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Der sogenannte Monforte Altar auch Die Anbetung der Konige ist ein christliches Tafelbild von Hugo van der Goes Er entstand wahrscheinlich um 1470 in Gent und befindet sich heute in der Dauerausstellung der Gemaldegalerie Berlin Die Anbetung der Konige Monforte Altar Hugo van der Goes ca 1470Ol auf Eichenholz180 2 263 cmGemaldegalerie Ident Nr 1718 BerlinVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Provenienz 1 2 Funktion 2 Beschreibung 2 1 Darstellungsweise 2 2 Technik Material und Erhaltungszustand 3 Einordnung und Bedeutung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSowohl Auftraggeber als auch der Bestimmungsort des Werkes sind unbekannt 1 Es wird in die Schaffensphase 1467 bis etwa 1476 eingeordnet in der Hugo van der Goes im flandrischen Gent ansassig war und als freier Meister der dortigen Lukasgilde angehorte 2 Zuvor wurde das Altarbild dem Zeitgenossen Hans Memling aber auch Bernaert van Orley und Peter Paul Rubens zugeschrieben welche beide deutlich spater lebten 3 Im mannlichen Kopf mit der blauen Kopfbedeckung ganz rechts im Bild wird ein Selbstportrat des Meisters vermutet 4 Provenienz Bearbeiten Vermutlich seit dem 16 Jahrhundert befand sich das Werk im Besitz eines Klosters im nordspanischen Monforte de Lemos von welchem es seinen gelaufigen Namen erhielt 5 1910 wurde es auf dem spanischen Kunstmarkt veraussert und durch Wilhelm Bode den damaligen Direktor des Kaiser Friedrich Museums Berlin fur die Berliner Sammlung angekauft 1913 wurde es von Vigo aus nach Hamburg verschifft und kam dann nach Berlin in die Sammlung des Kaiser Friedrich Museums wo es am 2 Januar 1914 erstmals offentlich ausgestellt werden konnte 1 Eine Dokumentationsfotografie aus den 1930er Jahren zeigt dass die Anbetung der Konige zu dieser Zeit im sogenannten Deutschen Museum hing welches im Nordflugel des Pergamonmuseums untergebracht war 6 Funktion Bearbeiten Die Bildtafel war mit grosser Wahrscheinlichkeit der mittlere Teil eines Flugelaltars da an den Seiten noch Spuren von Gelenken zu finden sind mit denen die Seitenflugel befestigt gewesen sein durften 7 Beschreibung BearbeitenEs handelt sich um die Mitteltafel eines ursprunglich wohl dreiteiligen Altarbildes Triptychon Dargestellt ist die Anbetung des neugeborenen Christuskindes durch die Heiligen Drei Konige Das Altarbild verfugt uber einen holzernen dreifach profilierten und vergoldeten Rahmen 1 Es handelt sich weitgehend um ein rechteckiges Querformat das mittlere Drittel ist jedoch nach oben hin 10 cm hoher Insgesamt misst das Bild mit Rahmen 180 2 263 cm die Tafel allein 157 5 239 cm 1 Zwischen den Mauern einer Palastruine sitzt Maria und prasentiert auf ihrem Schoss das nackte Christuskind beide haben einen Heiligenschein aus feinen goldenen Strahlen Maria tragt ein purpurnes Kleid einen blauen Mantel und einen weissen Schleier ihre Haare sind rotlich blond ihre Augen sind gesenkt oder geschlossen Neben Maria und links im Bild kniet Josef erkennbar durch das graue Haar und den Bart und blickt mit offenen Augen und Mund den ankommenden drei Konigen entgegen die von rechts herangekommen sind In der Bildmitte kniet der erste Konig bartlos und mit kurzem grauen Haar und betet das Kind mit aneinander gelegten Handflachen an Sein Mantel ist leuchtend rot mit weissen Armelansatzen und Kragen darunter tragt er ein langarmeliges Gewand aus einem kostbaren gemusterten und golden schimmernden Stoff Vor ihm liegt ein flacher Stein auf dem Boden auf dem ein geoffnetes goldenes Gefass mit Deckel steht in dem Goldmunzen liegen Seine edelsteinbesetzte Pelzkrone lehnt an diesem Stein Hinter dem ersten Konig nahern sich die anderen beiden Der mittlere hat einen Vollbart und braunes Haar und hat seinen rechten Arm zur Verbeugung vor die Brust gelegt Er tragt einen dunklen Pelzmantel und eine rote Kopfbedeckung Zwischen dem zweiten und dem dritten Konig kniet ein Diener der dem zweiten Konig mit beiden Handen einen goldenen Kelch reicht Ganz rechts tritt der dritte Konig hinzu bartlos und mit schwarzem Haar welcher auf den Fingern seiner rechten Hand ein ebenfalls goldenes Gefass mit kuppelformigem Deckel halt Sein Gewand ist grun und sein kostbarer Mantel in orangeroten Farbtonen gemustert Alle drei Konige blicken auf das Christuskind ebenso der Junge und einer der Manner rechts aussen Hinter dem dritten Konig befinden sich ganz rechts drei Figuren welche jedoch von diesem zum grossen Teil verdeckt werden Zwei bartlose Manner und ein Kind stehen eng beieinander es sind nur ihre Kopfe zu sehen Hinter dem knienden ersten Konig endet der Raum mit einer niedrigen Mauer dahinter schauen weitere vier Manner der Szene zu Die Palastruine befindet sich in einer hugeligen Landschaft mit mitteleuropaischer Vegetation Die Jahreszeit ist Fruhling was am satten Grun der Wiesen und Baume sowie dem wolkenlosen hellblauen Himmel erkennbar ist Auch die links bluhenden blauen Schwertlilien lassen diese Bestimmung zu 8 Hinter Josef endet die Ruinenmauer und gibt den Blick auf eine Landschaft mit Strassen und Hausern und zwei Brucken uber einem kleinen Fluss frei Darstellungsweise Bearbeiten Die perspektivische Horizontlinie befindet sich in der oberen Bildhalfte auf Hohe der holzernen Wand hinter dem knienden ersten Konig Bei der Betrachtung des Bildes erscheint dadurch der grosste Teil des Vordergrundes aufsichtig Die Kopfe Marias und des dritten Konigs dagegen befinden sich deutlich oberhalb der Horizontlinie und erscheinen daher untersichtig Die Ruinenarchitektur bildet einen Raum der zur Landschaft hin offen ist und als Kulisse fur die Begrussung und Anbetung des Christuskindes dient Die hohen Mauern links und rechts grenzen den Vordergrund des Bildes ab in welchem sich die wichtigsten Figuren befinden Die Darstellung der Bildgegenstande ist besonders realitatsnah und detailreich Textilien und Edelmetalle wirken in ihren Materialeigenschaften fast illusionistisch auch die Pflanzen sind botanisch bestimmbar dargestellt Fur die Figuren wurden unterschiedliche Hauttone gewahlt Der dritte Konig hat dunkle Haut der zweite Konig und Josef einen hellen aber kraftigen Hautton und der erste Konig ist hellhautig und eher fahl Die Nebenfiguren sind hellhautig Maria und das Christuskind haben eine fast weisse leuchtende Hautfarbe Diese lasst sie im Vergleich zu den anderen Figuren unwirklich wirken Technik Material und Erhaltungszustand Bearbeiten Als Bildtrager wurde baltisches Eichenholz verwendet fur die Malerei Olfarben auf Leinolbasis 1 9 Der Rahmen wurde fest mit der Bildtafel verbunden und ebenso wie diese mit einer Grundierung aus Leim und Kreide uberzogen sodass er als original gelten kann 10 Unter den Malschichten befindet sich eine Unterzeichnung mit Kohle 9 Das Altarwerk ist nur als Fragment uberliefert Die Seitenflugel des Altares fehlen ganz uber ihren Verbleib ist nichts bekannt Die vorhandene Mitteltafel weist am oberen Rand eine Stufe auf welche die Kleiderzipfel zweier schwebender Engel zeigt Hier wurde sie stark beschnitten und die Tafel auf ein annahernd rechteckiges Format gebracht Wahrscheinlich war sie zuvor etwa 70 cm hoher 11 Ein Grund fur diesen Eingriff konnten sehr beengte Platzverhaltnisse in den Raumlichkeiten eines fruheren Besitzers gewesen sein 12 Nach dem Ankauf fur die Berliner Gemaldegalerie wurde der Rahmen erneut an die Form der noch vorhandenen Malerei angepasst 13 Dadurch ist ersichtlich dass die Szene nicht mehr vollstandig ist Der Zustand des Bildtragers wurde 2003 von der Restauratorin Beatrix Graf als gut und stabil bezeichnet was vor allem der stabilen Konstruktion mit Traversen auf der Ruckseite zu verdanken ist 14 Die Malerei selbst ist dagegen in einem unterschiedlich gut erhaltenen Zustand Von 2001 bis 2002 fand eine erstmalige Restaurierung nach modernen Massstaben sowie eine technologische Untersuchung statt 15 Hierbei wurden elf verschiedene Eingriffe nachgewiesen von denen zwei als schwerwiegend eingestuft werden weil sie die ursprungliche Substanz der Malerei massgeblich beschadigt haben 15 Der fruhere dieser beiden gravierenden Eingriffe betraf vor allem die Gewander der Maria und der drei Konige Diese Flachen weisen grosse Fehlstellen auf an denen die erste Farbe zumeist grun abgetragen wurde Diese Schaden gehen teilweise bis zur untersten Schicht der Grundierung und wurden offenbar durch flachiges Abkratzen verursacht Anschliessend wurden die Schaden ausgebessert und retuschiert Statt dem ursprunglichen Grunton wurde nun ein Mauveton verwendet welcher vor allem die Erscheinung des jungsten Konigs veranderte Ausserdem wurde der Gurtel des altesten Konigs bei der Retusche nach unten versetzt und wahrscheinlich auch in seinen Details verandert Moglicherweise waren bereits bestehende Materialschaden in der Farbschicht der Ausloser fur diese erste grossere Restaurierung 16 Bei einer spateren gravierenden Massnahme wurde mit starkem Losungsmittel in die Farbsubstanz eingegriffen Wahrscheinlich sollten damit einzelne Stellen wieder aufgehellt werden Auch hier fanden grossflachige Retuschen statt jedoch mit Farbmitteln die anders alterten als das originale Material Hierbei wurde das Gewand des jungsten Konigs wieder in einen Grunton gefasst 3 Im Anschluss an die grundliche Untersuchung in den Jahren 2001 bis 2002 wurde das Gemalde restauriert Dabei wurden die nachgedunkelten braunlichen Firnisse abgenommen ebenso wie die jungsten Ubermalungen Dabei konnten auch wichtige Bereiche des blauen Marienmantels freigelegt werden die noch in ihrer Originalsubstanz erhalten waren Die dadurch ebenso wieder sichtbar gewordenen kleineren Fehlstellen retuschierte man erneut An den Gewandern der drei Konige entschied man sich dagegen fur die Erhaltung der vorherigen Ubermalungen da darunter zu wenig ursprungliche Farbe erhalten war Durch Retuschen wurden alte und neue Farbwirkungen einander angenahert Die Zielsetzung der Massnahmen war die Komposition und den asthetischen Zusammenhang wieder in ein Gleichgewicht zu bringen so die beteiligte Restauratorin Beatrix Graf 17 Einordnung und Bedeutung BearbeitenDie Darstellung der Anbetung des Christuskindes durch die Heiligen Drei Konige folgt grundsatzlich bereits bekannten Formen der niederlandischen Malerei dieser Zeit Als wichtige Referenz fur das Dreikonigsmotiv gilt der Columba Altar von Rogier van der Weyden welcher etwa 25 Jahre vor dem Monforte Altar entstand 18 Es handelt sich grundsatzlich um eine biblische Szene welche aber nur noch die narrative Basis bildet Wichtiger ist die katholische Bildtradition und die vielfaltige symbolische Aufladung der Darstellung Wahrend das Markusevangelium von der Anbetung des neugeborenen Jesus durch eine unbestimmte Anzahl Magier oder Weise aus dem Osten berichtet Mt 2 EU hatte sich auf Grundlage der fruhchristlichen Schriften des Tertullian und des Origines verbreitet sie als drei Konige darzustellen welche drei verschiedene kostbare Geschenke mitbringen Dies zeigt im christlichen Verstandnis die Demut und Selbsterniedrigung der weltlichen Machte vor dem Messias Die Konige des Monforte Altars unterscheiden sich deutlich in Kleidung Haartracht und Hautfarbe voneinander So konnte man sie sich als Vertreter der drei Kontinente Afrika Asien und Europa vorstellen welche aus europaischer Perspektive die gesamte Welt reprasentierten 19 Auch ihre drei unterschiedlichen Altersphasen sind ein Detail welches seit dem 14 Jahrhundert in Dreikonigsdarstellungen vorkam 19 Der Alteste ist zeitlich dem naturlichen Tode und raumlich dem Christuskind am nachsten welches die Erlosung vom Tod bringt Maria und Christus werden in der ansonsten naturalistisch gezeigten Szene durch ihre unwirklich helle Haut und die Heiligenscheine gegenuber den anderen Figuren hervorgehoben Sie werden damit als vom himmlischen Licht erfullt gezeigt Die Farbe Weiss symbolisiert auch die Reinheit der Jungfrau Maria und ihres Sohnes 20 Literatur BearbeitenEveraarts Marijn Hugo van der Goes Life and Work in Face to face with Hugo van der Goes Old Master New Interpretation Ausstellungskatalog Musea Brugge 28 Oktober 2022 5 Februar 2023 Brugge Hannibal 2022 S 56 83 Graf Beatrix Der Monforte Altar von Hugo van der Goes Bemerkungen zu Erhaltungszustand Restaurierung und Maltechnik in Jahrbuch der Berliner Museen 45 2003 S 255 270 Parshall Peter Ad vivum Observations on Hugo van der Goes s Monforte Altarpiece in Berlin in Tributes to Maryan W Ainsworth Collaborative Spirit Essays on Northern European Art 1350 1650 hrsg v Anna Koopstra Christine Seidel und Joshua P Waterman London Harvey Miller 2022 S 183 194 Weblinks BearbeitenMonforte Altar Vorderseite bei Google Arts amp Culture Monforte Altar Ruckseite in der Online Datenbank der Staatlichen Museen zu BerlinEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Beatrix Graf Der Monforte Altar von Hugo van der Goes Bemerkungen zu Erhaltungszustand Restaurierung und Maltechnik In Staatliche Museen zu Berlin Hrsg Jahrbuch der Berliner Museen Band 45 2003 S 255 JSTOR 4423763 Marijn Everaarts Hugo van der Goes Life and Work In Musea Brugge Hrsg Face to face with Hugo van der Goes Old Master New Interpretation Ausstellungskatalog Musea Brugge 28 10 2022 05 02 2023 Hannibal Brugge 2022 ISBN 978 94 6436 671 6 S 57 a b Graf 2003 S 261 Graf 2003 S 264 Rainer Grosshans Nr 64 Hugo van der Goes Die Anbetung der Konige Monforte Altar In Staatliche Museen zu Berlin Stiftung Preussischer Kulturbesitz Hrsg Gemaldegalerie Berlin Prestel Museumsfuhrer 4 Auflage Prestel Munchen London New York 2012 ISBN 978 3 7913 5206 0 S 53 Aufstellung des Deutschen Museums im Pergamonmuseum Raum 32 Sammlung der altniederlandischen Gemalde Recherche Staatliche Museen zu Berlin Abgerufen am 8 Marz 2023 Peter Parshall Ad vivum Observations on Hugo van der Goes s Monforte Altarpiece in Berlin In Anna Koopstra Christine Seidel Joshua P Waterman Hrsg Tributes to Maryan W Ainsworth Collaborative Spirit Essays on Northern European Art 1350 1650 Harvey Miller London Turnhout 2022 ISBN 978 1 912554 75 1 S 192 Anm 11 Graf 2003 S 267f a b Graf 2003 S 270 Graf 2003 S 263 Henning Bock u a Gemaldegalerie Berlin Gesamtverzeichnis Hrsg Staatliche Museen zu Berlin Ars Nicolai Berlin 1996 ISBN 3 87584 984 1 S 55 Parshall 2022 S 192 Graf 2003 S 257 Graf 2003 S 256 a b Graf 2003 S 258 Graf 2003 S 259 Graf 2003 S 262 Parshall 2022 S 187 a b Die Anbetung der Konige Monforte Altar Recherche Staatliche Museen zu Berlin Abgerufen am 8 Marz 2023 Nora Halbgebauer Polychromie romanischer Portale in Wien und Niederosterreich Dissertation Universitat Wien Wien 2008 S 21 f doi 10 25365 thesis 974 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Monforte Altar amp oldid 232476968