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Der Myoadenylatdesaminase Mangel MAD Mangel Myoadenylate Deaminase Deficiency MADD ist eine autosomal rezessiv erbliche Erkrankung die ungefahr 1 2 der europaischen Bevolkerung betrifft 1 Sie ist damit die haufigste bekannte Stoffwechselerkrankung der Skelettmuskulatur Diese muskulare Form des Adenosinmonophosphat Desaminase Mangels wird durch homozygote Nullallele im Gen AMPD1 hervorgerufen das fur die AMP Desaminase Typ 1 kodiert und dessen haufigste bekannte Nullmutation c 34C gt T p Q12 ist Allerdings sind diese und ahnliche biallelische Genotypen in AMPD1 nicht voll penetrant so dass ein hoher Anteil der Patienten die biallelische Nullallel Mutationen tragen keine klinischen Symptome aufweisen 2 Wegen der unvollstandigen Penetranz der homozygoten Nullallele ist die klinische Bedeutung seit der Erstbeschreibung 1978 noch immer nicht genau bekannt und wissenschaftlich umstritten Inhaltsverzeichnis 1 Biochemie der Myoadenylatdesaminase 2 Ursachen des MADD 3 Genetik des MADD 4 Klinik des MADD 5 Diagnosestellung 5 1 Ischamischer Belastungstest 5 2 Muskelbiopsie 5 3 Genetische Untersuchungen 6 Prognose der Erkrankung 6 1 Behandlung 7 Literatur 8 Weblinks 9 Einzelnachweise und AnmerkungenBiochemie der Myoadenylatdesaminase BearbeitenDie Myoadenylatdesaminase AMP Desaminase 1 AMPD1 ist eine genomische Isoform der AMP Desaminasen d h eine der drei paralogen AMP Desaminasen im menschlichen Genom Diese sind Enzyme die durch sog hydrolytische Desaminierung im Purinnukleotidzyklus der menschlichen Skelettmuskulatur die Bildung von IMP aus AMP unter Bildung von Ammoniak und Wasser katalysieren Die genaue Bedeutung des Purinnukleotidzyklus im Energiestoffwechsel dem Purine unterliegen ist bislang nicht vollstandig geklart Ursachen des MADD BearbeitenUblich ist die Unterscheidung zwischen drei Formen eines MADD Ein primarer MADD wird durch biallelische d h homozygote oder compound heterozygote Mutationen im AMPD1 Gen verursacht zwei Nullallele mit Funktionsverlust des Proteins engl loss of function LOF ein sekundarer MADD ist Folge einer schweren Muskelschadigung beispielsweise bei fortgeschrittenen Muskeldystrophien ohne Nachweis von Veranderungen im Erbgut bei koinzidentem MADD liegen gleichzeitig ein durch Mutationen verursachter MADD und eine andere Muskelerkrankung vor ohne dass ein erkennbarer Zusammenhang bestunde Der MADD ist nach heutigem Kenntnisstand nicht mit anderen Muskelerkrankungen vergesellschaftet Ein in der Vergangenheit vermuteter Zusammenhang mit maligner Hyperthermie konnte in spateren Untersuchungen nicht aufrechterhalten werden Genetik des MADD Bearbeiten1992 gelang Morisaki et al die Entdeckung von homozygoten Mutationen mit Funktionsverlust im AMPD1 Gen auf Chromosom 1p als Ursache der primaren MADD Die haufigste festgestellte Mutation war die Transition c 34C gt T im Exon 2 Codon 12 des AMPD1 Gens die zur Einfuhrung des vorzeitigen Stopcodons p Q12 in das MAD Protein fuhrt Bei Berucksichtigung des aktuellen kanonischen Transkriptes ENST00000520113 2 des AMPD1 Gens wird diese Mutation heutzutage als c 133C gt T p Q45 bezeichnet 3 Dieses vorzeitige Stop Codon hat zur Folge dass es bei der Translation zur Bildung eines stark verkurzten und wirkungslosen MAD Proteins kommt das aus nur 11 Aminosauren besteht verglichen mit 747 Aminosauren eines normalen gesunden Enzyms Vereinzelt wurde ein MADD bei zusammengesetzter Heterozygotie compound heterozygosity beobachtet die Mutation c 34C gt T liegt hierbei nur auf einem Allel vor auf dem zweiten Allel liegt eine andere Mutation die ebenfalls zu einem Nullallel fuhrt es wird in diesem Fall ebenfalls von keinem der beiden Allele ein wirksames Enzym synthetisiert Als weitere loss of function Mutationen neben c 133C gt T wurden seltene Mutationen wie c 468G gt T Exon 5 c 53G gt A c 405delT c 1721G gt A u a festgestellt werden Klinik des MADD BearbeitenDie klinische Symptomatik bei primarem Myoadenylatdesaminase Mangel wie erstmals 1978 beschrieben von William N Fishbein am amerikanischen AFIP 4 umfasst im typischen Fall belastungsbedingte Muskelschwache Muskelschmerzen und Krampfe bevorzugt in den stammnahen Muskelgruppen wie Oberarmen und Oberschenkeln Die Symptome allerdings variieren ganz erheblich bei Betroffenen wahrend wie bei der Erstentdeckung des MADD als Erkrankung manche Patienten ganz erheblich an derartigen Beschwerden leiden wird in wissenschaftlichen Veroffentlichungen von zahlreichen Personen berichtet die keinerlei oder nur sehr geringe Symptome angeben In vielen Fallen bleibt der MADD vollig asymptomatisch auch die Leistungsfahigkeit ist nicht eingeschrankt Dementsprechend ist bis heute die klinische Bedeutung des MADD mehrdeutig wurde vielfach untersucht und mitunter kontrovers diskutiert Diagnosestellung BearbeitenIschamischer Belastungstest Bearbeiten Die Verdachtsdiagnose kann mittels eines ischamischen Belastungstestes ischaemic forearm exercise test IFET oder auch LAER Test lactate ammonia exercise ratio erhartet werden Die Durchfuhrung erfolgt indem der Proband nach Unterbindung der Blutzufuhr am Oberarm etwa durch eine Blutdruckmanschette mehrfach fur einen festgelegten Zeitraum gegen einen Widerstand etwa einen Schaumstoffball die Faust schliesst wodurch im Bereich der Unterarmmuskulatur ein anaerober Stoffwechsel provoziert wird bei positiver Diagnose wird in aus einer Ellenbeugenvene entnommenem Blut ein nur geringer Ammoniakanstieg verzeichnet Folge der annahernd vollstandig unterbundenen AMP Desaminierung Der Anstieg der Lactatkonzentration als Ausdruck der Aktivitat von Glykogenolyse und Milchsauregarung fallt normal aus In aller Regel kann mit sehr hoher Spezifitat und Sensitivitat ein MADD belegt werden wenngleich das Verfahren in der diagnostischen Sicherheit der Kombination aus biochemischer und humangenetischer Untersuchung unterlegen ist Der Ammoniakanstieg betragt beim Gesunden in jedem Fall mehr als 0 4 normalerweise 1 3 des Lactatanstiegs wahrend bei vorliegendem MADD der Wert stets unterhalb dieses Niveaus liegt 5 Muskelbiopsie Bearbeiten nbsp Fehlende enzymatische Farbung bei MAD Mangel links und zum Vergleich normal gefarbter Muskel als Kontrolle rechts An einer Muskelbiopsie kann durch enzymhistochemische Bestimmung der Myoadenylatdesaminase Aktivitat die Verdachtsdiagnose bestatigt werden Genetische Untersuchungen Bearbeiten Zunehmend etabliert sich der Nachweis der bekannten Mutationen mittels DNA Extraktion aus weissen Blutkorperchen Leukozyten gefolgt von einer PCR und einer DNA Sequenzierung der entsprechenden Region von AMPD1 Prognose der Erkrankung BearbeitenDie Symptome treten bei Betroffenen mit erheblichen Unterschieden auf sowohl bezuglich des Manifestationsalters als auch in der Auspragung In etwa 50 aller Falle entwickelt sich eine klinische Symptomatik nur unter ausserster anaerober Muskelarbeit oder zeitlebens nie Die Symptomatik ist meist nicht progredient nur eine kleine Anzahl von Patienten ist erheblich beeintrachtigt Schwere Verlaufe kommen nicht vor eine eingeschrankte Lebenserwartung ist nicht zu erwarten Hinweise auf eine Auswirkung des MADD auf den Verlauf von Schwangerschaft und Geburt fehlen ebenfalls Dennoch wenngleich der Krankheitsverlauf meist milder Natur ist fuhrt die Erkrankung bei einer Anzahl von Patienten zu erheblichen Beeintrachtigungen in nicht wenigen Fallen verursacht die Erkrankung nach anfanglich langsam nachlassender Belastbarkeit einen zunehmenden Leistungsverfall Problematisch bei der Beurteilung der Bedeutung des Enzymmangels ist seit dessen Erstbeschreibung dass nicht klar ist inwieweit Symptome die Menschen mit nachgewiesenem MADD wahrnehmen auch tatsachlich auf den Mangel an Myoadenylatdesaminase zuruckzufuhren sind Eine Aussage wer und aus welchen Grunden von Symptomen betroffen ist oder mit deren Entwicklung rechnen muss kann bis heute nicht gemacht werden Behandlung Bearbeiten Eine Gabe von Ribose ein Einfachzucker vor korperlicher Belastung kann die Leistungsfahigkeit verbessern 2 Jedoch halt die Wirkung nur kurz an und es ist schwierig um Durchfall zu vermeiden aber dennoch eine Wirkung zu erzielen eine optimale Dosis zu finden Literatur BearbeitenM Gross Der MAD Mangel I Holzapfel Munchen 1994 S Fischer Untersuchungen zur klinischen Bedeutung des primaren Myoadenylatdeaminase Mangels MADD 2005 katalog ub uni leipzig de JCW Drenckhan Die Myoadenylatdesaminase Defizienz MADD molekulargenetische Untersuchungen des AMPD1 Gens und myopathologische Korrelation 2010 katalog ub uni leipzig de S Fischer C Drenckhahn C Wolf et al Clinical significance and neuropathology of primary MADD in C34 T and G468 T mutations of the AMPD1 gene In Clin Neuropathol 2005 Mar Apr 24 2 S 77 85 PMID 15803807Weblinks BearbeitenAdenosinmonophosphat Deaminase Mangel OrphaNetEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Adenosine monophosphate deaminase deficiency In Genetics Home Reference United States National Library of Medicine Juli 2008 abgerufen im 1 Januar 1 a b Adenosine monophosphate deaminase deficiency Doctor Manfred Gross Orphanet AMPD1 c 133C gt T p Q45 in der Varsome Database Saphetor Armed Forces Institute of Pathology in der englischsprachigen Wikipedia Fishbein et al 1990 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Myoadenylatdesaminase Mangel amp oldid 224426251