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Das Musikheim in Frankfurt Oder war eine staatliche Einrichtung fur die Weiterbildung der preussischen Volksschullehrer auf dem Gebiet der Musikerziehung Daneben veranstaltete das Musikheim weitere Lehrgange im Bereich der Erwachsenenbildung zu den Themen Instrumental und Chormusik Tanz und Laienspiel MusikheimDie Einrichtung des Musikheimes ging auf eine Initiative Georg Gotschs zuruck eines fuhrenden Kopfes der deutschen Jugendmusikbewegung Der Architekt des Musikheims war Otto Bartning Das Musikheim bestand unter seinem Direktor Georg Gotsch von 1929 bis 1941 Von 1945 bis 2000 dienten die Gebaude als Spielstatte des Kleist Theaters Fur die Nutzung als Theater wurden in mehreren Schritten umfangreiche Umbauarbeiten vorgenommen die die ursprungliche Gestalt des Musikheims stark verandert haben Das ehemalige Musikheim ist seit 13 September 2002 als Baudenkmal in die Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragen Inhaltsverzeichnis 1 Das Musikheim und die Jugendmusikbewegung 2 Vorgeschichte 3 Der Gebaudekomplex 4 Bekannte Lehrer 5 Bekannte Schuler 6 Situation heute 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDas Musikheim und die Jugendmusikbewegung BearbeitenGeorg Gotsch hatte 1921 in Berlin im Alt Wandervogel den Jugend und Studentenchor Markische Spielgemeinde gegrundet der neben dem Gesang auch den Tanz und das Theaterspiel pflegte Die Spielgemeinde unternahm Chorfahrten in Deutschland und in das europaische Ausland und war damit Vorbild fur andere Chore Die Chorfahrten wurden den Idealen der Jugendbewegung folgend im Sinne gemeinsamen Lebens und Arbeitens gestaltet Der Chor sollte dabei eine echte menschliche Lebensgemeinschaft bilden und nicht nur temporare Zweckgemeinschaft sein Aus diesem Anspruch heraus entwickelte sich die Idee fur eine privat finanzierte Siedlung auf dem Lande mit den Mitgliedern der Markischen Spielgemeinde Nachdem die Plane fur eine Landsiedlung gescheitert waren wurde das Musikheim in Abstimmung mit dem preussischen Kultusminister Carl Heinrich Becker als eine staatlich finanzierte Einrichtung der Erwachsenenbildung gegrundet Ziel war die musische Weiterbildung der preussischen Volksschullehrer im Geiste der von Leo Kestenberg entwickelten Richtlinien fur den Schulmusik Unterricht in jahrlich drei Lehrgangen von jeweils acht Wochen Das Musikheim sollte dabei Lern und Lebensraum sein und durch das gemeinsame Arbeiten und Wohnen uber einen langeren Zeitraum das Gemeinschaftsgefuhl der Teilnehmer gestarkt werden Neben den musischen Fachern standen u a auch Zeichenunterricht und Morgengymnastik auf dem Programm Neben den staatlichen Lehrgangen fanden weitere Kurse Reisen und Freizeiten statt wie z B eine Tagung zur Wiederentdeckung der Barockinstrumente eine Laienspielfreizeit zum Thema Musik im Laienspiel mit Martin Luserke eine Freizeit der Gunther Schule Munchen mit Carl Orff sowie mehrere Reisen des Deutschen Singkreises Das Convivium Viadrinum im Wintersemester 1932 33 war der Versuch eines Hochschulsemesters am Musikheim mit dem Ziel die Ideen der Hochschulreform mit einem kleinen Kreis von Studenten umzusetzen und zu erproben Von grosser Bedeutung war der Kontakt zu Rolf Gardiner einem personlichen Freund Georg Gotschs der die alten englischen Kontratanze wiederentdeckt hatte und diese nun auch in Deutschland popular machte Das Musikheim bestand von 1929 bis 1941 nach anderen Quellen bis 1942 Neben einer Anpassung an die geanderten politischen Verhaltnisse nach 1933 waren es personliche Kontakte die eine Weiterfuhrung der Arbeit auch unter nationalsozialistischer Herrschaft ermoglichten 1949 wurde von Anhangern des Musikheims die Gesellschaft der Freunde des Musikheims gegrundet die sich 1951 in Musische Gesellschaft umbenannte und ihren Sitz auf der Burg Fursteneck hat Durch die Vermittlung Georg Gotschs konnte Otto Bartning als Architekt fur den Umbau der Burg gewonnen werden Die Burghalle gestaltete er in Anlehnung an die Halle des Musikheims Vorgeschichte BearbeitenDie nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen neuen Ostgrenzen Deutschlands hatten grosse Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation Frankfurts Oder da damit die alten Handelsverbindungen in den Osten verloren gegangen waren Gezielte Massnahmen sollten die Wirtschaftskraft und die kulturelle und politische Bedeutung der Stadt starken Besondere Bedeutung kam in diesem Zusammenhang der Verlegung der Reichsbahndirektion Osten von Berlin nach Frankfurt Oder zu Fur die nach Frankfurt Oder umziehenden Bahnbeamten wurde ein umfangreiches Wohnungsbauprogramm erforderlich Im Rahmen dieses Programmes entwarf der Architekt Martin Kiessling 1879 1944 die Paulinenhofsiedlung erbaut 1922 1925 in der Nuhnen Vorstadt Er gestaltete diese Siedlung im Stile einer Gartenstadt mit einem grosszugigen Platz als Zentrum einer breiten Allee als Haupt und Sichtachse und durch Torbauten betonten Zugangen Die Stadt Frankfurt Oder unter Oberburgermeister Hugo Kinne bemuhte sich zudem um die Ansiedlung weiterer nicht universitarer Bildungseinrichtungen zu denen das Musikheim und die Padagogische Akademie gehorten welche in unmittelbarer Nachbarschaft zur Paulinenhofsiedlung errichtet wurden Als Planer fur das Musikheim wurde der mit Carl Heinrich Becker und Georg Gotsch befreundete Architekt Otto Bartning gewonnen der zu dieser Zeit Direktor der Staatlichen Bauhochschule in Weimar war Bartning hatte den Auftrag unter Umgehung des Frankfurter Stadtbauamtes und ohne offentliche Ausschreibung erhalten Am 17 September 1928 fand die Grundsteinlegung statt und nach gut einjahriger Bauzeit erfolgte am 15 Oktober 1929 die feierliche Einweihung des Musikheims dessen Einrichtung Erich Dieckmann konzipiert hatte 1 Der Gebaudekomplex Bearbeiten nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp Der Bau des Musikheims wurde mit einem sehr knappen Budget von rund 300 000 Reichsmark verwirklicht was einem Wert von 30 RM m umbauter Raum entsprach Diese Summe reichte fur eine solide und ortsubliche Ausfuhrung Die konventionelle Bauweise des Gebaudes steht im Gegensatz zur modernen Grundrisskonzeption Das Musikheim ist ein Bau dessen Grundriss aus dem Innern heraus entwickelt und in seiner Gestaltung vollkommen auf seine Funktion und die Bedurfnisse seiner Bewohner abgestimmt ist Auf eine reprasentative Gestaltung des Ausseren und eine Einbindung in die Umgebung wurde dabei fast vollig verzichtet Die verschiedenen Funktionsbereiche Wohntrakt Wirtschaftsflugel Verwaltungsflugel Halle etc sind additiv zusammengefugt und bilden einen offenen weitgestreckten Grundriss Verbindende gestalterische Elemente sind das durchgangig verwendete Ziegelsteinmauerwerk in schlichter traditionell handwerklicher Ausfuhrung und die dunkel engobierten Dachpfannen der Satteldacher Im Innern werden die Gebaudeteile durch einen langen Flur verbunden der fast ohne Unterbrechung wie eine Lebensader das gesamte Musikheim durchzieht Der introvertierte Charakter des Gebaudes legt dabei den Vergleich mit mittelalterlichen Klosteranlagen nahe nbsp Offenes Dachtragwerk im RundbauDas Zentrum des Musikheims bildete die grosse lichtdurchflutete Halle mit offenem Dachstuhl die die anderen Gebaudeteile deutlich uberragte Die Halle bot Platz fur bis zu 500 Menschen und wurde fur Theaterauffuhrungen und Tanzveranstaltungen im Rahmen der Lehrgange sowie als Festsaal genutzt Ein gedrungener zweigeschossiger Rundturm mit Kegeldach bildet die Verbindung zwischen dem Schulungstrakt und dem Wirtschaftsflugel Im Erdgeschoss des Turmes befand sich der Speisesaal der Raum im Obergeschoss diente als intimer Versammlungsort fur Kammermusik Chorubungen und besinnliche Veranstaltungen Er wird von einem aufwendig gestalteten offenen Dachtragwerk uberfangen welches dem Raum eine besondere Akustik verleiht Die insgesamt 31 jeweils 9 m grossen Einzelwohnraume der Lehrgangsteilnehmer auch Wohnzellen genannt zeichneten sich durch eine ebenso praktische wie wohnliche Gestaltung aus Die Sanitarbereiche in denen auf eine Geschlechtertrennung verzichtet wurde waren als Gemeinschaftsraume in einem eigenen Flugel des Wohntraktes untergebracht Ein grosser Garten mit altem Obstbaumbestand schliesst sich im Norden an die Gebaude des Musikheimes an Er wird zur Strasse hin durch eine markante Feldsteinmauer begrenzt den nordlichen Abschluss bildeten die Dozentenhauser fur den Direktor Georg Gotsch und die Musikheim Lehrer Alle Raume des Musikheimes wurden durch die Werkstatten der Bauhochschule mit gestalterisch hochwertigen Mobeln von Erich Dieckmann Beleuchtungskorpern und Baubeschlagen von Wilhelm Wagenfeld sowie mit Vorhangstoffen ausgestattet Ludwig Hirschfeld Mack entwarf das Farbkonzept fur die Wande Boden und Decken welches den Raumen einen freundlichen und einladenden Charakter verlieh Die ursprungliche Raumwirkung ist heute nur noch an wenigen Stellen erlebbar da das Musikheim fur die Nutzung als Theater in weiten Teilen umgebaut uberformt und durch weitere Bauten erganzt wurde Bekannte Lehrer BearbeitenErich Bitterhoff 1915 1995 2 Klaus Borries 1903 1990 Rolf Gardiner 1902 1971 3 Georg Gotsch 1895 1956 4 Karl Gofferje 1893 1966 Hans Grosser Ludwig Kelbetz 1905 1943 5 Eduard Meier Menzel 1887 1958 Walter Neumerkel Carl Orff 1895 1982 6 Walter Praetorius Gisela Reiners Kurt Sydow 1908 1981 Konrad WeitzelBekannte Schuler BearbeitenJens Jurgen Rohwer 1914 1994 Situation heute BearbeitenSeit der Schliessung des Kleist Theaters im Jahre 2000 wird das ehem Musikheim nur noch in Teilbereichen durch die Theater und Veranstaltungswerkstatt Backstage und einen Kostumverleih genutzt Viele Gebaudeteile stehen leer und sind zunehmend von Verfall und Vandalismus bedroht Literatur BearbeitenErich Bitterhof Das Musikheim Frankfurt Oder 1929 1941 Burg Ludwigstein 1980 Christof Baier Julia Berger Frankfurt an der Oder Das Musikheim von Otto Bartning und die Padagogische Akademie von Hans Petersen Zwei architektonische Zeugnisse der Bildungsreform der Weimarer Republik in Brandenburgische Denkmalpflege Jahrgang 13 2004 Heft 1 Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Brandenburg Stadt Frankfurt Oder Hrsg Ministerium fur Wissenschaft Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Texte Sybille Gramlich u a Worms 2002Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Musikheim Frankfurt Oder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09110238 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg http www musikheim net Einzelnachweise Bearbeiten Erich Dieckmann 1896 1944 auf franklandau com Erich Bitterhoff Hrsg Das Musikheim Frankfurt Oder 1929 1941 Beitrage der Jugendbewegung zur preussischen Kulturpolitik Lehrerfortbildung und Erwachsenenbildung Ein dokumentarischer Bericht Stiftung Jugendburg Ludwigstein Witzenhausen 1980 Rolf Gardiner Frankfurt an der Oder Leuchtturm im Osten PDF Datei 137 kB Auf musikheim net Georg Gotsch Musische Bildung Band 2 1953 Manuskript im Archiv der Jugendbewegung Burg Ludwigstein Nachlass Georg Gotsch N62 PDF Datei 80 kB Auf musikheim net Lt Herbert Sass Im Kampf fur Fuhrer und Volk fielen Ludwig Kelbetz Nachruf mit Foto In Die Bewegung Organ der Reichsstudentenfuhrung 11 Jg Folge 10 Munchen Ausg Ende Juni 1943 S 10 Das Musikheim Frankfurt Oder Tradition und Neuanfang PDF Datei 523 kB Auf kirchenmusik ffo de 52 345308 14 515719 Koordinaten 52 20 43 1 N 14 30 56 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Musikheim amp oldid 239122771