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Michael Friedrich Wild 8 Februar 1747 in Durlach 30 April 1832 in Mullheim Baden war ein deutscher Geodat und Naturforscher Er begrundete im Grossherzogtum Baden ein neues Mass und Gewichtssystem Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Wurdigung 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Epitaph von Friedrich Michael Wild an der Nordseite der Margarethen Kapelle in MullheimWild war der Sohn des Durlacher Handelsmanns und Burgermeisters Ludwig Adam Wild und dessen Ehefrau Maria Dorothea geb Uhland aus Tubingen einer Grosstante des Dichters Ludwig Uhland Die Familie stammte vaterlicherseits von franzosischen Einwanderern namens Willet oder Guillet ab Die Mutter verstarb bereits 1750 1752 heiratete sein Vater Maria Margaretha Groos Gross aus Haltingen Michael Friedrich wuchs zunachst in dieser Familie in Durlach auf spater bei einem Onkel Oberamtmann Conrad Friedrich Wild in Emmendingen Nach einer Ausbildung als Schreiber studierte Wild in Gottingen Kameralwissenschaft was mit dem Studium der Mathematik Geodasie Astronomie und Physik verbunden war 1 Seine berufliche Laufbahn begann an einem Landwirtschaftsgut mit Brauerei in Muhlburg bei Karlsruhe wo er bald zum Verwalter aufstieg Nach drei Jahren unternahm Wild Studienreisen nach England Frankreich und in die Niederlande zur Erkundung der dortigen landwirtschaftlichen Methoden Seit 1777 ging er einer Lehrtatigkeit an der reformpadagogisch ausgerichteten Ecole militaire von Gottlieb Konrad Pfeffel in Colmar nach und unternahm von dort aus barometrische Hohenmessungen Der Ausbruch der franzosischen Revolution 1789 bewog ihn zur Ruckkehr nach Baden Dort fand er Aufnahme bei einem Onkel dem Oberamtmann Emanuel Gross in Mullheim in dessen Amtshaus er in der Folge lebte Wild setzte hier seine geodatischen Untersuchungen fort und veroffentlichte kleinere Aufsatze oder wurde als Mitautor tatig bis er schliesslich den Auftrag zur Einfuhrung eines neuen Mass und Gewichtssystems fur Baden erhielt Bereits 1787 wurde Wild zum furstlich ysenburgischen Rat ernannt 1809 dann zum badischen Hofrat und 1818 zum geheimen badischen Hofrat 1830 wurde er mit dem Ritterkreuz des Ordens vom Zahringer Lowen ausgezeichnet Michael Friedrich Wild war mit Johann Georg Schlosser Joseph Albrecht von Ittner Johann Georg Jacobi und Johann Peter Hebel 2 befreundet dessen Gedicht Der Morgenstern er vertonte In seinen letzten Lebensjahren unterrichtete Wild begabte Jungen in Mullheim in Mathematik Physik Astronomie und Geodasie Bereits seit seiner Tatigkeit in Colmar besass er dafur ein physikalisches Kabinett das Grossherzog Karl Friedrich nach seinem Tod erwarb und der Universitat Heidelberg und dem Physicalischen Cabinett in Karlsruhe ubergab 3 Die Grabstatte von Wild befindet sich an der Nordseite der ehemaligen Margarethenkapelle in Mullheim Das sanierte trockengelegte und neu gesetzte Epitaph ist erhalten wenn der Text auch teilweise unleserlich geworden ist 4 Leistungen BearbeitenIm Heiligen Romischen Reich Deutscher Nation existierten bei oft gleicher Bezeichnung voneinander abweichende ortsgebundene Masseinheiten Seit dem 17 Jahrhundert gab es Bestrebungen das Mass und Messwesen zu vereinheitlichen die aber an der Vielzahl der auf Unabhangigkeit bedachten Territorialherren scheiterten Diese Masseinheiten waren jedoch auch noch lokal sehr unterschiedlich sodass in Baden zahlreiche voneinander abweichende Masse verwendet wurden Mit einem Dekret des Markgrafen Karl Friedrich vom 6 Januar 1802 wurde eine Kommission mit der Ausarbeitung eines einheitlichen Mass und Gewichtssystems fur die Markgrafschaft Baden beauftragt Durch Vermittlung von Johann Gottfried Tulla der die Leistungen Michael Friedrich Wilds sehr schatzte wurde dieser Mitglied der Kommission Die Kommission war anfanglich ich ausserte sich Wild daruber 5 Zusammen mit einem Mitarbeiter nahm Wild im ganzen Land das sich uber das Kurfurstentum Baden 1806 auf das Grossherzogtum Baden entscheidend vergrossert hatte vor Ort die dort benutzten Masse und Gewichte auf Die Resultate der Maasuntersuchungen uberhaupt zeigten etwas wahrhaft Abschreckendes das namlich dass man im Grossherzogtum uber 120 Eichstatten hat besuchen mussen weil in jeder wo nicht in allen Stucken doch in einigen etwas Eigenes war womit sie sich zu einem legalen besondren Maasstab fur andere erhoben hatte 6 So gab es im Grossherzogtum Baden 112 Ellenmasse 92 Flachen oder Feldmasse 65 Holzmasse 163 Fruchtmasse Volumenmasse 123 Ohm oder Eimermasse 63 Wirts oder Schankmasse und 80 Pfundgewichte 7 Wild selbst war ein Verfechter einheitlicher Masse fur ganz Deutschland entsprechend der in Frankreich im Zuge der Revolution versuchten Einfuhrung Damit zog er sich aber den Unwillen mancher Verantwortlicher im Grossherzogtum zu 8 Als Ergebnis aus seinen Arbeiten schlug Wild deshalb in seinem zweibandigen Werk Ueber allgemeines Maas und Gewicht aus den Forderungen der Natur des Handels der Polizey und der gegenwartig noch ublichen Maase und Gewichte abgeleitet ein System vor das die traditionellen Einheiten beibehielt und als Grosse jeweils die Mitte der vorgefundenen Masse ansetzte Dabei wahlte er die neuen Grossen so dass sich zu den metrischen Einheiten einfache Umrechnungsfaktoren ergaben und moglichst viele Einheiten durch Dezimaleinteilung voneinander abhingen Am 10 November 1810 erging ein auf dem von Wild vorgeschlagenen System basierendes Dekret 9 dessen praktische Umsetzung aber noch bis zur Verkundung der Maas Ordnung fur das Grossherzogtum Baden am 7 August 1829 andauerte 10 Wurdigung BearbeitenMichael Friedrich Wild hat durch seine Arbeiten zur Konsolidierung des neu geschaffenen Grossherzogtums Baden beigetragen Dabei handelte es sich aber nur um einen kleinen Staat im nachnapoleonischen europaischen Gefuge Die Arbeiten von Wild waren deshalb nur von geringer Bedeutung fur die Erneuerung des europaischen Mess und Masswesens Sein Bezug auf das Dezimalsystem in seiner Arbeit zur Einteilung der Masse und Gewichte wird eher kritisch gesehen wahrend die Grundlichkeit der Untersuchungen die er jeweils an Ort und Stelle vornahm allgemein gelobt wird 11 Werke Bearbeiten nbsp Wikisource Michael Friedrich Wild Quellen und VolltexteLiteratur BearbeitenGustav Bacherer Biographie von M Fr Wild Vorwort zu Michael Friedrich Wild Versuche und Beobachtungen im Gebiete der Physik Munchen 1834 12 Friedrich Fessenbecker Michael Friedrich Wild der Begrunder des badischen Masses und Gewichtes in Das Markgraflerland 1961 Seite 185 188 13 Victor Wang Die Vereinheitlichung von Mass und Gewicht in Deutschland im 19 Jahrhundert Analyse des metrologischen Wandels im Grossherzogtum Baden und anderen deutschen Staaten 1806 bis 1871 St Katharinen 2000 Bernhard Trub Michael Friedrich Wild Begrunder des Badischen Masses und Gewichtes Mullheim 2013 ISBN 978 3 940552 03 7Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Michael Friedrich Wild im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Landesbibliographie Baden Wurttemberg statistik baden wuerttemberg de Michael Friedrich Wild iffze de Entwicklung der Masse und GewichteEinzelnachweise Bearbeiten Trub S 17 Sechs Briefe von Hebel an Wild haben sich erhalten online Trub S 75 ff Trub S 79 f Trub S 41 ff Ueber allgemeines Maas und Gewicht Band 2 S X online August Schiebe Universal Lexikon der Handelswissenschaften Band 1 Friedrich Fleischer Gebruder Schumann Leipzig Zwickau 1837 S 421 online Trub S 49 Grossherzoglich Badisches Regierungsblatt 1810 S 335 337 online Digitalisat online Trub S 53 books google de 3 Januar 2023 dl ub uni freiburg de Digitalisat Normdaten Person GND 100700624 lobid OGND AKS VIAF 52042543 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wild Michael FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Geodat und NaturforscherGEBURTSDATUM 8 Februar 1747GEBURTSORT DurlachSTERBEDATUM 30 April 1832STERBEORT Mullheim Baden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michael Friedrich Wild amp oldid 233559554