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Niemandsland ist ein deutscher Antikriegsfilm aus dem Jahre 1931 von Victor Trivas FilmTitel NiemandslandProduktionsland DeutschlandOriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1931Lange 93 MinutenStabRegie Victor TrivasDrehbuch Victor TrivasProduktion Anton Resch fur die Resco FilmproduktionMusik Hanns EislerKurt Schroder musikal Leitung Kamera Alexander von LagorioGeorg StilianudesSchnitt Walther SternLeberecht von GuaitaBesetzungErnst Busch Deutscher Soldat Hugh Stephen Douglas Englischer Soldat Louis Douglas Schwarzer Soldat Georges Peclet Franzosischer Soldat Wladimir Sokoloff Russischer Jude Renee Stobrawa Die Deutsche Elisabeth Lennartz Irgendwo in der Welt Zoe Frank Die Englanderin Rose Mai Die Franzosin Holmes Zimmermann Der Tischlergehilfe Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktion 3 Kritiken 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer als Allegorie auf die Sinnlosigkeit des Krieges gestaltete Film erzahlt das Schicksal von funf Mannern aus funf unterschiedlichen Landern Die Geschichte wird eingefuhrt mit Szenen aus dem Privat und Berufsleben der handelnden Personen ein deutscher Tischler ein britischer Offizier ein franzosischer Fabrikarbeiter ein schwarzer Varietetanzer und ein judischer Schneider Sie alle sind unterschiedlicher Herkunft und haben als Privatmenschen nur wenig gemein Wahrend des Ersten Weltkriegs finden sich alle funf Versprengten in einem Unterstand im Niemandsland zwischen den Fronten wieder Wahrend um sie herum der Krieg tobt und links und rechts von ihnen Granaten einschlagen nahern sich die funf Manner deren Schicksal aus Feinden Verbundete im Kampf ums nackte Uberleben gemacht hat allmahlich einander an Einer von ihnen der judische Schneider hat nach einem kriegsbedingten Schock die Sprache verloren Der afrikanische Soldat dient den Mannern als Dolmetscher Bald ist man sich uber alle nationalen Chauvinismen Religionen und Hautfarben hinweg uber die Absurditat des Krieges einig Ihr Unterstand der Schutzengraben den sie als letzten Zufluchtsort gegen den Beschuss durch Freund und Feind errichtet haben wird zu einer winzigen Oase des Friedens den sie erst wieder verlassen als sie die Nachricht vom Waffenstillstand erreicht Symbolhaft fur das Entfernen alles Trennenden zwischen den Volkern ist ein Drahtverhau zwischen den Kombattanten den diese schliesslich entfernen eine Geste fur den Neubeginn der verfeindeten Volker Produktion BearbeitenDer Film gilt als einer der bedeutendsten deutschen Antikriegsfilme Produziert wurde das Werk von einer kleinen deutschen Filmgesellschaft in Frankreich Bal Musette und in London die grossen Strassenszenen Die Idee zu Niemandsland lieferten Leonhard Frank und Trivas Regisseur Trivas definierte seine Intention wie folgt In Niemandsland ging es mir nicht darum die Greuel des Krieges sondern seine grausame Sinnlosigkeit blosszustellen Wenn Feinde der Atmosphare des Massenwahnsinns entronnen auf einem Fleckchen Erde zwischen den Fronten zusammentreffen werden dann werden sie auch die gemeinsame Sprache einfacher menschlicher Gefuhle finden Das ware doch wohl die aufschlussreichste Anprangerung des Krieges 1 Niemandsland wurde am 10 Dezember 1931 in Berlins Terra Lichtspiele uraufgefuhrt Aufgrund seiner stark pazifistischen Tendenz wurde der Film von deutsch nationaler und nationalsozialistischer Seite von Anbeginn massiv attackiert Unmittelbar nach der Machtubernahme durch Adolf Hitler am 22 April 1933 wurde der Film von der NS Filmprufstelle verboten Die Nationalsozialisten versuchten aller im Reich vorhandenen Kopien habhaft zu werden um sie im Anschluss daran zu vernichten 2 19 Tage vor dem Verbot in Deutschland am 3 April 1933 wurde der Film unter dem Titel Hell on Earth erstmals in den USA gezeigt Die Schauspieler Ernst Busch und Louis Douglas liefern auch die Gesangsnummern darunter Der heimliche Aufmarsch Kritiken BearbeitenDie zeitgenossische wie die Nachkriegskritik widmete dem ungewohnlichen Film grosste Aufmerksamkeit Felix Scherret schrieb in der Abendausgabe des Vorwarts Ein Kriegsfilm der das Thema aus neuer Perspektive sieht Entscheidend bleibt hier nicht die Handlung sondern die Ubertragung der Idee ins Bildhafte ein Vorgang der dem Regisseur Trivas restlos gluckte Die Technik der schnellen Uberblendung und Montage die der stumme russische Film meisterte ist hier auf den Tonfilm ubertragen worden Trivas legt den Hauptakzent auf das Bild Wort Gerausch und Musik dienen nur der Untermalung und Ausdeutung Der Film ist in erster Linie Film und nicht photographiertes Theater Allerdings erreicht Trivas noch nicht letzte kunstlerische Geschlossenheit da er am Schluss breit naturalistisch wird und im Tempo nachlasst 3 Ludwig Marcuse verwies in der Vossischen Zeitung auf die Ahnlichkeit der Grundkonstellation zu G W Pabsts Film Kameradschaft Auch dieser Film konnte Kameradschaft heissen Auch dieser Film ist wie der Bergwerks Film Kameradschaft eine Verherrlichung der naturlichen Solidaritat kunstlich getrennter Menschengruppen Und auch dieser Film zeigt weniger die Ursachen der Trennung als das ferne im Film so nahe Bild des Zusammenschlusses Aber die Gelegenheit die hier gegeben war die Trennungen darzustellen und uberzeugend aufzuheben diese Gelegenheit wurde in einer einzigen kleinen Episode nicht befriedigt Es genugt aber nicht das Ideal der Einigkeit zu zeigen man muss vorher die gewaltigen Machte des in den einzelnen hineingepflanzten Hasses aufmarschieren lassen um sie zu schlagen 4 Heinz Ludecke urteilte in dem kommunistischen Blatt Die Rote Fahne aus der antikapitalistischen und klassenkampferischen Perspektive Man muss an diesen neuesten Antikriegsfilm einen anderen Massstab anlegen als an die ubliche pazifistischen Filme Die Verfasser von Niemandsland sind ohne Zweifel einen Schritt weiter gegangen der sie bisweilen so nahe an die revolutionare Losung der Kriegsfrage heranfuhrt dass wir berechtigt sind gerade von ihnen ganze Arbeit zu fordern Die aber ist nicht geleistet worden man erfahrt nichts uber die Ursachen des imperialistischen Krieges und man vermisst jeden Hinweis auf aktuelle Vorgange auf das Wettrusten zu einem neuen Kriege auf die Abrustungsluge Mag sein der Film ist aus Rucksicht auf die Zensur oder aus anderen taktischen Erwagungen unklarer geworden als die Autoren selbst es gewunscht hatten Wir konnen uns jedoch nur an den fertigen Film halten und an die Wirkung die von ihm ausgeht Hiernach ist eine sehr unzureichende weil nur gefuhlsmassige Ablehnung des Krieges festzustellen die zum Unterschied von vielen anderen Kriegsfilmen sowohl eine pazifistische als auch eine revolutionare Deutung zulasst 5 Jerzy Toeplitz schreibt in seiner Geschichte des Films Niemandsland ist ein pazifistisches Werk das sich aber sowohl durch die Art wie es das Thema auffasst als auch durch die Aufnahmetechnik von der Serie der Kriegsfilme unterscheidet die mit Westfront 1918 von Pabst und der Bearbeitung von Remarques Roman eingeleitet worden war 6 Trivas zeigt kein Panorama sondern eine Synthese des Krieges dabei keines konkreten sondern eines abstrakt aufgefassten Krieges Die handelnden Personen im Film sind keine Individuen sondern Symbole daher sind die individuellen Tragodien nur leicht skizziert und dienen als Hintergrund fur das Drama 6 In Reclams Filmfuhrer heisst es Der Drahtverhau wird hier zum Symbol des Kriegerischen des Trennenden die karge Handlung hat eigentlich nur Beweischarakter Sie soll zeigen wie schnell menschliches Verstandnis entsteht wenn man die gegenseitigen Erwartungen und Bedurfnisse versteht Der Film will allerdings nicht nur an das Gefuhl sondern auch an die Einsicht appellieren 7 Buchers Enzyklopadie des Films nimmt Bezug auf die beiden Ebenen des Films In der Gegenuberstellung der beiden Teile erscheint der Film mitunter als etwas zu aufdringlich und eindeutig andererseits hat aber Trivas in der Figur des Unbekannten Soldaten der durch einen Schock die Sprache verloren hat wiederum Akzente gesetzt die die Glaubwurdigkeit des Werkes stark unterstreichen und die Botschaft des Filmes auch heute noch wirken lassen 8 In Kay Wenigers Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben ist in der Biografie zu Trivas zu lesen Schlagartig bekannt machte ihn seine zweite Inszenierung der kompromisslose Antikriegsfilm Niemandsland dessen streng pazifistische Botschaft die Offentlichkeit in zwei Lager aus gluhenden Bewunderern und hasserfullten Verachtern spaltete 9 Das Lexikon des Internationalen Films schreibt Als Zeitdokument und filmhistorischem Material von bleibendem Interesse 10 Literatur BearbeitenWolfgang Gersch Niemandsland In Gunther Dahlke Gunther Karl Hrsg Deutsche Spielfilme von den Anfangen bis 1933 Ein Filmfuhrer Henschel Verlag 2 Auflage Berlin 1993 S 286 f ISBN 3 89487 009 5Weblinks BearbeitenNiemandsland in der Internet Movie Database englisch Niemandsland bei filmportal de Niemandsland Film im Internet ArchiveEinzelnachweise Bearbeiten Zitiert nach Jerzy Toeplitz Geschichte des Films Band 2 1928 1933 S 219 Ostberlin 1976 Kay Weniger Das grosse Personenlexikon des Films Die Schauspieler Regisseure Kameraleute Produzenten Komponisten Drehbuchautoren Filmarchitekten Ausstatter Kostumbildner Cutter Tontechniker Maskenbildner und Special Effects Designer des 20 Jahrhunderts Band 8 T Z David Tomlinson Theo Zwierski Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2001 ISBN 3 89602 340 3 S 56 Vorwarts vom 10 Dezember 1931 Vossische Zeitung Morgenausgabe vom 11 Dezember 1931 Die Rote Fahne vom 20 Dezember 1931 S 15 a b Geschichte des Films Band 2 S 219 Dieter Krusche Mitarbeit Jurgen Labenski Reclams Filmfuhrer Stuttgart 1973 S 434 Buchers Enzyklopadie des Films Verlag C J Bucher Luzern und Frankfurt M 1977 S 552 Kay Weniger Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben Lexikon der aus Deutschland und Osterreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945 Eine Gesamtubersicht ACABUS Verlag Hamburg 2011 ISBN 978 3 86282 049 8 S 510 Klaus Brune Red Lexikon des Internationalen Films Band 6 S 2783 Reinbek bei Hamburg 1987Normdaten Werk GND 7662583 7 lobid OGND AKS VIAF 203751796 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Niemandsland 1931 amp oldid 233892178