegen seiner Energie und Tatkraft geachtet war aber wegen seines Egoismus innerhalb der Palaontologie verhasst und besass innerhalb des Fachs keine Freunde seine fruheren Assistenten wurden spater ausnahmslos zu erbitterten Feinden von ihm 1 Edward Drinker Cope wurde in eine Quaker Familie hineingeboren und religios erzogen Im Alter von 16 Jahren sollte er die elterliche Farm ubernehmen setzte aber nach vier Jahren wegen seiner wissenschaftlichen Interessen seine Ausbildung fort Er wurde unter anderem durch den bedeutenden Palaontologen Joseph Leidy ausgebildet und arbeitete zeitweise an der Academy of Natural Sciences of Philadelphia 1864 erhielt er eine Professur in Harvard die er 1868 aufgab um sich ausschliesslich palaontologischer Forschung widmen zu konnen Anders als sein Rivale Marsh besass Cope auch personlich einen guten Ruf als Wirbeltier Palaontologe Privat galt er als umganglich und freundlich 1 Marsh und Cope lernten sich personlich bei einem Treffen Anfang der 1860er Jahre in Europa kennen Fest steht dass beide durchaus Respekt voreinander hatten und auch eine Freundschaft begrundeten Als beide wieder in den USA arbeiteten taten sie dies anfangs oft gemeinsam So forschten beide an einer Fundstatte an der Kuste New Jerseys bei Haddonfield wo Cope begann die Mergelgruben nach Fossilien zu durchforsten Marsh las Copes Artikel hierzu und schlug dem Freund vor die Grube gemeinsam unter die Lupe zu nehmen Die Hochachtung unter beiden war so gross dass sie sogar Funde nach dem jeweils anderen benannten Cope nannte eine Echse Colosteus marshii Marsh revanchierte sich mit Mosasaurus copeanus bei seinem Freund In dieser Zeit waren die beiden noch keine Dinosaurierjager Es wurde vor Marsh und Cope nur ein Dinosaurier in Nordamerika entdeckt Ein Hadrosaurus durch Joseph Leidy 1858 in New Jersey Cope entdeckte den zweiten Dinosaurier auch in New Jersey und nannte ihn Laelaps aquilunguis heute nach Marsh Dryptosaurus Die uberwiegende Mehrzahl der spektakularen Fundstellen liegt aber im Westen des Kontinents dessen Erforschung in dieser Zeit nach dem Bau der Union Pacific Railroad erst begann Regierungsbehorden fingen in dieser Zeit an wissenschaftliche Forschungen in den neu eroberten Territorien im Westen zu unterstutzen die dann spater 1879 zum United States Geological Survey vereinigt wurden was sowohl Marsh wie auch Cope nutzten In den 1870er Jahren fuhrte Marsh als Chef einer Forschungsgesellschaft aus Yale eine Reihe von Expeditionen in die Rocky Mountains durch die er selbst bezahlte Obwohl finanziell schlechter ausgestattet konnte auch Cope hier forschen Beide konnten dabei auf die Ressourcen und Unterstutzung verschiedener staatlicher Forschungsteams zugreifen Marsh gegen Cope BearbeitenMarsh und Cope waren durch diese Entwicklung nun wissenschaftliche Rivalen in einem produktiven neuen Forschungsfeld Beide begannen in hohem Tempo ihre Funde zu beschreiben wohl auch um dem Rivalen zuvorzukommen dem ja ahnliches Material zuganglich war wo also dieselben Arten entdeckt werden konnten Marsh stand das in Yale herausgegebene American Journal of Science dafur exklusiv zur Verfugung Um mithalten zu konnen ubernahm Cope die Herausgabe des American Naturalist und grundete spater um noch schneller zu sein sein eigenes Journal Palaeontological Bulletin Im Laufe der Zeit wurde das Verhaltnis zwischen beiden immer gespannter sie publizierten nun auch offen Polemiken und herabsetzende Berichte uber die Ergebnisse des Konkurrenten 1 Aufgrund seines Einflusses und der besseren Vernetzung in tonangebenden Kreisen war Marsh dabei in den 1870er Jahren zunachst weitaus erfolgreicher Ihm gelang es zum offiziellen Wirbeltierpalaontologen des US Geological Survey ernannt zu werden dessen Mittel ihm nun exklusiv zur Verfugung standen Parallel begann er seinen Einfluss zu nutzen um die Publikation von Copes Forschungsergebnissen hinter den Kulissen zu hintertreiben Da ihm staatliche Mittel durch Marshs Einfluss verwehrt blieben versuchte dieser sich als Spekulant in Bergbauaktien um Geld aufzutreiben verlor aber dadurch den grossten Teil seiner verbliebenen finanziellen Mittel 1889 konnte er durch Annahme einer Professur an der University of Philadelphia den Ruin abwenden Das Blatt wendete sich 1892 als Marsh wegen seiner finanziellen Extravaganzen seine Position beim Geological Survey und die damit verbundenen Mittel und Einflussmoglichkeiten verlor Da auch seine immensen personlichen Einkunfte nicht mehr ausreichten um seinen aufwandigen Lebensstil und seine ehrgeizigen Publikationsplane zu finanzieren musste er erstmals im Leben bei der Universitat um ein Gehalt als Professor nachfragen Copes Lage verbesserte sich parallel als er am Lehrstuhl die Nachfolge Leidys antreten konnte ausserdem verkaufte er dem American Museum of Natural History fur eine hohe Summe Teile seiner Fossiliensammlung 1 Einige anekdotische Berichte konnen die Feindschaft illustrieren Die Elasmosaurus Diskussion Bearbeiten nbsp Diese Zeichnung Copes veroffentlicht im Artikel The fossil reptiles of New Jersey im American Naturalist im Jahr 1869 zeigt zwei Elasmosaurus vorn links und rechts hinten mit kurzem Hals und absurd langem Schwanz da Cope die Anatomie der Wirbel missdeutet und den Kopf versehentlich an das Schwanzende gesetzt hatte 1869 durfte der Zundfunke fur den Kampf um die Knochen gelegt worden sein Cope hatte sich bei einer Rekonstruktion des Elasmosaurus platyrus vertan Er hatte den Kopfteil mit dem Schwanzteil verwechselt Als Marsh das sah musste er lange lachen und wies den Kollegen auf den Fehler hin Die Fachwelt nahm davon kaum Notiz Cope allerdings durfte es so mitgenommen haben dass er darauf beharrte es dem Kollegen heimzuzahlen Smoke Hill River Bearbeiten Marsh zog aus New Jersey ab und reiste Richtung Westen weiter Dabei wurde er unter anderem von Buffalo Bill William Cody begleitet der ihm laut seinen Aussagen ein Leben lang ein Freund war Wahrend der Tour hielten sie am Loup Fork River Hier brachte Marsh zahlreiche Knochen von Kamelen Rhinozerossen und anderen Saugern ans Tageslicht In Kansas beim Smoky Hill River fand er schliesslich eine weitere vielversprechende Lagerstatte von Fossilien Unter anderem fand er die Uberreste eines Flugsauriers der alle aus Europa bekannten Exemplare an Grosse ubertraf Als Cope von den Funden erfuhr folgte er seinem Kollegen der in der Zwischenzeit jedoch schon weitergezogen war Das hinderte Cope jedoch nicht daran doch noch nach weiteren Zeugnissen der Vergangenheit zu suchen und er wurde hier auch fundig Er fand einerseits ein Relikt des Mosasauriers auf der anderen Seite entdeckte auch er einen Pterosaurier der den von Marsh an Grosse noch ubertraf Zusatzlich grub Cope hier seinen zweiten Dinosaurier aus wahrend Marsh bislang noch keinen gefunden hatte Die Rocky Mountains Bearbeiten Die nachste Etappe des Knochenkrieges spielte ebenfalls im Westen der USA In den Uinta Mountains steckte Marsh seinen ersten Claim ab hier beanspruchte er allein das Grabungsrecht Cope hatte das akzeptiert und grub nur am Rande der von Marsh beanspruchten Zone Ebenfalls vor Ort war der Forscher Joseph Leidy der hier die Randgebiete durchstreifte Wie es der Zufall wollte entdeckten alle drei beinahe zur selben Zeit ein neues Saugetier und jeder beschrieb es fur sich Marsh nannte das Tier Dinoceras bei Cope hiess es Loxolophodon Leidy gab ihm den Namen Uintatherium Da Leidy die Erstentdeckung nachgewiesen wurde heisst das Tier nun auch so die zwei Rivalen hatten das Nachsehen Getrennte Wege Bearbeiten Die nachsten Jahre bestritten die beiden Forscher auf unterschiedlichen Territorien Wahrend Cope eine grosse Expedition nach Missouri zum Judith River in direkter Nachbarschaft der Crow Indianer unternahm und dort auch fundig wurde verschlug es Marsh zu den Black Hills die im Territorium der Sioux lagen und auch der beruhmte Schauplatz der Schlacht vom Little Big Horn 1876 war nicht weit davon entfernt Beide Gebiete waren also heiss umkampft zwischen den neuen Siedlern und den einheimischen Indianern Cope erlangte den Respekt und die Achtung der Indianer durch Zurschaustellung seiner Zahnprothese ein Werkzeug welches den Indianern ganzlich unbekannt war Marsh hingegen ging diplomatisch vor Er versprach dem Sioux Hauptling Red Cloud die Lage der Sioux in Washington bekannt zu machen und fur sie vorzusprechen Das hat er auch gemacht bewirkt hat es freilich wenig Dennoch war dadurch seine Freundschaft zum Stamm und ein ungefahrdetes Arbeiten in der Region gesichert Cope war nun der erste der erfolgreich einen Dinosaurierfund vermelden konnte Er taufte diesen auf den Namen Monoclonius dabei handelt es sich um einen Ceratopier Horndinosaurier Marsh hatte in diesem Spiel allerdings das bessere Blatt Seine Funde waren so gewaltig dass er eine Lieferung von zwei Tonnen Fossilien ans Peabody Museum senden konnte die von seinem Onkel fur Yale gestiftet wurden Das Ende der Bone Wars Bearbeiten nbsp Marshs Illustration eines Stegosaurus 1896 von ihm gefunden und benannt im Jahre 1877Zwischen den beiden Forschern kam es nie zu einer Versohnung Cope verstarb 1897 an einem Nierenversagen Marsh 1899 an einer Lungenentzundung Jedoch war die Auseinandersetzung schon zuvor zur Ruhe gekommen Nachdem Marsh seine Position und seinen Einfluss Cope damit zu schaden verloren hatte war ein wichtiger Grund der Feindschaft entfallen Cope wurde gegen Ende seines Lebens sesshafter Obwohl er 1893 eine letzte Forschungsreise in den Westen unternahm beschrankte er sich weitgehend darauf uber das bereits vorliegende Material zu publizieren Auch Marsh fehlten nun die Mittel seine rastlose Tatigkeit im gewohnten Stil aufrechtzuerhalten Er veroffentlichte 1896 sein monumentales Werk The Dinosaurs of North America und versuchte erfolglos einen grossen Museumsneubau zur angemessenen Prasentation seiner Funde anzustossen Kurz vor seinem Tode schenkte er seine gesamten Funde dem Peabody Museum wo sie bis heute ausgestellt sind Wahrend der gesamten Zeit haben die beiden Forscher viele neue Arten entdeckt und wissenschaftlich beschrieben insgesamt entdeckte Marsh 86 Dinosauriergattungen und Cope 56 2 dazu kamen Beschreibungen vieler weiterer Fossilien aus dem Mesozoikum In einem Fall fuhrte ein Fund zu 16 wissenschaftlichen Beschreibungen mit insgesamt 22 Namen Um dem anderen keine neuen Funde zu uberlassen wurden die angeheuerten Grabungshelfer auch fur Sabotageaktionen eingesetzt Dies ging so weit dass man verlassene Fundorte als Abschlussarbeit von moglichen weiteren Fossilien bereinigte indem diese zerstort wurden um sie dem jeweiligen Kontrahenten vorzuenthalten Es ist nicht auszumachen wie viele Fossilien von wissenschaftlichem Wert hierdurch verloren gingen Nach dem Urteil Alfred Romers waren Verlierer der Auseinandersetzung beide Forscher 1 Spatere Forscher waren nach den Bone Wars noch Jahrzehnte damit beschaftigt die Funde zu ordnen und ihnen gultige wissenschaftliche Namen zu geben Durch die oft hastigen und ubereilten Beschreibungen infolge der Fehde wurde die Forschung teilweise sogar behindert viele wissenschaftliche Namen waren dadurch noch Jahrzehnte ungeklart Kunstlerische Rezeption BearbeitenDie Rivalitat zwischen Marsh und Cope bildet den Hintergrund des Romans Dragon Teeth von Michael Crichton Literatur BearbeitenEdwin Colbert The Great Dinosaur Hunters and Their Discoveries Courier Dover Publications 1984 Mark Jaffe The Gilded Dinosaur The Fossil War Between E D Cope and O C Marsh and the Rise of American Science New York Crown Publishing Group 2000 Henry Fairfield Osborn Cope Master Naturalist Life and Letters of Edward Drinker Cope With a Bibliography of His Writings Manchester New Hampshire Ayer Company Publishing 1978 Elizabeth Shor The Fossil Feud Between E D Cope and O C Marsh Detroit Michigan Exposition Press 1974 David Rains Wallace The Bonehunters Revenge Dinosaurs Greed and the Greatest Scientific Feud of the Gilded Age Houghton Mifflin Books 1999 John Noble Wilford The Riddle of the Dinosaur New York Knopf Publishing 1985 Herbert Wendt Ehe die Sintflut kam Forscher entdecken die Urwelt List Munchen 1997Weblinks BearbeitenBone Wars The Cope Marsh RivalryEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Alfred S Romer 1964 Cope versus Marsh Systematic Zoology 13 4 201 207 JSTOR 2411780 Haddonfield and The Bone Wars 19th Century Paleontology in Camden County abgerufen am 15 Januar 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bone Wars amp oldid 238019898