www.wikidata.de-de.nina.az
Die Muʿallaqat arabisch المعلقات al Muʿallaqat die hangenden d h Gedichte sind eine Sammlung von arabischen Gedichten in der Qasida Form aus dem 6 Jahrhundert 1 Dies ist die beruhmteste Anthologie aus der vorislamischen Zeit und wurde von den mittelalterlichen arabischen Dichtern und Literaturkritikern als beispielhaft angesehen Sie vermittelt ein packendes Bild der damaligen Lebens und Denkweise der Beduinen Die alteste und bekannteste Deutung des Begriffs Mu allaqat wortlich Hangende Aufgehangte stammt aus dem Beginn des 9 Jahrhunderts Demnach seien diese Gedichte als so ausgezeichnet beurteilt worden dass sie in goldenen Lettern gestickt und anschliessend in der Kaaba in Mekka aufgehangt worden seien Wahrscheinlicher ist jedoch die Ableitung von ʿilq etwas Kostbares Der Begriff wurde demnach bedeuten Gedichte die als kostbar geschatzt werden Schon die Dichter der Dschahiliya verglichen gute Poesie mit gut eingefadelten Perlen auf einer Halskette Die Gedichte wurden in der Mitte des 8 Jahrhunderts zunachst von Hammad ar Rawiya einem Gelehrten aus Kufa als Sammlung zusammengestellt die er jedoch nicht Al Mu allaqat sondern Al Maschhurat das heisst die Beruhmten nannte eine weitere Bezeichnung ist Al Mudhahhabat das heisst die Vergoldeten Al Asmai 740 828 aus Basra zahlt deren sechs auf andere nennen bis zu zehn Die meisten darunter Ibn Qutaiba sprechen jedoch von sieben ohne sich allerdings uber die Namen der jeweiligen Dichter einig zu sein Funf Dichter werden jedenfalls auf allen Listen genannt Imru al Qais Tarafa Zuhair Amr ibn Kulthum und Labid Die Qasida hat ein dreiteiliges Grundmuster das allerdings haufig durchbrochen wird Der einleitende Teil nasib schildert eine unwiederbringliche Vergangenheit wobei als Motive der verlassene Lagerplatz al ʾaṭlal die Erinnerung an die Geliebte der Trennungsschmerz der alternde Liebhaber oder die traumartige Erscheinung der Geliebten zur Sprache kommen Der zweite Teil raḥil ist der ausfuhrlichen Beschreibung einer Reise gewidmet das heisst ein Kamel oder Pferderitt womit die Verarbeitung der Trauer und die Zuwendung zum aktiven Leben dargestellt wird Der dritte Teil mit der Schlussbotschaft kann unterschiedliche Formen annehmen Er enthalt entweder das Selbstlob des Dichters ein Lob auf den Stamm fachr einen Herrscher oder Gonner madiḥ die Schmahung eines Gegners hidscha oder einen moralischen Leitspruch hikam 2 Inhaltsverzeichnis 1 Sieben Gedichte 2 Zur Uberlieferung und Echtheit der vorislamischen Poesie 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksSieben Gedichte BearbeitenIbn al Anbari ein Gelehrter aus dem 10 Jahrhundert stellte fur die Sammlung Al Mu allaqat eine Liste zusammen die bis in die Neuzeit weite Verbreitung gefunden hat Sie enthalt sieben Werke der folgenden Dichter Imru al Qais امرؤ القيس Sein Gedicht umfasst 82 Zweizeiler und hat eine unubliche Form Es beginnt zwar mit einem einleitenden Nasib der nach einem Blick auf Hirschspuren auf verlassenen Lagerplatzen die Erinnerung an eine Reihe erotischer Abenteuer aufleben lasst Die zweite Halfte des Gedichts beschreibt ein Pferd wahrend einer Jagd und schliesst mit der Beschreibung eines Sturms der Palmen knickt Hauser niederreisst und das Wild ertrankt Doch das Gewild des Feldes ersaufet durch die Flut lag da wie wilde Zwiebeln gerissen aus in Wut Schlussvers 3 4 Goethe hat wahrscheinlich zusammen mit Herder eine englische Ubersetzung dieses Gedichts von William Jones ins Deutsche ubertragen von welcher die Anfangsverse erhalten sind 5 Auch von Friedrich Ruckert existiert eine Ubersetzung des Gedichts 6 Tarafa طرفة Mit 103 Zweizeilern ist dies das langste Gedicht der Sammlung eine dreiteilige Qasida Nach einer kurzen Einleitung folgt die beruhmteste und in ihrem Detailreichtum unubertroffene Schilderung eines Kamels der arabischen Lyrik Sein Hals lang und erhaben gleicht wenn es ihn bewegt dem Hinterteil des Schiffes welches der Tigris tragt Vers 26 Beschrieben wird auch der typische Passgang des Kamels Es lauft zu wett dem schnellsten und edelsten Kamel Die Hinterfusse den vordern nachwerfend auf der Stell Vers 14 Im abschliessenden Teil druckt der Dichter seine hedonistische Weltanschauung aus wonach der Mensch die Freuden des Lebens wie Wein ritterliche Hilfe fur Bedrangte und Weib geniessen soll bevor der Tod den Vergnugungen ein Ende setzt 7 Zuhair Mit 59 Zweizeilern ist dies das kurzeste Gedicht der Sammlung Grundsatzlich handelt es sich um eine zweiteilige Qasida Auf die einleitende Beschreibung der Geliebten folgt eine kurze Erinnerung an die Schrecken des Krieges die zum zentralen Teil uberleitet einem Loblied auf zwei Manner die einen Friedensschluss zwischen den Stammen der Banu Abs بنو عبس und der Banu Dhubyan بنو ذبيان erreicht hatten Der Schlussteil bringt einen aphoristischen Ruckblick eines Achtzigjahrigen auf sein Leben Heute und Gestern liegen auf der Hand doch was das Morgen bringt das ist mir unbekannt ʿAntara ibn Schaddad عنترة بن شداد Nachdem in den ersten 19 der insgesamt 79 Zweizeiler die Geliebte beschrieben wird stellt der Dichter in den zwei folgenden Versen sein hartes Leben auf dem Rucken eines schwarzen Pferdes der Lebensweise der Geliebten auf weichen Kissen gegenuber Der Beschreibung seines Kamels folgt das Selbstlob und der abschliessende Wunsch nicht sterben zu mussen bevor er sich an den zwei Sohnen seines Feindes Damdam geracht hat ʿAmr ibn Kulthum عمرو بن كلثوم Seine zweiteilige Qasida umfasst 94 Zweizeiler und ist wahrscheinlich in der arabischen Literatur das prachtvollste Beispiel eines fachr d h einer Ode auf einen Stamm Nach einer kurzen Einladung zum Morgentrunk und dem Abschied von der Geliebten deren korperliche Schonheit beschrieben wird folgt die Verherrlichung des Stammes Taghlib Der Stamm der Bakr und ʿAmr ibn Hind der von 554 bis 569 Konig der Lachmiden war und vom Autor des Gedichts ermordet wurde werden mit Krieg bedroht Al Harith ibn Hiliza الحارث بن حلزة Der Einschluss dieses Gedichts in die Sammlung kann als Ausgleich zum vorigen Werk verstanden werden Der Hauptteil der 84 Zweizeiler dieser Qasida befasst sich in deutlichem Gegensatz zu ʿAmr ibn Kulthum mit dem Lob des Stammes der Bakr und weist die Vorwurfe der Taghlib gegen diesen zuruck Labid Seine Qasida enthalt 88 Zweizeiler und zeichnet sich durch eine aussergewohnlich ausgewogene Struktur aus Der einleitende Teil enthalt Vorwurfe an die treulose Geliebte und den Aufruf des Dichters an sich selbst eine andere Geliebte zu finden Der zweite Teil ist der Schilderung eines Kamels gewidmet das Labid mit einer Wolke einer fluchtigen Eselin deren Junges einem Lowen zum Opfer fallt und einer wilden Kuh vergleicht Anschliessend widmet sich der Dichter seinem Selbstlob er liebe den Wein schutze den Wanderer sei freigebig vermittle in Streitigkeiten und sei der Verteidiger des Stammes was zum abschliessenden Stammeslob uberleitet 8 Zur Uberlieferung und Echtheit der vorislamischen Poesie BearbeitenIn der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts befassten sich Theodor Noldeke und Wilhelm Ahlwardt als erste Arabisten mit der Frage der Echtheit der altarabischen Poesie Beide waren davon uberzeugt dass bis ins 8 Jahrhundert die altarabischen Gedichte hauptsachlich mundlich uberliefert worden seien und beurteilten spatere schriftliche Aufzeichnungen mit einer grossen Portion Skepsis Noldeke ging davon aus die Gedichte der Aufzeichnungen aus dieser Zeit seien von einem Gelehrten einem gewerbsmassigen Uberlieferer Rawi oder irgend einem beliebigen Beduinen abgelauscht und niedergeschrieben worden 9 Auch Ahlwardt war der Meinung dass die Uberlieferung derselben d h Werke von Mund zu Mund ging und unabsichtlichem Irrthum oder absichtlicher Falschung ausgesetzt war 10 Um die Wende zum 20 Jahrhundert vertraten Ignaz Goldziher und Georg Jacob die Meinung dass unter den Umayyaden mit der Aufzeichnung der Poesie begonnen wurde doch dass damals die rein mundliche Uberlieferung noch vorherrschend gewesen sei Carl Brockelmann formulierte 1898 in seiner Geschichte der arabischen Literatur Vorher d h vor Mohammed lebten die alten Lieder ausschliesslich im Munde des Volkes und waren daher mannigfachen Gefahren ausgesetzt mag man auch die Gedachtniskraft eines Naturvolkes noch so hoch anschlagen so waren doch schon materielle Verluste unvermeidlich Zu Beginn der 1920er Jahre gewannen jedoch Gelehrte wie Charles James Lyall Fritz Krenkow und Erich Braunlich nach eingehender Prufung der vorhandenen Materialien den Eindruck dass der grossere Teil der auf uns gekommen vorislamischen Poesie wahrscheinlich um 680 schriftlich fixiert war Dementsprechend korrigierte Brockelmann seine obigen Ausfuhrungen und schrieb 1937 dass zu Muhammads Zeit auch in Innerarabien Gedichte niedergeschrieben wurden und es sei daher ein Irrtum den Gebrauch der Schrift bei den Nordarabern in der vorarabischen Zeit ganz zu leugnen und daraus auf die Unechtheit aller unter dem Namen von Dichtern der Heidenzeit uberlieferten Verse zu schliessen In welchem Umfang die Uberlieferer der vorislamischen Zeit schriftliche Unterlagen fur ihre Uberlieferungen besassen ist heute nicht mehr festzustellen Es kann aber ohne weiteres davon ausgegangen werden dass die Dichter der Mu allaqat schreiben konnten ihre Gedichte eine lange Zeit hindurch bearbeiteten und dass sie Uberlieferer anderer Dichter waren 11 Einzelnachweise Bearbeiten Al Muʿallaqat Arabic literature In Encyclopaedia Britannica 2020 Auf Britannica com englisch abgerufen am 27 Dezember 2020 Renate Jacobi Studien zur Poetik der altarabischen Qaṣide Akademie der Wissenschaften und der Literatur Veroffentlichungen der Orientalischen Kommission 24 ISSN 0568 4447 Steiner Wiesbaden 1971 S 10 ff Die Gedichtauszuge sind der Ubersetzung von Philipp Wolff entnommen Arabisches Original Goethe und die Moallakat von Katharina Mommsen Ubersetzung von Friedrich Ruckert Englische Ubersetzung von Michael Sells Haverford College Thomas Bauer al Mu allaqat In The Routledge Encyclopedia of Arabic Literature edited by Julie Scott Meisami amp Paul Starkey 1998 ISBN 978 0 41557 1135 S 533 Theodor Noldeke Beitrage zur Kenntnis der Poesie der alten Araber Hannover 1864 Nachdruck Hildesheim 1967 Wilhelm Ahlwardt Bemerkungen uber die Aechtheit der alten Arabischen Gedichte Greifswald 1872 Fuat Sezgin Geschichte des arabischen Schrifttums Band II Poesie Bis ca 430 H Leiden E J Brill 1975 S 14 33 Literatur BearbeitenPhilipp Wolff Muallakat Die sieben Preisgedichte der Araber Degginger Rottweil 1857 Digitalisat Fuat Sezgin Geschichte des arabischen Schrifttums Band II Poesie Bis ca 430 H E J Brill Leiden 1996 ISBN 90 04 04376 4 Thomas Bauer al Mu allaqat In The Routledge Encyclopedia of Arabic Literature edited by Julie Scott Meisami amp Paul Starkey 1998 ISBN 978 0 41557 1135 S 532 534 Arthur John Arberry The Seven Odes London 1957Weblinks BearbeitenWikisource arabisch The Seven Odes Some Notes on the Compilation of the Muʿallaqat Meir Jacob Kister in Rivista degli Studi Orientali 44 1969 S 27 36 Al Muʿallaqat aus Encyclopaedia Britannica http www sacred texts com isl arp arp005 htmNormdaten Werk GND 4411923 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muʿallaqat amp oldid 236450627