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Mohammad Kazem Chorasani persisch محمدکاظم خراسانی DMG Moḥammad Kaẓem Ḫorasani geb 1839 in Maschhad gest 12 Dezember 1911 in Nadschaf bekannt als Achund Chorasani war ein schiitischer Mudschtahid und politischer Aktivist aus Persien der die meiste Zeit seines Lebens im Irak verbrachte und zu den wichtigsten Unterstutzern der Iranischen Konstitutionellen Revolution 1905 1911 aus dem Kreise der schiitischen Geistlichkeit gehorte Nach seinem Tod im Jahre 1911 erlebte die konstitutionalistische Bewegung innerhalb des schiitischen Klerus einen Niedergang 1 Mohammad Kazem Chorasani Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Gelehrtenkarriere 2 Politische Aktivitaten 2 1 Kampf gegen die kleine Tyrannei 2 2 Nach der Errichtung der konstitutionellen Monarchie 3 Werke 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAusbildung und Gelehrtenkarriere BearbeitenMohammad Kazem war der vierte und jungste Sohn von Molla Hoseyn einem Wanderprediger aus Herat der sich schliesslich in Maschhad ansiedelte Hier wurde Mohammad Kazem geboren und erhielt seine fruhe Ausbildung 1860 ging er fur eine Zeit nach Sabzawar wo er bei Molla Haddschi Hadi Sabzawari gest 1878 islamische Philosophie studierte 1861 setzte er sein Studium fur sechs Monate bei Molla Hoseyn Cho i an der Madrase ye Sadr in Teheran fort Im Mai 1862 zog er in die heilige Stadt Nadschaf 2 wo er den Rest seines Lebens verbringen sollte Zunachst besuchte er den Unterricht von Mortaza Ansari Nach dessen Tod im Jahre 1864 studierte er uber zehn Jahre bei Mohammad Hasan Schirazi gest 1895 Fiqh und Usul al fiqh 3 Als Schirazi 1874 nach Samarra umsiedelte verblieb Chorasani als dessen Stellvertreter in Nadschaf zuruck und konnte einen eigenen Schulerkreis aufbauen Nach Schirazis Tod im Jahre 1894 verlor Samarra als Gelehrtenzentrum an Bedeutung und Chorasani wurde als einer der wichtigsten Gelehrten betrachtet Chorasani erwies sich als ein einfallsreicher Lehrer hielt seine taglichen Vorlesungen uber Usul al fiqh vor mehr als tausend Schulern aus verschiedenen Regionen der islamischen Welt und bildete 120 von ihnen zu Mudschtahids aus Nach dem Tod von Muhammad Fadel Scharabiyani im Jahre 1904 wurde Chorasani als der einzige Mardschaʿ at taqlid betrachtet 4 Zu seinen zahlreichen Schulern gehorte unter anderem auch Hossein Borudscherdi 5 Chorasani hatte im Irak auch deswegen eine machtvolle Stellung weil er Transferzahlungen aus dem sogenannten Oudh Bequest bezog einer Stiftung die der Konig von Oudh im Jahre 1825 gegrundet hatte um bedurftige Schiiten in Nadschaf und Kerbela zu unterstutzen Die Ubermittlung des Geldes in den Irak erfolgte dabei durch die Briten die vor Ort schiitische ʿUlama mit der Verteilung beauftragten 6 Mit dem Geld das ihm zur Verfugung stand grundete Chorasani im Irak drei religiose und verschiedene weltliche Schulen 7 Politische Aktivitaten BearbeitenChorasani begann schon fruh mit politischen Aktivitaten Als 1898 im Iran eine Islamische Firma zur Herstellung von und zum Handel mit Textilien gegrundet wurde erklarte er es zu Pflicht aller Muslime in auslandischen Fabriken hergestellte Kleidung zu boykottieren und im Inland hergestellte Kleidung zu tragen 8 Ab 1906 unterstutzte Chorasani die Konstitutionelle Revolution im Iran Zusammen mit zwei anderen hochrangigen Mudschtahids Mirza Hoseyn Tehrani and Scheich ʿAbdallah Mazandarani veroffentlichte er zahlreiche Fatwas und Manifeste und sandte Telegramme an Stammeschefs politische Fuhrer im Iran sowie an Staatsmanner in England Frankreich Deutschland und in der Turkei in denen er zur Unterstutzung des Verfassungsprozesses aufforderte Als Mohammed Ali Schah 1907 den iranischen Thron bestieg sandte ihm Chorasani eine zehn Punkte umfassende Direktive die unter anderem die Anweisungen enthielt den Islam zu schutzen Industrie und moderne Wissenschaft zu fordern der Intervention auslandischer Machte bei Wahrung diplomatischer Beziehungen ein Ende zu setzen und Gerechtigkeit und Gleichheit durchzusetzen 9 Die schiitische Geistlichkeit in Nadschaf spaltete sich wahrend des Jahres 1907 in zwei Lager die von Chorasani angefuhrte konstitutionalistische Fraktion maschruta genannt und die von Kazem Yazdi angefuhrte absolutistische Fraktion mustabidda genannt die den Verfassungsprozess bekampfte 10 Kampf gegen die kleine Tyrannei Bearbeiten nbsp Mohammed Ali Schah der von Juni 1908 bis Juli 1909 autokratisch regierte Mit der Beschiessung des Parlaments durch die persische Kosakenbrigade im Juni 1908 und der Exekutierung mehrerer Konstitutionalisten begann im Iran die Zeit der kleinen Tyrannei estebdad e ṣaġir in der Mohammad Ali Schah ohne Parlament autokratisch regierte Chorasani intensivierte in dieser Zeit sein Engagement fur die konstitutionalistische Bewegung Dies hatte auch mit dem Erfolg der Jungturkischen Revolution und der Wiedereinsetzung der Osmanischen Verfassung im Juli 1908 zu tun Chorasani begrusste diese Revolution ausdrucklich und sandte Sultan Abdulhamid II ein Telegramm in dem er die Notwendigkeit der Durchsetzung der Verfassung betonte 11 Im August unternahm er einen Versuch britische Unterstutzung fur die Verfassungsrevolution im Iran zu gewinnen erhielt jedoch von den Briten die sich im Vertrag von Sankt Petersburg 1907 mit Russland auf eine Aufteilung Persiens in Interessenspharen geeinigt hatten eine Abfuhr Im September wandte er sich mit Telegrammen an Abdulhamid und bat ihn den Persern dabei zu helfen sich von Mohammed Ali Schah zu befreien Im Oktober beschwerte er sich zusammen mit seinen beiden Kollegen bei dem franzosischen Gesandten in Bagdad uber Mohammed Alis Schahs Vorgehensweise Im Dezember sandte er zusammen mit Mazandarani einen Brief an die muslimischen Glaubensbruder in Kaukasien Tiflis Batumi und anderen Gebieten sich mit den Revolutionaren von Tabris zu vereinigen um dem Despotismus der Kadscharen ein Ende zu machen Zusammen mit anderen Gelehrten erklarte er in einem Fatwa dass Gehorsam gegenuber dem Schah und die Zahlung von Steuern an ihn gegen den Islam verstiessen Gleichzeitig erklarte er den Kleriker Fazlollah Nuri der Mohammad Alis Regime unterstutzte und die Konstitutionalisten angegriffen hatte fur unglaubig 12 Ein Gefahrte Chorasanis Mirza Muhammad Husain Na ini 1860 1936 veroffentlichte im Marz April 1909 seinen bekannten staatsrechtlichen Traktat mit dem Titel Tanbih al Umma wa tanzih al milla fi wuǧub al masruṭa Mahnung der Umma und Erhohung der Gemeinde hinsichtlich der Notwendigkeit der Verfassung in dem er nachzuweisen versuchte dass die Forderung nach einer Verfassung mit der Scharia im Einklang steht 13 Chorasani begrusste das Erscheinen dieser Schrift mit einer Widmung 14 Gleichzeitig kampfte er auch gegen die restaurativen Tendenzen im Osmanischen Reich Als im April Abdulhamid II einen Aufstand konservativer Soldaten unterstutzte der die jungturkische Regierung zu sturzen versuchte drohte Chorasani dem Sultan in einem Brief damit ihn fur abgesetzt zu erklaren 15 Wenige Wochen spater verschoben sich im Iran die Machtverhaltnisse zugunsten der Konstitutionalisten Als diese auf Teheran marschierten und das von russischen Truppen unterstutzte Schah Regime bedrohten sandten die beiden Grossmachte England und Russland eine Erklarung an Chorasani und forderten ihn auf seinen politischen Aktivismus zu beenden und die verschiedenen politischen Parteien im Iran zur Massigung aufzurufen Der Schah versprach im Gegenzug in einem Telegramm die Verfassung wiedereinzusetzen Chorasani glaubte diesen Versprechungen jedoch nicht und gab eine Erklarung ab in der er konkretere Zusagen forderte Um den Konstitutionalisten moglichst effektive Unterstutzung gegen den Schah und seine russischen Unterstutzer zu geben brach er im Juli mit einer grossen Anzahl von Gelehrten zu einem Protestmarsch nach Kerbela auf 16 Am 13 Juli sandte er eine Delegation von vier schiitischen Geistlichen unter denen sich auch sein Sohn befand zum britischen Generalkonsul in Bagdad um dort gegen die russische Prasenz im Iran zu protestieren und die Briten um Unterstutzung fur die Konstitutionalisten zu bitten 17 Als die Gelehrten am 15 Juli horten dass die konstitutionalistischen Krafte Teheran eingenommen hatten brachen sie ihren Marsch ab 18 Nach der Errichtung der konstitutionellen Monarchie Bearbeiten Auch nach der Exilierung von Mohammad Ali Schah und der Einsetzung seines noch minderjahrigen Sohnes Ahmad Schah Kadschar mischte sich Chorasani noch mehrfach mit Telegrammen in die iranische Politik ein Grund dafur war vor allem seine Missbilligung der sakularistisch ausgerichteten Politik des neuen Parlaments So sandte er zum Beispiel im Juni 1910 zusammen mit Mazandarani einen Brief an Premierminister Abolqasem Naser al Molk in dem er sich uber die Arbeit des iranischen Parlament beschwerte 19 Seine Verlautbarungen der nachfolgenden Zeit hatten starker panislamischen Charakter So veroffentlichte er im Dezember 1910 zusammen mit anderen schiitischen Gelehrten des Irak ein Manifest in dem er die persische Nation aufforderte das Osmanische Reich zu unterstutzen 20 Nach der italienischen Invasion Libyens im Jahre 1911 rief er einen Dschihad gegen Italien aus Als nach der anglo russischen Invasion des Iran im gleichen Jahr der Schah seinen Thron wiederzuerlangen versuchte fasste Chorasani den Entschluss nach Persien zu reisen um dort die Massen gegen die Russen zu mobilisieren 21 Doch bevor er diesen Plan verwirklichen konnte starb er uberraschend am 20 Dhu l Hiddscha 1329 12 Dezember 1911 in seinem Haus in Nadschaf Es gab Geruchte dass anglo russische Elemente oder der Gouverneur von Nadschaf an seinem Tod beteiligt waren 22 Werke BearbeitenChorasani verfasste mehrere arabische Werke von denen das wichtigste sein 1885 veroffentlichtes zweibandiges Handbuch Kifayat al uṣul zur islamischen Rechtstheorie ist Es wird bis heute auf der letzten Stufe des Studiums der schiitischen Madrasas verwendet und ist sehr haufig kommentiert worden 23 Ausserdem erstellte er einen Kommentar zu dem Werk Faraʾid al uṣul seines Lehrers Mortaza Ansari mit dem Titel Durar al fawaʾid fi sarḥ al Faraʾid Literatur BearbeitenMuḥsin al Amin Aʿyan as siʿa Ed Ḥasan al Amin Beirut 1986 Bd IX S 5f Mohammad Ali Amir Moezzi Akhund al Khurasani Mulla Muḥammad Kaẓim in Encyclopaedia of Islam THREE Edited by Kate Fleet Gudrun Kramer Denis Matringe John Nawas Everett Rowson Erstmals veroffentlicht 2015 Online Mateo Mohammad Farzaneh The Iranian Constitutional Revolution and the clerical leadership of Khurasani Syracuse University Press Syracuse New York 2015 Abdul Hadi Hairi Shiʿism and Constitutionalism in Iran A Study of the Role played by the Persian Residents of Iraq in Iranian Politics Brill Leiden 1977 Abdul Hadi Hairi Art Khurasani in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd V S 61a 62a Abdul Hadi Hairi Art Aḵund Ḵorasani 1 Life and Political Role in Encyclopaedia Iranica Bd I S 732a 734b Erstmals veroffentlicht 1984 Aktualisierte Online Version Denis Hermann Akhund Khurasani and the Iranian Constitutional Movement in Middle Eastern Studies 49 2013 430 453 Muḥsin Kadiwar Siyasatnama i Ḫurasani qaṭaʿat i siyasi dar aṯar i Aḫund Mulla Muḥammad Kaẓim Ḫurasani Ṣahib i Kifaya 1255 1329 hiǧri qamari Kawir Teheran 1387hs 2008 n Chr ʿAbd al Ḥusain Maǧid Kafa i Margi dar nur zindagani i Aḫund Ḫurasani Kitabfurusi i Zawwar Tihran 1359 hs 1980 n Chr Pierre Jean Luizard La formation de l Irak contemporain Le role politique des ulemas chiites a la fin de la domination ottomane et au moment de la construction de l Etat irakien CNRS Paris 2002 S 250 262 Pierre Jean Luizard Histoire politique du clerge chiite xviiie xxie siecle Fayard Paris 2014 S 95 109 ʿAbd ar Raḥim Muḥammad ʿAli al Muṣliḥ al muǧahid as saiḫ Muḥammad Kaẓim al Ḫurasani Nadschaf 1972 S Murata Art Aḵund Ḵorasani 2 His Importance in Oṣul in Encyclopaedia Iranica Bd I S 734b 735a Erstmals veroffentlicht 1984 Aktualisierte Online VersionEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Luizard Histoire politique du clerge chiite 2014 S 96 Vgl al Amin Aʿyan as siʿa 1986 Bd IX S 5 Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 732a Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 732a 732b Vgl Luizard Histoire politique du clerge chiite 2014 S 96 Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 733b Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 734a Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 734a Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 732b Vgl Luizard La formation de l Irak contemporain 2002 S 250 Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 733a Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 732b 733a Vgl Luizard Histoire politique du clerge chiite 2014 S 102 Vgl Hairi Shiʿism and Constitutionalism in Iran 1977 S 6 Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 733a Vgl Luizard La formation de l Irak contemporain 2002 S 261 Vgl Hairi Shiʿism and Constitutionalism in Iran 1977 S 95 245f Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 733b Vgl Hairi Shiʿism and Constitutionalism in Iran 1977 S 116 Vgl Revue du Monde Musulman 13 1911 385 86 Digitalisat Vgl al Amin Aʿyan as siʿa 1986 Bd IX S 5 Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 733b Vgl Hairi Aḵund Ḵorasani 1984 S 734a Normdaten Person GND 121106284 lobid OGND AKS LCCN nr90005564 VIAF 104081008 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chorasani Mohammad KazemALTERNATIVNAMEN Chorasani Achund Molla Mohammad Kazem vollstandiger Name آخوند ملا محمد كاظم خراساني arabisch KURZBESCHREIBUNG schiitischer Mudschtahid und politischer Aktivist aus dem IranGEBURTSDATUM 1839GEBURTSORT MaschhadSTERBEDATUM 12 Dezember 1911STERBEORT Nadschaf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mohammad Kazem Chorasani amp oldid 233619875