www.wikidata.de-de.nina.az
Multipler Substanzgebrauch umgangssprachlich auch Mischkonsum genannt ist eine Form des Drogenkonsums bei der zwei oder mehr psychotrope Substanzen involviert sind Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung und Beispiele 2 Alternative Begriffsdefinitionen und Klassifizierung 3 Besondere Gefahren bei Schwangerschaft 4 EinzelnachweiseVerbreitung und Beispiele Bearbeiten nbsp Drogenkombinations Chart von TripsitZahlen uber die Haufigkeit von Mischkonsum insbesondere in Kombination mit illegalen Drogen liegen nur vereinzelt vor Es ist aber davon auszugehen dass in sehr vielen Fallen in denen Drogen konsumiert werden mehr als eine Substanz einbezogen wird Schon der gleichzeitige Gebrauch von Alkohol und Tabak ist Mischkonsum 1 So ergab eine 2004 in Deutschland veroffentlichte Studie dass 87 8 der befragten Personen die Erfahrung mit Alkohol oder Cannabis hatten auch die Kombination aus beidem ausprobiert hatten s Tabelle zu Mischkonsum 2 Grunde fur multiplen Substanzgebrauch konnen vielschichtig sein Zum einen kann der Gebrauch einer bestimmten Droge spontan Lust auf weitere Substanzen machen zum anderen findet aber auch gezielter Mischkonsum statt in der Hoffnung eine besondere Wirkung zu erzielen Fur manche Kombinationen haben sich unter Konsumenten daher eigene Begriffe entwickelt so beispielsweise fur den gleichzeitigen Konsum von MDMA und LSD der als Candyflip bezeichnet wird oder die Kombination aus Kokain und Heroin die den Namen Speedball tragt Drogenberatungsstellen raten in der Regel von Mischkonsum jeglicher Art ab da sich fur den Konsumenten in den allermeisten Fallen die jeweiligen Einzelrisiken der Drogen addieren mitunter aber auch potenzieren Substanzkombination Mogliche Mischkonsum spezifische Wirkungen Mischkonsumerfahrung unter jeweiligen Konsumenten der Einzeldrogen Studie 2004 2 Bewertung durch Konsumenten als gut Studie 2004 2 QuellenAlkohol und Tabak steigendes Krebsrisiko hoheres Risiko von Herz Kreislauf Erkrankung Erektionsstorungen und Menstruationsstorungen keine Angabe keine Angabe 1 Alkohol und Cannabis Ubelkeit und Erbrechen Reaktionsvermogen und Orientierungsfahigkeit lassen nach Halluzinationen hoheres Unfallrisiko Neigung zu Uberdosierung intensivere Alkoholintoxikation 87 8 36 6 2 1 3 Alkohol und MDMA Ecstasy Neigung zu Uberdosierung starkere Belastung der Leber fuhrt eher zu Alkoholvergiftung und Leberschaden Warmestaus und Uberhitzungserscheinungen hoheres Unfallrisiko hoheres Risiko langfristiger Gedachtnisstorungen harteres Comedown 80 1 37 9 2 1 3 Alkohol und LSD Wirkung des Alkohols wird nicht wahrgenommen Risiko einer Alkoholuberdosierung 78 6 24 3 2 4 Alkohol und Amphetamin Speed Wirkung des Alkohols wird nicht wahrgenommen Risiko einer Alkoholuberdosierung trotz Gefuhl der Nuchternheit vermindertes Reaktionsvermogen grosse Belastung fur Leber und Niere Dehydration Warmestau Uberhitzung 77 6 49 8 2 5 3 Alkohol und Kokain Wirkung des Alkohols wird nicht wahrgenommen Risiko einer Alkoholuberdosierung trotz Gefuhl der Nuchternheit vermindertes Reaktionsvermogen Selbstuberschatzung aggressives Verhalten bei langfristigem und hochdosiertem Mischkonsum emotionale VerhartungBei Kokainkonsum nach Alkoholgebrauch Bildung von Cocaethylen dadurch deutliche Verstarkung der originaren Kokainwirkung 75 6 55 2 2 6 3 Alkohol und Heroin Potenzierung der Nebenwirkungen komatoser Zustand und Lahmung von Atmung und Herztatigkeit moglich 69 5 9 2 2 7 3 Cannabis und MDMA Ecstasy gegenseitige Wirkverstarkung temporare Einschrankung der Gedachtnisleistung hohe Kreislaufbelastung 47 1 79 2 8 Cannabis und Amphetamin Speed Angst oder Panikzustande hohe Kreislaufbelastung bei dauerhaftem Konsum Risiko einer Psychose und oder Angsterkrankung 25 9 62 2 8 Cannabis und Methamphetamin Crystal Angst oder Panikzustande hohe Kreislaufbelastung bei dauerhaftem Konsum Risiko einer Psychose und oder Angsterkrankung keine Angabe keine Angabe 8 Cannabis und Kokain Angst oder Panikzustande hohe Kreislaufbelastung unter Stressbedingungen additive Erhohung der Herzfrequenz und des Blutdrucks bei dauerhaftem Konsum Risiko einer Psychose und oder AngsterkrankungBei Kokainkonsum nach Cannabiskonsum leicht verstarkte und verlangerte Euphorie erhohter Blutspiegel 28 8 72 2 8 9 Kokain und Tabak hohe Kreislaufbelastung leicht verstarkter Rauschzustand fordert die Abhangigkeit von Kokain 10 keine Angabe keine AngabeMDMA Ecstasy und LSD Candyflip Wirkung von MDMA Ecstasy wird verstarkt Erhohung der Korpertemperatur Hitzschlag Kollaps Angst und Panikzustande starke Halluzinationen 27 9 46 2 4 3 MDMA Ecstasy und Amphetamin Speed Wirkung von MDMA Ecstasy wird teilweise gemindert Neigung zu Uberdosierung stimulierende Wirkung beider Substanzen bleibt erhalten daher starke Belastung des Herz Kreislauf Systems Hitzschlag Kollaps erhohter Flussigkeitsverlust erhohte Wahrscheinlichkeit fur Gehirnschaden 28 4 69 2 11 3 Amphetamin Speed und LSD LSD Trip wird unberechenbar Das kann bedeuten dass der Konsument gar keine LSD Wirkung spurt oder dass er von der Wirkung uberwaltigt wird mit allen sich daraus ergebenden Risiken 17 1 20 12 Alternative Begriffsdefinitionen und Klassifizierung BearbeitenKlassifikation nach ICD 10F19 Psychische und Verhaltensstorungen durch multiplen Substanzgebrauch und Konsum anderer psychotroper SubstanzenF19 0 Akute Intoxikation akuter Rausch F19 1 Schadlicher GebrauchF19 2 AbhangigkeitssyndromF19 3 EntzugssyndromF19 4 Entzugssyndrom mit DelirF19 5 Psychotische StorungF19 6 Amnestisches SyndromF19 7 Restzustand und verzogert auftretende psychotische StorungF19 8 Sonstige psychische und VerhaltensstorungenF19 9 Nicht naher bezeichnete psychische und VerhaltensstorungICD 10 online WHO Version 2019 Laut ICD 10 ist Multipler Substanzgebrauch eine Form des Drogenkonsums bei der zwei oder mehr psychotrope Substanzen zu sich genommen werden und keine Substanz fur sich allein den Konsum dominiert bzw nur eine oder keine der Substanzen bekannt ist Gleichzeitig wird damit noch keine Aussage uber das Vorhandensein oder das Ausmass gesundheitlicher Storungen bzw ein spezifisches klinisches Erscheinungsbild getroffen Multipler Substanzgebrauch liegt dann vor wenn die Substanzaufnahme chaotisch und wahllos erfolgt ohne dass ein bestimmter Stoff oder eine bestimmte Substanzgruppe vorherrscht 13 Mit negativer Konnotation und stigmatisierend wird mitunter von Polytoxikomanie v griech mania mania die Raserei und auch multiplem Substanzmissbrauch gesprochen Demgegenuber wird mit Mehrfachabhangigkeit ein bestehendes Abhangigkeitssyndrom bei Einnahme mehrerer psychotroper Substanzen bezeichnet Das DSM IV fordert hier fur die Diagnose polysubstance dependence den wiederholten Gebrauch von Substanzen aus mindestens drei Substanzgruppen unter Ausschluss von Koffein und Nikotin uber einen Zeitraum von mindestens zwolf Monaten wobei die Abhangigkeitskriterien fur die Gesamtheit der Substanzen nicht aber fur eine spezifische Gruppe erfullt sein mussen Eine Umbenennung in Polysubstance Use Disorder wird derzeit diskutiert 14 Besondere Gefahren bei Schwangerschaft BearbeitenNehmen mehrfachabhangige Mutter auch wahrend der Schwangerschaft multiple Substanzen zu sich so besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit dass das Kind mit korperlichen oder und geistigen Behinderungen auf die Welt kommt In Deutschland sind drei von 1000 geborenen Kindern Kinder von mehrfachabhangigen Frauen Durch den Konsum von Heroin Kokain und Alkohol entstehen beispielsweise folgende Storungen beim Kind verzogertes Krabbelalter verzogertes Lauflernalter verzogerte Sprachentwicklung ADS ADHS Dyskalkulie Legasthenie Ausserdem wurde bei multiplem Substanzgebrauch wahrend der Schwangerschaft folgendes beobachtet angeborene Fehlbildungen erhohte Infektanfalligkeit Entwicklungsverzogerung Lernstorungen plotzlicher Kindstod und Folgen der geburtshilflichen Komplikationen 15 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Bundeszentrale fur gesundheitliche Aufklarung BZgA Vorsicht Mischkonsum abgerufen am 13 Oktober 2015 a b c d e f g h i j k l m n Gundula Barsch Joachim Eul Tibor Harrach 2004 Drogenmischkonsum anders verstehen Pravalenzen und Konsumbewertungen in und Wiener Zeitschrift fur Suchtforschung Jg 27 2004 Nr 4 S 49 6 und in Konturen Ausgabe 6 2006 S 8 15 online abgerufen am 13 Oktober 2015 a b c d e f g Landescaritasverband Bayern e V Mischkonsum abgerufen am 13 Oktober 2015 a b SZL Suchtzentrum gGmbH Substanzinformation LSD abgerufen am 13 Oktober 2015 SZL Suchtzentrum gGmbH Substanzinformation Speed abgerufen am 13 Oktober 2015 SZL Suchtzentrum gGmbH Substanzinformation Kokain abgerufen am 13 Oktober 2015 SZL Suchtzentrum gGmbH Substanzinformation Heroin abgerufen am 13 Oktober 2015 a b c d SZL Suchtzentrum gGmbH Substanzinformation Cannabis abgerufen am 13 Oktober 2015 Bundeszentrale fur gesundheitliche Aufklarung BZgA Konsumbeschreibungen zu der Konsumkombinationen Cannabis Kokain Alkohol abgerufen am 14 Oktober 2015 https www drugcom de newsuebersicht topthemen nikotin foerdert kokainabhaengigkeit SZL Suchtzentrum gGmbH Substanzinformation MDMA abgerufen am 13 Oktober 2015 Landescaritasverband Bayern e V Substanzinformation LSD abgerufen am 14 Oktober 2015 Berger Mathias Hrsg Psychische Erkrankungen Klinik und Therapie S 382 Elsevier 3 Aufl 2009 American Psychiatric Association DSM 5 Development 2010 Polysubstance Use Disorder Memento vom 19 Oktober 2012 im Internet Archive Ruthard Stachowske Memento des Originals vom 2 Mai 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www caritas mannheim de Abgerufen am 29 Mai 2014Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Multipler Substanzgebrauch amp oldid 228949594