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Nadeschda Filaretowna von Meck russisch Nadezhda Filaretovna fon Mekk geborene Frolowskaja russisch Frolovskaya wiss Transliteration Nadezda Filaretovna fon Mekk 29 Januarjul 10 Februar 1831greg in Snamenskoje Oblast Smolensk 1 Januarjul 13 Januar 1894greg in Nizza oder Wiesbaden war die Ehefrau und spatere Witwe des baltendeutschen Eisenbahnunternehmers Karl von Meck 1821 1876 Ihren Platz in der Musikgeschichte verdankt sie besonders der Tatsache dass sie uber 14 Jahre hinweg Mazenin und Brieffreundin des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski war Sie unterstutzte aber auch andere Kunstler darunter Claude Debussy und Nikolai Rubinstein Nadeschda von Meck Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Ehejahre 2 Brieffreundschaft mit Tschaikowski 3 Abbruch der Brieffreundschaft 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksJugend und Ehejahre BearbeitenNadeschda Filaretowna entstammte einer musikliebenden Familie Ihr Vater Filaret Frolowski war Grossgrundbesitzer Nadeschda erhielt fruh Klavierunterricht und entwickelte sich zu einer passablen Pianistin Ausserdem erwarb sie sich umfangreiches Wissen in Literatur Geschichte und Fremdsprachen Im Alter von 17 Jahren heiratete sie den aus Riga stammenden 28 jahrigen Karl Georg Otto von Meck Dieser war anfangs mit geringem Einkommen als Ingenieur des staatlichen Verkehrswesens tatig Auf Betreiben seiner Frau hin die ihn in geschaftlichen Dingen wesentlich unterstutzte gab er seine Beamtenstellung auf und verlegte sich auf den Eisenbahnbau was sich als finanziell sehr erfolgreich erwies 1876 verstarb Karl von Meck und hinterliess seiner 45 jahrigen Witwe neben einem Haus in Moskau und einem Gut in Brailow Ukraine ein sehr grosses Vermogen und die Kontrolle uber zwei Eisenbahnlinien Nadeschda von Meck zog sich nach dem Tod ihres Mannes vollig aus dem gesellschaftlichen Leben zuruck und widmete sich geschaftlichen Dingen eine der Bahnlinien verkaufte sie die andere leitete sie gemeinsam mit ihrem Bruder und dem altesten Sohn Wladimir und der Erziehung ihrer Kinder in der Ehe waren 18 Kinder geboren worden von denen elf das Erwachsenenalter erreichten sechs Madchen und funf Jungen Unterstutzt wurde sie dabei von mehreren Dienern Erzieherinnen deutschen und franzosischen Lehrern und mindestens einem Musiker der die Kinder unterrichtete und mit ihr musizierte Ihre Leidenschaft galt der Musik insbesondere derjenigen Tschaikowskis dessen Ende 1873 uraufgefuhrte Orchesterfantasie Der Sturm op 18 sie nachhaltig beeindruckt hatte Sie beschloss mit dem Komponisten in Kontakt zu treten und beauftragte ihn uber den Geiger und Tschaikowski Schuler Josef Kotek der Mitte der 1870er Jahre in ihrem Hausstand als Musiklehrer arbeitete auf Empfehlung des von ihr geforderten Nikolai Rubinstein gegen ein hohes Honorar mit einem Werk fur Klavier und Geige Anfang 1880 nahm Nadeschda von Meck den auf einer Konzerttournee in Moskau schwer erkrankten Komponisten und Violinisten Henryk Wieniawski in ihr Haus auf Im selben Jahr war fur einige Zeit Claude Debussy Hauspianist und Klavierpartner Nadeschda von Mecks begleitete sie in die Schweiz nach Frankreich und Italien und war auch in den folgenden beiden Sommern Gast auf deren russischen Gutern Brieffreundschaft mit Tschaikowski Bearbeiten nbsp Pjotr Iljitsch Tschaikowski im Jahr 1875Die von Tschaikowski an Nadeschda von Meck gelieferte Auftragskomposition wurde von dieser mit einem Dankesbrief beantwortet 1 Moskau 6 Dezemberjul 18 Dezember 1876greg Es ist uberflussig Ihnen zu sagen wie begeistert ich von Ihrer Komposition bin da Sie wohl anderes Lob gewohnt sind und die Verehrung eines auf dem Gebiete der Musik so unbedeutenden Wesens wie ich Ihnen nur lacherlich vorkommen konnte Mir aber ist meine Freude an Ihrer Musik so teuer dass niemand daruber lacheln soll Damit begann eine fast 14 jahrige Korrespondenz in deren Verlauf 1204 Briefe gewechselt wurden Ungewohnlich war die einvernehmliche Abmachung auf personliche Begegnungen zu verzichten wenngleich es Anzeichen in der Korrespondenz gibt dass Nadeschda von Meck in den Anfangen der Briefbeziehung einem personlichen Kontakt weniger abgeneigt war als der Komponist Tatsachlich kam es wahrend der gesamten Zeit des Briefkontakts nur zu einzelnen fluchtigen Begegnungen von ferne bei denen kein Wort gewechselt wurde Dennoch genossen sie zuweilen den Reiz die Nahe des jeweiligen Briefpartners zu spuren Nadeschda von Meck lud den Komponisten wahrend ihrer Abwesenheit mehrfach auf ihre Guter ein und beide verbrachten wiederholt Auslandsaufenthalte zu gleicher Zeit in derselben Stadt wobei Ausfahrten so terminiert wurden dass keine direkte Begegnung stattfand Die oft sehr personliche und von gegenseitiger Wertschatzung zeugende Korrespondenz Tschaikowski von Meck umfasst auch musikasthetische und philosophisch religiose Themen Dabei zeigen die Auffassungen beider auch in ihrer Menschenscheuheit ahnlichen Personlichkeiten oft grosse Ubereinstimmung in der Literatur gerne als Seelenverwandtschaft tituliert Die regelmassigen Berichte Tschaikowskis uber seine Reisen Kompositionsplane Begegnungen und eigene Stimmungsschwankungen tragen autobiographischen Charakter und ermoglichen umfangreiche Einblicke in Tschaikowskis Schaffensprozesse und Personlichkeit Nadeschda von Meck nahm nachhaltigen Einfluss auf Tschaikowskis Leben als sie ihm ab Ende 1877 eine Jahresrente von 6000 Rubel gewahrte Dadurch wurde er in die Lage versetzt die ungeliebte Lehrtatigkeit am Moskauer Konservatorium aufzugeben und sich vermehrt dem eigenen Schaffen zu widmen Die Widmung meinem besten Freund der 1877 komponierten und 1878 uraufgefuhrten 4 Sinfonie Tschaikowskis galt Nadeschda von Meck wobei der Verzicht auf einen Namen dem Wunsch der Widmungstragerin entsprach 1 Brailow 14 Junijul 26 Juni 1877greg Ehe ich meinen Wunsch aussere mochte ich eine Frage an Sie richten Halten Sie mich fur Ihren Freund Falls Sie diese Frage mit einem Ja beantworten konnen so wurde ich mich sehr freuen wenn die Widmung der Sinfonie ohne Namensnennung einfach lauten konnte Meinem Freunde gewidmet Auf von Mecks Bitte hin legte Tschaikowski in einem ausfuhrlichen Brief ausserdem ein Programm des Werkes dar Nadeschda von Meck die in ihrem Haushalt ein durchaus strenges Regiment fuhrte versuchte auch die Eheschliessungen ihrer Kinder zu bestimmen wenngleich sie aus Menschenscheu an den jeweiligen Hochzeiten oft gar nicht teilnahm 1883 gelang es ihr eine Ehe zwischen ihrem Sohn Nikolai und Tschaikowskis Nichte Anna Dawidowa zu stiften Dieser Sohn vor der bolschewistischen Machtubernahme Prasident der Moskau Kasaner Eisenbahngesellschaft und ebenfalls Kunstmazen danach Berater beim Volkskommissariat fur das Transportwesen und Abteilungsleiter der Planungsbehorde Gosplan wurde 1929 im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Schauprozesses gegen die Industriepartei verhaftet und erschossen 2 Abbruch der Brieffreundschaft BearbeitenIm Lauf der 1880er Jahre hatte sich der anfanglich oft sehr emotionale Duktus der zwischen von Meck und Tschaikowski gewechselten Briefe allmahlich versachlicht und die dazwischenliegenden Zeitintervalle waren grosser geworden Dazu trug auch die zunehmend angeschlagene Gesundheit Nadeschda von Mecks bei die sich teilweise uber langere Zeit nicht in der Lage sah zu schreiben Jedoch kam fur Tschaikowski im September 1890 ein heute verschollener Brief von Mecks in dem sie die Brieffreundschaft und zugleich auch die Rentenzahlung fur beendet erklarte vollig uberraschend zumal sich herausstellte dass der offenbar angefuhrte Hauptgrund schwere finanzielle Verluste nicht zutraf Uber den tatsachlichen Grund herrscht Unklarheit Moglicherweise spielten Drohungen ihres familiaren Umkreises Tschaikowskis Homosexualitat publik zu machen eine Rolle Die zuweilen geausserte Vermutung Nadeschda von Meck habe erst zu diesem Zeitpunkt Klarheit uber Tschaikowskis Veranlagung erhalten ist unwahrscheinlich John Warrack nahm an eine so intelligente Frau die sich bemuhte alles uber ihren Komponisten ausfindig zu machen kann dies kaum oder gar nicht uberrascht haben 3 Die bereits langer schwerkranke Nadeschda von Meck verstarb nur wenige Monate nach dem Tod Tschaikowskis im Januar 1894 an Tuberkulose Zum Sterbeort liegen widerspruchliche Angaben vor Neben Wiesbaden z B Ena von Baer und Hans Pezold 1 nennen manche zumeist neuere Publikationen Nizza z B Floros 4 oder Brown 5 Am Trauerzug bei der in Moskau stattfindenden Beerdigung nahmen neben den Familienmitgliedern zahlreiche Personen teil die sie im Lauf ihres Lebens finanziell unterstutzt hatte 1902 wurde ein Teil des Briefwechsels von Tschaikowskis Bruder Modest im Rahmen seiner Biographie veroffentlicht auch in deutscher Ubersetzung 1934 bis 1936 publizierten W A Shdanow und N T Schegin bei Academia Moskau Leningrad den gesamten Briefwechsel in drei Banden russisch 1938 erschien in Leipzig unter dem Titel Geliebte Freundin eine Auswahl als deutsche Ubersetzung des 1937 in New York von Catherine Drinker Bowen und Barbara von Meck herausgegebenen Buches Beloved Friend Etwa zeitgleich erschien ebenfalls in Leipzig eine von Sergei Bortkiewicz direkt aus dem Russischen ubersetzte Auswahl 1964 veroffentlichten die Herausgeber Ena von Baer und Hans Pezold in Leipzig eine erweiterte Auswahl mit dem Titel Teure Freundin Die Beziehung zwischen Nadeschda von Meck und Tschaikowski sind das literarische Thema der Novellen Wie der Wald gekauft wurde und Als das Feuerwerk erlosch des russischen Autors Juri Nagibin 1920 1994 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Ena von Baer Hans Pezold Hrsg Teure Freundin Peter Iljitsch Tschaikowski in seinen Briefen an Nadeshda von Meck Paul List Verlag Leipzig 1964 Alexander Issajewitsch Solschenizyn Der Archipel Gulag erster Teil Kapitel 10 John Warrack Tchaikovsky London 1973 S 104 Zit in Everett Helm Tschaikowsky Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek 1976 Constantin Floros Peter Tschaikowsky Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek 2006 S 50 David Brown Tchaikovsky The Final Years New York W W Norton amp Company 1992 S 293Literatur BearbeitenDie seltsame Liebe Peter Tschaikowsky s und der Nadjeschda von Meck Nach d Orig Briefwechsel Peter Tschaikowsky s mit Frau Nadjeschda von Meck aus d Russ ubers v Sergei Bortkiewicz Koehler amp Amelang Leipzig o J ca 1938 Catherine Drinker Bowen Barbara von Meck Geliebte Freundin Tschaikowskis Leben und sein Briefwechsel mit Nadeshda von Meck Paul List Verlag Leipzig 1938 Ena von Baer Hans Pezold Hrsg Teure Freundin Peter Iljitsch Tschaikowski in seinen Briefen an Nadeshda von Meck Paul List Verlag Leipzig 1964 Nachdruck Dausien Hanau o J 1988 ISBN 3 7684 4899 1 Constantin Floros Peter Tschaikowsky Rowohlt Taschenbuch Verl Reinbek 2006 ISBN 978 3 499 50668 0 Everett Helm Tschaikowsky Rowohlt Taschenbuch Verl Reinbek 1976 ISBN 3 499 50243 7 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Nadeschda Filaretowna von Meck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Marina Lobanova Artikel Nadeshda von Meck In MUGI Musikvermittlung und Genderforschung Lexikon und multimediale Prasentationen hg von Beatrix Borchard und Nina Noeske Hochschule fur Musik und Theater Hamburg 2003ff Stand vom 14 Marz 2018 Alexander Poznansky The invisible muse Tchaikovsky and Mrs von Meck ZeitZeichen 13 01 1894 Todestag von Nadeschda von MeckNormdaten Person GND 118845454 lobid OGND AKS LCCN n90600207 VIAF 8184832 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Meck Nadeschda Filaretowna vonALTERNATIVNAMEN Frolowskaja Nadeschda Filaretowna Geburtsname Fon Mekk Nadezhda Filaretovna russisch KURZBESCHREIBUNG russische MazeninGEBURTSDATUM 10 Februar 1831GEBURTSORT Snamenskoje Smolensk STERBEDATUM 13 Januar 1894STERBEORT Nizza oder Wiesbaden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nadeschda Filaretowna von Meck amp oldid 222682459