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Die Mora oder More von lateinisch mora Zeitraum ist in der antiken Verslehre ein Mass fur die Quantitat und in der Phonologie eine Masseinheit fur das Silbengewicht Morigkeit Beide Begriffe entsprechen einander weitgehend Der wesentliche Unterschied ist dass in der Phonologie das Silbengewicht Morigkeit eine Eigenschaft der Silbe an sich bemisst im Unterschied zur antiken Silbenquantitat die eine Eigenschaft der Silbe im Kontext des Verses ist Inhaltsverzeichnis 1 Moren in der antiken Metrik 2 Moren in der Phonologie 3 Moren im Japanischen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseMoren in der antiken Metrik BearbeitenIn der antiken quantitierenden Metrik der Griechen entsprach der lateinischen Mora die Zeiteinheit chronos protos xronos prῶtos erste Zeit Grundzeit bzw deren Vielfache Im Versmass entsprach von der Dauer her dem chronos protos bzw der Mora das Verselement elementum breve der doppelten Lange das elementum longum bzw das elementum anceps mit der Dauer 2 Moren bzw chronos disemos dishmos zwei Zeichen usw Die Zeitwerte sind dabei nicht absolut sondern relativ zum jeweiligen Grundtempo Sie gleichen damit der musikalischen Tondauer wobei eine Mora dem Notenwert einer Viertelnote gleichgesetzt wird Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen griechischen Bezeichnungen der Quantitaten mit den jeweiligen Symbolen der metrischen Notation 1 Moren Notenwert Zeichen Name Umschrift1 xronos prῶtos chronos prōtos2 xronos dishmos chronos disemos3 xronos trishmos chronos trisemos4 1 xronos tetrashmos chronos tetrasemos5 1 xronos pentashmos chronos pentasemosAndreas Heusler hat die Symbole fur die Dauer einzelner Silben in seine Notation fur die Taktreihen der deutschen Metrik ubernommen Moren in der Phonologie BearbeitenKurze Silben sind in Sprachen in denen der Morenbegriff relevant ist einmorig lange Silben dagegen zweimorig oder in manchen Sprachen sogar dreimorig Die Definition von langer Silbe variiert je nach Sprache eine More entspricht oft einer offenen Silbe mit kurzem Vokal oder einem kurzen Vokal mit hochstens einem nachfolgenden Konsonanten Silben mit einem langen Vokal bzw einem Kurzvokal und mehreren Konsonanten sind zweimorig zahlen also zwei Moren 2 Im Altgriechischen ist die More der Trager das musikalischen Akzents in glykeῖᾰ suss fem Nom Sg liegt der Hochton auf der ersten More der langen Silbe keῖ keː wahrend in glykeiᾱs suss fem Gen Sg der Hochton auf der zweiten More der gleichen Silbe liegt In beiden Fallen ist es die drittletzte More auch Antepanultima genannt die den Hochton tragt Moren im Japanischen BearbeitenDie japanische Sprache ist fur ihre morischen Qualitaten bekannt Die meisten Dialekte einschliesslich der Hochsprache verwenden Moren anstatt Silben als Einheit ihres Lautsystems So besteht das beruhmte Haiku nicht etwa aus drei Zeilen zu 5 7 und 5 Silben sondern aus 5 7 und 5 Moren Ein Zeichen der Hiragana und Katakana Schriften reprasentiert jeweils eine More die auch die Trager des Hoch bzw Tieftons sind So sind die Stadtenamen Tōkyō Ōsaka und Sendai alle viermorig とうきょう To u kyo u おおさか O o sa ka せんだい Se n da i Eine silbeninitiale More besteht aus einem Vokal oder einer Kombination aus Konsonant und folgendem Vokal Bei dem Beispiel Tōkyō steht das y dabei fur eine Palatalisierung des vorangehenden Konsonanten Als zweite More in einer Silbe gibt es die folgenden Moglichkeiten die Verlangerung des Vokals wie in den obigen Beispielen Tōkyō und Ōsaka der zweite Vokal wie in Haiku der Nasalkonsonant am Ende einer Silbe wie in Sendai der erste Teil eines Doppelkonsonanten einer Geminate wie in Nissan Untersucht man den japanischen Wortschatz daraufhin wie haufig Worter vorkommen die aus einer verschiedenen Anzahl an Moren bestehen so kommt man auf die 1 verschobene Binomialverteilung die ein gutes Modell fur eine solche Erhebung liefert 3 Siehe dazu das Gesetz der Verteilung von Wortlangen Literatur BearbeitenHadumod Bussmann Hrsg unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer Lexikon der Sprachwissenschaft 4 durchgesehene und bibliographisch erganzte Auflage Kroner Stuttgart 2008 ISBN 978 3 520 45204 7 Helmut Gluck Hrsg Metzler Lexikon Sprache 4 Aufl Verlag J B Metzler Stuttgart 2010 ISBN 3 476 02335 4 S 661 s v More 1 T Alan Hall Phonologie Eine Einfuhrung 2 Aufl de Gruyter Berlin amp New York 2011 ISBN 3 11 021588 8 S 265 271 Einzelnachweise Bearbeiten Christiaan Marie Jan Sicking Griechische Verslehre Handbuch der Altertumswissenschaft Abt 2 Teil 4 Beck Munchen 1993 ISBN 3 406 35252 9 S 9 Richard Wiese Die Rolle der Silbe in der Lautsprache In Ulrike Domahs Beatrice Primus Hrsg Handbuch Laut Gebarde Buchstabe de Gruyter Berlin 2016 S 46 63 Kap 3 2 Haruko Sanada Investigations in Japanese Historical Lexicology Revised Edition Peust amp Gutschmidt Gottingen 2008 ISBN 978 3 933043 12 2 S 96f Normdaten Sachbegriff GND 4798608 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mora Einheit amp oldid 229730603