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Klassifikation nach ICD 10E76 Storungen des Glykosaminoglykan StoffwechselsMukopolysaccharidoseICD 10 online WHO Version 2019 Mukopolysaccharidosen MPS werden zur Gruppe der lysosomalen Speicherkrankheiten gerechnet Sie beruhen auf vererbbaren Storungen des enzymatischen Abbaus der sauren Mukopolysaccharide Glykosaminoglykane durch lysosomale Hydrolasen Die nicht abgebauten Glykosaminoglykane werden in den Lysosomen gespeichert Dies fuhrt schliesslich zu Storungen des zellularen Stoffwechsels und in schweren Fallen zum Zelltod Betroffen sind vor allem Gewebe des Skelettsystems des zentralen Nervensystems viszeraler Organe der Haut und der Herzinnenhaut Es werden vier Typen von Glykosaminoglykanen gespeichert Je nach unterschiedlichem Verteilungsmuster und nach klinischen Kriterien lassen sich dabei verschiedene Hauptformen der Mukopolysaccharidosen unterscheiden die wiederum in verschiedene Subtypen unterteilt werden Diese Subtypen bezeichnen entweder verschiedene klinische Erscheinungsbilder desselben Enzymdefektes z B leichte und schwere Form eines Morbus Hunter oder aber unterschiedliche biochemische Defekte eines klinischen Erscheinungsbildes z B Morquio A und B Bei fast allen Typen gibt es schwere und leicht attenuiert verlaufende Formen Eine Zuordnung ist nur moglich durch den klinischen Verlauf und die Geschwindigkeit mit der die Krankheit fortschreitet Inhaltsverzeichnis 1 Einteilung 2 Symptome 3 Diagnose 4 Therapie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEinteilung BearbeitenAktuell werden sieben Typen unterschieden mit bekannten Mutationen an elf verschiedenen Enzymen 1 Typ Variante Klinische Merkmale Defektes EnzymMPS I H Morbus Hurler auch Hurler Pfaundler Syndrom Gesichts Dysmorphie Gargoylismus kognitive Retardierung Skelettfehlbildung Dysostose Kyphose Gibbus Hornhauttrubung Kleinwuchs Hernien Hepatomegalie Herzklappenfehler a L IduronidaseMPS I S Morbus Scheie geistig nicht eingeschrankt Hernien Gelenkkontrakturen Skelettfehlbildung Dysostose Hornhauttrubung Herzklappenfehler a L IduronidaseMPS IH S Hurler Scheie Variante geistig zwischen I H und I S Hernien Gesichts Dysmorphie Hornhauttrubung Hepatomegalie Herzklappenfehler a L IduronidaseMPS II Hunter Syndrom massige kognitive Retardierung Skelettfehlbildung Dysostose erhebliche somatische Veranderungen fruhe Gehorlosigkeit Iduronat 2 SulfataseMPS III Sanfilippo Syndrom Typ A kognitive Retardierung Dysmorphie Hornhauttrubung kann fehlen haufig Schwerhorigkeit rasches Voranschreiten HeparansulfatsulfamidaseTyp B a N AcetylglukoseamidaseTyp C Acetyl CoA a Glukosaminid N AcetyltransferaseTyp D N Acetylglukosamin 6 Sulfat SulfataseTyp E N Sulfoglukosamin 3 O Sulfat SulfataseMPS IV Morbus Morquio Typ A ubliche kognitive Entwicklung Skelettfehlbildung Dysostose sehr ausgepragt Hornhauttrubung N Acetyl Galaktosamin 6 Sulfat SulfataseTyp B ahnlich Typ A jedoch mit milderem Verlauf b GalactosidaseMPS V jetzt Typ I S s o MPS VI Maroteaux Lamy Syndrom ubliche kognitive Entwicklung schwere Skelettfehlbildung Dysostose Hornhauttrubung Minderwuchs N Acetylgalactosamin 4 sulfat SulfataseMPS VII Sly Syndrom massige Dysmorphie und Skelettfehlbildungen Hornhauttrubung ubliche bis eingeschrankte Intelligenz b GlucuronidaseMPS IX Natowicz Syndrom Kleinwuchs periartikulare Weichteilschwellungen HyaluronidaseNachdem sich herausstellte dass der ursprungliche Typ V dasselbe Enzym wie Typ I betraf jedoch mit deutlich langsamerem Verlauf wurde es als Typ I S Morbus Scheie dem Typ MPS I zugeordnet und die Nummer wurde im Folgenden nicht neu vergeben Ursprunglich wurde auch ein Typ VIII beschrieben 1978 fand eine Arbeitsgruppe um N DiFerrante bei einem funfjahrigen Jungen einen Mangel an dem Enzym N acetylglucosamine 6 sulfate sulfatase Die Arbeitsgruppe musste jedoch 1980 berichten dass dieses Enzym normal vorhanden war und vermutlich Betrug vorlag Sie zog die vorherigen Publikationen zuruck aber ein Typ VIII wurde ebenfalls nicht mehr neu vergeben 2 Symptome BearbeitenDie Symptome variieren je nach Typ der Mukopolysaccharidose Bei Geburt sind die Kinder zunachst unauffallig Fast alle Typen gehen mit einer Beteiligung des Skeletts und entsprechender Verformung der Knochen Verkurzungen der Sehnen und Bander an den Gelenken Kontrakturen Kleinwuchs und vergrosserten Gesichtszugen einher Die Speicherung fuhrt auch meist zu einer ausgepragten Vergrosserung der Leber Hepatomegalie Je nach Typ tritt ein fortschreitender Abbau von geistigen Fahigkeiten ein Es kann zu Trubungen der Hornhaut und Taubheit kommen Viele Kinder mit einer Mukopolysaccharidose haben Bauchwand und Nabelbruche und haufig wiederkehrende Atemwegsinfekte Diagnose BearbeitenDie Diagnose wird zuerst durch den Nachweis einer erhohten Ausscheidung der Glykosaminoglykane im Urin gestellt Die Erhohung fallt bei den Typen III und IV manchmal so gering aus dass grobe Suchtests hier unauffallig sein konnen Bei entsprechendem Ausscheidungsmuster kann dann eine Bestimmung der Aktivitat des entsprechenden Enzyms in weissen Blutkorperchen Leukozyten oder in Fibroblasten auch als einfache Trockenbluttestung den Verdacht bestatigen Sowohl fur die Messung der Enzymaktivitat als auch fur die genetische Analyse steht heute ein einfach in den Praxisalltag integrierbarer Trockenbluttest Dried Blood Spot DBS zur Verfugung Dafur werden einige Tropfen Blut auf eine Trockenblutkarte aufgetropft Nachdem sie getrocknet sind wird die Karte per Post an ein spezialisiertes Labor geschickt Dort wird das Blut wieder aus der Filterkarte herausgelost und fur die folgenden Tests aufbereitet Zur Bestimmung der Enzymaktivitat wird zu einer definierten Menge Blut eine definierte Menge Substrat dazugegeben Nach einer bestimmten Zeit wird z B per Massenspektroskopie analysiert wie viel Produkt durch die Enzymreaktion entstanden ist Hieraus lasst sich schliessen wie aktiv das Enzym ist Um die Verlasslichkeit der Messwerte zu gewahrleisten ist es wichtig dass ein zertifizierter Assay verwendet wird Fur die genetische Analyse wird das Gen mit dem fehlenden Enzym sequenziert Beide Tests die Messung der Enzymaktivitat und die genetische Analyse konnen je nach Labor aus dem Material einer Trockenblutkarte erfolgen Therapie BearbeitenDa es sich um angeborene erblich bedingte Erkrankungen handelt ist eine ursachliche Therapie bisher nicht moglich obwohl es auch fur die Mukopolysaccharidosen Forschungsansatze fur eine Gentherapie gibt Fur einzelne Typen existiert eine Enzymersatztherapie 3 Gesicherten Nutzen zeigte die Iduronidase Behandlung wenn sie vor Einsetzen der Symptome begann Auch von einer rechtzeitigen Stammzelltransplantation konnen Patienten mit bestimmten Mukopolysaccharidose Typen profitieren Dabei ist Voraussetzung dass die ubertragenen Blutzellen ohne Enzymdefekt sind und die Glykosaminoglykane abbauen konnen 2003 wurde Laronidase Handelsname Aldurazyme als Langzeit Enzymersatztherapie fur MPS I Patienten zur Behandlung der nicht neurologischen Manifestationen zugelassen 4 Im August 2018 wurde Vestronidase alfa Handelsname Mepsevii Hersteller Ultragenyx als Enzymersatztherapie zur Behandlung nicht neurologischer Krankheitsanzeichen der Mukopolysaccharidose VII MPS VII Sly Syndrom zugelassen 5 Mepsevii wurde bereits im November 2017 durch die U S Food and Drug Administration FDA fur die Behandlung von Kindern und Erwachsenen mit MPS VII zugelassen 6 Literatur BearbeitenMaurizio Scarpa Paul J Orchard Angela Schulz Patricia I Dickson Mark E Haskins Maria L Escolar Roberto Giugliani Treatment of brain disease in the mucopolysaccharidoses In Mol Genet Metab 122 Supplement 2017 25 34 Offener Artikel Beck Michael et al The natural history of MPS I global perspectives from the MPS I Registry In Genet Med 16 10 2014 759 765 Kowalewski et al Arylsulfatase G inactivation causes loss of heparan sulfate 3 O sulfatase activity and mucopolysaccharidosis in mice In PNAS 109 36 2012 10310 10315 Petra Stuttkewitz Gelebte Grenzen Texte aus der Begleitung zweier Kinder in ihrer lebensverkurzenden Erkrankung Hospizverlag Wuppertal 2005 ISBN 3 9810020 3 2 Erfahrungsbericht MPS Susanne G Kircher Manal Bajbouj Elke Miebach Mukopolysaccharidosen Ein Leitfaden fur Arzte und Eltern UNI MED Verlag Bremen u a 2004 ISBN 3 89599 727 7 UNI MED Science Weblinks BearbeitenGesellschaft fur Mukopolysaccharidosen e V Deutschland Gesellschaft fur MukoPolySaccharidosen Osterreich Einzelnachweise Bearbeiten E F Neufeld The Mucopolysaccharidoses In D B Valle B Vogelstein K W Kinzler S E Antonarakis A Ballabio Hrsg The Online Metabolic and Molecular Bases of inherited diseases McGraw Hill New York 2007 Mucopolysaccharidosis Type IX In Online Mendelian Inheritance in Man englisch Rossella Parini Federica Deodato Intravenous enzyme replacement therapy in mucopolysaccharidoses Clinical effectiveness and limitations In Int J Mol Sci 21 8 2020 2975 PMC 7215308 freier Volltext European Medicine Agency Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels In European Medicine Agency Abgerufen am 31 Januar 2019 ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS EMA EPAR abgerufen am 31 Marz 2021 FDA approves treatment for rare genetic enzyme disorder PM FDA 15 November 2017 abgerufen am 31 Marz 2021 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mukopolysaccharidose amp oldid 235598072