www.wikidata.de-de.nina.az
Der Mikrolinseneffekt englisch microlensing bezeichnet in der Astronomie den Fall von Gravitationslinsen bei denen der Abstand zwischen den verschiedenen durch die Gravitationslinse erzeugten Bildern des Hintergrundobjekts so gering ist dass sie von heutigen Teleskopen nicht getrennt beobachtet werden konnen und auch die Lichtablenkung nicht gemessen werden kann Die Wirkung der Gravitationslinse zeigt sich dann dadurch dass das Gesamtlicht der unaufgelosten Bilder des Hintergrundobjekts heller erscheint als es ohne die Linse ware Eine solche Verstarkung ware an sich noch nicht leicht erkennbar da die eigentliche Helligkeit und Entfernung des Hintergrundobjekts normalerweise nicht bekannt sind Bewegen sich aber Linse und Hintergrundobjekt am Himmel sehr nahe aneinander vorbei dann nimmt die Helligkeit wahrend eines solchen Mikrolinsen Ereignisses in charakteristischer Weise zu und wieder ab wahrend das durch den Einsteinradius gegebene Gebiet hoher Verstarkung durchquert wird Inhaltsverzeichnis 1 Mikrolinsen in der Milchstrasse und nahen Galaxien 2 Suche nach den Bestandteilen Dunkler Materie 3 Suche nach Exoplaneten 4 Mikrolinsen bei hoher Rotverschiebung 5 LiteraturMikrolinsen in der Milchstrasse und nahen Galaxien Bearbeiten nbsp Beispiel fur die Lichtkurve eines Mikrolinsen Ereignisses Schwarze Punkte geben Messungen wieder die rote Linie ein Modell Die Zeiteinheit ist Tage Im am besten untersuchten Fall des Mikrolinseneffekts werden Hintergrundsterne im Bulge der Milchstrasse oder in den Magellanschen Wolken beobachtet Quert ein Objekt von Planeten bis Sternmasse vor einem solchen Stern dann wird der Hintergrundstern merklich verstarkt solange er sich nahe oder innerhalb des Einsteinradius befindet Dieser Radius ist fur stellare Massen und Entfernungen von etlichen Kiloparsec von der Grossenordnung einer Tausendstel Bogensekunde Je nach Masse des Linsenobjekts und der relativen Bewegung von Linse und Hintergrundobjekt dauert das Mikrolinsen Ereignis einige Tage bis Monate Da die Linsenwirkung nur von der Masse abhangt tritt sie auch fur leuchtschwache Linsen wie alte weisse Zwerge Neutronensterne und braune Zwerge auf die fur direkte Beobachtung in grosser Entfernung zu schwach sind Die Wahrscheinlichkeit dass ein bestimmter Hintergrundstern zu einem bestimmten Zeitpunkt gerade ein solches Ereignis zeigt ist sehr gering von der Grossenordnung 10 6 Es mussen also Millionen Hintergrundsterne gleichzeitig uberwacht werden um Mikrolinsenereignisse zu finden Unter diesen Sternen sind aber auch etwa 1 veranderliche Sterne verschiedener Typen von denen die Mikrolinsen Ereignisse unterschieden werden mussen Kriterien dafur sind die Form und Symmetrie des Helligkeitsanstiegs und abfalls die Einmaligkeit des Mikrolinsen Ereignisses im Gegensatz zur Wiederholung vieler Helligkeitsveranderungen von Sternen und die Tatsache dass Gravitationslinsen fur alle Wellenlangen gleich verstarken wahrend innere Helligkeitsanderungen von Sternen oft mit Farbanderungen verbunden sind In Richtung auf entferntere Galaxien der lokalen Gruppe wie den Andromedanebel konnen ebenfalls Mikrolinsen Ereignisse beobachtet werden Wegen der grosseren Entfernung zeigen sie sich als Helligkeitsanstieg eines Bildelements Pixels in dem das Licht des tatsachlich verstarkten Sterns mit dem anderer Sterne vermischt ist Suche nach den Bestandteilen Dunkler Materie BearbeitenDie ersten Suchen nach dem Mikrolinseneffekt entstanden in der Folge einer Arbeit von Bohdan Paczynski aus dem Jahr 1986 Wenn ein grosser Teil der Dunklen Materie im Halo unserer Milchstrasse aus schwach oder gar nicht leuchtenden Objekten mit Planeten bis Sternmasse bestande konnten solche Massive Astronomical Compact Halo Objects MACHOS durch die Suche nach Mikrolinsen Ereignissen in Richtung auf Hintergrundsterne in den Magellanschen Wolken entdeckt werden Mehrere Suchprogramme wie OGLE entdeckten um 1993 die ersten Ereignisse Im Wesentlichen sind sie aber durch bekannte Sternpopulationen erklarbar es gibt keine Anzeichen dass ein uberwiegender Teil der Dunklen Materie aus MACHOS besteht Ein zuvor populares Modell bei dem die dunkle Materie aus Objekten mit nur 10 6 bis 10 2 Sonnenmassen besteht ahnlich Planeten konnte damit ausgeschlossen werden da dann sehr viel mehr kurze Mikrolinsen Ereignisse auftreten sollten Suche nach Exoplaneten BearbeitenWenn ein Stern der ein Mikrolinsenereignis verursacht einen Planeten hat und dieser Exoplanet sehr nahe an der Sichtlinie zum Hintergrundstern vorbeiwandert wird die Lichtkurve des Ereignisses modifiziert Zusatzlich zum langsamen Helligkeitsanstieg und abfall der durch die Linsenwirkung des Vordergrundsterns entsteht kommt es zu einer kurzen Helligkeitsspitze von nur etwa einem Tag Dauer Solche Ereignisse wurden tatsachlich beobachtet Mikrolinsen bei hoher Rotverschiebung BearbeitenGravitationlinsen bei denen eine Galaxie als Linse ein kompaktes entferntes Objekt wie einen Quasar abbildet zeigen eine weitere Auspragung des Mikrolinseneffekts die veranderliche Mikrolinsenwirkung der einzelnen Sterne dieser Galaxie tragt zu den Helligkeitsschwankungen der Bilder des Hintergrundobjekts bei Diesen Effekt hat Kyongae Chang bereits 1980 in ihrer Dissertation beschrieben Makro Gravitationslinsen mit zusatzlichem Mikrolinseneffekt durch einen einzelnen Stern der in der Sichtlinie eines der Bilder eines Hintergrundobjektes liegt werden nach ihr und Sjur Refsdal auch Chang Refsdal Linsen genannt Literatur BearbeitenChris Kitchin Exoplanets finding exploring and understanding alien worlds Springer 2012 ISBN 978 1 4614 0643 3Normdaten Sachbegriff LCCN sh2002004488 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mikrolinseneffekt amp oldid 214055638