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Das Moltkedenkmal Parchim ist das alteste Moltkedenkmal Deutschlands Es wurde 1876 in Parchim noch zu Lebzeiten von Helmuth von Moltke eingeweiht und blieb bis heute unverandert erhalten Moltkedenkmal in Parchim 2021 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Beschreibung 3 Weiterer Werdegang 4 Einweihung 5 Geschichte nach 1945 6 Stellenwert 7 Anekdoten 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIn einer privat einberufenen Sitzung des Parchimer Burgerausschusses am 11 Februar 1871 stellte der Advokat Sommer den Antrag zur Errichtung eines Standbildes zu Ehren Helmuth von Moltkes Hintergrund dieses einstimmig beschlossenen Antrages ist der nach der Einnahme von Paris am 28 Januar 1871 siegreiche Ausgang des Deutsch Franzosischen Krieges mit der bereits am 18 Januar 1871 erfolgten Ausrufung des zweiten Kaiserreiches und der damit verbundenen Kaiserkronung von Wilhelm I im Spiegelsaal von Versailles Moltke der neben Otto von Bismarck und Albrecht von Roon als Reichseiniger gefeiert wurde war am 26 Oktober 1800 in Parchim geboren worden Bereits am 14 Februar 1871 empfing Grossherzog Friedrich Franz II Mecklenburg die Parchimer Deputierten und sicherte seine Unterstutzung zu 1 Daraufhin formierte sich ein Denkmalausschuss Neben 24 Honoratioren aus Parchim waren auch Personen aus Schwerin und Berlin Mitglieder darunter der Kunsthistoriker Friedrich Eggers der Direktor der Berliner Bauakademie Richard Lucae und Bildhauer Ludwig Brunow 2 Nach Bekanntmachung des Denkmalprojektes begannen auch die Sammlungen zur Finanzierung der geplanten Kosten von 60 000 Reichsmark Spendenaufrufe wurden ausser in Mecklenburg und dem ubrigen Deutschland auch in London Moskau und St Petersburg veroffentlicht und zeigten schnell den erhofften Erfolg Grossherzog Friedrich Franz II gab 2 000 Taler 6 000 Mark und stellte aus im Krieg erbeuteten franzosischen Kanonen 33 Zentner Bronze fur den Guss zur Verfugung 2 Beschreibung Bearbeiten nbsp Moltkes FamilienwappenDas Denkmal zeigt das ca 2 70 m hohe Bronzestandbild von Helmuth von Moltke d A Der Generalfeldmarschall steht in ruhiger Pose das linke Bein leicht vorgesetzt Die Arme sind vor dem Korper verschrankt und halten den uber der Uniform getragenen offenen Mantel zusammen die Rechte halt gleichzeitig eine Schriftrolle In grosser Portratahnlichkeit ist der Kopf des Grossen Schweigers wie Moltke oft charakterisiert wird modelliert Der hohe auf drei Stufen ruhende Sockel aus rotem schwedischen Granit ist zweistufig gegliedert Auf der Vorderseite ist ein bronzener Eichenkranz angebracht worin in Goldschrift folgende Inschrift zu lesen ist Graf HELMUTH MOLTKE General Feldmarschall die Ruckseite zeigt ebenfalls in Bronze das grosse Familienwappen mit dem Wahlspruch ERST WAGEN DANN WAGEN Weiterer Werdegang BearbeitenDer Bildhauer Ludwig Brunow der 1843 nur wenige Kilometer ostlich von Parchim in Lutheran geboren wurde verfasste am 24 Februar 1871 ein diplomatisch sehr geschicktes Bewerbungsschreiben Er hatte erst kurz zuvor sein Studium an der Kunstakademie Berlin beenden mussen und hoffte als Mecklenburger und noch weitgehend unbekannter Kunstler darauf nun seinen ersten grosseren Auftrag zu erhalten Es unterliegt nun wohl keinem Zweifel dass die hiesigen alten und gewieften Meister wie zum Beispiel die Professoren Friedrich Drake Albert Wolff Gustav Blaeser und andere einen solchen Auftrag nicht zuruckweisen wurden Allein dieselben arbeiten nicht mehr um der Ehre willen wie ein junger vorwartsstrebender Kunstler tun muss sondern kann wohl annehmen dass der Kostenpunkt hier einen erheblichen Unterschied machen wurde Mir dem jungen Mann der sich ohne Uberhebung sagen darf in seiner Kunst so weit vorgeschritten zu sein um sich mit Ernst und einiger Hoffnung auf Erfolg einer solchen Aufgabe widmen zu konnen wurde das Moltke Denkmal eine Lebensfrage sein und Ew Hochwohlgeboren werden mir wohl glauben dass ich meine Ehre sicherlich nicht so leicht auf die Waage legen werde 3 Ein nicht unwesentlicher Pluspunkt fur den jungen Kunstler war uberdies dass mit Friedrich Eggers und Richard Lucae zwei seiner ehemaligen Lehrer und Forderer im Denkmalsausschuss sassen Vermittelt durch Eggers erhielt Brunow im Juni 1871 die Gelegenheit Helmuth von Moltke in dessen Berliner Wohnung portratieren zu durfen 4 Eine daraufhin entstandene Buste ist als Vorarbeit zum Denkmal zu sehen und machte den Kunstler der einige Exemplare der Buste in Marmor Bronze und Gips verkaufen konnte in der Offentlichkeit bekannt Im Oktober arbeitete Brunow intensiv an verschiedenen Modellen Im Juni 1873 erhielt er endlich den ersehnten Vertrag Im Fruhjahr 1874 waren die Hilfsmodelle im Massstab von 1 3 fertig und konnten von der Denkmalskommission begutachtet und genehmigt werden Das Gussmodell des Standbildes war im Februar 1875 vollendet und verblieb vor dem Guss in der renommierten Kunstgiesserei Hermann Gladenbeck noch einige Monate im Atelier wo es u a von Kaiser Wilhelm I mit Gattin und Kronprinzen wohlwollend in Augenschein genommen wurde 5 Den Sockel aus rotem Granit fertigte die renommierte Berliner Firma Kessel amp Rohl nbsp Marmorbuste 1875 nbsp DenkmalEinweihung BearbeitenDie feierliche Enthullung des Denkmals war von einem eigens gebildeten Festausschuss fur den 2 Oktober 1876 festgesetzt worden Der Tag begann um 7 00 Uhr mit vollem Glockengelaut der Kirchen Ein grosser Festzug durch die Stadt endete um 12 00 Uhr am Denkmalsplatz Zu den Feierlichkeiten fanden sich zahlreiche Gaste ein darunter naturlich die fuhrenden Mitglieder der grossherzoglichen Familie voran Friedrich Franz II und Mitglieder der Familie von Moltke mit Ludwig von Moltke als Bruder des Geehrten an der Spitze 2 Helmuth von Moltke konnte nicht teilnehmen schickte aber seine personlichen Grusse und Gluckwunsche Es ist mir dabei eine besondere Freude dass Eure Konigliche Hoheit nicht nur meinen Bruder sondern auch den jungen Kunstler ausgezeichnet haben dessen Talent der mecklenburgischen Heimath alle Ehre macht 6 Er holte aber einen Besuch in Parchim und am Denkmal am 26 November 1876 nach Neben weiteren Ehrengasten darunter naturlich auch Bildhauer Brunow waren zahlreiche Militars und Truppeneinheiten Grossherzoglicher und Moltke scher Regimenter die Kriegervereine der Region sowie mehrere Tausend Zuschauer aus der Bevolkerung anwesend Die Festrede hielt der Gymnasialdirektor Meyer Daraufhin erfolgte unter Kanonendonner die Enthullung und Ubergabe des Denkmals vom Denkmalsausschuss an die Stadt zur Obhut und Fursorge fur alle Zeiten Burgermeister Friedrich Stegemann antwortete mit den Worten Mit lebhaftem Danke gegen die hochverehrten Mitglieder des Comitee welche mit patriotischem Sinne das Werk angeregt und bis zur Vollendung gefordert haben nimmt die Stadt Parchim durch mich dies Monument in ihre Obhut sie wird es halten wie ein Kleinod das ihr von dem grossen deutschen Vaterlande anvertraut ist Ein Schmuck eine Ehre unserer Stadt wird eine unvergangliche lebendige Erinnerung an den Geist die Tugenden und die hohen Verdienste dessen sein den Parchim glucklich und stolz ist seinen grossen Sohn nennen zu durfen 2 Nach den offiziellen Feierlichkeiten der Ehrengaste folgte ein Festessen im Wallhotel Bildhauer Ludwig Brunow erhielt fur sein erstes Denkmal das Verdienstkreuz in Gold des Hausordens der Wendischen Krone Eigens zur Denkmalsenthullung wurde auch eine Erinnerungsmedaille gepragt Ein Gipsabguss des Hilfsmodells wurde 1877 im Rahmen einer Trophaengruppe in der Ruhmeshalle des Schweriner Arsenals aufgestellt Der Verbleib der Figur nach Auflosung der Ruhmeshalle 1922 ist nicht geklart Teile der Sammlung kamen in die militarhistorische Ausstellung in das Schweriner Schloss und sind dort 1945 grosstenteils zerstort geplundert oder als Beutekunst an unbekannten Ort gebracht worden 7 Geschichte nach 1945 BearbeitenDas Moltkedenkmal uberstand die Metallspende Aktionen im Zweiten Weltkrieg unbeschadet war aber nach Kriegsende auf Antrag antifaschistischer Gruppen der Stadt vom Abriss bedroht Dafur musste jedoch der sowjetische Stadtkommandant General Gussow seine Zustimmung geben die er verweigerte Der Kunstler hat den General nicht in der Heldenpose des Siegers dargestellt Wie er hier steht und uber die Grabhugel der russischen Offiziere zu seinen Fussen blickt Anm die Graber wurden spater umgebettet ist es der Grosse Schweiger wie er genannt wurde der uber Krieg und Frieden nachdenkt 2 Auch nach der Umbenennung des Moltkeplatzes in Platz der Arbeit blieb das Denkmal dort stehen wurde aber bei politischen Demonstrationen insbesondere zum 1 Mai und 7 Oktober mit riesigen Transparentwanden verhullt Stellenwert BearbeitenBrunow setzte mit seinem Denkmal des Generalfeldmarschalls wesentliche Akzente fur alle nachfolgenden Moltke Denkmaler Von Brunow stammt die von der Mehrzahl der folgenden Moltke Interpreten ubernommene charakteristische Handhaltung das Ubergreifen der einen meist linken Hand auf das Handgelenk der anderen Dadurch wird der Eindruck voller Konzentration erzeugt die Tendenz den Militar als Geistesheroen zu verstehen verstarkt und das nach aussen gerichtete Pathos etwa eines Blucher in innere Sammlung verwandelt Gegenuber dem Eisernen Kanzler erscheint der grosse Schweiger der doch die militarischen Siege von 1866 und 1870 71 zu verantworten hatte und beim Krieg gegen Danemark die entscheidende Wende erzwang als Intellektueller 8 Das Standbild in Parchim ist das erste und einzige noch zu Lebzeiten Moltkes errichtete und steht heute unter Denkmalschutz Uberdies wurde 1994 in Moltkes Geburtshaus in Parchim eine Gedenkstatte eingerichtet in der u a auch eine von Ludwig Brunow modellierte Moltkebuste in Marmor datiert 1875 ausgestellt ist Anekdoten BearbeitenAus einem Nachruf auf den Kunstler ist folgende Begebenheit uberliefert Fur die Herstellung des Standbildes erbat sich Brunow einige Kleidungsstucke Moltkes und erhielt denn auch einen Mantel ein Paar Stiefel und einiges Zubehor Gern hatte nun der junge Kunstler die Sachen als teure Reliquien zuruckbehalten und er machte vorlaufig keine Anstalten sie wieder abzuliefern da sie materiell wertlos und nicht mehr zu benutzen waren Aber er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht Nach langerer Frist schickte der Feldmarschall einen Diener und liess sich den alten Mantel zuruckholen der ihm noch gute Dienste tue indem er ihn bei kaltem Wetter als Bettdecke benutzt Schnell musste nun der alte Mantel den man damit er schonere Falten werfe des Unterfutters beraubt hatte wieder instand gesetzt werden Den Stiefeln wurde nicht nachgefragt und sie konnten so gerettet werden Allein unrecht Gut gedeiht nicht pflegte der Meister zu sagen wenn er in spateren Jahren die Geschichte zum Besten gab sie wurden mir gestohlen 9 Im Bericht von der Enthullungsfeier erfahren wir auch von einer zutiefst menschlichen Begebenheit In diesem Gewirre beobachteten wir eine Szene die uns das Herz machtig ergriff und welche wir nicht verschweigen mogen selbst auf die Gefahr hin indiscret zu erscheinen Der Kunstler Brunow trat an seine alte Mutter fur welche in der ersten Reihe der Damentribune ein Platz von der Comitte reserviert war den Glanz des hochsten Glucks in seinen Augen heran reichte ihr die Hand und streichelte ihr die Wangen und helle Tranen stromten dabei der alten Frau aus den Augen Wir konnen uns vorstellen welch ein unaussprechliches Gluck ihre Mutterbrust bewegte als sie ihren Sohn die Fruchte seiner treuen redlichen Arbeit hatte ernten sehen und nicht vielen Eltern ist es beschieden das an ihren Kindern zu erleben was diese Mutter heute in ihrem Sohn erlebt hatte 10 Literatur BearbeitenOtto Weltzien Zur Geschichte Parchims Streifzuge durch sieben Jahrhunderte Parchim 1903 Ingeborg Richter Wolfgang Kaelcke Das Moltke Denkmal in Parchim Eine Dokumentation Schriftenreihe des Museums der Stadt Parchim Heft 3 Parchim 1995Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moltkedenkmal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Moltkedenkmal in der Landesbibliographie MVEinzelnachweise Bearbeiten Otto Weltzien Zur Geschichte Parchims Streifzuge durch sieben Jahrhunderte Parchim 1903 S 150 a b c d e Ingeborg Richter Wolfgang Kaelcke Das Moltke Denkmal in Parchim Eine Dokumentation Schriftenreihe des Museums der Stadt Parchim Heft 3 Parchim 1995 Stadtarchiv Parchim Brief Brunows vom 24 Februar 1871 Meckl Landeshauptarchiv Schwerin Grossherzogl Kab III Nr 5119 Brief Brunows vom 6 Juni 1871 Meckl Landeshauptarchiv Schwerin Grossherzogl Kab III Nr 5119 Brief Brunows vom 11 Juni 1875 Meckl Landeshauptarchiv Schwerin Grossherzogl Kab III Nr 5303 Brief Moltkes an den Grossherzog Klaus Ulrich Keubke Das Arsenal Ein Wahrzeichen Schwerins Schwerin 1998 Trier Weyres Hrsg Die Kunst des 19 Jahrhunderts im Rheinland Bd 4 S 263 J Jurss Ludwig Brunow In Meckl Zeitung Sonntagsbeilage Nr 4 v 27 Januar 1913 Wolfgang Kaelcke Parchimer Personlichkeiten Teil I Parchim 1996 S 1753 424888888889 11 847333333333 Koordinaten 53 25 29 6 N 11 50 50 4 O 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