www.wikidata.de-de.nina.az
Als Method Acting englisch auch the Method die Methode bezeichnete Lee Strasberg eine auf der Lehre Konstantin Stanislawskis beruhende Methode die Schauspielerei zu erlernen Es handelt sich um eine US amerikanische Variante des Naturalismus im Schauspiel Der Schauspieler arbeitet dabei mit Erinnerungen an eigene Erlebnisse und mit Entspannungstechniken Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Method Acting nach Strasberg 2 1 Private Moment 2 2 Song and dance exercise 2 3 Das Bewusste Unbewusste und Unterbewusste 3 Nachwirkung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenSeit dem New Yorker Gastspiel Stanislawskis mit seinem Moskauer Kunstlertheater im Januar 1923 galt seine Methode fur viele der dortigen Buhnendarsteller als zukunftsweisend Seinem in die USA ausgewanderten Schuler Richard Boleslawski gelang es im Juni 1923 das Lab Theatre zu grunden das fur Jungschauspieler in New York City wie Lee Strasberg oder Stella Adler zur Grundlage einer neuen Schauspielkunst wurde Als Lehrerin stand ihm die Schauspielerin Maria Ouspenskaya zur Seite die mit Stanislawski nach New York gekommen war und die Gelegenheit zur Emigration genutzt hatte Strasberg Adler Sanford Meisner Cheryl Crawford und andere Anhanger des Stanislawski Systems wirkten seit 1931 im Group Theatre Stella Adler reiste kurzzeitig nach Paris um bei Stanislawski personlich Unterricht zu nehmen und kam 1934 nach New York zuruck Sie wirkte ebenfalls als Schauspiellehrerin was zu Rivalitaten mit Strasberg fuhrte der nie von Stanislawski unterrichtet worden war 1947 grundete Strasberg mit Crawford Robert Lewis und Elia Kazan die Schauspielwerkstatt Actors Studio die zu einem wichtigen Anziehungspunkt fur angehende Buhnen und Filmschauspieler sowie fur Dramatiker wurde Weltweit beruhmt wurde der Ansatz des Method Acting Anfang der 1950er Jahre mit den ersten Erfolgen Marlon Brandos in Endstation Sehnsucht und Der Wilde Method Acting nach Strasberg BearbeitenStrasberg publizierte mehrere Texte zu seiner Lehrmethode die er aber nie als eigene Erfindung ausgab sondern stets auf Stanislawski zuruckfuhrte Von Stanislawski selbst waren bis in die 1950er Jahre aufgrund der Zuruckhaltung der sowjetischen Machthaber nur wenige schriftliche Zeugnisse erhaltlich Im Unterschied zu Stanislawskis Texten wirken Strasbergs Schriften knapper methodischer und zielgerichteter Er definierte das Schauspielen nicht als Talent zur Nachahmung oder Exhibitionismus sondern als Fahigkeit auf imaginare Stimuli zu reagieren 1 Daher gliederte er den Schauspielunterricht in Entspannungs und Erinnerungsubungen Der Schauspieler solle sich vier Fragen uber seine Figur und ihre gegenwartige Situation stellen Wer sie ist Wo sie ist Was sie dort tut Handlung und Absicht Was geschehen ist bevor sie dorthin kam gegebene Umstande 2 Durch Entspannungstechniken ist laut Strasberg die Konzentrationsfahigkeit zu steigern Um zu einem innerlichen Erleben der gespielten Situationen zu kommen sind Erinnerungen an eigene Erlebnisse zentral die der gespielten Situation nahekommen Die Emotionen durfen nicht fluchtig bleiben sondern mussen beherrscht und wiederholbar gemacht werden Dies geschieht im Wechselspiel zwischen bewusster Vorbereitung und unbewusster Spontanitat Strasberg unterschied dazu drei Arten der Erinnerung Affective Memory ist das Wiedererleben einer vergangenen Erfahrung ausgelost durch einen Stimulus dessen Entdeckung er dem Psychologen Theodule Ribot zuschrieb und mit Iwan Petrowitsch Pawlow und Sigmund Freud in Verbindung brachte Diese Art Gedachtnis trainiert der Schauspieler um Situationen wiederholbar zu machen siehe bedingter Reflex Sense Memory ist die Erinnerung an eine Situation durch begleitende Sinneseindrucke wie etwa das Gerausch des Regens oder Geruche 3 Emotional Memory ist die Erinnerung an komplexe Gefuhle und damit die hochste Stufe des schauspielerischen Erinnerns wahrend sich Sense Memory eher auf einfache Wahrnehmungen wie Warme oder korperlichen Schmerz bezieht Affective Memory wird oft gleichbedeutend mit Emotional Memory gebraucht obwohl Strasberg einen Unterschied macht und den letzteren Begriff auf Stanislawskis Spatwerk bezieht 4 Der Begriff steht bei Strasberg oft generell fur eine Technik des Erinnerns die dem Behaviorismus nahesteht aber daruber hinaus ein originelles Moment der kunstlerischen Inspiration habe Ferner betonte Strasberg dass die Schauspieltechnik in Theater und Film grundsatzlich dieselbe sei und verwies dabei anerkennend auf Charlie Chaplin oder Laurence Olivier 5 Private Moment Bearbeiten Als Hindernis fur den Schauspieler betrachtete Strasberg dessen Bewusstsein vor einem Publikum zu stehen und sich gesellschaftlich verhalten zu mussen oder zu wollen So verlieren die Emotionen seiner Auffassung nach ihre Frische und Glaubwurdigkeit Daher erfand er Ubungen die dem Schauspieler helfen sollten das Publikum zu vergessen und sich starker auf sich selbst zu konzentrieren Eine davon nannte er Private Moment Dabei wird ein privates Verhalten das fur Strasberg nicht gleichbedeutend war mit dem blossen Alleinsein in Erinnerung gerufen und offentlich wiederholt Strasberg musste sich haufig gegen Vorwurfe verteidigen dass auf diese Weise der Voyeurismus des Publikums bedient werden wurde 6 Song and dance exercise Bearbeiten In der Blutezeit des Musical Play in den 1940er Jahren unterrichtete Strasberg oft Musicaldarsteller die Gesang und Tanz mit authentischem Schauspiel verbinden sollten Um zu verhindern dass Gesang und Tanz zu ausserlichen Routinehandlungen wurden zerhackte er die musikalischen und tanzerischen Ablaufe bis der Darsteller vollig auf sich selbst zuruckgeworfen war Dies nannte er Song and dance exercise 7 Das Bewusste Unbewusste und Unterbewusste Bearbeiten Lee Strasberg schreibt in seinem Aufsatz Der Schauspieler und er selbst 1965 dass die Wirklichkeit das Material des Schauspielhandwerks sei Das Ergrunden der bewussten und unbewussten Prozesse ist ein zentraler Bestandteil von Strasbergs Ansatz weil sich der Schauspieler in diesem Spannungsfeld befindet und einen Weg zum freien Ausdruck finden muss Die Arbeitsbedingungen des Schauspielers erfordern dass er im voraus weiss was er tun wird wahrend die Kunst des Schauspielers es erfordert dass es so aussieht als wisse er das nicht Strasberg glaubt dass der Schauspieler einen Menschen nicht nachzuahmen brauche da er aus sich selbst heraus kreativ sein konne Er ist zugleich Material und Wirklichkeit Aus dieser Verbindung leitet Strasberg eine Psychologie der Imagination und Konzentration ab Strasbergs Ansatz lehnt sich an Sigmund Freuds Konzept der Psychoanalyse an Analog zu Freuds Methode Menschen uber ihre Leiden und die damit verbundenen Erlebnisse berichten zu lassen fordert Strasberg das Sprechen uber das Selbst die Introspektion und das Zuganglichmachen von un oder vorbewussten Inhalten Die Phantasie das Unbewusste und das Unterbewusste anzuregen ist das starkste Mittel der kunstlerischen Arbeit Weitere Begriffe Strasbergs die sich an Freud orientieren sind Phantasie Wunsch Affekt Trieb oder Sexualitat Strasberg meint dass der Schauspieler im Wesentlichen etwas Erfundenes spiele also einen Traum ein Begriff der ebenfalls mit Freud in Zusammenhang gebracht werden kann Die Traumdeutung 1899 Im Gegensatz zur Realitat muss der Schauspieler immer wieder auf imaginare Reize reagieren und dies noch ausdrucksstarker als in der Realitat Die anscheinend sinnlosen vergessen geglaubten Dinge sind es die ihn dazu bringen konnen etwas zu ersinnen das un oder unterbewusst bereits vorhanden und dem Spiel forderlich ist Der Schauspieler muss voll und ganz an das glauben was er auf der Buhne denkt und sagt Wahrend der Verfremdungseffekt im Sinn von Bertolt Brecht zeigen soll dass der Schauspieler nicht hinter zwiespaltigen Figuren steht die er zu spielen hat verlangt Strasberg einen radikalen Glauben an die eigene Darstellung Dies muss sich nicht widersprechen weil es Strasberg um die Identifikation mit dem Text des Autors geht nicht um die Identifikation mit zweifelhaften Charakteren So fuhrt er am Beispiel der Urauffuhrung von Mutter Courage und ihre Kinder 1941 aus dass es Brecht als Regisseur gar nicht um Distanz des Schauspielers von seiner Figur gegangen sei sondern um eine glaubwurdige Darstellung des Zwiespaltigen 8 Nachwirkung Bearbeiten1951 bis 1982 blieb Strasberg der kunstlerische Leiter des Actors Studios Er war der Einflussreichste aber nicht der Einzige der auf Stanislawskis Lehre aufbaute Marlon Brando oder Robert De Niro die oft mit dem Method Acting in Verbindung gebracht werden hatten auch im Stella Adler Studio of Acting Schauspielunterricht Auch Strasbergs ehemaliger Weggefahrte Sanford Meisner entwickelte seine eigene Schule Adler und Meisner warfen Strasberg vor dass er Stanislawskis spatere Entwicklung nicht mitbekommen habe weil er seinerzeit nur mit Schauspiellehrern der alteren Generation in Kontakt gekommen sei Die reduzierte Interaktion mit dem Publikum und die Betonung der vierten Wand machten das Method Acting zur geeigneten Grundlage fur das Filmschauspiel fuhrten im Theater der 1960er Jahre aber auch zu heftigen Gegenreaktionen wie den Performance Konzepten von Richard Schechner Eine Weiterentwicklung des Method Acting speziell fur Filmschauspieler seit den 1970er Jahren stammt von Eric Morris Unter Method Acting werden oft die Milieustudien Robert de Niros zur Vorbereitung auf seine Rollen und ofter noch seine Gewichts Zu und Abnahme fur bestimmte Figuren verstanden Im engeren Sinn hat dies nichts mit Method Acting zu tun sondern entspricht eher einer Weiterentwicklung des Delsartismus wie er hauptsachlich uber Steele MacKaye in die USA gelangte Strasberg betonte dass ein Schauspieler oft jahrelangen Abstand zu Erinnerungen haben musse um sie beherrscht einsetzen zu konnen Literatur BearbeitenRichard Boleslavsky Acting The First Six Lessons Taylor amp Francis New York 1987 ISBN 978 0 87830 000 6 deutsche Ubersetzung Acting die ersten sechs Schritte Verlag Eigene Werte Wanna 2001 ISBN 3 934080 00 6 Lee Strasberg A Dream of Passion The Development of the Method Penguin New York 1988 ISBN 978 0 452 26198 3 Lee Strasberg Schauspielen und das Training des Schauspielers Beitrage zur Method hrsg Wolfgang Wermelskirch Alexander Berlin 5 Auflage 2001 Einzelnachweise Bearbeiten Lee Strasberg Definition of Acting Auszug aus Encyclopedia Britannica New York The Lee Strasberg Creative Center o J S 1 Lee Strasberg Definition of Acting Auszug aus Encyclopedia Britannica New York The Lee Strasberg Creative Center o J S 14 Lee Strasberg Definition of Acting Auszug aus Encyclopedia Britannica New York The Lee Strasberg Creative Center o J S 7 8 Lee Strasberg A Dream of Passion New York Penguin 1988 S 111 Lee Strasberg Definition of Acting Auszug aus Encyclopedia Britannica New York The Lee Strasberg Creative Center o J S 17 Lee Strasberg A Dream of Passion New York Penguin 1988 S 144 Lee Strasberg A Dream of Passion New York Penguin 1988 S 152 f Lee Strasberg A Dream of Passion New York Penguin 1988 S 192 Normdaten Sachbegriff GND 4387628 6 lobid OGND AKS Anmerkung Ansetzungsform GND The method lt Schauspielunterricht gt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Method Acting amp oldid 229133654