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Michael Seeling 1958 in Wuppertal ist ein deutscher Bildhauer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Tensionale Steinbildhauerei 2 2 Goldpieces 2 3 Pflanzungen 2 4 Matrikulare Zeichnungen 3 Ausstellungen Auswahl 3 1 Einzelausstellungen 3 2 Gruppenausstellungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMichael Seeling absolvierte zunachst von 1977 bis 1980 eine Lehre als Steinmetz und Steinbildhauer Zwischen 1984 und 1990 studierte er dann Freie Bildende Kunst an der Gesamthochschule Kassel GhK wo er 1990 sein Examen bei Friedrich Salzmann und Harry Kramer ablegte 1992 wurde ihm der Volker Hinniger Preis der Stadt Bamberg zugesprochen 1996 der Kunstpreis der Stadtsparkasse Wuppertal 1997 hielt Michael Seeling Gastvortrage an der Bauhaus Universitat Weimar und der Bergischen Universitat Wuppertal Von 2005 bis 2014 hatte er einen Lehrauftrag fur Bildhauerei und interdisziplinare Arbeit an der Freien Akademie der Bildenden Kunste fadbk Essen zu deren Aufbau und Weiterentwicklung zur Hochschule der bildenden Kunste Essen HDBK er einen bedeutenden Beitrag leistete Michael Seeling ist Mitglied im Deutschen Kunstlerbund 1 Er lebt und arbeitet in Wuppertal und Dusseldorf 2 Werk BearbeitenAusgangspunkt der Arbeit Michael Seelings ist es aus zivilisatorischen und kulturellen Prozessen bildhauerisches Handeln abzuleiten Seine Arbeiten entstehen gleichsam als Standbilder aus Sequenzen dieser Prozesse In der skulpturalen Realisierung verdichten sich diese Ausschnitte zu einem Kondensat und monumentalisieren sich uber die angewandten Methoden im jeweils eingesetzten Material Aus der Kombination verschiedener singularer Arbeiten entstehen im Fortgang ausgreifende Beziehungsgeflechte Das Œuvre des Kunstlers lasst sich in folgende Werkgruppen unterteilen Tensionale Steinbildhauerei Bearbeiten nbsp Dreigeteilter Block 1993 Sammlung Stadtisches Museum Abteiberg Monchengladbach Foto Werner Hannappel Durch seine bereits wahrend des Studiums am Ende der 1980er Jahre entwickelte tensionale Steinbildhauerei 3 vom Kunstler auch schlicht als Biegearbeiten tituliert erlangte Michael Seeling zu Beginn der 1990er Jahre erste Bekanntheit Hierbei setzte er sich mit den physikalischen Eigenschaften und Grenzen des Natursteins auseinander um daraus Gestaltungsprinzipien fur seine Skulpturen abzuleiten Unter Ausnutzung der Elastizitat oder Spannkraft des Steins werden physikalisch kausale Beziehungssysteme konstruiert indem inharente wie aussere Krafte auf das Material einwirken Dunne Steinstreifen werden unter Spannung gesetzt und gebogen Steinblocke oder platten werden fast der ganzen Lange nach eingeschnitten so dass sie den dadurch entstehenden Teilstucken nur noch an einem Ende ein Minimum an Zusammenhalt gewahren Bei entsprechend dunnen Abschnitten reicht im Prinzip schon die Schwerkraft aus um als sichtbares Indiz einwirkender Krafte eine Deformation des Steins zu bewirken Die tensionale Steinbildhauerei Michael Seelings fuhrt dem Betrachter eine Flexibilitat und Dynamik des klassischen Materials Stein vor Augen die dieser aus seiner Alltagserfahrung heraus niemals fur moglich gehalten hatte Um das Gestaltungsprinzip Beziehungssysteme als Skulptur zu begreifen von rein physikalischen auch auf kulturelle Prozesse auszudehnen wandte sich Michael Seeling in den 2000er Jahren starker dem Gegenstandlichen zu Ausgehend von der Naturbetrachtung wurde es ihm zunehmend wichtiger die Skulptur im menschlichen Alltag zu verankern um so deren orthodoxe Grenzen aufzuheben Goldpieces Bearbeiten nbsp Goldpiece 344 241 GRAMS 2010 Bei den Goldpieces dt Goldstucken werden in der Kombination der beiden extrem gegensatzlichen Materialien Gold und Styropor die Logiken von Waren und Wertesystemen miteinander konfrontiert Wobei der Kunstler in der jeweiligen Ambivalenz der Materialien ihre Gemeinsamkeit ausmacht Die Goldpieces sind Skulpturen die aus Styroporformteilen Transportverpackungen fur fragile Guter des Massenkonsums bestehen Diese von der Industrie nur nach zweckmassigen nicht nach asthetischen Gesichtspunkten konstruierten Korper werden durch den Kunstler im ironischen Zugriff mit grosster Akribie vergoldet Das Auflegen von Blattgold nobilitiert die rein funktional gestalteten Styroporbehalter indem es ihre ursprunglich nicht intendierten aber gleichwohl vorhandenen asthetischen Qualitaten erscheinen lasst Zugleich sind die so entstandenen skulpturalen Korper ihrer ursprunglichen Funktion gemass auch Negativformen des zuvor umschlossenen Konsumgegenstandes Sie sind also Form in doppeltem Sinne einmal als eigenstandige asthetische Artefakte und zugleich auch als funktionale Form Gussform Abformung wie sie im klassischen bildhauerischen Verfahren des Kunstgusses Verwendung findet Im Kontext der Prasentation bilden die zu Skulpturen transformierten Styroporformteile eine vollig neue Klasse von Gegenstanden wobei die asthetischen Qualitaten die okonomisch funktionalen ablosen Die den Goldpieces unterstellten Sockel sind zwar als Bestandteil der Skulptur aufzufassen haben aber gleichsam als Reminiszenz an die ursprungliche Zweckgebundenheit der Styroporformteile selbst wiederum nur rein funktionalen Charakter Der Bildhauer ordnet und belebt den Raum gibt ihm Bedeutung Ordnung und Bedeutung mussen nach meiner Meinung unserer Zeit und ihrem besonderen Geist entsprechen Isamu Noguchi Pflanzungen Bearbeiten nbsp Kakteenpflanzung mit Matrix Kakteenportrats 2013 Foto Dejan Saric In der Werkgruppe der Pflanzungen findet in Analogie zu den Goldpieces wiederum eine Transformation zum skulpturalen Artefakt statt Ausgangspunkt dieser Verwandlung ist jedoch nicht ein funktional technisches Konstrukt sondern der lebendige Naturgegenstand Kaktee Die durch den Kunstler wie auch durch die Rezipienten den Kakteen von vornherein zuerkannte skulpturale Qualitat wird bewusst eingesetzt und im Ausstellungskontext besonders augenfallig In den Pflanzungen ereignen sich die Kakteen als autonome Skulpturen die dem Betrachter gleichberechtigt gegenuberstehen indem sie ihm nahezu auf Augenhohe prasentiert werden Herausgelost aus ihrem naturlichen Habitat fungierten sie in der Exposition als Bindeglied zwischen Kunstwelt und Natur Umwelt In der Kombination mit den matrikularen Zeichnungen 4 siehe nachstes Unterkapitel sind sie zudem Ankerpunkte des durch die Zeichnungen noch weiter ausgreifenden Beziehungsgeflechtes welches sich im physikalischen wie im subjektiven Wahrnehmungsraum des Betrachters erstreckt nbsp Matrix Opuntia monacantha 2012 Konstitutiv fur das subjektive Bezugssystem des Betrachters ist der historische Kontext der verweisende Charakter der Kakteenpflanzen Michael Seeling spielt mit der Auswahl dieser Pflanzengattung gezielt auf zeitgeschichtliche kolonialistische imperialistische Hintergrunde an was auch den zunehmend konzeptuellen Charakter seiner Arbeiten andeutet Naturlicherweise kommen Kakteen nur auf dem amerikanischen Kontinent vor Durch ihre Verbringung in andere Seinszusammenhange wie Verpflanzung Zuchtung botanische Katalogisierung oder Domestizierung werden sie zu Zeugen europaischer Aneignungsstrategien Matrikulare Zeichnungen Bearbeiten nbsp Matrix MZ3 Ameisennebel 2007 Die matrikularen Zeichnungen zeigen aus einer gewissen Distanz betrachtet Abbildungen konkreter Phanomene Gegenstande der Zeichnungen sind Pflanzenportrats Kakteen aus der Sammlung des Kunstlers Supernovae nach Fotografien von Weltraumteleskopen und als Ursprung des Elements Gold sowie Goldminen und Straflager als Orte der Goldgewinnung und Ausbeutung von Mensch und Natur Aus der Nahe gesehen offenbaren die Zeichnungen die tabellarische Struktur einer Matrix Bildtrager ist unbedrucktes Zeichenpapier in dessen gedachte Rasterung als ware es kariertes Rechenpapier mittels Bleistift Schraffuren mit einem Neigungswinkel von 45 gezeichnet werden Durch Verwendung verschiedener Bleistiftstarken wird die Helligkeitsabstufung der Grauwerte zwischen den einzelnen Schraffuren Bildpunkten variiert Die geneigten Schraffuren entsprechen dem Gestus des Schreibens aber auch die fortgesetzte punktuelle Einwirkung des Meissels auf den Stein kann mit ihnen assoziiert werden Die Konzeptualitat der matrikularen Zeichnungen beziehungsweise ihr Abstraktionsgrad wird noch forciert wenn sie als Gegenstand den Satzspiegel wissenschaftlicher oder journalistischer Texte abbilden die wiederum den Themenkreisen Kakteenkunde Gold Astronomie Imperialismus etc entstammen Wobei weder aus nachster Nahe noch aus grosserer Entfernung die zugrunde liegenden Artikel gelesen werden konnen Die angewandte Zeichentechnik der schraffierten Rasterung fokussiert sich ganz auf die proportionale die rein visuelle Darstellung der abgebildeten Satzspiegel Evoziert wird ein Eindruck der Texte den ein Betrachter mit ausserst unscharfem Blick gewinnen wurde oder wie ihn jemand hatte der die besitzergreifende Kulturtechnik des Lesens gar nicht besasse In Kombination mit den Goldpieces und Pflanzungen entstehen uber die einzelnen Arbeiten hinausgreifende Bezugssysteme Diese Beziehungsgeflechte sind sowohl raumlicher wie thematischer Art Bei neueren Zeichnungen losen sich die Themen zunehmend von denen der Skulpturen und Pflanzungen und werden auf eine Vielzahl anderer Sujets ausgeweitet Die matrikularen Zeichnungen nehmen dann auf struktureller asthetischer und sinnlicher Ebene Bezug auf die skulpturalen Objekte Ausstellungen Auswahl BearbeitenEinzelausstellungen Bearbeiten 1991 Steinspannungen Atelier Galerie Kollektiv Wuppertal 1992 Splitting Raume fur neue Kunst Rolf Hengesbach Wuppertal 1994 Michael Seeling Skulpturen Museum Abteiberg Monchengladbach Katalog 1995 Michael Seeling Raume fur neue Kunst Rolf Hengesbach Wuppertal 1999 Interspace Kunsthalle Goppingen Katalog 1999 Interspace Kunstverein Bochum Katalog 1999 Michael Seeling Raume fur neue Kunst Rolf Hengesbach Wuppertal 2003 Michael Seeling Raume fur neue Kunst Rolf Hengesbach Wuppertal 2003 Homing Galerie Rolf Hengesbach Koln 2007 gistreuui Galerie KU 28 Essen Katalog 2012 Raumgedicht Glashaus Worringer Platz Dusseldorf 2013 Goldpieces Pflanzungen Zeichnungen Kunstraum Hengesbach Wuppertal 2014 Eine Piazza fur alles und ein Jedes auf seiner Piazza Museum gegenstandsfreier Kunst MgK Otterndorf Katalog 2016 Nicola Schrudde Michael Seeling viriditate Neuer Kunstverein Wuppertal 5 Gruppenausstellungen Bearbeiten 1987 documenta forum Kassel 1987 Kunstverein Eisenturm Mainz KEM 1990 Ausstellung Aufstellung Kunsthalle Barmen Wuppertal 1990 Giesshaus Kassel 1991 Halle K18 Kassel 1992 Stadtgalerie Bamberg Villa Dessauer mit der Kunstlergruppe INFuG DAS INSTITUT Bamberg 1993 Ibbenburener Sandsteinsymposion 1994 Kunstmuseum Jaroslawl mit U Schroder A Schwietzke J Zahringer Jaroslawl Russland 1996 Coslart Centro Cultural Margarita Nelken Madrid 2002 100 Jahre Von der Heydt Museum Kunsthalle Barmen Wuppertal 2003 Teilnahme an der Art Basel 2012 20 Years Hengesbach Gallery Hengesbach Gallery Berlin 2012 Das Eigene und Andere in der Fotografie Eine Ausstellung fur Hannah Hoch Projektraum des Deutschen Kunstlerbundes Berlin 2015 Avant La Devantgarde Ackerloft PADE Kunstverein e V Dusseldorf 2015 private view 2 Stadtische Galerie Villingen Schwenningen Katalog 6 2016 Vor der Skulptur Bildhauerzeichnungen mit Tina Haase Karin Hochstatter Birgit Werres Galerie Ulrich Mueller KolnLiteratur BearbeitenGottfried Bohm Eine kopernikanische Wendung des Blickes in Michael Seeling Interspace Kunsthalle Goppingen Goppingen 1999 ISBN 3 927791 35 0 Bernd Finkeldey Look out in Michael Seeling Interspace Kunsthalle Goppingen Goppingen 1999 ISBN 3 927791 35 0 Markus Fuhrmeister Transformation des Styropor in Westdeutsche Allgemeine Zeitung WAZ vom 9 Mai 2007 Essen Frauke Heidtmann Styropor wird zur Goldwahrung in Nordsee Zeitung NZ vom 4 Februar 2014 Bremerhaven Rolf Hengesbach Gesprache mit Michael Seeling in Michael Seeling Pseudomorphose Stadtsparkasse Wuppertal Wuppertal 1997 Hannelore Kersting Konstruktive Spannungen in Michael Seeling Skulpturen Museum Abteiberg Monchengladbach 1994 ISBN 3 924039 29 1 Hannelore Kersting Das Unbehagen an der Beliebigkeit in Michael Seeling Pseudomorphose Stadtsparkasse Wuppertal Wuppertal 1997 Wouter Kotte Text in Ausstellung Aufstellung Kunsthalle Barmen Wuppertal 1990 Karl Neuffer Flexionen und Reflexionen in Michael Seeling gistreuui Dahlemer Verlags Anstalt fadbk Berlin Essen 2007 ISBN 978 3 928832 70 0 Ulrike Schick Spurensuche in Michael Seeling Eine Piazza fur alles und ein Jedes auf seiner Piazza Museum gegenstandsfreier Kunst MgK Otterndorf 2014 Stadtische Galerie Villingen Schwenningen Hrsg private view 2 Stadt Villingen Schwenningen Villingen Schwenningen 2015 ISBN 978 3 939423 52 2 Andreas Steffens Das Sein der Kunst in Michael Seeling Pseudomorphose Stadtsparkasse Wuppertal Wuppertal 1997Weblinks BearbeitenWebsite von Michael SeelingEinzelnachweise Bearbeiten Seeling Michael im Mitgliederverzeichnis auf Website des Deutschen Kunstlerbundes abgerufen am 19 November 2015 Biografische Daten Michael Seeling Info Memento des Originals vom 9 Februar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www michael seeling de auf Website des Kunstlers abgerufen am 14 September 2015 Tensionale Steinbildhauerei begriffliche Neubildung im Rahmen des vorliegenden Artikels Abgeleitet von Tension lat tensional adj im Sinne von Spannung oder Druck aufweisend diesen ausgesetzt damit arbeitend Matrikulare Zeichnung begriffliche Neubildung im Rahmen des vorliegenden Artikels Abgeleitet von Matrix lat matrikular adj im Sinne von in der Form oder Gestalt einer Matrix deren Struktur aufweisend Ausstellungsverzeichnis Michael Seeling Info Memento des Originals vom 9 Februar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und 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