www.wikidata.de-de.nina.az
Als Neoguelfen werden Anhanger einer katholisch gepragten politischen Bewegung im Italien des 19 Jahrhunderts bezeichnet Sie orientierten sich am zeitgenossischen Liberalismus Ihr Ziel war es das Risorgimento d h die Einigung Italiens nicht in Opposition zur katholischen Kirche durchzufuhren sondern in Zusammenarbeit mit ihr 1 Die Bezeichnung Neoguelfismus ist an die der Guelfen angelehnt Die Guelfen standen im 13 und 14 Jh als Anhanger des Papstes im Gegensatz zum Kaiser und seinen Gefolgsleuten den Ghibellinen Die ideologischen Gegenspieler der Neoguelfen werden im Kontext dieser als Neoghibellinen bezeichnet Als Vorlaufer ihrer Bemuhungen sahen die Neoguelfen Kardinalstaatssekretar Ercole Consalvi der im Zeitalter der Restauration die Verwaltung des Kirchenstaats modernisiert hatte und dabei allzu archaische Restaurationsbemuhungen vonseiten anderer Kurienmitarbeiter zuruckgewiesen hatte 2 In seinem Werk Del primato morale e civile degli italiani von 1843 hat Vincenzo Gioberti die theoretischen Grundlagen des Neoguelfismus formuliert Das Programm des Neoguelfismus zielte auf die Verwirklichung der italienischen Einigung auf der Grundlage einer konfoderierten Struktur der bestehenden monarchischen Einzelstaaten unter der zentralisierten Fuhrung des Papstes Diese Forderung ging einher mit dem Bestreben nach zunehmender Liberalisierung und Demokratisierung der Kirche der Etablierung eines foderalen Systems und der Betonung der Autonomie der Einzelstaaten Giobertis Werk wies dabei Parallelen zu Antonio Rosminis Schriften auf Aufgrund der starken Orientierung an kirchliche Dominanz einerseits und des radikalen Reformprogramms andererseits lehnte sowohl die antiklerikale Partei als auch konservative Kreise in der Kurie Giobertis Werk ab Kardinalstaatssekretar Luigi Lambruschini verbot seine Verbreitung im Kirchenstaat Auf der anderen Seite fand es aber einen grossen Widerhall in weiten Teilen der italienischen Bevolkerung auch der spatere Papst Pius IX war davon beeindruckt 3 Elemente des Neoguelfismus finden sich weiterhin auch bei Niccolo Tommaseo Cesare Balbo Gino Capponi und Carlo Troya Trotzdem konnte auch der Wechsel auf dem Stuhl Petri Pius IX trat sein Amt 1846 an dem Neoguelfismus nicht zum Durchbruch verhelfen Dieser war mit einem Reformprogramm angetreten Dies weckte unter den Neoguelfen die nun auf dem Hohepunkt ihres Einflusses angelangt waren die Hoffnung ein liberaler Papst konne ihrer Bewegung nutzen Pius IX lehnte die Idee das Papstamt konne mit dem Amt des Staatsoberhaupts von Italien verknupft werden jedoch ab Die heutige Forschung bewertet den Liberalismus des fruhen Pontifikats von Pius IX denn auch eher zwiespaltig Zu einem Gutteil spiegele sich darin eher eine Erwartungshaltung seitens der Italiener und weniger eine tatsachliche Uberzeugung des Papstes Hinzu kommt ausserdem dass die Reformbemuhungen in den ersten zwei Jahren des Pontifikats von erheblichem Widerstand seitens der Kurie behindert wurden was den Ruf Pius IX als Liberalen zusatzlich verstarkte 1848 machte Pius IX zunachst Zugestandnisse an die Reformforderungen was in der Ausrufung der romischen Republik mundete Doch er unterstutzte Piemont die auf Seiten der lombardischen Aufstandischen gegen Osterreich zu den Waffen griffen nicht was die neoguelfische Bewegung desillusionierte 4 Im Verlauf des Revolutionsjahrs zeigte sich immer mehr dass Pius IX einen Kurswechsel vollzogen hatte so dass bei der Grundung des Konigreichs Italien Kirche und Kirchenstaat nicht beteiligt waren Die Opposition des Papstes gegenuber der italienischen Einigung fuhrte schliesslich zur zwangsweisen Integration der papstlichen Territorien und zum 60 Jahre andauernden Konflikt zwischen dem Konigreich Italien und dem Kirchenstaat Literatur BearbeitenPeter Herde Neoguelfen und Neoghibellinen In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 7 Herder Freiburg im Breisgau 1998 Sp 735 Einzelnachweise Bearbeiten Hubert Jedin Hrsg Handbuch der Kirchengeschichte Bd VI 1 Freiburg 1971 S 376 Hubert Jedin Hrsg Handbuch der Kirchengeschichte Bd VI 1 Freiburg 1971 S 124 Hubert Jedin Hrsg Handbuch der Kirchengeschichte Bd VI 1 Freiburg 1971 S 377f Hubert Jedin Hrsg Handbuch der Kirchengeschichte Bd VI 1 Freiburg 1971 S 479 483 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neoguelfen amp oldid 238430092