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Der Nigg Stone oder auch Stone of Nigg ist eines der steinernen Monumente aus der Zeit der Pikten wie sie in grosserer Zahl im Norden Schottlands anzutreffen sind Er steht in der ehemaligen Pfarrkirche des Weilers Nigg gelegen auf der gleichnamigen Halbinsel an der Sudostkuste der Council Area Highland und gilt als eines der aufwendigsten und am besten ausgearbeiteten Exemplare seiner Art Sein Name leitet sich von dem lateinischen Wort niger ab was schwarz bedeutet Nigg Stone und Info Tafel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Einordnung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAls Entstehungszeit des Steines wird die zweite Halfte des achten Jahrhunderts angenommen Wo der Stein seinerzeit aufgestellt wurde ist unbekannt Die altesten dokumentarischen Quellen nennen als Standort den direkt an die Pfarrkirche von Nigg angrenzenden Friedhof und dort vermutlich im Eingangsbereich An dieser Stelle war er im Jahre 1727 zu finden denn damals wurde er durch einen starken Sturm umgeworfen Anschliessend wurde er direkt an der Kirche an die Giebelseite angelehnt aufgestellt Dort befand er sich noch als Charles Cordiner den Stein in den 1780er Jahren aufsuchte Cordiner ein Priester aus Banff der sich ausserdem als Landschaftsmaler Zeichner Illustrator und Altertumsforscher betatigte hatte bereits einige Jahre zuvor die Gegend bereist und bei dieser Gelegenheit den Stein von Hilton of Cadboll wieder entdeckt Von ihm stammt die erste bekannte Beschreibung und auch eine von ihm angefertigte und von Peter Mazell gestochene Zeichnung zumindest der einen Seite aus dem Jahre 1788 Einige Jahre spater wurde versucht den Stein umzustellen da er dem Zugang zur Grablege einer der lokalen Clanfamilien der Ross of Kindean im Wege stand Hierbei brach das Oberteil ab ein kleineres Stuck fehlt seither Der Stein wurde anschliessend kopfuber aufgestellt In diesem Zustand fand ihn Charles Carter Petley der ebenfalls eine Zeichnung diesmal von beiden Seiten anfertigte um 1811 vor In den folgenden Jahren ging das Unterteil des Oberstuckes auf dem ein sogenanntes Pictish Beast abgebildet war verloren denn als der Stein um 1855 erneut diesmal von Andrew Gibb skizziert wurde fehlte es bereits Das Teil wurde im Jahre 1998 in einem nahegelegenen Bachbett wiederentdeckt Die Fundumstande lassen vermuten dass es absichtlich weggeworfen worden war Es wird heute im Museum in Tain aufbewahrt Auf das Betreiben von John Romilly Allen 1847 1907 der Ende des 19 Jahrhunderts fur sein gemeinsam mit Joseph Anderson 1832 1916 veroffentlichtes Standardwerk Early christian monuments of Scotland alle entsprechenden Objekte aufnahm bekam der Stein einen geschutzten mit einem kleinen Gitter abgetrennten Bereich eingerichtet Das Oberteil wurde direkt auf das Unterteil aufgesetzt beide mit stahlernen Klammern verbunden das Ganze dann mit einer Stahlstange fixiert 1 Spater wurde die Stange wieder entfernt und ein kunstliches Zwischenstuck eingesetzt um die ursprunglichen Dimensionen besser darstellen zu konnen Heute steht der Stein in der zum Museum umfunktionierten Kirche und kann dort besichtigt werden Kirche und Stein liegen am Pictish Trail einer Touristenstrasse des Highland Councils mit der Interessierten an siebzehn Stationen die Kultur der Pikten naher gebracht werden soll 2 Im Juli 2012 kam der Stein in eine Werkstatt in Edinburgh wo er restauriert wurde 3 Seit 1925 ist der Stein in der von Historic Scotland gefuhrten Liste der Scheduled Monuments eingetragen er steht somit unter Denkmalschutz Beschreibung Bearbeiten nbsp Meigle Nr 7 nbsp Kreuzseite Petley 1812 nbsp Piktische Seite Petley 1812 Der Stein ist etwa 2 20 Meter hoch und einen Meter breit aus dem in der Gegend im Untergrund vorherrschenden Old Red Sandstein hergestellt und mit reliefartigen Darstellungen und Ornamenten versehen Beide Seiten sind streng geometrisch in einzelne Felder aufgeteilt Das auf der einen Seite dargestellte Kreuz mit seinen schmaleren Stegen die den zentralen Bereich mit den Enden verbindet gleicht anderen Steinen wie denen von Meigle Monifieth oder Kirriemuir Die eine raumliche Tiefe vermittelnde halbkugelformigen Art der Ornamentik ist von einer Zeichnung aus den Lindisfarne Gospels bekannt Weitere Ahnlichkeiten bestehen zu den Hochkreuzen von der Insel Iona sowie mit Darstellungen aus Irland Vergleichbares gilt auch fur die in nur wenigen Kilometern Entfernung aufgestellten Monumentalsteine von Hilton of Cadboll und Shandwick 4 5 6 Untersuchungsergebnisse zwischen 1991 und 2007 vorgenommener Ausgrabungen eines bis dahin nicht bekannten piktischen Klosters bei Portmahomack knapp zwanzig Kilometern nordostlich von Nigg lassen ebenfalls eine gemeinsame Herkunft der drei Steine vermuten Die Szenerie im Giebelteil lasst sich interpretieren als Darstellungen aus dem Leben des Wustenvaters Paulus Er und Antonius beim gemeinsamen Schriftstudium der von oben kommende Vogel der das Brot besorgte die beiden Palmen welche ihm in seiner Wustenbehausung Schutz boten die beiden Lowen welche Paulus nach dessen Tode in der Wuste vergraben haben sollen Alles so wie es Hieronymus in der von ihm verfassten Legende des Paulus erzahlt hatte Alternativ kame auch eine Begebenheit aus dem Leben des Columban in Betracht in der er wie in der von Adomnan verfassten Hagiographie geschildert von Cronan einem Bischof aus dem irischen Munster aufgefordert wurde mit ihm gemeinsam das Brot zu brechen Die beiden Hunde unter dem Tisch konnten Bezug nehmen auf Mk 7 28 EU wonach auch fur sie etwas abfallen solle von dem Brot das daran gegessen werde 7 Auch die untere Szene zeigt christlichen Bezug Zu sehen ist David in der fruhchristlichen Ikonographie der britischen Inseln oftmals als Symbol fur Jesus an sich und zu identifizieren durch die Attribute eines Schafes und einer Harfe Weitere Personen und eine Reihe von Tieren lassen die Darstellung einer Jagd vermuten Die Szenerie ahnelt derjenigen auf dem sogenannten Sarkophag von St Andrews gefunden in der Kathedrale der gleichnamigen Stadt der ebenfalls aus der piktischen Periode stammt Moglicherweise stellen auch diese Menschen David dar der mit einem Lowen kampft oder einfach allgemein fur Schutz sorgt Jagdahnliche Szenen sind aber generell haufig auf Steinen dieser Periode zu sehen Im unteren Bereich werden zwei weitere Personen gezeigt Die eine tragt in jeder Hand jeweils einen kreisrunden Gegenstand moglicherweise ein Tympanon Sie ist mit geneigtem Kopf der anderen auf einem Pferd sitzenden Figur zugewandt welche durch ihren Damensitz als weiblichen Geschlechts einzuordnen ware Die Konstellation wirkt wie eine Darstellung aus dem altgriechischen und spater altromischen Kybele Kult Auffallig ist dass aus dem reichen Formenschatz der piktischen Symbole keine der geometrischen Figuren gezeigt wird Einzig das sogenannte Pictish Beast ist eindeutig diesem zuzuordnen moglicherweise auch der daruber gezeigte Greifvogel Da der Stein sowohl christliche Motive als auch mit dem Pictish Beast zumindest eines der klassisch piktischen Symbole zeigt wird er gemass der bei den piktischen Steinen verwendeten Klassifikation in Klasse 2 eingeordnet Er ist somit sowohl ein Piktischer Symbolstein als auch eine Kreuzplatte Auf der Seite mit der Jagdszenerie ist er deutlich starker beschadigt als auf der Kreuz Seite Dies lasst vermuten dass hier irgendwann vergeblich versucht wurde diese Darstellungen abzumeisseln um sie durch eine zeitgenossische Inschrift zu ersetzen und den Stein als Grabstein oder platte wieder zu verwenden Ein derartiges Schicksal hatte den Hilton of Cadboll Stone ereilt Einordnung Bearbeiten nbsp Kreuzseite Gibb 1856 nbsp Piktische Seite Gibb 1856 Bereits fruhe Erklarungsversuche stellten einen Zusammenhang der drei Steine her vermuteten aber einen skandinavischen Ursprung Verknupft mit ihnen war eine Sage wonach sie die Grabesstellen dreier danischer Konigssohne markierten die vor der Kuste ertrunken waren Von Hugh Miller existiert eine entsprechende Schilderung aus dem Jahre 1835 In der Tat hatte es seit dem fruhen Mittelalter immer wieder nicht unbedingt friedliche Kontakte mit Danen im engeren Sinne als auch mit Wikingern ganz allgemein gegeben So berichtet die Orkneyinga saga von einer Schlacht welche sich im 11 Jahrhundert an Tarbat Ness der Nordspitze der Halbinsel Tarbat und somit nicht allzu weit von Nigg entfernt zugetragen und bei der Thorfinn der Machtige einem schottischen Konig namens Karl Hundason moglicherweise ein Spottname fur Macbeth eine empfindliche Niederlage zugefugt habe Eine vergleichbare Zuweisung erhielten im Ubrigen auch die Uberreste eines Erdwerkes ehemals wohl ein Fort mit einem Dun bei Easter Rarichie sudwestlich von Shandwick welche bis in die jungere Zeit auch auf topographischen Karten als Danish Fort gefuhrt wurden 8 tatsachlich wohl aber eher der spaten Eisen und damit der Piktenzeit zuzurechnen sind 9 Diese Zuordnungen gelten allesamt als uberholt die Steine gehoren eindeutig dem piktischen Kulturkreis an Auch die in der Sage angefuhrte Hohle zahlt als vermutlicher Wohnsitz eines piktischen Konigs namens Nechtan hierzu ist aber moglicherweise noch alter 10 Weiterhin aber ungeklart neben der dargestellten Symbolik bleibt der Zweck ihrer Existenz Bisherige Ansatze gingen fur diese Monumente generell davon aus es konnte sich etwa um Markierungen fur Heldengraber Friedhofe Eremitagen oder ehemalige Kapellen um Gedenksteine wichtiger Ereignisse oder um Grenzsetzungen handeln Unter dem Eindruck der Ergebnisse der jungsten Ausgrabungen bei Portmahomack besteht auch die Uberlegung es konnte im gesamten Gebiet um das ehemalige Kloster mehrere Portagen gegeben haben also flache kurze Landverbindungen zwischen Gewassern an denen Boote uber Land transportiert wurden um Umwege zu vermeiden oder Gefahrenzonen zu umgehen In diesem Zusammenhang kame auch eine Funktion der Steine als Markierung fur die Seefahrt in Betracht indem sie etwa einen Landeplatz markierten Hier gilt es zu auch berucksichtigen dass zum Zeitpunkt ihrer Entstehung im fruhen Mittelalter der Meeresspiegel ein gutes Stuck hoher lag die Sichtbarkeit einzelner Platze dementsprechend eine andere als heute war Literatur BearbeitenCharles Cordiner Of Monuments In Charles Cordiner Remarkable ruins and romantic prospects of North Britain With ancient monuments and singular subjects of natural history London 1788 Hierin auch eine Abbildung des Steines englisch Hugh Miller Scenes and legends of the north of Scotland or The traditional history of Cromarty Edinburgh 1835 S 84ff Erstauflage und weitere Auflagen des Gesamtwerkes in der Open Library englisch Charles Carter Petley A short account of some carved stones in Ross shire accompanied with a series of outline engravings Archaeologia Scotica Volume IV Edinburgh 1857 S 345 352 Digitalisat auf der Website des Archaeology Data Service PDF Datei 4 MB abgerufen am 20 September 2012 englisch Cecil L Curle The Chronology of the Early Christian Monuments of Scotland S 98ff In Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland Vol 74 1939 40 Edinburgh 1940 S 60 116 Digitalisat auf der Website des Archaeology Data Service PDF Datei 12 MB englisch Ellen MacNamara und Mike Taylor The Pictish Stones of Easter Ross Tain 2003 ISBN 1 901595 00 5 englisch Douglas Scott The Stones of the Pictish Peninsulas 2004 ISBN 0 9548315 0 0 englisch Martin Carver An Iona of the East the early medieval monastery at Portmahomack Easter Ross S 25ff Erschienen in Medieval Archaeology 48 2004 S 1 30 Digitalisat PDF Datei 1 2 MB abgerufen am 29 September 2012 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nigg Stone Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Scheduled Monument Eintrag In Historic Environment Scotland Abgerufen im 1 Januar 1 englisch Eintrag Stone of Nigg im Historic Environment Record des Highland Councils englisch Eintrag zu Nigg Stone in Canmore der Datenbank von Historic Environment Scotland englisch Der Nigg Stone in der Datenbank piktischer Symbolsteine der Universitat Strathclyde englisch Informationen zur Kirche und zum Stein auf der Website des Nigg Old Trust englisch Liste der historischen Monumente und historische und kulturelle Website des Highland Council jeweils mit Suchfunktion englisch Einzelnachweise Bearbeiten Siehe auch dieses Foto von Anfang der 1920er Jahre The Pictish Trail Memento des Originals vom 14 August 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot her highland gov uk auf der Website des Highland Council Abgerufen am 12 Oktober 2012 englisch Work starts on Easter Ross s Nigg cross slab BBC News 26 Juli 2012 abgerufen am 6 Oktober 2012 englisch Josef Strzygowski Origin of Christian church art new facts and principles of research Oxford 1923 S 240ff direkt zur Seite In die englische Sprache ubersetzte Ausgabe von Ursprung der christlichen Kirchenkunst neue Tatsachen und Grundsatze der Kunstforschung von 1920 fur die extra ein neuntes Kapitel zur fruhmittelalterlichen Sakralkunst auf den britischen Inseln geschrieben wurde W Norman Robertson St John s Cross Iona Argyll S 121 In Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland Vol 106 1974 75 Edinburgh 1975 S 111 123 Digitalisat PDF Datei 3MB englisch J B Kenworthy A further fragment of early Christian sculpture from St Mary of the Rock St Andrews Fife S 360 In Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland Vol 110 1979 80 Edinburgh 1980 S 356 363 Digitalisat PDF Datei 849kB englisch David McRoberts The Ecclesiastical Significance of the St Ninian s Isle Treasure S 307f In Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland Vol 94 1960 61 Aberdeen 1961 S 301 314 Digitalisat PDF Datei 2MB englisch Eintrag zu Easter Rarichie in Canmore der Datenbank von Historic Environment Scotland englisch Martin Oswald Hugh Carver Portmahomack Monastery of the Picts Edinburgh 2008 S 176 Vorschau englisch Centre for Field Archaeology Inner Moray Firth Coastal Survey Vol 2 Edinburgh 1998 S 221 Digitalisat 33 MB abgerufen am 12 Oktober 2012 englisch 57 7192 4 0088 Koordinaten 57 43 9 1 N 4 0 31 7 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nigg Stone amp oldid 233825272